Above the Break: Die Luka Doncic-Debatte, der Dwight Howard-Trade – alles zum NBA Draft

Ole Frerks
21. Juni 201813:22
Eigentlich ist es unvorstellbar, dass die Dallas Mavericks an 5 eine Chance auf Luka Doncic haben.getty
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Die Offseason hat begonnen, am Mittwoch gab es bereits den ersten größeren Trade und in der Nacht auf Freitag steht bereits der NBA Draft an (ab 1 Uhr live auf DAZN). SPOX-Redakteur Ole Frerks blickt zu diesem Anlass auf den kuriosen Fall von Luka Doncic, analysiert den Trade von Dwight Howard und beantwortet die Fragen der Leser!

Die Debatte um Luka Doncic

Man sollte vorm Draft nicht alles für bare Münze nehmen, was berichtet wird. Wenn Team X von einem Workout von Spieler Y "beeindruckt" ist, kann das ebenso ein Störfeuer sein wie ein durchsickerndes Gerücht, dass ein gewisses Team gerne seine Draft-Position nach oben oder unten verlagern will und dadurch bedingt irgendwelche All-Stars bewegt werden könnten.

Es gibt jedes Jahr wesentlich mehr "Rauch" als echtes Feuer, wenn es um den Draft geht. Nachdem das klargestellt ist: Es gibt in diesem Jahr sogar noch ein bisschen mehr Rauch als sonst. Am Tag des Drafts scheint immer noch nicht allzu viel klar zu sein, was unter anderem sicherlich daran liegt, dass mit Sacramento die Definition einer Wildcard auf Position 2 pickt und bei mehreren Teams im Raum steht, dass sie ihren Pick traden könnten (Atlanta, Memphis, Dallas).

Dazu gibt es ja auch noch einen gewissen langfingrigen Superstar in San Antonio, der seinen Trade-Wunsch de facto öffentlich gemacht hat und damit alles durcheinanderbringen könnte. Das alles ist nicht zwingend ungewöhnlich.

Haben die Dallas Mavericks eine Chance auf Luka Doncic?

Bemerkenswert ist eher, wie wenig Konsens bei der Einordnung der Draft-Reihenfolge besteht, zumindest nach dem fast überall an 1 gelisteten Deandre Ayton. Dabei macht es den Anschein, als würden sich viele Leute - sowohl Fans als auch die Teams selbst, wenn man Berichten glauben mag - das Thema komplizierter machen, als es ist.

Anders ist es eigentlich nicht zu erklären, dass es ernsthaft Spekulationen darüber gibt, ob die Mavericks an Position 5 noch an Luka Doncic kommen könnten - und dass diese nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein scheinen. Seine (virtuelle) Aktie ist in den letzten Wochen im Vergleich zu anderen Prospects allem Anschein nach gesunken und die Gründe, die man dafür serviert bekommt, sind höchstens in Teilen zufriedenstellend. Teilweise wirken sie auch schlichtweg absurd.

Um das klarzustellen: Es ist in Ordnung, dass Phoenix (wohl) Ayton favorisiert, da dieser mit seinen Anlagen wie eine Art neuer Joel Embiid ohne Verletzungen daherkommt. Der Big Man bringt zwar große Fragezeichen in der Defense mit, sollte er seine Intensität hier jedoch hochschrauben und dazulernen, könnte aus ihm ein veritabler Two-Way-Superstar werden. Ich habe zwar meine Zweifel, kann die Logik der Suns-Denke aber nachvollziehen, zumal sie einen Center gut brauchen können.

Spieler mit Fragezeichen - und Luka Doncic?

Dahinter jedoch ... Doncic wird zumeist in einen Kreis von Spielern gesteckt, die mit teilweise gravierenden Defiziten vor dem Sprung in die Liga stehen. Das wird ihm aber nicht gerecht - Doncic spielt nunmehr seit Jahren gegen "echte" Gegner und ist dabei kein Mitläufer, sondern war zuletzt der MVP des besten Basketball-Teams außerhalb der NBA.

