Für Basketball-Fans ist der September traditionell ein besonderer Monat. Denn: Alljährlich kommt dann das neue NBA 2K auf den Markt - und die eigene, virtuelle Profi-Karriere beginnt von neuem.
Doch da Sport- und Videospielefans schon seit Jahren von der hohen Qualität der Simulation verwöhnt wurden, hat es Publisher 2K im Verbund mit Entwickler Visual Concepts nicht leicht. Denn es stellt sich die Frage: Wie soll der überragende Vorgänger noch einmal getoppt werden?
NBA 2K18: Wie soll es noch besser werden?
Die Antwort: Mit noch besserem Gameplay und neuen Ideen. Der extrem beliebte "MyCareer"-Modus erhielt einen ganz neuen Anstrich und bekam mit der "Neighborhood" ein Open-World-Element spendiert. Damit könnt ihr nichts anfangen? Dann geht hier entlang - denn wir waren in New York vor Ort und durften uns vorab einen Eindruck machen.
Letztendlich bleibt die Neighborhood aber nur ein nettes Gimmick, das einen abwechslungsreichen Rahmen für die eigene Karriere bietet. Denn was am meisten zählt, ist das Geschehen auf dem Court - und da präsentiert sich 2K stärker denn je.
Das beginnt schon mit der Präsentation. Es gibt vor den Spielen unzählige Intro-Möglichkeiten. Mal wird die Stadt und die Arena von draußen präsentiert, mal wird ein Lied aus dem umfangreichen Soundtrack mit Highlights unterlegt. Beim nächsten Mal wiederum ist man bei der Nationalhymne live dabei oder man darf staunen über die Lichtshows, mit denen die Parketts seit einigen Jahren in eine Art 3D-Großbildleinwand verwandelt wurden.
Auch die Optik der Spieler wurde tatsächlich noch einmal ausgebessert (auch wenn wir über die Umsetzung von Dirks Frisur den Mantel des Schweigens Hüllen müssen). Spieler wie Kevin Durant oder Giannis Antetokounmpo kommen nicht mehr viel zu dünn daher, zudem haben die meisten Stars ihre "Signature-Moves" zum Spielbeginn auch auf der Konsole dabei (Hallo, Russell Westbrook).
Viel Pick-and-Roll bei NBA 2K18
Und dann also der Tip-Off. Schon beim ersten Ballvortrag ist zu erkennen, dass nochmals an vielen detaillierten Stellschrauben gedreht wurde. Ein Stephen Curry dribbelt den Ball ganz anders nach vorne als ein Dennis Schröder. Es sind Unterschiede bei den Art des Dribblings, der Schrittfolge oder der Körperhaltung zu erkennen - und all diese Elemente kommen dem Original unglaublich nahe.
Im Halbfeld-Spiel wird natürlich als erstes ein Pick-and-Roll gelaufen. Und auch hier merkt man sofort, wer am Werke ist: Ein kräftiger DeMarcus Cousins stellt einen ganz anderen Block als ein schmächtiger KD - allerdings rollt er auch langsamer ab beziehungsweise "poppt" weniger agil zur Dreierlinie.
Wenn man seinen Verteidiger dann abgeschüttelt hat, gibt es viele Optionen. Die Wurfanimationen aus dem Dribbling heraus sind deutlich flüssiger geworden, der Halbdistanzwurf ist eine Waffe. Auch die Steuerung der Korbleger-Art ist genauer geworden. Ein Eurostep-Layup mit James Harden? Kein Problem!
Beim Passsystem hat sich auch etwas geändert. Man ist nicht mehr zwingend auf den Symbolpass angewiesen, um den Spalding in die richtigen Händen zu befördern, denn nun spielt auch eine Rolle, wie lange der entsprechende Knopf gedrückt wird. Und dabei ist egal, ob man einen Bodenpass, Lobpass oder "normalen" Brustpass spielt.
