Was für eine Nacht in der NBA. LeBron James zerlegt als Spielmacher die Atlanta Hawks und stellt eine Karrierebestmarke ein. Die New York Knicks liefern sich mit den Los Angeles Lakers einen spektakulären Schlagabtausch - inklusive Overtime. Die braucht es auch in Minnesota, wo die Philadelphia 76ers am Ende die frischeren Beine haben.
Cleveland Cavaliers (20-8) - Atlanta Hawks (6-21) 123:114 (BOXSCORE)
Nachdem Atlanta den Cavs schon zweimal in dieser Saison einen harten Fight geliefert hatte, war diesmal für Dennis Schröder und Co. nichts zu holen. Das Ergebnis täuscht dabei ein wenig hinweg, wie einseitig die Partie nach dem ersten Viertel war. Dafür verantwortlich war einmal mehr LeBron James, der so effizient wie noch nie in dieser Saison agierte. 25 Punkte (11/13 FG) legte der King auf, dazu verteilte er 17 Assists, was die Einstellung seines Career Highs bedeutete.
"Wenn ich Assists kriege, heißt das, dass jemand Würfe trifft. Ich genieße das, wenn meine Mitspieler das tun", ließ James nach dem Spiel verlauten. Die Cavs waren, wie schon häufiger gegen die Hawks, brandheiß von draußen und versenkten 52,6 Prozent von Downtown. 20 Dreier waren zudem ein Saisonrekord für die Cavs, die nun in 21 Spielen in Serie die 100-Punkte-Marke geknackt haben.
Das musste auch Hawks-Coach Mike Budenholzer anerkennen, der LeBron über den grünen Klee lobte. "Wir haben ihn gut verteidigt, aber wenn wir Druck auf ihn ausgeübt haben, hat er immer seine Mitspieler für offene Würfe gefunden." Auch J.R. Smith war in Geberlaune und spielte 8 Assists. Kyle Korver (19) und Jeff Green (17) führten die abermals starke Cavs-Bank an. 49 Punkte verbuchten die Reservisten und das, obwohl Dwyane Wade mit Knieproblemen aussetzte. Zudem gab Tristan Thompson nach sechs Wochen Pause sein Comeback. Beisteuern konnte er in sechs Minuten aber nichts.
Bei Atlanta war Taurean Prince mit 24 Punkten (8/10 FG) der Lichtblick. Außerdem versenkte Kent Bazemore (20) sechs Dreier. Rookie Tyler Cavanaugh durfte erstmals starten und kam in 28 Minuten auf 11 Punkte und 9 Rebounds. Dennis Schröder blieb diesmal gegen die Cavs unauffällig und beendete das Spiel mit 14 Zählern und 5 Assists (0 Turnover). Für Cleveland verbuchte zudem Kevin Love (17, 12 Rebounds) ein Double-Double.
Detroit Pistons (14-13) - Denver Nuggets (15-12) 84:103 (BOXSCORE)
Die Pistons sind offiziell wieder im Mittelmaß der Eastern Conference angekommen. Es war die siebte Niederlage am Stück und dabei waren die Gastgeber chancenlos. "Das war wirklich schlechter Basketball", resümierte darum Pistons-Coach Stan van Gundy nach dem Spiel. "Das war eine der schlimmsten Niederlagen meiner Karriere als Coach - und ich habe über 850 Spiele auf dem Buckel."
Viel war es tatsächlich nicht, was Detroit dem Publikum anbot. Das Quartett aus Tobias Harris, Andre Drummond, Avery Bradley und Reggie Jackson warf erbärmliche 22,6 Prozent aus dem Feld. Entsprechend verärgert war SvG: "Diese Vier müssen aufhören, diese tiefen Löcher für uns zu graben. Ich muss Lösungen dafür finden." Folgerichtig kamen die besten Scorer der Pistons von der Bank. Langston Galloway (18) und auch Boban Marjanovic (14) zeigten offensiv ansprechende Vorstellungen.
Das reichte gegen ein gutes Nuggets-Team aber hinten und vorne nicht. Denver übernahm von Beginn an die Kontrolle und führte über die kompletten 48 Minuten in Downtown Detroit. Vor allem Jamal Murray konnte diesmal seine Würfe versenken und kam auf 28 Zähler (11/19 FG). "Er war großartig, aber das war auch das gesamte Team", stellte Nuggets-Coach Mike Malone zufrieden fest.
Noch nicht mit dabei war dagegen Nikola Jokic, dessen Rückkehr nach Verletzung im nächsten Spiel anstehen könnte. Backup Mason Plumee (10 Punkte, 13 Rebounds) vertrat den Serben aber vorzüglich. Auch Trey Lyles kam so zu mehr Spielzeit und nutzte seine 27 Minuten zu 20 Zählern (7/7 FG, 3/3 Dreier). Will Barton verteilte zudem starke 10 Assists. Gary Harris traf ebenfalls wenig (8 Punkte, 3/10 FG), half aber mit 9 Dimes und 4 Steals.