Der Slowene hat gestandene Spieler dominiert, darunter etliche frühere NBA-Profis. Sein Talent-Paket ist offenkundig - selten gab es einen so jungen Spieler mit so gutem Spielverständnis, der regelmäßig Pässe spielt, von denen andere nur träumen können, der eine solche Balance hat, der auf so diverse Arten scoren kann, der in diesem Alter so viel gewonnen hat.

Doncic ist Europameister, Doncic hat die EuroLeague gewonnen, Doncic ist EuroLeague-MVP, Doncic hat schon dreimal die ACB gewonnen, wobei er sich den dritten Titel gerade an diesem Dienstagabend sicherte. Doncic ist im Februar 19 Jahre alt geworden. Und trotzdem gibt es Leute, die ihn auf eine Stufe mit den Darkos dieser Welt stellen und fürchten, dass er ein Bust werden könnte.

Ein paar Kritikpunkte sind fair - andere nicht

Es ist dabei fair, zu bemängeln, dass seine Athletik eher durchschnittlich ist und dass er defensiv seine Probleme hat, gerade mit schnelleren Gegenspielern und im Pick'n'Roll. Auch darf man darauf hinweisen, dass sein Wurf im Lauf der Saison instabiler wurde (am Ende wettbewerbsübergreifend 31,1 Prozent 3FG) und dass er noch etwas zu viel Baby-Speck auf den Rippen hat. Sein Körper ist zwar durchaus NBA-Material, aber nicht aus Marmor geschnitten wie zum Beispiel der von Ayton.

Das sind legitime Kritikpunkte. Es gibt allerdings im ganzen Draft keinen Spieler, der ohne potenzielle Schwachpunkte daherkommt, auch nicht in der Lottery. Es gibt bisweilen sogar wesentlich größere Fragezeichen - etwa: "Hält sein Rücken?/Versteht er Basketball?" bei Michael Porter Jr. oder: "Kennt er das Konzept Defense?" bei Marvin Bagley. Kein Spieler in diesem Jahrgang kommt wie ein "sure thing" a la Tim Duncan daher.

Das ist natürlich auch in Ordnung und normal, zumal hier überwiegend von jungen Erwachsenen die Rede ist, die sich in den USA noch nicht mal ein Bier bestellen dürften. Es wird nur überraschend oft vergessen beziehungsweise ignoriert, dass das für Doncic ebenfalls gilt.

Auch Luka Doncic ist kein fertiges Produkt

Während bei vielen der US-Talente von Makeln die Rede ist, die man mit der Zeit loswerden kann, wird Doncic oft wie ein fertiges Produkt behandelt. Noch einmal: Doncic ist 19. Man kann einen anderen Eindruck bekommen, weil der Name mittlerweile seit Jahren bekannt ist - er war eben schon mit 13 bei Real und ist seit 16 Profi. Deswegen ist er natürlich trotzdem noch längst nicht fertig.

Auch Doncic kann und wird noch an seiner Physis und Athletik arbeiten - ebenso wie an der Ernährung. Natürlich wurde er auch bei Real professionell betreut, aber in der NBA sind Workout-Pläne, Privat-Köche etc. einfach noch ein wesentlich größeres Thema. Es widerspricht jeglicher Logik, davon auszugehen, dass Doncic' Entwicklung und Reifeprozess auch nur ansatzweise abgeschlossen wären.

"Das ist nicht das finale Produkt Luka Doncic", stelle kürzlich auch Suns-Coach Igor Kokoskov klar, der Doncic vergangenes Jahr bei der slowenischen Nationalmannschaft betreute. "Er ist jetzt schon ein ziemlich guter Spieler, aber wir gehen davon aus, dass er in ein paar Jahren noch viel besser sein wird." Und warum sollte man das nicht tun?

Ein Referendum - Europa vs. USA?

Es ist bisweilen etwas schade, wie das Thema Doncic zum wiederholten Mal ein Referendum dafür darstellen soll, ob der Basketball in Europa etwas taugt, ob Erfolge auf dem "alten Kontinent" etwas wert sind und so weiter. Dabei ist das überhaupt nicht zielführend - Doncic ist ja eine Anomalie, es gab schlichtweg noch keinen Spieler, der so jung im Profi-Basketball schon so viel erreicht hatte, egal auf welchem Kontinent.

