Maxi Kleber ist einer von fünf Deutschen in dieser NBA-Saison. Im Interview mit SPOX und DAZN bewertet der Rookie der Dallas Mavericks die Leistungen seiner Landsleute und nennt auch seine persönlichen Ziele für den Rest der Saison.
SPOX/DAZN: Herr Kleber, wie normal ist es für Sie, in der NBA zu sein? Zu Beginn der Saison haben Sie noch von einem überwältigenden Gefühl gesprochen.
Kleber: Wenn man so viel trainiert und spielt wie wir, wird das natürlich ein wenig Normalität. Wenn ich aber noch einmal länger darüber nachdenke, ist es weiter etwas Überwältigendes.
SPOX/DAZN: Wir haben nun fünf Deutsche in der NBA. Sie dürfen mal den Lehrer spielen und ihre Landsleute bewerten. Lassen Sie uns doch einmal mit Ihrem Teamkollegen Dirk Nowitzki beginnen. Wie sehen Sie seine Saison?
Kleber: Er hat anfangs ein wenig gebraucht, um offensiv in seinen Rhythmus zu kommen, aber die letzten Spiele ganz gut geworfen. Was mich aber vor allem fasziniert, ist, dass er seinen Wurf immer los bekommt. Die Gegner wissen ganz genau, welchen Move er anbringen will und dennoch kommen sie nicht heran - auch ich nicht. Manchmal spielen wir aus Spaß Eins-gegen- Eins vor dem Spiel gegeneinander und er wirft einfach über mich drüber. Offensiv hilft er uns natürlich weiter. Defensiv ist er ein wenig langsamer geworden und nicht mehr der Gleiche. Trotzdem ist er für uns weiter eine wichtige Säule.
gettySPOX/DAZN: Wie kann er denn dem Team noch wirklich helfen?
Kleber: Wie gesagt, offensiv ist er weiter eine wichtige Option. Viele Teams switchen gegen uns und da hilft er natürlich, weil er über jeden hinwegwirft. Wenn er einen guten Tag hat, trifft er einfach jeden Wurf. Außerdem ist er einfach die Figur in Dallas. Man merkt es, wenn er eingewechselt wird. Das ganze Publikum wird laut. Das gibt Energie und pusht uns natürlich. Was ich aber besonders wichtig finde: Er arbeitet so hart und ist somit ein Vorbild für die jungen Spieler. Er ist jetzt 39 Jahre alt und geht nach dem Training noch einmal extra aufs Laufband, um fit zu bleiben.
SPOX/DAZN: Man kann sich Dallas ohne Nowitzki auch gar nicht mehr vorstellen. Es ist nun seine 20. Saison. Wenn Sie wetten könnten: Ist diese nun seine letzte Spielzeit?
Kleber: Das ist eine gute Frage, aber das kann ich jetzt kaum einschätzen. Ich denke, es hängt davon ab, wie es beim Team läuft und wie er sich fühlt. Er macht viel extra, um sich gut zu fühlen. Am Ende der Saison wird er sich dann hinsetzen und entscheiden. Ich denke aber, dass er könnte noch ein weiteres Jahr spielen.
SPOX/DAZN: Wir würden uns freuen. Gehen wir aber in den Osten zu den Atlanta Hawks, die eine schwierige Saison haben. Wie sehen Sie die Leistungen von Dennis Schröder?
Kleber: Er ist ein super Spieler, das hat er bereits bewiesen. Er findet immer einen Weg zum Korb, hat zudem ein gutes Auge. Ich denke schon, dass er sich als Top Point Guard etabliert hat. Natürlich fehlen im Moment die Siege, aber die werden kommen. Ich wünsche ihm dabei viel Erfolg.
SPOX/DAZN: Es ist jetzt seine fünfte Saison bei den Hawks. Was fehlt ihm denn, um ein ganz Großer zu werden?
Kleber: Ich denke, dass er auf dem richtigen Weg ist. Er hat sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Das ist der Schlüssel. Er will immer besser werden. Er spielt offensiv sehr gut und kann auch defensiv mit seiner Schnelligkeit Einfluss nehmen. Vielleicht fehlt bisher einfach nur die Zeit. Er ist sich dessen bewusst, was er kann und was er erreichen will. Deswegen glaube ich, dass ihm wenig im Weg stehen wird.
SPOX/DAZN: Uns hat er gesagt, dass er in zwei Jahren All-Star sein möchte. Halten Sie das für realistisch?