New York Knicks (14-13) - Los Angeles Lakers (10-16) 113:109 OT (BOXSCORE)
Dieses Spiel machte richtig Spaß und hätte noch mehr als 53 Minuten Basketball verdient. Die Knicks hatten aber andere Pläne. Michael Beasley und Kristaps Porzingis verbuchten 10 der 14 Knicks-Punkte in der Overtime und tüteten den 13. Heimsieg der Saison ein. Porzingis war es auch, der die Knickerbockers mit 37 Punkten (14/26 FG, 5/8 Dreier), 11 Rebounds und 5 Blocks zuvor im Spiel hielt. Eine solche Statline hat in der Geschichte der NBA noch niemand aufgelegt. Der Lette wurde dabei von den Lakers mehrfach am Elbow gedoppelt, doch auch das konnte das Einhorn nicht stoppen.
Den möglichen Gamewinner in der regulären Spielzeit hatte er noch liegen gelassen, als sein Dreier nur auf den Ring klatschte. Dabei hatten die Knicks eine Minute vor dem Ende noch mit fünf Zählern geführt, doch ein Leger von Kentavious Caldwell-Pope sowie ein Dreier von Rookie Kyle Kuzma erzwangen die Verlängerung, was Coach Luke Walton milde stimmte. "Wir waren dran. Das sagt viel über unsere Mannschaft, dass wir in diesem Umfeld und im nationalen TV dagegen gehalten haben."
Es herrschte tatsächlich Playoff-Stimmung im euphorisierten Garden, auch weil zahlreiche Lakers-Fans unter den Zuschauern waren. Sie sahen dabei auch eine der besten Vorstellungen von Lonzo Ball, der unter den Augen seiner kompletten Entourage mehrere starke Phasen hatte. Als es so schien, als ob sich die Knicks absetzen könnten, brachte er die Lakers mit einem persönlichen 7:0-Lauf wieder in die Spur. Highlight war ein vollendeter Alley Oop nach Vorlage von KCP. "Es hat viel Spaß gemacht. Das Publikum war unglaublich, es war verrückt, aber ich hätte lieber gewonnen."
17 Punkte (6/13 FG, 3/6 Dreier), 8 Rebounds und 6 Assists verbuchte der Big Baller. Doch auch bei den Knicks machte ein Rookie auf sich aufmerksam. Frank Ntilikina spielte im zweiten Durchgang so gut, dass ihn Coach Jeff Hornacek im vierten Viertel und der Verlängerung gar nicht mehr auswechselte. Er konnte Ball nach dessen Run vor sich halten und überzeugte auch offensiv mit 13 Punkten (3/4 Dreier) und 5 Assists, auch wenn er teilweise den Drive scheinbar verweigerte.
Für die Lakers war Caldwell-Pope mit 24 Punkten fleißigster Punktesammler, während Kuzma von der Bank kommend wieder gute 19 Zähler einstreute. Für die Knicks machte Beasley 12 seiner 13 Punkte in den letzten 17 Minuten des Spiels. Dazu machte Doug McDermott (10) mit einigen guten Plays auf sich aufmerksam.
Brooklyn Nets (11-15) - Washington Wizards (14-13) 103:98 (BOXSCORE)
Es ist die alte Leier mit den Wizards. Erneut verspielte Washington eine zweistellige Führung in der zweiten Halbzeit und schenkte damit einen Sieg her, der in der Endabrechnung im engen Osten vielleicht weh tun könnte. Wirklich clever stellten sich die Gäste in der Crunchtime aber nicht an. Allen Crabbe brachte die Nets von Downtown 43,8 Sekunden vor dem Ende mit 100:98 in Führung, während Bradley Beal mit einem Jumper nicht kontern konnte.
In der Folge schickten die Wizards Spencer Dinwiddie an die Linie, der mal wieder in der Crunchtime einen wichtigen Freiwurf liegen ließ. Die Gäste nahmen ihr letztes Timeout und hatten noch sieben Sekunden Zeit. Sie liefen ein Play für Beal, der von der Birne scheinbar ausglich, doch die Schiedsrichter hatten zuvor schon eine seltene Five-Second-Violation gegen Tomas Satoranksy beim Einwurf gepfiffen. Caris LeVert machte von der Linie dann den Deckel drauf.
Für die Nets punkteten gleich sieben Spieler zweistellig, auch wenn Brooklyn nur 40,5 Prozent der Würfe im Korb unterbringen konnte. LeVert und Rondae Hollis-Jefferson (12 Rebounds) führten mit je 16 Punkten ihr Team im Scoring an. Zudem gab es im Barclays Center dezente Sprechchöre für Neuzugang Jahlil Okafor, doch der ehemalige Sixers-Center spielte wie Nik Stauskas noch nicht.