Er hat mehr "bewiesen" als alle anderen Spieler in diesem Draft, die College-Champions aus Villanova eingeschlossen. Teilweise scheint ihm sein Erfolg in Madrid fast schon zur Last zu fallen. Da Real bis zuletzt erneut in den ACB-Finals stand, konnte Doncic nicht am Combine oder an individuellen Workouts teilnehmen.

Man sollte meinen, dass seine Leistungen im 5-gegen-5 in der zweitbesten Liga der Welt höher einzustufen wären als die "Leistungen", die andere Prospects im 1-gegen-0 gezeigt haben - aber zuletzt schien das nicht der Fall zu sein. Stattdessen stieg das Ansehen von beispielsweise Mo Bamba, nachdem dieser in einer leeren Halle reihenweise Dreier versenkte, von denen er am College allerdings nur 51 nahm.

Alle Klischees werden erneut bemüht

"Ich bin mir nicht sicher, was dieser Junge noch tun muss, um sich zu beweisen", sagte kürzlich auch DraftExpress-Guru Jonathan Givony, der Doncic als einer der wenigen Amerikaner schon lange und intensiv verfolgt und offensichtlich frustriert von seinen eigenen Landsleuten ist.

In den Tagen vorm Draft ist aus dem Slowenen das neuste Subjekt einer uralten Grundsatz-Debatte geworden, er wird mit Klischees konfrontiert, gegen die alle anderen Euro-Talente vor ihm auch schon ankämpfen mussten - auch wenn das nicht fair ist. Wie gesagt: Seine Erfolge und sein Spiel in diesem Alter heben sich von all seinen Vorgängern ab.

Es ist schwer vorstellbar, dass ein vergleichbar "reifes" US-Talent ähnlich skeptisch behandelt werden würde wie Doncic. Natürlich ist nicht garantiert, dass er ein Superstar in der Liga wird, das ist ohnehin nie möglich, weil kein Spieler in diesem Alter fertig ist. Aber genau darum geht es ja - nur weil man jetzt schon viel von Doncic gesehen hat, heißt das nicht, dass er von dieser Regel ausgeschlossen ist.

Alles nur Störfeuer?

Vielleicht stellt sich im Endeffekt ja doch wieder viel als "Rauch" heraus, vielleicht schlagen die Kings an 2. Stelle zu, vielleicht tun es sogar die Suns an Position 1. Vielleicht tradet sich ja auch ein anderes Team (Spurs!) in der Lottery hoch und sichert sich Doncic und alle gestreuten "Bedenken" sind am Ende doch wieder nur Ablenkungsmanöver.

Vielleicht fällt Doncic aber auch wirklich ein Stück zurück - und dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages wieder das eine oder andere Team blöd dasteht und sich denkt: "Hätten wir doch nur gewusst, was aus diesem Jungen werden wird."

Dann könnte man allerdings nicht behaupten, dass die Zeichen nicht alle längst da gewesen wären.

Der (nächste) Dwight Howard-Trade in der Analyse

Der erste signifikante Trade der Offseason ereignete sich bereits am Mittwoch, passenderweise genau ein Jahr, nachdem die Hawks Howard nach Charlotte verschifft hatten. Daher folgt hier eine Kurzanalyse.

Der Deal im Detail: Dwight Howard wird nach Brooklyn getradet, dafür gehen Timofey Mozgov, zwei Zweitrundenpicks und Cash nach Charlotte (via ESPN).

Wenn man bedenkt, was für ein Superstar Howard vor einigen Jahren noch war, ist es kaum zu glauben, dass er nun innerhalb eines Jahres zweimal getradet wurde - im Endeffekt einmal für Miles Plumlee und einmal für den den Horrorvertrag von Timofey Mozgov, auch wenn natürlich jeweils noch andere Assets involviert waren. Es verdeutlicht sehr gut, wie sehr der frühere D12 im Ansehen der Liga gefallen ist.

