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NBA Playoffs: Cavs gewinnen auch Spiel 2 dank LeBron: Welcome to LeBronto

LeBron James erzielte gegen die Toronto Raptors 43 Punkte.
© getty

LeBron James hat mit einer weiteren Gala die Toronto Raptors abgeschossen. Die Kanadier haben auch mit dem erneuerten Team keine Chance gegen die Wucht der Cavs, bei denen Kevin Love endlich wieder sein Potenzial abrufen kann.

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"Hätten wir LeBron gehabt, hätten wir die Serie gewonnen"

Diese Worte stammen von DeMar DeRozan und sind gut ein Jahr alt. Die Raptors wurden im vergangenen Jahr von den Cavs vorgeführt und zogen scheinbar ihre Lehren: Sie veränderten ihr System in der Offensive, entfernten sich vom Iso-Ball und setzten mehr auf Ball Movement und Shooting aus der Distanz. Sie polsterten die Bank auf, um Kyle Lowry und DeMar DeRozan zu entlasten, sie drafteten in O.G. Anunoby einen Spieler, der gegen LeBron James dagegenhalten kann. Sie verpflichteten in C.J. Miles einen weiteren Schützen für die Second Unit.

Und es schien sich auszuzahlen. Während der Regular Season spielten die Raptors teils traumhaften Basketball und schnappten sich durch 59 Siege (Franchise-Rekord) den Platz an der Sonne in der Eastern Conference.

Und die Cavs? Die veranstalteten eine Daily Soap mit zahlreichen lächerlichen Geschichten und mogelten sich in die Playoffs, wo man gegen ein Pacers-Team beinahe eliminiert wurde und nur dank einiger Heldentaten von LeBron James die nächste Runde erreichte.

Raptors: Der Cavs-Komplex

In Toronto witterte man die große Chance, endlich die Herrscher des Ostens zu schlagen. Spiel 1 lief auch gut an, die Cavs führten in der regulären Spielzeit nicht ein einziges Mal und dennoch siegten die Gäste nach Verlängerung, weil Toronto die letzten 11 Würfe nicht verwerten konnte.

Es wäre das dringend benötigte Erfolgserlebnis gegen dieses vermeintlich schwache James-Team gewesen, so standen die Raptors bereits wieder mit dem Rücken zur Wand.

Und es kam, wie es kommen musste.

LeBron übernahm vor allem in der zweiten Halbzeit und führte seine Cavs mit 43 Punkten, 8 Rebounds und 14 Assists zum zweiten Auswärtssieg. Cleveland bekommt so die Chance, mit zwei Heimsiegen Toronto zum zweiten Mal in Folge zu sweepen.

LeBron James mit Gala in Halbzeit zwei

Und was James in den zweiten 24 Minuten veranstaltete, war einfach nur spektakulär. Setzte er zunächst seine Mitspieler ein, war er spätestens Mitte des dritten Viertels selbst an der Reihe. Raptors-Coach Dwane Casey experimentierte mit einem ultrakleinen Lineup, James witterte die Schwäche und zerstörte so jegliche Hoffnungen für Toronto.

An der Körpersprache der Raptors war zu sehen, wie demoralisiert sie waren. Der Film von 2016 und 2017 wiederholte sich, in der Halle wurde es mucksmäuschenstill. "Es laugt dich mental und körperlich aus", gab auch Casey zu.

James mahnte nach dem Spiel dennoch zur Vorsicht. "Es ist noch ein langer Weg", sagte James. "Wir wollen uns weiter verbessern und das haben wir nun in jedem der neun Spiele getan." Wie sich James allerdings nach dieser Performance verbessern will, sei mal dahingestellt. Lediglich an der Freiwurflinie hakte es nach seiner 1/6-Performance erneut.

LeBron: Rekord von Klay Thompson eingestellt

Dies war angesichts der anderen Komponenten in seinem Spiel aber Meckern auf dem allerhöchsten Niveau. Ob per Drive oder von Downtown: LeBron hatte seinen Rhythmus gefunden und erledigte die Raptors mal wieder im Alleingang. 27 Zähler (13/19 FG) und 7 Assists legte der King in knapp 20 Minuten auf, wobei er teils gar nicht schlecht verteidigt wurde.

Doch was LeBron alles traf, war schier unglaublich. In bester Dirk-Nowitzki-Manier traf James gleich 7 Fadeaway-Jumper, in knapp 20 Jahren Datenerfassung hatte dies vorher nur Klay Thompson 2015 geschafft. Der Splash Brother brauchte dafür aber ein ganzes Spiel.

Für Liebhaber des Heat Checks war dies eine Offenbarung. Mit jedem getroffenen Sprungwurf versuchte James scheinbar, die Schwierigkeit der Würfe mit jedem weiteren Versuch hochzuschrauben. Es sah wie eine bessere Trainingseinheit aus, wobei die Gegner nicht 40-jährige Coaches, sondern hochbezahlte NBA-Profis waren. Aus Toronto wurde LeBronto.

Eine Sache war für Cleveland aber noch viel wichtiger: Die Cavs trafen in der zweiten Halbzeit 8 ihrer 14 Dreier. Der fehlende Distanzwurf im Repertoire von Cleveland hätte zuvor beinahe die Indy-Serie gekostet.

Cavaliers: Die Wiederauferstehung von Kevin Love

Das mag auch für Kevin Love gelten, der vor dem Spiel bei nur 32 Prozent aus dem Feld stand, doch an diesem frühen Abend mit 31 Punkten und 11 Rebounds explodierte. "Kevin war phänomenal", freute sich LeBron entsprechend. "Er war der All-Star, den wir kennen und lieben gelernt haben. Es war wichtig für ihn, dass der Ball in den Korb gegangen ist und dann ist er heiß gelaufen."

Die Gegenwehr hielt sich aber auch in Grenzen. Jonas Valanciunas hatte riesige Probleme mit dem Stretch Big, weswegen es Casey mit C.J. Miles in der zweiten Halbzeit versuchte. Dass dies aber keine allzu glorreiche Idee war, schien in der Halle jeder zu merken, nur Casey nicht. Love bedankte sich mit einem Score nach dem anderen.

Es war ohnehin erstaunlich, wie schnell Casey in der zweiten Halbzeit bei seiner Starting Five die Reißleine zog. Der furchtbar schwache Serge Ibaka musste dabei bereits nach 90 Sekunden weichen. "Serge war heute nicht bei der Sache", gab Casey nach dem Spiel an. "Wir haben nach Alternativen gesucht und wollten schneller spielen."

Raptors: Gibt es wieder einen Sweep?

Dies ging aber gewaltig in die Hose. So schlecht Ibaka auch offensiv war, in der Verteidigung wäre er weiter eine gute Option gewesen. So mussten Anunoby, Miles und Siakam versuchen, die heißen James und Love zu stoppen - eine nicht zu bewältigende Herkules-Aufgabe.

Als eine solche darf nun auch das mögliche Weiterkommen gesehen werden. Die Raptors brauchen mindestens einen, wenn nicht gar zwei Siege bei den nächsten beiden Auftritten in Ohio, um die Cavs noch einmal zu kitzeln. Genauso möglich ist es aber auch, dass dies das letzte Heimspiel der Kanadier in dieser Saison gewesen ist. Nach all den positiven Schlagzeilen stehen die Raptors wieder gefühlt an der gleichen Stelle wie vor einem Jahr.

Immerhin bleibt die Erkenntnis: Hätten sie LeBron James, hätten die Raptors wohl beide Spiele gewonnen.

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