Bei Washington wurde dagegen weiter John Wall vermisst, der aber morgen gegen Memphis wieder dabei sein könnte. So nahm Beal (28 Punkte, 11/33 FG) gefühlt jeden Wurf, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Neben dem Shooting Guard punkteten lediglich Otto Porter (11) und Kelly Oubre (12) zweistellig. Vor allem von draußen ging bei den Gästen nicht viel zusammen. Nur vier versenkte Dreier bei 22 Versuchen (18,2 Prozent) sind nicht zu entschuldigen.
Minnesota Timberwolves (16-12) - Philadelphia 76ers (14-13) 112:118 OT (BOXSCORE)
Die Diskussion um die Minuten der Starter der Timberwolves dürfte durch dieses Spiel wieder neue Nahrung bekommen haben. Sechs Minuten vor dem Ende führten die Gastgeber noch mit neun Punkten und hatten nach einem spektakulären Alley-Oop-Dunk von Karl-Anthony Towns das Momentum auf ihrer Seite. Doch die junge Sixers-Mannschaft kämpfte sich zurück und Top-Rookie Ben Simmons brachte seine Farben per Korbleger 32 Sekunden vor dem Ende wieder in Front (98:97), den Bonus-Freiwurf ließ er aber liegen.
So drehte Minnesotas neuer Closer Jimmy Butler von draußen das Spiel erneut. Es war der zweite Dreier in der letzten Minute für Jimmy Buckets. Joel Embiid kämpfte sich aber an die Linie und glich mit zwei verwandelten Freiwürfen aus. Butler bekam den letzten Wurf, doch sein Stepback-Jumper war zu kurz - Overtime!
Dort hatten die müden Wolves-Starter aber nichts mehr entgegenzusetzen. Philly machte die ersten sechs Punkte der OT und gab die Führung nicht mehr her. Für die Entscheidung sorgte dann der Process höchstpersönlich, als er 1:39 Minuten vor Schluss seinen einzigen Dreierversuch der Partie zum 111:104 netzte.
Embiid - der mit 39 Minuten so viel spielte wie nie zuvor in seiner jungen Karriere - glänzte dabei das ganze Spiel gegen Towns und kratzte mit 28 Punkten (8/16 FG, 11/12 FT), 12 Rebounds und 8 Assists an einem Triple-Double. Simmons legte derweil eine Statline auf, die mit 7 Zählern, 8 Rebounds, 7 Dimes und 7 Ballverlusten eher an Rajon Rondo erinnerte. Überzeugen konnten bei den Sixers außerdem Trevor Booker (12), J.J. Redick (26, 11/11 FT) und Dario Saric (14 Punkte, 8 Rebounds).
Bei den Wolves spielten alle Starter mindestens 38 Minuten (Towns 48, Butler 45), entsprechend war der Einfluss der Bank gering. Mit 28:11 verloren sie das Duell der Reservisten, da halfen auch bärenstarke 38 Punkte von Butler nichts. Andrew Wiggins (20 Punkte, 8/24 FG) war wie Towns (19, 16 Rebounds) über weite Strecken abgemeldet. Taj Gibson schnappte sich 12 Rebounds. Verheerend für die Wolves war vor allem die Treffsicherheit von draußen. Nur fünf verwandelte Dreier (bei 29 Versuchen) waren inakzetabel, auch mit dem Wissen, das Butler zwei davon in der letzten Minute der regulären Spielzeit traf.
Sacramento Kings (9-18) - Phoenix Suns (9-20) 99:92 (BOXSCORE)
Das Kellerduell der Western Conference hielt quasi, was es versprach. Guter Basketball war es zumindest nicht, was die Zuschauer in der Hauptstadt Kaliforniens zu sehen bekamen. Beide Teams versenkten nur gut 40 Prozent ihrer Würfe und vor allem Phoenix ließ von der Dreierlinie (7/32) einiges liegen.
Dennoch hatten die Gäste aus Arizona eine gute Chance, den Sieg mitzunehmen, führte man doch Mitte des vierten Viertels nach einem Dreier von Dragan Bender noch mit fünf Punkten. Dann war aber Z-Bo-Time in Sacramento. Der Oldie war nicht mehr zu stoppen und markierte elf seiner 17 Punkte in den letzten sechs Minuten der Partie. Dabei verfehlte er keinen einzigen Wurf.
Einen solchen Veteranen hatten die Suns eben nicht in ihren Reihen, auch weil Greg Monroe diesmal geschont wurde. So übernahm vor allem T.J. Warren den Löwenanteil der Verantwortung in der Offense. Für seine 18 Punkte brauchte der Flügelspieler aber auch 24 Würfe. Noch schlimmer erging es Rookie Josh Jackson, der lediglich 7 Zähler (3/14 FG) erzielen konnte und sich zudem 4 Ballverluste leistete. Bester Suns-Spieler war Mike James mit 17 Zählern (7/12 FG) und 5 Assists in knapp 20 Minuten.
Bei den Kings konnte sich neben Zach Randolph auch George Hill mit 18 Punkten auszeichnen. Dazu lieferten Willie Cauley.Stein (13), Bogdan Bogdanovic (10) und Buddy Hield (14) wichtigen Input von der Bank kommend.