Die Hornets wollten ihn zwingend loswerden, der neue GM Mitch Kupchak verzweifelte bereits bei den Lakers einst an Howard (und gab später Mozgov den erwähnten Horror-Vertrag) und hatte offensichtlich keine Lust, es nochmal mit dem eher schwierigen Center zu versuchen. Durch den Deal rutscht Charlotte unter die Luxury-Tax-Grenze und kann den Rebuild auch dank der zwei Picks wohl beschleunigen, es ist gut möglich, dass nun auch Kemba Walker getradet wird.

Mozgovs Vertrag läuft wiederum noch ein Jahr länger als der von Howard, aber wenn Charlotte ohnehin nicht davon ausgeht, innerhalb dieser Zeit angreifen zu können (was richtig wäre), fällt dieser fehlende Cap Space im kommenden Jahr nicht so schwer ins Gewicht. So lässt sich der Deal aus Hornets-Perspektive erklären, wenngleich man diesen nicht als Home-Run für sie bezeichnen kann. Diesen könnten erst mehrere Folge-Deals darstellen.

Für die Nets wiederum ist der Trade genau das - ein sehr guter Deal. Dadurch, dass Howards Vertrag 2019 ausläuft, hätte Brooklyn dann sogar Platz für zwei Maximal-Verträge und dazu endlich mal wieder den eigenen Draft-Pick. Da dieser auch in der kommenden Saison ein Lottery-Pick sein wird, könnte das eine ziemlich gute Ausgangsposition werden, um das Team endgültig - und früher als gedacht - aus dem Tal der Tränen namens "Paul-Pierce-Kevin-Garnett-Trade" herauszuführen.

GM Sean Marks kann man in diesem Fall also nur ein Kompliment machen. Dass Howard spielerisch nicht wirklich ins Konzept von Kenny Atkinson passt, ist nebensächlich - reizvoll ist Howard für die Nets nicht aus sportlicher Hinsicht, sondern deshalb, weil sein Vertrag ausläuft. Das hätte man beiden mal sagen sollen, als Brooklyn vor einigen Jahren schon einmal unbedingt Dwight Howard - damals noch den Spieler - haben wollte. Manchmal geht es verdammt schnell in der NBA.

Nun kommen wir zu den Fragen ...

Ihr habt Fragen, die ihr in der Kolumne beantwortet sehen wollt? Dann stellt sie bei Twitter!

@J0n0s: Wie sähe deine Top 5 im Draft aus?

Wenn es nach meiner persönlichen Präferenz ablaufen würde, würde das in etwa so aussehen:

  1. Luka Doncic nach Phoenix
  2. Deandre Ayton nach Sacramento
  3. Jaren Jackson nach Atlanta
  4. Marvin Bagley nach Memphis
  5. Mo Bamba nach Dallas

Zu Doncic und Ayton habe ich oben ja schon einiges geschrieben, daher hier nur ganz kurz: Für mich stecken diese beiden Spieler in einem "Tier", da man bei beiden ziemlich sicher sein kann, dass sie sich recht schnell ziemlich gut in der NBA zurechtfinden werden, beide sind meines Erachtens fast sicher zukünftige All-Stars.

Ich habe bei Doncic Stand jetzt etwas weniger Bedenken, dass er ein solcher Star auch bei einem richtig guten Team sein könnte, daher bekommt er bei mir den Vorzug, aber wie gesagt: Ich nehme es Phoenix auch aufgrund des positionellen Needs keineswegs "übel", wenn sie Ayton picken.

Dahinter kommen drei Big Men, die viel Potenzial haben, allerdings auch relativ gravierende Schwachstellen. Mein Favorit von ihnen ist Jackson: Als einer der jüngsten Spieler im ganzen Draft hat er jetzt schon 3-and-D-Potenzial, sein Wurf sieht zwar etwas komisch aus, fällt aber effektiv (fast 40 Prozent). Er ist ein guter Ringbeschützer, dazu kann er nach dem Switch vor Guards bleiben - wir haben in diesen Playoffs wieder und wieder gesehen, wie wichtig das in der heutigen NBA ist, gerade für Big Men.

Jackson passt mit seinem Skill-Set zudem meiner Meinung nach gut zu John Collins, der aktuell neben Taurean Prince so ziemlich der einzige echte Building Block in Atlanta zu sein scheint. Die beiden könnten zusammen reifen und sich gut ergänzen, "konkurrenzfähig" sind die Hawks vorerst ohnehin nicht, Zeit wäre also da. Und die wird Jackson gerade offensiv auch noch brauchen.

