Bei den 76ers feierte Dario Saric nach überstandener Ellenbogenverletzung sein Comeback und rückte für Ersan Ilyasova in die Starting Five. Auf der anderen Seite veränderte Coach Ty Lue seine Startformation im Vergleich zum Sieg am Vortag gegen die Wizards nicht.
Ein schnelles 5:0 für die Gäste hatte nicht lange Bestand, da Philly mächtig auf die Tube drückte. Besonders Ben Simmons forcierte schnelle Abschlüsse, J.J. Redick oder Marco Belinelli profitierten von Downtown, Richaun Holmes per Alley-oop-Dunk. Die Cavs wussten zunächst nicht, wie ihnen geschah und rannten nur hinterher: 41:28 nach 12 Minuten.
Ein 7:0-Run der Cavs sollte dann nur ein kurzes Aufbäumen werden, auch, weil Markelle Fultz - zur Freude der Fans - als Playmaker das Tempo aufrechterhielt und dazu noch Jumper traf und tolle Assists verteilte. Die Kameraführung kam streckenweise gar nicht hinterher, so wenig Zeit lag zwischen Philly-Dreiern und einem anschließenden Cavaliers-Ballverlust. Ein Redick-Dreier ließ den Vorsprung zwischenzeitlich auf 30 Zähler anwachsen. Zur Halbzeit stand es 78:55.
Nach dem Seitenwechsel starteten die Gäste mit drei schnellen Triples, Coach Brett Brown hatte viel Redebedarf, als der Vorsprung nur noch 15 Punkte betrug. Es brachte nichts: Nun verlor sein Team Ball um Ball und kassierte die entsprechenden Rechnungen. James stellte aus dem Post auf 80:87, ehe Belinelli auf der anderen Seite eine Durststrecke von 5 Minuten ohne Field Goal beendete. Es war nun alles offen: 105:98 nach drei Vierteln.
Episches Duell zwischen LeBron James und Ben Simmons
Im Schlussabschnitt dominierte zunächst LeBron - per Stepback-Dreier brachte er das Wells Fargo Center zum Schweigen (111:107). Die Hausherren verloren aber nicht die Nerven und zogen dank Punkten am Brett wieder dezent davon. 4:20 Minuten vor Schluss nahm LeBron Ersan Ilyasova übel aufs Poster, der König stand nun bei 41 Punkten. 12 Sekunden vor Schluss traf Jeff Green einen weiteren Triple (128:127).
Die Cavs, die keine Auszeit mehr hatten, schickten Redick an die Linie. Der traf beide Freebies. Per Dreier hätten die Cavs ausgleichen können, doch Simmons foulte LeBron (4,6 Sekunden), der an der Linie auch perfekt blieb. Nun war Ilyasova an der Reihe, auch er traf zwei von zwei. Dann leistete sich Covington einen unglaublichen Fehler: Er foulte LeBron beim Verzweiflungsdreier! Dieser hätte das Spiel von der Linie also ausgleichen können, vergab aber den zweiten Freiwurf. Den dritten setzte er absichtlich an den Ring und Larry Nance kam tatsächlich zum Tip-Versuch, traf aber nicht. Riesenglück für die Sixers!
Simmons (27 Punkte, 15 Rebounds, 13 Assists) und LeBron (44 Punkte, 11 Rebounds, 11 Assists) duellierten sich mit Triple-Doubles, Redick (4/11 3FG, 28 Punkte) und Belinelli (23 Punkte) punkteten ebenfalls fleißig - genau wie Green (33 Punkte, 10/12 FG) auf der anderen Seite.
Für die Sixers war es der 13. Sieg in Folge, sie stehen mit einem halben Spiel Vorsprung vor den Cavs nun auf Platz 3 in der Eastern Conference.
