Schon vor dem Spiel war die Stimmung in der Quicken Loans Arena sehr angespannt - vor allem aufgrund der Angst, dass dies das letzte Heimspiel von LeBron James in Cleveland gewesen sein könnte. Im Publikum gab es diverse Schilder, die sich bei James für seine Erfolge bei den Cavaliers bedankten, obwohl ja noch nicht klar ist, wo der Superstar in der kommenden Saison spielen wird.
Beide Coaches blieben bei ihren Starting Fives aus Spiel 4, Cleveland wollte es mit dem Mut der Verzweiflung und der lauten Halle im Rücken noch einmal spannend machen. Die ersten Minuten gehörten allerdings klar den Gästen - abgesehen von einem Dreier von J.R. Smith punktete am Anfang nur Golden State, Stephen Curry trug 6 Punkte zur 10:3-Führung bei, bevor Ty Lue seine erste Auszeit nahm. In der Folge berappelten sich die Cavs kurz mit einem 8:0-Run, danach übernahmen aber die Dubs wieder die Kontrolle und blieben heiß von Downtown. Kevin Love wehrte sich mit 9 Punkten, es ging mit 34:25 in die Viertelpause.
Im zweiten Durchgang ging den Dubs aber zunächst die Linie flöten. James nahm nun aktiver am Spielgeschehen teil und brachte die Cavs mit Hilfe der Bank mit 39:38 in Führung, da Golden State innerhalb von 6:36 Minuten gerade einmal 4 Punkte auf die Anzeigetafel bringen konnte. Das änderte sich allerdings auch schnell wieder. Cleveland ließ erneut viel liegen, darunter sechs Freiwürfe, während vor allem Curry ihre miese Defense ein ums andere Mal ausnutzte. Ein weiterer Curry-Dreier stellte fünf Sekunden vor dem Ende auf 61:52 Golden State zur Pause.
Stephen Curry räumt die letzten Zweifel aus dem Weg
Es folgte der gefürchtete Warriors-Push im dritten Viertel. Die Warriors bauten ihre Führung in Windeseile aus, Curry und Durant wechselten sich dabei mit dem Scoring ab, bevor auch der zuvor unsichtbare Klay Thompson mit 10 Punkten heiß lief. Den Cavs war schnell anzusehen, dass sie den Glauben verloren hatten, auch von LeBron war kein echtes Aufbäumen mehr zu sehen - folglich waren laute Buhrufe in der Halle zu hören. Es ging mit 86:65 ins letzte Viertel, das Spiel war also eigentlich bereits entschieden.
Die allerletzten Zweifel räumte Curry mit weiteren Dreiern im vierten Viertel dann schnell aus. Bei 4:03 Minuten vor Schluss erkannte Lue das an und nahm James zu lauten "MVP, MVP"-Ovationen vom Court.
Curry beendete die Partie als Topscorer (37 Punkte, 12/27 FG, 7/15 3FG), während Durant ein Triple-Double auflegte (20 Punkte, 12 Rebounds, 10 Assists). Andre Iguodala (11) und Thompson (10) punkteten ebenfalls zweistellig. Bei den Cavs beendete James die Partie mit 23 Punkten, 7 Rebounds und 8 Assists, aber auch 6 Ballverlusten. Love kam auf 13 Punkte (4/13 FG) und 9 Rebounds, J.R. Smith (10) und Rodney Hood (10, 8 Rebounds) landeten ebenfalls in Double Figures.
Die Warriors gewannen ihren dritten Titel innerhalb von vier Jahren damit in mehr als überzeugender Manier. Es ist der erste Repeat in der NBA, seitdem die Heat 2012 und 2013 den Titel holten. Durant wurde dabei wie schon im letzten Jahr Finals-MVP und ist damit der erste "Back-to-Back"-MVP seit James 2012 und 2013.