NBA 2K18: Wurfsystem wie früher
Hat man erstmal seinem Wunsch-Schützen an der Dreierlinie Platz verschafft, gibt es beim Shooting ebenfalls Neues. Hier wurde allerdings ein Schritt in die Vergangenheit gewagt - zu Recht. Denn das bei 2K17 neu eingeführte System, dass auch die Richtung, in die man den Wurfstick hält, die Trefferchance beeinflusst, wurde wieder abgeschafft - zu groß war für viele die Herausforderung, auf Winkel und Timing beim Werfen zu achten. Nun ist wieder nur das Timing relevant, was gerade den Einsteigern, die nicht dem der Wurftaste werfen wollen, helfen dürfte.
Mit all diesen Eindrücken ging es also ans Eingemachte. Die SPOX-Redakteure treten zu vier Matchups gegeneinander an - von denen das ersten schon beendet ist. Schließlich ist das gute, alte "Couch-Koop" immer noch die Königsdisziplin der Sportspiele. Wer würde die Oberhand behalten?
Spiel 1: Dallas Mavericks (Thorben Rybarczik) vs. Atlanta Hawks (Max Wittmann) 41:48*
Den Anfang machte das deutsche Duell - Dirk Nowitzki gegen Dennis Schröder. Während mit den Mavs viel über Nowitzki im Post und Pick-and-Pop agiert wurde, kamen die neuformierten Hawks etwas ausgeglichener daher. Point Guard Schröder beschränkte sich aufs Bälle verteilen - und machte seine Sache gut. Spieler wie Mike Muscala oder Ersan Ilyasova - nicht gerade als Scoring-Maschinen bekannt - bekamen alle ihre offenen Würfe und verwerteten diese auch.
Dirk hingegen hatte weniger Unterstützung. Von Barnes war gar nichts zu sehen, Noel vergab einfache Chancen am Brett. Trotzdem konnten die Mavs nach einem Mini-Run im dritten Viertel ausgleichen - doch die Hawks ließen sich davon nicht beirren, fokussierten sich in der Defense auf Dirk und zogen Dallas so den Zahn. Das Fazit von Gewinner Max Wittmann: "Man braucht einfach Spieler wie Mike Muscala."
Spiel 2: Boston Celtics (Marcus Blumberg) vs. Chicago Bulls (David Klermund) 31:29
Das Low Scoring Game verrät: In diesem Fall waren zwei Redakteure am Werk, die sich nicht unbedingt täglich mit 2K befassen. Das merkte vor allem der Spieler mit den Bulls nach dem ersten Viertel - da stand es 11:0 für die Hausherren aus Boston. Wer einen Blowout erwartet hat, sah sich aber getäuscht - die Bulls nahmen davon Abstand, unzählige Dreier zu werfen und kamen so zurück ins Spiel. Im vierten Viertel gingen sie sogar in Führung, sodass ein User schon vermutete, die Redakteure hätten die Controller getauscht. Das war aber nicht der Fall - und am Ende ging der Sieg ohnehin an die Celtics, obwohl Chicago die Chance auf den Gamewinner hatte.
Spiel 3: Houston Rockets (Dominik Geißler) vs. OKC Thunder (Lukas Zahrer) 18:31
Wer hier ein Superstar-Duell auf Augenhöhe erwartet hat, sah sich getäuscht - denn das neu formierte Superteam aus OKC feierte einen souveränen Sieg. Doch die zwei "branchenfremden" Redakteure hatten große Probleme, die Stars á la Westbrook und Harden zu handlen, sodass größtenteils ein großes Chaos entstand. Da der Spieler mit OKC aber weniger Probleme im Wurf-Timing hatte, behielt er letzendlich ungefährdet die Oberhand.
Spiel 4: Golden State Warriors (Robert Arndt) vs. Golden State Warriors (Thorben Rybarczik) 39:35
Im letzten Duell kam es zum Finals Rematch - und es war ein spannendes. Während bei den Cavs LeBron James eine Ein-Mann-Armee darstellte und Neuzugang Dwyane Wade noch gar kein Faktor war, lief es auf eine Entscheidung in der Crunchtime hinaus. In dieser behielten die Warriors die Oberhand, weil sie beim Gegenüber Isaiah Thomas eine erhebliche Schwachstelle in der Defense ausgemacht hatten.
*Vierteldauer: 4 Minuten. Schwierigkeit: All-Star