Sein Basketball-IQ ist bisher ziemlich rudimentär in der Offense, er hat mit dem Ball in der Hand abgesehen von Spot-Up-Dreiern relativ wenig Plan, was er tun soll, sein Touch rund um den Korb ist auch verbesserungswürdig. Jackson ist fast schon anti-traditionell in der Hinsicht. Ich glaube auch nicht, dass er jemals eine erste Offensiv-Option sein wird, aber aufgrund seiner Defensivstärke hat er schon jetzt kaum Bust-Potenzial. Er wird vielleicht nie ein Franchise Player, dafür aber vielleicht der zweit- oder drittbeste Spieler eines richtig guten Teams? Denken wir an Al Horford.

Bagley wiederum ist ein komplett anderes Talent. Es würde mich nicht schocken, wenn er schon in zwei Jahren 20 und 10 auflegt, trotzdem sehe ich ihn skeptischer als einige, die ihn schon auf Rang 2 im Draft sehen. Die Athletik und der Motor sind brutal, das Rebounding auch, aber Bagleys Spiel schreit ein bisschen nach "Good stats, bad team".

Er hat bisher überhaupt kein Gespür für Defense gezeigt, beschützt den Ring nicht und ist ein eher schlechter Passer. Am College profitierte er stark davon, dass er größer, stärker und athletischer war als seine Gegenspieler, wie er das in der NBA durchsetzen kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz denke ich, dass Bagley ein richtig guter Offensivspieler werden kann, wenn er die noch nötige Arbeit in seinen Wurf investiert. Die Anlagen sind da, es muss nur eben noch sehr vieles geformt werden.

Ähnliches gilt für Bamba, wobei bei ihm zumindest defensiv eigentlich schon alles da ist. Er hat die Über-Krakenarme, er kann switchen, kann den Ring beschützen und hat dazu auch noch gute Instinkte und gutes Timing beim Block - das sind ziemlich ideale Voraussetzungen für einen Big Man der heutigen Tage. Zumal, wie oben erwähnt, das Fundament für einen sauberen NBA-Wurf auch bereits gelegt ist.

Fragezeichen gibt es aber auch bei Bamba zuhauf - einerseits deshalb, weil er noch arg dürr ist und viel Krafttraining benötigt, andererseits aber auch deshalb, weil er bisher keine "Nastyness" an den Tag legte. Will sagen: Der Center scheut bisweilen den Kontakt, ist für seine Maße kein guter Rebounder und verliert dazu auf dem Court manchmal das Interesse beziehungsweise die Intensität. Das sind Punkte, an denen er zwingend arbeiten muss, rein von den Anlagen her könnte Bamba ansonsten sogar als No.1-Pick gehandelt werden.

@TheRealKingKC: Welche Spieler sollte man außer der Top 10 im Draft auf dem Radar haben?

Der aktuelle Jahrgang sieht zumindest auf dem Papier etwas kurios aus - die Spitze wird von Big Men dominiert, ab einer gewissen Position finden sich aber vor allem Guards und Wings, die nicht unbedingt Star-Potenzial mitbringen, dafür aber relativ schnell eine gute Two-Way-Rolle in der Liga spielen könnten.

Je nachdem, wo er gezogen wird, könnten wir Mikal Bridges hier zählen (Top 10 ist bei ihm aber auch möglich), als den wohl besten Two-Way-Wing im Jahrgang, aber auch sein Namensvetter Miles (der nicht sein Bruder ist), Shai Gilgeous-Alexander oder Collin Sexton sind Namen, die ich persönlich interessant finde. Troy Brown und Lonnie Walker kann man hier ebenfalls aufführen, ebenso wie Zhaire Smith, der zwar noch extrem roh ist, dafür aber eine völlig absurde Athletik mitbringt und zumindest defensiv ein richtig ekliger Spieler werden könnte.