Die wichtigsten Statistiken
Cleveland Cavaliers vs. Golden State Warriors 85:108, Serie 0:4 (BOXSCORE)
- Im kompletten Game 3 hatte Curry nur 11 Punkte erzielt, 5 davon in den Schlussminuten. In dieser Partie stand er schon nach knapp sieben Minuten bei 12 Punkten. Der zweifache MVP startete sehr aggressiv und trug seinen Anteil dazu bei, dass Golden State von Downtown ein überragendes erstes Viertel spielte: 6/10 trafen die Dubs im ersten Viertel von draußen.
- Über das Spiel gesehen trafen die Warriors 14/37 ihrer Dreier, die Quote sank also etwas - das rächte sich aber nicht, da Cleveland wie immer in diesen Finals noch größere Probleme von draußen hatte (8/27) und insgesamt auch bloß 34,5 Prozent aus dem Feld traf. Die Dubs trafen aus dem Feld so gut (45,3 Prozent), dass die durchschnittliche Dreierquote nicht groß ins Gewicht fiel.
- Die Cavs holten sich erneut jede Menge Offensiv-Rebounds (insgesamt 17). Das wurde allerdings auch dadurch "geschönt", dass sie unheimliche Probleme mit dem Finishing hatten, vor allem in Ringnähe. Es war bisweilen fast bizarr, was Love, Larry Nance oder Tristan Thompson an Bunnies und Layups liegen ließen.
- Indem sie das Tempo relativ niedrig hielten, erlaubten die Cavs den Warriors nur 5 Fastbreak-Punkte. Allerdings war das letztendlich nicht viel wert, weil ihre Defense im Halbfeld den Namen kaum verdiente. Sobald die Warriors einen zweiten oder dritten Pass spielten, hatten sie üblicherweise einen komplett offenen Wurf. So kamen sie auf 25 Assists bei moderaten 10 Ballverlusten.
Cleveland Cavaliers vs. Golden State Warriors: Die Stimmen zum Spiel
Tyronn Lue (Coach Cavaliers): "Nach allem, was wir in dieser Saison durchgemacht haben, und nachdem uns so viele Leute abgeschrieben haben so weit zu kommen - das macht mich stolz."
Steve Kerr (Coach Warriors) über den Finals-MVP: "Ich weiß, dass es ein Medien-Thema ist und bestimmt hätte Steph sich gefreut, wenn er es diesmal gewesen wäre. Aber wichtig ist das nicht. Ihr könnt über den MVP schreiben, uns ist das egal."
Der Star des Spiels: Stephen Curry.
Es war ziemlich auffällig, dass Curry und Durant sich eine Art internes Duell um den Finals-MVP-Award lieferten. Während Durant seine Allrounder-Qualitäten zeigte, attackierte Steph unermüdlich und konzentrierte sich aufs Scoring, vor allem von draußen. Sein Dreier am Ende der ersten Hälfte über LeBron dürfte künftig in vielen Finals-Montagen vertreten sein. Dass KD am Ende trotzdem den Award bekam, dürfte Curry wohl verschmerzen können.
Der Flop des Spiels: George Hill.
Seine Leistung in Game 3 hatte Hill als "shitty" bezeichnet, man will also kaum wissen, wie sein Urteil zu Game 4 ausfällt. Der Point Guard traf erst Anfang des vierten Viertels seinen allerersten Wurf und trat auch nicht als Playmaker auf - im Gegenteil (3 Punkte, 1/7 FG, 1 Assist). Immer wieder agierte Hill extrem zögerlich. Das war gar nichts.
Coaching Move des Spiels
Viele Neuerungen gab es im Vergleich zu den bisherigen Spielen nicht mehr zu sehen. Bei den Cavs fiel erneut auf, dass die Spieler selbst nicht immer wussten, wann sie switchen und wann trappen sollten, die Kommunikation untereinander blieb eine ihrer ganz großen Schwachstellen. So bekam beispielsweise Nick Young einen Dreier, bei dem er einen "freien" Radius von mehreren Metern hatte, und auch Curry, Thompson und Co. waren regelmäßig blank. Das reichte am Ende einfach nicht.