Im Alter von 25 Jahren wechselt Maxi Kleber nach mehreren Anläufen in die NBA - dass er nun ausgerechnet bei den Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki gelandet ist, scheint einem Drehbuch zu entstammen. Eine bessere Gelegenheit könnte es kaum geben.
Maximilian Kleber war 5 Jahre alt, als er damit anfing, Basketball zu spielen. Der Grund dafür war nicht etwa, dass damals schon absehbar war, dass er später auf 2,08 m hochschießen und mehr als überdurchschnittliche Athletik und Hand-Auge-Koordination entwickeln würde. Dass er genug Talent haben würde, um schon im Jugendalter auf den Zetteln der Scouts aufzutauchen.
Nein: Der Grund war der Mann, der damals kurz vor dem Wechsel aus der gemeinsamen Heimat Würzburg in die NBA stand. Der heute zu den größten Sportlern der deutschen Geschichte gehört: Dirk Nowitzki. 20 Jahre später werden Kleber und Nowitzki für dasselbe Team auflaufen.
Endlich ist es soweit: Nachdem er zuvor mehrfach im letzten Moment ausgebremst wurde - darunter 2015, bevor er zum FC Bayern wechselte -, hat Kleber seinen ersten NBA-Deal unterschrieben. Er wechselt für ein voll garantiertes Jahr zum Minimum nach Dallas, für das zweite Jahr besteht eine Team-Option, wie Klebers Agent Jan Rohdewald gegenüber SPOX bestätigte.
Verletzung kurz vor der Summer League
Dass Kleber die Begabung mitbringt, um in der NBA zu spielen, war schon lange klar gewesen - spätestens seit seiner starken Saison 2014/15 bei Obradoiro in der spanischen ACB, der (abgesehen von der Euroleague) besten Liga Europas.
SPOXDie Saison brachte ihm Einladungen für die Summer League von über zehn NBA-Teams ein, wie Kleber 2015 im SPOX-Interview bestätigte, bevor er sich für die Miami Heat entschied. Es gab beste Aussichten, dass er sich seinen NBA-Traum nun würde erfüllen können, nachdem er 2014 beim Draft noch leer ausging.
Kurz vor dem Start der Summer League machte jedoch eine Verletzung alles zunichte, Kleber verpasste nicht nur die Summer League, sondern auch gleich noch die anschließende EuroBasket. Er wechselte statt in die NBA zum FC Bayern, konnte aber auch dort erst im Januar wieder eingreifen. Er musste behutsam herangeführt werden und sagte daher auch im Sommer die erneuten Anfragen aus der NBA ab.
Kleber: Dem FC Bayern für immer dankbar
Die Zeit war noch nicht reif, zudem hatte er in München noch einen gültigen Vertrag und nach der enttäuschenden ersten Saison noch einiges vor. Dass die Münchner ihn während seiner Reha mit viel Geduld und Ruhe unterstützt hatten, blieb ihm zudem nicht verborgen.
"Ich werde nie vergessen, was Bayern für mich getan hat, denn sie haben mich nach meiner schweren Fußverletzung in der schwersten Phase meines Lebens aufgepäppelt und aufgebaut - ich bin mir ganz sicher, dass ich ohne den FC Bayern nicht dort wäre, wo ich jetzt bin", wurde Kleber in der Bayern-Pressemitteilung zu seinem Wechsel nach Dallas zitiert.
Im Verlauf der Saison 2016/17 entwickelte sich jedoch eine neue Möglichkeit. Kleber blieb gesund - endlich mal - und spielte eine sehr gute Saison, mit 9,3 Punkten, 5,1 Rebounds und 1,9 Assists im Schnitt wurde er zum effektivsten deutschen Spieler der BBL gekürt. Den NBA-Scouts, die Kleber ja ohnehin seit Jahren auf dem Zettel hatten, fiel das natürlich auch auf.
Kleber: Dallas "eine ganz besondere Situation"
Es meldeten sich einige Teams mit Anfragen an Kleber - erste Gespräche mit den Mavs fanden bereits im März statt, wie Rohdewald gegenüber SPOX sagte. Mehr und mehr wurde dabei klar, dass dies tatsächlich genau die Chance sein könnte, auf die Kleber so lange gewartet hat. Die Situation in Dallas könnte nicht besser sein für einen jungen Big Man aus Würzburg.
"In Dallas ist das noch einmal eine ganz besondere Situation, da ich in Dirk den wohl besten Mentor habe, den man sich vorstellen kann", sagte Kleber. "Die Atmosphäre dort ist sehr freundschaftlich und familiär, das ist vergleichbar mit Bayern."
Der Faktor Nowitzki ist dabei natürlich nicht zu unterschätzen. Abgesehen von der offensichtlichen sportlichen Genialität ist die lebende Legende auch jemand, von dem Kleber mental viel lernen kann. Der mittlerweile 39-jährige Nowitzki paart seinen extremen Ehrgeiz mit der Fähigkeit, auch mal loszulassen und zu reflektieren.
Kleber hingegen hat verletzungsbedingt schon so viel Zeit verpasst, dass es manchmal wirkt, als wolle er alles auf einmal machen, wenn er gesund ist. Ein kleines bisschen Entspannung könnte sein Spiel noch auf ein höheres Level hieven.
Mavericks planen langfristig mit Kleber
Auch für die Mavs ist Kleber derweil kein Publicity-Stunt, da sie aus Prinzip auch dann immer einen Würzburger haben wollen, wenn Nowitzki eines Tages aufhört. Im Gegenteil. Natürlich ist das Risiko für Dallas angesichts der Vertragsstruktur minimal, der Plan ist aber schon, Kleber aufzubauen und lange mit ihm zusammenzuarbeiten.
Davon hat GM Donnie Nelson Kleber und sein Team überzeugt, ansonsten hätte es wie erwähnt auch andere Optionen gegeben. Die kurze Vertragslaufzeit ist dabei nach SPOX-Informationen sogar ein Wunsch des Spielers gewesen. Kleber weiß schließlich auch, dass er bei den Mavs wohl die Möglichkeit haben wird, seine Fähigkeiten zu zeigen.
Maxi Kleber: Kindheitstraum geht in Erfüllung
Im großen Wettrüsten der Western Conference haben sich die Mavericks vornehm zurückgehalten, sodass auch Nowitzki unlängst zur Sport Bild sagte, das Erreichen der Playoffs könnte "schwer" werden. Die Mavs haben sich (endlich) verjüngt und wollen geduldiger als in der Vergangenheit neu aufbauen, statt mit viel Geld die großen Namen zu jagen.
Das gilt vor allem auf den großen Positionen. Nowitzki ist Nowitzki, Nerlens Noel soll gehalten werden, wenngleich sich die Verhandlungen mit dem Restricted Free Agent überraschend lange hinziehen. Ansonsten laufen im Frontcourt Spieler wie Dwight Powell, Josh McRoberts und Salah Mejri rum und kämpfen um Minuten. Wenn er sein Potenzial abrufen kann, ist Kleber mit seinem Wurf und den Skills in der Defense der wohl vielseitigste Spieler aus dieser Runde.
Auch wenn man nicht von irgendwelchen Garantien anfangen sollte: Es könnte tatsächlich passieren, dass Kleber im Laufe der kommenden Saison zum Backup des Mannes avanciert, dessentwegen er einst mit dem Sport anfing. "Mein Kindheitstraum geht in Erfüllung", sagte Kleber in der Bayern-Pressemitteilung. Selten konnte man eine solche Aussage so wörtlich nehmen.