Maxi Kleber könnte in der kommenden Nacht sein Debüt in der NBA für die Dallas Mavericks geben (live im LEAGUE PASS). In einem Conference Call sprach der deutsche Nationalspieler über die große Umstellung, die große Hilfe, die ihm Dirk Nowitzki war und Vergleiche mit dem künftigen Hall of Famer.
Frage: Herr Kleber, Sie starten heute Nacht mit den Dallas Mavericks gegen die Atlanta Hawks. Wie groß ist die Vorfreude und was sind Ihre Ziele für die Saison?
Kleber: Die Vorfreude ist natürlich unglaublich groß. Es wird ein Kindheitstraum wahr. Wir haben bereits in der Preseason gegen die Hawks gespielt und da habe ich auch schon mit Dennis gesprochen. Meine Rolle weiß ich aber noch nicht - also ob ich überhaupt spiele und wie viel. Für mich ist wichtig, dass ich weiter arbeite und mich verbessere. Es ist eben doch eine Umstellung. Ich glaube aber, dass ich mit harter Arbeit und Ehrgeiz mich in die Rotation kämpfen kann. Ich muss jetzt mit dem Kopf dabei bleiben und das Team immer unterstützen. Für die Saison hoffe ich, dass ich dem Team helfen kann und meine Rolle finden werde.
Frage: Was war bislang die größte Umstellung auf die NBA für Sie?
Kleber: Das war die Dreierlinie. Es macht schon etwas aus, wenn man noch weiter wegsteht. Außerdem ist das Spiel viel schneller. Die Guards sind unglaublich flink und daran musste ich mich gewöhnen. Gerade als großer Spieler ist es wichtig, die Aufbauspieler vor sich zu halten.
gettyFrage: Sie werden nun gegen die Besten der Welt spielen. Was wollen Sie in die Waagschale werfen, damit die Gegner sich mit Ihnen beschäftigen?
Kleber: Ich bin mir da durchaus bewusst, dass es für mich eine große Herausforderung wird. Jeden Abend erwartet mich ein anderes großer Kaliber. Für mich ist wichtig, dass ich das mache, was ich immer gemacht habe. Ich bin eine Stretch Four und kann so Platz für die Guards schaffen. In der Verteidigung muss ich mein Bestes geben, also aggressiv bleiben und rebounden. Ich versuche einfach nicht, mein Spiel zu verändern.
Frage: Ist es auch das, was die Coaches erwarten oder gab es da eventuell einen neuen Ansatz?
Kleber: Nein, meine Einstellung und mein Einsatz müssen immer stimmen. Das ist ganz klar. Meine Aufgabe ist, dass ich ein schießender Vierer bin und das Feld breit mache. Das erwarte ich aber auch von mir selbst und möchte das entsprechend umsetzen.
Frage: Offensichtlich haben Sie auch körperlich zugelegt. Wie viel haben Sie im Sommer draufgepackt?
Kleber: Es ging vor allem darum, dass ich körperlich stabiler werde. Wir haben verschiedene Tests gemacht. Darum habe ich auch auf die Nationalmannschaft verzichtet, weil man in Dallas mehrere Baustellen an meinem Körper ausgemacht hat. Daran habe ich den ganzen Sommer gearbeitet. Ich bin dadurch kräftiger. Mein Gewicht ist aber fast das gleiche, das ist auch von den Mavericks so gewollt. Das Gesamtpaket sollte einfach stimmen.
Frage: Wie unterscheidet sich das Training im Vergleich zu dem, was Sie aus Deutschland und auch Spanien kennen?
Kleber: Wir haben viele Drills für die Defense gemacht. Das Ganze wirkt ein bisschen organisierter, weil es komplett durchgetaktet ist. Nebenher läuft eine Uhr und du weißt: Jetzt kommt vier Minuten dieser Drill, dann vier Minuten ein anderer Drill.
Frage: Wie läuft denn die Kommunikation mit den Coaches ab? Gerade Rick Carlisle ist nicht unbedingt dafür bekannt, besonders Rookie-freundlich zu sein.
Kleber: Ich kann mich nicht beschweren. Ich rede viel mit den Assistant Coaches, aber auch Carlisle redet viel mit uns, wenn auch nicht individuell. Aber vor der ganzen Mannschaft sagt er klipp und klar, was er erwartet. Natürlich ist die Vorbereitung auch etwas anderes als die Saison. Das kann ich also noch nicht abschätzen, was auf mich zukommt. Aber wenn man Fragen hat, dann kann man jeden fragen, sei es der Atheltiktrainer, der Physio oder der Assistenztrainer. Auch mit Rick kann man natürlich reden.