Wenn wir noch etwas weiter hinten schauen, gibt es auch noch zwei etwas ältere College-Scorer, die meines Erachtens nach einen Impact in der NBA haben sollten: Grayson Allen (Duke) fiel zwar am College teilweise mit etwas dreckigen Aktionen auf und hat kein Superstar-Potenzial, mit seinem überragenden Wurf wird er aber eine Rolle in der NBA finden - möglicherweise bei Boston oder Golden State.

Auch Donte DiVincenzo, den viele vielleicht noch vom Championship Game kennen, könnte in dieser Range (26-32) gepickt werden und sich schnell in der Liga zurechtfinden.

@Lars_Mah: Wann wird Mo Wagner gepickt und welches Team macht am meisten Sinn für ihn?

Ich schätze, dass Wagner Anfang bis Mitte der zweiten Runde gepickt wird, wie ich am Montag hier ausführlich beschrieben hatte . Daher gehe ich hier nun auf Teil zwei der Frage ein: Wagner kommt ja als relativ weit entwickelter Spieler in die NBA und insofern braucht er ein Team, das ihn explizit für seine Stärken holt und entsprechend auch einsetzt.

Es sollte im Idealfall ein Team mit recht klarer Rollenverteilung sein, in dem Wagner zunächst einfach als Stretch-Big von der Bank eingesetzt wird und bei dem gezielt mit ihm an seinen Schwächen, insbesondere im Bereich Athletik und Defense, gearbeitet wird. Kurz gesagt sollte ein klarer Plan vorliegen, weswegen ich mir Wagner beispielsweise bei Golden State gut vorstellen könnte, in Orlando eher weniger.

Die Warriors verfügen aktuell über keinen Zweitrundenpick, dafür aber über Pick Nr. 28. Ich nehme an, dass sie diesen eher für einen Wing einsetzen werden, auch wenn ESPN Wagner aktuell an dieser Position führt. Denkbar ist aber auch: Die Warriors kaufen irgendeinem Team in der zweiten Runde den Pick ab, wie schon in den letzten beiden Jahren (Jordan Bell & Patrick McCaw), und schlagen damit zu.

Das wäre in jedem Fall ihr typisches Vorgehen in den letzten Jahren, und typischerweise findet sich irgendein kurzsichtiges anderes Team, das ihnen für "Cash Considerations" genau in die Karten spielt.

@LarsMLFY: Was sagst du zu D Rose? Siehst du noch eine Chance für ihn in der NBA, wenn ja wo in welcher Rolle? Oder lieber Karriere beenden? Oder in die BBL?

Ich habe es hier ja vor einigen Monaten schon einmal geschrieben, dass es keine absurde Vorstellung ist, dass Rose in der kommenden Saison nicht mehr in der NBA spielen könnte. Damals hatte der Trade sich gerade erst ereignet, der ihn von Cleveland nach Utah schickte, und sein Engagement bei den Timberwolves folgte erst noch. Seine neun Spiele in der Regular Season für die Wolves hätte an meiner Meinung nichts geändert, in den Playoffs zeigte er dann aber deutlich stärkere Leistungen, wenn er auch gegen Houston ein bisschen zu eigensinnig und balldominant agierte.

Rose dürfte meines Erachtens nach schon noch eine weitere Chance in der NBA erhalten, aber viel mehr als ein Jahr zum Minimum wird er erneut nicht bekommen. Denn an der folgenden Realität hat sich nichts geändert: Während sich seine körperlichen Voraussetzungen durch die vielen Verletzungen natürlich verändert haben, hat er es nicht geschafft, sein Spiel dahingehend anzupassen.

Er ist noch immer kein guter Shooter, er ist auch kein herausragender Playmaker, letztes Jahr lag seine Assist-Turnover-Rate fast genau bei 1:1. Seine Defense ist mehr als nur suspekt. Er zeigt natürlich bisweilen noch dynamische Drives, auch als Finisher tritt er aber nicht mehr überdurchschnittlich auf. Dadurch, dass er nach seinen Verletzungen nicht mehr diese sensationelle Athletik und Explosivität hat wie früher, ist ihm das "Besondere" an seinem Spiel verloren gegangen.

