Nach Jahren der Planlosigkeit soll ein neues Führungs-Duo bei den Orlando Magic für eine bessere Zukunft sorgen. Mit zahlreichen smarten Moves könnte das sogar funktionieren - doch es gibt Risiken. Die Offseason-Analyse.
Die Transaktionen der Orlando Magic
Der wichtigste Move für die Ausrichtung der Franchise wurde durch die Entlassung des langjährigen General Managers Rob Hennigan bereits im April getätigt. Nach emsiger Suche ziehen inzwischen John Hammond (zuvor Bucks) als GM und Jeff Weltman (zuvor Raptors) als President of Basketball Operations die Fäden.
Und es gab viel zu tun für die Beiden. Beim Draft wählten sie zunächst Forward Jonathan Isaac (#6) und später Swingman Wesley Iwundu (#33) aus. Zwei weitere Picks (#25 und #33) gaben sie - da der Kader sonst zerbersten würde - für zukünftige Wahlrechte ab.
In der Free Agency war das neue Führungsduo auch sehr aktiv. Der begehrte Flügelspieler Jonathon Simmons (3 Jahre/20 Millionen Dollar) wurde aus San Antonio losgeeist, Stretch-Big Marreese Speights (1 Jahr/2,1 Millionen) kam von den Clippers und Arron Afflalo (1 Jahr/2,3 Millionen) darf sein Glück nun schon zum zweiten Mal in Disneyland versuchen.
Darüber hinaus kam für die Eins Shelvin Mack aus Utah, während Khem Birch (teilgarantierter Vertrag), Damjan Rudez oder Adreian Payne (Two-Way-Contract) als Kaderfüller dienen.
Diese hohe Anzahl an Neuzugängen lässt erahnen, dass es auch viele Abgänge gab. Jodie Meeks, Stephen Zimmerman, Jeff Green, C.J. Watson, Marcus Georges-Hunt und Patricio Garino gehen künftig woanders auf Korbjagd.
gettyDie Strategie der Orlando Magic
Seit dem Trade von Dwight Howard im Jahre 2012 spielt Orlando in der Bedeutungslosigkeit des Ostens. Playoffs? Fehlanzeige. Hennigan schaffte es trotz unzähliger hoher Draft-Picks nicht, auch nur einen jungen Spieler mit All-Star-Potential abzugreifen.
Auch zahlreiche Free-Agent-Experimente mit schlechten Verträgen gingen schief (Hallo, Ibaka und Biymobo) und die einzige hoffnungsvolle Phase mit Coach Scott Skiles wurde jäh durch dessen Hinschmeißen beendet. Der Leak der möglichen Free-Agent-Ziele im kommenden Sommer (von denen überraschenderweise niemand kam) war ein weiteres Zeichen dafür, dass Hennigan die Kontrolle entglitten war.
Hammond und Weltman haben nun einen langen Weg vor sich, um den Kahn nach Jahren der Planlosigkeit wieder flott zu bekommen. Es ist kein besonders großes Geheimnis, dass dies am besten mit jungen Spielern und zukünftigen Picks funktioniert. Von Letzterem besitzen die Magic bis 2020 neben den eigenen fünf Weitere. Diese Pflicht ist also erstmal erfüllt, auch wenn vier der fünf "fremden" Picks in der zweiten Runde anfallen.
Junge Spieler mit Potential gibt es nun ebenfalls. Jonathan Isaac war zwar im Draft umstritten, da beispielsweise Dennis Smith oder Malik Monk später über die Ladentheke gingen. Isaac ist mit seinen 19 Jahren aber schon sehr variabel und könnte sich im Frontcourt gut mit Aaron Gordon und Bismack Biyombo - die auch noch Potential haben - ergänzen.
Auch Evan Fournier oder Elfrid Payton sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung, der Point Guard bewies in der zweiten Saisonhälfte zumindest gute Allrounder-Qualitäten, wenngleich er nie ein guter Werfer sein wird (nach dem All-Star Break: 13,5 Punkte, 7 Rebounds, 8,4 Assists). Gleiches gilt für Mario Hezonja, während Khem Birch oder Iwundu risikofreie Wetten auf die Zukunft sind.
Da noch kein Team nur mit Jungspunden erfolgreich war, braucht es auch erfahrene Leute. Zu diesem Zweck wurden Afflalo und Speights geholt - zum Vorteil der Franchise nur für ein Jahr. Auch am 27-jährigen Simmons dürfen sich die Jungen getrost orientieren, schließlich hat er bei den Spurs gespielt.
Die Zukunft von Nikola Vucevic ist derweil offener denn je. Er steht noch bis 2019 in den Büchern und ist traditionell Trade-Kandidat. Handlungsdruck haben die Verantwortlichen aber nicht, da zunächst nicht zwingend Cap Space geschaffen werden muss und viele Verträge auslaufen. Die Spieler-Entwicklung steht also im Vordergrund.
Die Schwachstellen der Orlando Magic
Die Offense war in der vergangenen Saison eine Katastrophe. Vor allem aus dem Backcourt kam nichts, was primär daran lag, dass niemand von draußen traf. Die Folge: Platz 29 beim Offensiv-Rating und bei der Dreierquote. Die Additionen von Speights oder Afflalo könnten zwar helfen - doch erstens lebt Afflalo nur noch von seinem Ruf und zweitens sind beides keine Starter-Kandidaten.
Auch die nicht vorhandene Balance im Kader ist nicht vollständig behoben. Während sich im Frontcourt zahlreiche Akteure um die Minuten prügeln, heißt der unumstrittene Starter auf der Eins immer noch Payton. In dieser Hinsicht erscheint es dann doch etwas fragwürdig, dass trotz des Potentials von Isaac ein Dennis Smith verschmäht wurde.
Der Hoffnungsträger der Orlando Magic
Aufgrund der zahlreichen Jungspunde im Kader könnte hier eine ganze Handvoll von Namen stehen. Doch der größte Fokus liegt auf Jonathan Isaac. Denn: Er ist genau der Spielertyp, der das Problem der Magic aus den letzten Jahren beheben könnte.
In Orlando tummeln sich schließlich viele Spezialisten, die zwar auf ihre Position bezogen durchaus ihre Stärken haben, im Teamverbund aber nicht funktionieren. Der positionsbezogene Old-School-Basketball ist schon lange überholt - und da kommt Isaac ins Spiel. Er kann als variabler Forward das Spiel breitmachen, er kann in einem Small-Ball-Lineup auf der Fünf spielen oder in einer traditionellen Aufstellung auf der Vier. Und das Beste dabei: Er ist erst 19 Jahre alt!
Das Fazit
Nach Jahren des Misserfolgs und des Aktionismus scheint es in Disneyland wieder einen Plan von der Zukunft zu geben. Das wurde auch höchste Zeit, denn der Schlingerkurs von Hennigan führte Jahr für Jahr ins Nichts.
Im Rahmen seiner Möglichkeiten hat das neue Duo größtenteils gute Moves vollzogen, wenngleich die Draft-Entscheidung pro Isaac nach hinten losgehen könnte, wenn dessen Entwicklung ausbleibt. Aber ganz ohne Risiko geht es eben nicht. Finanziell hat man ab 2018 viele Möglichkeiten und die Tatsache, dass keine neuen, verheerenden Verträge an Land gezogen wurden, ist in Orlando auch eine willkommene Abwechslung.
Die Note: 3-