Frage: Wie hat Ihnen bislang Dirk Nowitzki geholfen, um sich in Dallas einzuleben?
Kleber: Ich bin ja schon seit August hier und Dirk war auch schon sehr früh da. Darum war es ein Luxus, dass ich mit ihm zusammen arbeiten konnte. Er hat mir ein wenig erzählt, was mich nun erwartet. Das war natürlich hilfreich. Auch im Training habe ich mir einiges abgeschaut. Was ich beeindruckend fand, war, dass er den ganzen Sommer der Erste und auch der Letzte in der Halle war. Das zeigt seine Einstellung und ist auch der Grund, warum er auch jetzt noch spielen kann. Von so jemanden kann man einfach jede Menge lernen.
Frage: Wurde innerhalb des Teams eigentlich darüber gesprochen, bei der Nationalhymne wie viele NFL-Teams nicht zu stehen sonder zu knien? Ist da etwas geplant?
Kleber: Wir haben uns als Team kurz zusammengesetzt und darüber gesprochen, aber noch keine Entscheidung getroffen. Wichtig ist, dass wir zeigen, dass wir eine Einheit sind, Zusammenhalt zeigen. Entschieden ist da aber noch nichts.
Frage: Wie sehen denn Ihre Ziele als Team aus?
Kleber: Die Prognosen der Experten liegen zwischen 33 und 38 Siegen. Wir wollen als Mannschaft überraschen und besser spielen als es die meisten erwarten. Ich glaube schon, dass wir schon ein richtig gutes Team haben. In der Vorbereitung haben wir den Ball richtig gut geteilt. Das ist der Schlüssel für uns, wenn wir viel erreichen wollen.
Frage: Gibt es ein bestimmtes Duell, auf das Sie sich besonders freuen?
Kleber: Die besten Spiele werden natürlich gegen meine Kollegen aus der Nationalmannschaft sein, also gegen Schröder, Zipser und Theis. Generell freue ich mich auf jedes Spiel, weil alles neu und eine unfassbare Erfahrung ist. Dazu möchte ich alle Hallen sehen, auch die, die vielleicht mal nicht so voll sind. Ich freue mich auf Golden State. Da habe ich gehört, dass die Stimmung auch wegen dem Hype unfassbar laut ist. Da bin ich auf den Vergleich mit Europa gespannt.
Frage: Sie sprachen die Warriors an. Sehen Sie Golden State als klaren Favoriten auf den Titel?
Kleber: Natürlich, die Mannschaft ist super-stark, doch für eine Meisterschaft muss alles passen, also die Chemie, die Gesundheit. Ich denke auch, dass sie Favorit sind, aber entschieden ist jetzt natürlich noch nichts.
Frage: Ihre Position und Ihre Herkunft weisen einige Parallelen zu Dirk Nowitzki auf. Wie nehmen das die Amerikaner auf? Sehen sie Sie als potenziellen Nachfolger?
Kleber: Man liest natürlich immer mal etwas wie 'Der zweite Dirk Nowitzki aus Würzburg', aber es ist einfach auch ein großer Zufall, dass ich Vierer bin und auch aus Würzburg komme. Aber wer sich damit ein bisschen mehr beschäftigt, wird sehen, dass ich nicht der nächste Dirk Nowitzki bin. Er ist einzigartig und das wird es in dieser Form auch nicht mehr geben. Ich werde einfach mein Spiel spielen. Für mich ist wichtig, dass ich Maxi Kleber bin und niemand anderes. Klar, auf der Straße werde ich hin und wieder angesprochen und wenn ich dann sage, dass ich aus Deutschland komme, sagen die Leute eben Dinge wie: 'Oh, der zweite Dirk Nowitzki.' Das ist wahrscheinlich schon zum Standard in Dallas geworden (lacht).
Frage: Unter der Saison werden Sie nicht für die Nationalmannschaft spielen können. Was halten Sie allgemein von den neuen Länderspiel-Fenstern und werden wir Sie im Sommer wieder bei der Nationalmannschaft sehen?
Kleber: Das ist natürlich sehr schade für den Basketball und blöd, dass die Teams nicht mit ihren besten Spielern auflaufen können. Ich bin mir aber sicher, dass wir eine starke Mannschaft haben und uns qualifizieren. Ich möchte immer Nationalmannschaft spielen, aber es war die letzten Jahre nicht so leicht für mich. Ich hatte eine schwere Verletzung und musste mich auch im Sommer danach noch davon erholen und Reha gemacht. Dieses Jahr hatte ich einen neuen Verein. Doch grundsätzlich will ich immer für den DBB auflaufen, auch im Sommer.