NBA

Brandon Jennings bei den Millwaukee Bucks: Einmal wieder Rookie sein

Von Gianluca Fraccalvieri
Brandon Jennings will sich erneut in der NBA beweisen.
© getty

Brandon Jennings ist zurück in der NBA. Bereits ein Jahr nach seinem China-Wechsel hat es den Wandervogel wieder zurück in die Staaten verschlagen. Nach erfolglosen Stationen in Orlando, New York und Washington will Jennings bei den Milwaukee Bucks erneut sein Glück versuchen. Für den 28-Jährigen bedeutet dies eine Rückkehr zu alter Wirkungsstätte, jedoch unter komplett veränderten Umständen.

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16 Punkte, 12 Assists und nur zwei Rebounds entfernt von einem Triple-Double - und das alles gerade mal in 24 Minuten Spielzeit. Viel besser hätte sich Brandon Jennings sein NBA-Comeback wohl nicht ausmalen können. Nebenprodukt dieser Leistung war der erste Sieg der Bucks in Memphis seit November 2009. Damals erfolgreichster Scorer für Milwaukee: Rookie Brandon Jennings.

"Ich war nervös", gab Jennings nach dem Spiel gegenüber ESPN zu. "Es hatte sich angefühlt wie bei meinem ersten Game als Rookie. Alleine das Trikot anziehen zu dürfen, war ein Segen." Man nimmt dem Guard seine Worte ab, schließlich war es zuletzt eine lange und steinige Reise.

Verletzungspech und Tradekarussell

Der ehemalige Nr. 10 Pick der Bucks spielte über die ersten sechs Saisons hinweg auf einem sehr konstanten Level. Er legte im Schnitt 16,7 Punkte pro Spiel auf und verteilte zusätzlich sechs Assists, ehe eine Verletzung seiner Karriere eine prompte Wendung einleitete.

Ausgerechnet im Spiel gegen sein ehemaliges Team aus Wisconsin ging Jennings, mittlerweile im Pistons-Trikot, ohne gegnerische Einwirkung verletzt zu Boden. Die erschütternde Diagnose: Achillessehnenriss, Operation und Saisonaus.

Fast ein gesamtes Jahr verbrachte der Point Guard mit Reha und anschließendem Kraftaufbau, ehe er Ende 2015 sein Comeback auf dem Court gab. Trotz solider Leistungen von der Bank, war deutlich zu sehen, dass Jennings nach der Verletzung nicht mehr der Alte war. Seine 6,8 Punkte bei durchschnittlich 18 Minuten von der Bank, veranlassten Pistons-GM Jeff Bowler dazu, Jennings nach nur 25 Spielen zu den Orlando Magic abzuschieben.

Jennings: Sündenbock in Washington

Dies war der Beginn einer wilden Karussellfahrt für den heute 28-Jährigen. Nach einem kurzen Stint im Sunshine State ging es für Jennings nach dem Saisonende weiter nach New York, ehe es ihn nach dem All-Star-Break 2017 nach Washington verschlug, um den Wizards eine weitere Option in den Playoffs zu bieten.

Das große Hurra blieb jedoch aus. 2,8 Punkte bei einer mageren Feldwurfquote von 38,9 Prozent steuerte der Point Guard in 13,7 Minuten Spielzeit bei. In den Conference Semifinals gegen die Celtics erzielte er insgesamt gerade einmal sieben Punkte bei einem Net-Rating von -14,9 und unterstrich damit seine gruselige Performance.

In Spiel sieben bekam Jennings so nur in der ersten Halbzeit ein paar Minuten, Coach Scott Brooks hatte kein Vertrauen mehr in den Backup von John Wall. Der Franchise-Leader musste so die komplette zweite Halbzeit durchspielen (mit Ausnahme von 9 Sekunden) und war im vierten Viertel völlig entkräftet. Wall setzte alle seine vier Versuche an den Ring, die Celtics profitierten auf der anderen Seite dank 14 Zählern von Reservist Kelly Olynyk, was Boston schließlich doch noch in die Conference Finals hievte.

Jennings Umweg über China

Nach diesen zwei verkorksten Jahren war der Markt für Jennings in der NBA recht klein, dennoch war es Jennings' eigene Entscheidung, zu den Shanxi Brave Dragos nach China zu wechseln, um seine Karriere wieder auf Vordermann zu bringen.

