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NBA: Die Golden State Warriors stehen erneut in den Finals: Es war schon mal souveräner

Stephen Curry steht zum vierten Mal in Folge in den Finals.
© getty

Die Golden State Warriors stehen zum vierten Mal in Folge in den Finals. Diesmal brauchte es jedoch gleich sieben Spiele, um die Houston Rockets niederzuringen. Die individuelle Klasse der Stars macht am Ende des Unterschied, der Glanz vergangener Jahre blieb aber zeitweise auf der Strecke.

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"Das war eines der schlechtesten Viertel, die wir je gespielt haben. Wir sind aber nur fünf Punkte hinten und müssen uns endlich zusammenreißen. Dann mache ich mir keine Sorgen."

Steve Kerr war mächtig angefressen nach dem ersten Viertel, welches seine Mannschaft gerade in einem Elimination Game hingelegt hatte. Die Warriors begingen dumme Fouls, gingen fahrlässig mit dem Ball um und bewegten sich mal wieder zu wenig. Ganz anders die Rockets, die alles zeigten, was es in einem solchen Entscheidungsspiel braucht.

Am hinteren Ende des Feldes wurde leidenschaftlich verteidigt, der Gegner massiv unter Druck gesetzt und vorne der Weg zum Korb gesucht. Dass Houston nicht viel höher führte, lag an einer Reihe von Fehlwürfen aus der Distanz, wovon aber auch einige von P.J. Tucker und Clint Capela wieder eingesammelt wurden.

Dies setzte sich dann auch im zweiten Viertel so fort, was Draymond Green gewaltig auf die Palme brachte. Als Houston den Vorsprung auf 14 Zähler ausgebaut hatte, nahm Kerr eine weitere Auszeit und der noch amtierende Defensive Player of the Year knüpfte sich umgehend Kevin Durant vor, der von dem mehr als einen Kopf kleineren Tucker am offensiven Brett gleich mehrfach düpiert wurde.

Rockets: Starker Start fordert seinen Tribut

Houston schien dem Favoriten den Schneid abzukaufen und das, obwohl mit Chris Paul ein essentieller Spieler fehlte. Eric Gordon vertrat CP3 zwar mehr als ansehnlich, doch die Probleme, die ein solcher Ausfall nach sich zieht, werden meist erst im hinteren Teil der Rotation ersichtlich. Rockets-Coach Mike D'Antoni probierte einiges aus und entstaubte sogar in Ryan Anderson und Joe Johnson wegen ihrer schwachen Defense scheinbar unspielbare Akteure.

Doch in der ersten Halbzeit standen sie zumindest für ein paar Minuten ihren Mann, was aber nicht kaschierte, dass Houston erste Müdigkeitserscheinungen zeigte. James Harden startete zwar stark mit 14 Punkten im ersten Viertel, ließ dann aber brutal nach (2 Zähler, 1/9 FG), fast jeder seiner Abschlüsse war kurz.

"Wir wussten, dass sie irgendwann müde werden würden", analysierte Durant. "James hat so viel gedribbelt, da war es klar, dass ihm irgendwann die Kräfte ausgehen werden. Wir konnten das dann auch auf der anderen Seite ausnutzen."

James Harden frustriert

Ohne Paul fehlte eben ein weiterer Ballhandler, der für das isolationslastige Spiel der Texaner so wichtig gewesen wäre. Harden hatte in Spiel 7 eine Usage-Rate von 37,3 Prozent, während die Warriors auf der anderen Seite die offensive Last auf die Schultern ihrer vier All-Stars verteilen konnte.

Das machte sich dann vor allem in der zweiten Halbzeit bemerkbar, was auch Harden unverblümt zugab. "Wir hatten einfach nicht mehr die gleiche Energie und das Tempo wie in der ersten Halbzeit. Das ist extrem frustrierend", bilanzierte der wohl angehende MVP.

Frust machte sich vor allem im dritten Viertel breit, dem Abschnitt, in dem die Warriors diese Serie für sich entschieden. Der Champion outscorte die Rockets über die Serie mit 64 Punkten und gewann dabei die Abschnitte nach der Pause mit +67.

Rockets verlieren ihre Linie und treffen nichts mehr

Das war auch in Spiel 7 nichts anders. Mit 33:15 gewannen die Warriors das dritte Viertel für sich und nahmen den Gastgebern die Energie, die nach einer langen Saison noch übrig geblieben war. Houston haderte in dieser Phase mit ausgebliebenen oder falschen Pfiffen, doch im Prinzip musste sich die D'Antoni-Truppe an die eigene Nase packen.