LeBron James durchbrach mit seiner Performance die Schallmauer von 31.000 Karriere-Punkten - standesgemäß als jüngster Spieler aller Zeiten.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers (49-30) vs. Cleveland Cavaliers (49-31) 132:130 (BOXSCORE)
- Die Sixers nutzten die offenbar vorhandene Back-to-Back-Müdigkeit Clevelands aus und spielten ein überragendes und schnelles erstes Viertel. Vor allem aus dem Fastbreak attackierten sie das gegnerische Brett und bestraften dort die träge Rotation (20:2 Points in the Paint nach 12 Minuten). Beeindruckend: Trotz des atemberaubenden Tempos leisteten sie sich erst nach sechs Minuten den ersten Ballverlust, der auch der einzige des ersten Viertels bleiben sollte.
- Warum Simmons des Öfteren mit LeBron verglichen wird? Deshalb: Eine Statline von 7 Punkten, 8 Rebounds und 6 Assists in den ersten neun Minuten ist sagenhaft.
- Gerade im zweiten Viertel traten die Cavs sehr unkonzentriert auf. Innerhalb von zwei Minuten leisteten sie sich 3 Ballverluste, weil sie aufgrund von Kommunikationsfehlern den Spalding unbedrängt ins Aus oder zum Gegner beförderten. Nach der Halbzeit drehte sich das Blatt dann allerdings: Am Ende stand es bei den Ballverlusten 12:14.
- Überhaupt traten die Cavaliers nach dem Seitenwechsel wie ausgewechselt auf. Einfache Transition-Punkte gab es kaum noch, zudem wurde die Zone deutlich besser versperrt. Dadurch hatte auch Simmons mehr Probleme und musste nach seinen Drives viele Notpässe spielen. Auf der anderen Seite zeigten die Cavs eines ihrer gefürchteten High-Scoring-Viertel (43 Punkte) - mit 71 Prozent aus dem Feld und 60 Prozent von Downtown. LeBron führte sein Team in dieser Phase mit 19 Zählern an.
- Dass die Sixers eine 30-Punkte-Führung so leicht aus der Hand gaben, war natürlich bitter und zeigte, dass das Team teilweise noch grün hinter den Ohren ist. Aber: Obwohl die Cavs auf einen Zähler herangekommen waren, verloren sie - dank Simmons - nicht komplett die Nerven. Sie merkten, dass der Dreier (insgesamt 14/39) nicht mehr so hochprozentig fiel wie in der ersten Halbzeit und suchten deshalb konstant den Weg ans Brett (16 Zonen-Punkte im Schlussabschnitt).
Philadelphia 76ers vs. Cleveland Cavaliers: Die Stimmen
LeBron James (Cavaliers, über Ben Simmons): "Er studiert das Spiel mit dem Ziel, ein großartiger Spieler zu werden. Ich denke, das schafft er auch."
Ben Simmons (Sixers): "Das war sehr wichtig. Wir haben ein Team von großem Kaliber geschlagen, ohne unseren All-Star auf dem Court zu haben. Wir finden als Team immer besser zusammen."
Der Star des Spiels
Ben Simmons. Wahnsinn, wie er dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, indem er das Tempo nach Belieben kontrollierte. Seine Übersicht und die Präzision seiner Pässe - gerade im Fastbreak - waren überragend, hinzu kamen seine Drives, die er mit teilweise krachenden Dunks abschloss. Ein Triple-Double zur Halbzeit (13 Punkte, 11 Rebounds, 8 Assists) verpasste er nur knapp. Zwar normalisierten sich in der zweiten Halbzeit auch seine Leistungen, trotzdem war er es, der durch seine Punkte am Brett - zusammen mit dem heiß gelaufenen Belinelli - dafür sorgte, dass das Cavs-Comeback unvollendet blieb.
Der Flop des Spiels
Robert Covingtons Foul an LeBron James. Solch ein Anfängerfehler darf nicht passieren.
Coaching Move des Spiels
Die Sixers merkten in der Schlussphase, dass sie LeBron auf normalem Wege nicht stoppen konnten. Deshalb hatte sich Coach Brown einen Gegenspieler herausgepickt, der demonstrativ ignoriert werden sollte: Cedi Osman. Er stand mehrfach komplett blank, während LeBron gedoppelt wurde. Dieser spielte den Türken dann auch an und Osman gab der Sixers-Taktik Recht, indem er zwei komplett offene Dreier in der kritischen Phase des Spiels auf den Ring setzte.