"Ich sagte meinem Agenten, dass ich nach China wollte", sagte Jennings rückblickend gegenüber Bleacher Report. "Ich hatte das Gefühl, dass es ein guter Ort für mich wäre, um wieder zurück in den Flow zu kommen. Einfach um mich selbst wiederzufinden und ich selbst zu sein."

Abseits des lauten NBA-Zirkus konnte Jennings endlich in Ruhe an seinem Spiel arbeiten. Ohne die Blitzlichter, ohne die ständigen Reportfragen und Interviews tat der 1,85 Meter große Guard vier Monate lang einfach das was er am liebsten tat: Basketball spielen.

Brandon Jennings Karriere Statistik

SaisonTeamSpieleMinutenFG%3P%ReboundsAssistsPunkte
2009/10Milwaukee Bucks8232,6.371.3743,45,715,5
2010/11Milwaukee Bucks6334,4.390.3233,74,816,2
2011/12Milwaukee Bucks6635,3.418.3323,45,519,1
2012/13Milwaukee Bucks8036,2.399.3753,16,517,5
2013/14Detroit Pistons8034,1.373.3373,17,615,5
2014/15Detroit Pistons4128,6.401.3602,56,615,4
2015/16Detroit Pistons2318,1.371.3122,03,06,8
2015/16Orlando Magic2518,1.366.3462,04,07,0
2016/17New York Knicks5824,6.380.3402,64,98,6
2016/17Washington Wizards2316,3.274.2121,94,73,5
2017/18Shanxi Brave Dragos1335,0.432.3825,16,827,8
2017/18Milwaukee Bucks815,3.413.3332,03,45,9

Der Spaß ist zurück

In der Chinese Basketball Association (CBA), die von einem gewissen Jimmer Fredette (36,9 PPG, 6,9 RPG, 5,5 APG) nach Belieben dominiert wird, war Jennings sofort der balldominate Spieler seines Teams und konnte im Grunde werfen, bis ihm der Arm abfiel. Pro Spiel feuerte der Kalifornier 21,5 Mal auf den Korb. Heraus sprangen 27,8 Punkte im Schnitt, komplementiert von 6,8 Assists und 5,1 Rebounds.

Neben dem physichen Aspekt, konnte Jennings in der chinesischen Abgeschiedenheit auch zu mentaler Stärke zurückfinden und endlich seine Freude am Basketball wiederentdecken.

"Es ging nur ums Spielen, ums Spaß haben und endlich wieder anzufangen das Spiel zu genießen", sagte Jennings dem Dime Magazin. "In den vier Monaten dort hatte ich viel Zeit nachzudenken. Über Dinge, die ich in meinem Leben falsch gemacht habe und die positiven Seiten meiner Karriere. Das war wirklich etwas, das ich selbst als Person brauchte."

Jennings, der "World Hooper"

Als die Saison in China dann beendet war, wollte es Jennings aber noch einmal wissen. Er ging den schwierigen Weg und unterschrieb zunächst in der G-League bei den Wisconsin Herd, dem Farmteam der Bucks, wo er weiter empfehlen konnte. In sieben Spielen in der Entwicklungsliga legte der weit Gereiste 21,4 Punkte und 8 Assists auf, wobei auch nicht verschwiegen werden darf, dass seine Wurfquote von 34,4 Prozent aus dem Feld wenig ruhmreich war.

Dass er sich die Knochenmühle G-League mit 28 Lenzen überhaupt noch einmal angetan hat, spricht auch für seinen Charakter. Es ist nicht das erste Mal, dass Jennings den schweren Weg ging, wenn man sich an seine Zeit in Italien erinnert, als er wegen schlechter Schulleistungen nicht für die NCAA zugelassen wurde.

Italien, China, NBA, G-League - kaum ein Spieler kann eine solche Vita vorzeigen, was auch Jennings bewusst ist. "Ich bin ein World Hooper, ich habe jetzt schon gefühlt überall gespielt." Am Ende schloss sich aber doch wieder der Kreis. Jennings ist zurück in Milwaukee, dort wo er einst mit 55 Punkten als Rookie für Furore sorgte. Der World Hooper ist wieder im beschaulichen Wisconsin, dort wo er wahrscheinlich auch hingehört.

Die Leistungen sind zwar nach seinem furiosen Comeback wieder deutlich schwächer geworden, doch für den Moment ist Jennings wieder fester Bestandteil einer NBA-Rotation. Manchmal muss man eben zwei Schritte zurückgehen, um einen nach vorne zu gehen. Zumindest seinen inneren Frieden und den Spaß am Spiel scheint der gewissenlose Gunner wieder gefunden zu haben.

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