Die Refs hatten eine klare Linie und die besagte, dass sie viel Kontakt durchgingen ließen - und zwar auf beiden Seiten. Das brachte die Rockets anscheinend ein wenig aus dem Konzept, die einerseits nicht mehr so effizient wie im ersten Durchgang am Ring abschlossen und andererseits aus der Distanz kein Scheunentor mehr trafen.

Keiner der 14 Dreierversuche ging im dritten Viertel durch die Reuse - und das, obwohl ein Großteil der Würfe völlig frei waren. "Wir hatten gute Chancen, doch der Ball wollte einfach nicht reingehen. Wir hätten damit Momentum generieren können", ärgerte sich deswegen D'Antoni.

Warriors: Curry verändert die Dynamik

Bei insgesamt 27 verfehlten Longballs in Folge muss aber auch die Frage nach einem Plan B gestellt werden. Den hatten die Rockets an diesem Abend aber nicht, stattdessen machte sich Hektik breit, was ein Team wie Golden State bestraft wie kein anderes. Mehr Fehlwürfe bedeuteten auch mehr Transition für die Dubs.

Dort blühte dann Stephen Curry auf, der zuvor kein schlechtes Spiel machte, aber eben auch nicht wie gewohnt zum Zug kam. Plötzlich war die Offense wieder flüssig und der Ball lief wie am Schnürchen, sodass Curry einige völlig freie Dreier in den Ecken bekam, die er bekanntlich mit traumwandlerischer Sicherheit verwerten kann.

Warriors: Der Steph-Effekt

Am Ende traf Curry 7 Dreier für insgesamt 27 Punkte, gefühlt waren es mindestens zehn mehr, nicht zuletzt als der Chefkoch 11 Warriors-Zähler am Stück erzielte. "Solche Dinge von ihm geben uns Energie", erläuterte Kerr den Steph-Effekt. "Durant kann auch beständig scoren, aber wenn Steph oder Klay aus der Distanz heiß laufen, dann ist unser Team auf dem Höhepunkt."

15 Dreier versenkte das Trio aus Curry (7/15), Thompson (3/7) und Durant (5/11), 9 davon nach der Pause. Die Offense der Warriors sah dadurch so dominant wie im vergangenen Jahr aus, als nur die Cleveland Cavaliers überhaupt ein Spiel gegen dieses Team aus Oakland in den Playoffs gewinnen konnten.

Und dennoch: Man muss den Rockets Respekt für ihre Leistung zollen. Selbst während der Explosion der Gäste konnten sich die Texaner immer wieder gute Looks erspielen. Ein Dreier hier, ein Miss der Warriors da und Houston hätte diese Partie vielleicht auch ohne Paul gewonnen.

Warriors: Klarer Favorit gegen LeBron in den Finals

Golden State wird dies herzlich egal sein, am Ende steht der vierte Conference Titel und die nächste Chance auf einen weiteren Titel, der die Dynastie der Warriors weiter untermauern würde. Mit Cleveland und LeBron James warten bekannte Gesichter, auch wenn diese Cavs-Truppe nicht mehr das Schwergewicht der vergangenen Jahre darstellt.

Geht es nach den Wettanbietern, dürfte es eine klare Angelegenheit werden, der Spread für Spiel 1 beträgt Stand jetzt 12 Punkte, so deutlich sahen es die Anbieter seit 2001 nicht mehr, als die ShaKobe-Lakers auf die Philadelphia 76ers trafen. Damals überraschten die Sixers im ersten Aufeinandertreffen den hohen Favoriten, musste sich aber dennoch nach fünf Spielen geschlagen geben.

Für eine Überraschung - positiv wie negativ - sind auch die Cavs immer gut, auch weil Houston einige Schwächen der Warriors über die sieben Spiele aufdecken konnte. Vor allem die Verletzung von Andre Iguodala, der nach Spiel 3 wegen einer Knieverletzung nicht mehr mitwirken konnte, zeigte deutlich, wie dünn die Dubs auf dem Flügel besetzt sind und wie limitiert das Shooting ist.

Gerade der vierte All-Star, Draymond Green, hatte gegen die Rockets überhaupt keinen Touch und traf gerade einmal 12 Prozent (2/17) seiner Dreier. Über die kompletten Playoffs trafen überhaupt nur vier Spieler mehr als einen Longball pro Spiel, was erneut zeigt, dass Golden State nicht mehr so tief wie in der Vergangenheit aufgestellt ist.

Dennoch: In der Spitze ist es weiter historisch gut und bei so viel Talent wäre es eine faustdicke Überraschung, wenn der NBA Champion 2018 nicht Golden State Warriors heißt. Diese Playoffs haben aber gezeigt, dass der Meister in diesem Jahr durchaus verwundbar ist.

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