Kleber: Auf jeden Fall. Er hat das Potenzial und das hat er auch schon gezeigt.
SPOX/DAZN: Sie kennen sich aus der Nationalmannschaft. Haben Sie auch während der Saison Kontakt?
Kleber: Sporadisch. Wenn wir gegeneinander spielen natürlich mehr, weil wir uns dann auch sehen. Ansonsten verfolgen wir natürlich auch, was der andere so macht und wie er spielt.
SPOX/DAZN: Machen wir mit Paul Zipser weiter, mit dem Sie ein Jahr beim FC Bayern München zusammengespielt haben. Wo hat er sich in seinem zweiten Jahr bei den Chicago Bulls verbessert?
Kleber: Paul ist ein Spieler, der für das Team spielt. Er macht viele Dinge, die im Boxscore nicht auftauchen. Das unterschätzen viele. Auf dem Feld verteidigt er oft den besten Spieler. Das kostet viel Kraft, aber er macht das richtig gut. Er kann so ein wichtiger Spieler sein.
SPOX/DAZN: Haben Sie sich eigentlich Tipps von ihm geholt? Er ist schließlich wie Sie vom FC Bayern in die NBA gewechselt.
Kleber: Nicht wirklich. Wir haben natürlich immer mal wieder gequatscht, vor allem in seiner Rookie-Saison. Da hat er mir erzählt, wie es so ist, aber Tipps habe ich mir jetzt nicht geholt.
SPOX/DAZN: Kommen wir zum Shootingstar unter den Deutschen - Daniel Theis. Hand aufs Herz: Hätten Sie ihm einen solchen Start bei den Boston Celtics zugetraut?
Kleber: Auf jeden Fall. Daniel ist ein sehr, sehr guter Spieler. Er reboundet und verteidigt gut und offensiv liegen seine Stärken im Finishing am Korb. Wenn er einen Point Guard hat, der ihn sucht, dann vollendet er auch. Er macht einen sehr guten Job und hat seine Minuten gut genutzt. Es freut mich, dass er vom Coach das Vertrauen bekommt und auch wichtige Minuten spielen darf.
SPOX/DAZN: Schaut man da nicht ein wenig neidisch nach Boston, wenn man sieht, wie Theis durchgestartet ist?
Kleber: Neid ist vielleicht das falsche Wort. Natürlich würde ich mir auch mehr Spielzeit wünschen, aber ich muss eben mit der Situation leben. Unser Coach gilt auch nicht gerade als Rookie-freundlich. Entsprechend muss man sich in Dallas richtig beweisen. Ich muss einfach bereit bleiben und wenn ich meine Chance kriege, dann muss ich alles geben. Ich glaube, das habe ich auch getan, wenn ich eingesetzt wurde. Deswegen ist da auch gar kein Neid dabei. Ich freue mich einfach, dass es für die anderen so gut läuft. Für den deutschen Basketball gibt es schließlich nichts Besseres.
SPOX/DAZN: Glauben Sie eigentlich, dass es bei Theis so gut weitergehen wird oder ist es nur ein Umstand des frühen Zeitpunkts der Saison?
Kleber: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es für ihn so weitergeht. In Bamberg hat er auch immer seinen Stiefel heruntergespielt. Er macht einfach das, was er kann. Physisch ist er sowieso auf NBA-Level. Da muss er sich überhaupt keine Sorgen machen.
SPOX/DAZN: Bleibt nur noch ein Deutscher - und das sind Sie selbst. Wie bewerten Sie bislang ihre Rookie-Saison?
Kleber: Als Team war es bisher sehr schwer. Wir haben die ersten beiden Heimspiele verloren, das tat weh. So sind wir ein wenig in eine Negativspirale geraten. Da muss man sich wieder herauskämpfen. Ich selbst würde, wie schon gesagt, gerne mehr spielen. Das kann ich aber nicht beeinflussen. Ich muss einfach weiter mein Bestes geben. Wenn ich ran durfte, habe ich gut gespielt, glaube ich. Ich musste bisher die meiste Zeit auf der Drei ran, weil uns Flügelspieler ausgefallen sind. Das ist eigentlich nicht meine Position, aber das ist nicht so schlimm.
SPOX/DAZN: Wenn Sie mal in die Zukunft schauen. Wann wäre es für Sie persönlich eine erfolgreiche Saison?
Kleber: Ein Erfolg wäre es, wenn ich mich in die Rotation kämpfe und der Mannschaft helfen kann. Ich war schon immer ein Teamspieler und denke auch, dass ich einiges beizutragen habe.