Stand jetzt bringt er aber auch vom "Gewöhnlichen" einfach nicht genug, will sagen: Er hat bisher nicht gezeigt, dass er ein grundsolider, verlässlicher Rollenspieler sein kann, wie es beispielsweise Shaun Livingston bei den Warriors ist, der ja ebenfalls fürchterliches Verletzungspech hatte. Das wäre aber mittlerweile eigentlich wohl das Maximum für ihn, als Starter bei einem guten Team werden wir Rose nicht mehr sehen.

Was das nächste Team angeht: Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm Tom Thibodeau bei den Wolves noch eine Saison geben wird. Eigentlich aber nur als Point Guard Nummer drei hinter Jeff Teague und Tyus Jones, die nach heutigem Maßstab einfach beide produktivere Spieler sind als er. Aber wer weiß: Vielleicht kann er daran ja noch einmal etwas ändern.

@kieron19911: Hätten die Lakers die Möglichkeit (Cap Space, Assets) Leonard, George und James zu vereinen? Und wie sieht das wahrscheinlichste Paket aus, das LA. für Leonard schnüren müsste?

In der Theorie besteht diese Möglichkeit, wenn sie einerseits den Vertrag von Luol Deng stretchen oder anderweitig loswerden (eher stretchen - den Vertrag nimmt wohl niemand) und damit Platz für zwei Maximal-Verträge, also die der Free Agents PG-13 und LeBron, kreieren. Dieses Szenario stand ja zuvor schon im Raum und könnte durchaus in die Tat umgesetzt werden.

Das Thema Kawhi ist allerdings ein Stück weit komplizierter, als es aktuell oft gemacht wird. Wir haben im Korbjäger Podcast gestern auch darüber diskutiert: Es wird gerne vergessen, dass ja zwei Parteien dazugehören und dass die Spurs keinerlei Grund haben, den Lakers hier irgendwie entgegenzukommen, nur weil Kawhi (anscheinend) gerne nach L.A. möchte. Das kann San Antonio komplett egal sein - sie müssen, wenn sie ihn traden, nur darauf achten, wer das beste Angebot macht, sonst nichts!

Die Lakers haben zwar einige Assets, aber sie haben sicherlich nicht die besten. Lonzo Ball und/oder Kyle Kuzma reichen nicht, Brandon Ingram wäre vielleicht ein netter Ausgangspunkt für einen Trade, es müsste aber noch viel mehr dazu kommen, damit San Antonio aktuell etwas tun würde. Und in Sachen Extra-Picks oder Assets sind die Lakers bei weitem nicht so gut aufgestellt wie beispielsweise Philly oder Boston.

Die Lage der Spurs ist sicherlich nicht ideal, noch können sie aber zumindest darauf hoffen, dass Popovich Leonard noch irgendwie umstimmt. Bis zur Deadline haben sie ja ohnehin noch Zeit. Und so oder so wird es ein fettes, fettes Angebot brauchen, damit sie über einen Trade ernsthaft nachdenken - das sehe ich aktuell nicht aus L.A. Die Wildcards in dieser Hinsicht sind die Celtics und vielleicht die Sixers - an eine Big 3 aus LeBron, PG-13 und Kawhi bei den Lakers glaube ich nicht.

@JonasSpychalski: "The Warriors break the league" Wie ist deine Meinung zu dieser Aussage? Schaden die Warriors der Liga mit ihrer Personalpolitik?

Nein - Superteams gab es auch schon in den 60er Jahren und bisher waren sie noch nie dauerhaft schlecht für die Liga. Im Gegenteil: Es hilft den Einschaltquoten, wenn es einen "Bösen" gibt, den alle quasi-neutralen Zuschauer gerne verlieren sehen möchten. Wichtig ist nur, dass es dafür tatsächlich auch einen glaubwürdigen Herausforderer gibt.

Deswegen erzielten die Western Conference Finals Rekorde - Houston verlangte den Dubs ja tatsächlich alles ab und hatte sie am Rande einer Niederlage. War die Liga "kaputt", als Houston in den Halbzeitpausen der Spiele 6 und 7 jeweils zweistellig führte? Ich denke nicht - ich glaube, dass uns hier nur der extrem fade Eindruck der Finals zu sehr im Gedächtnis hängt.

Das Problem war in diesem Fall aber eher, dass der Osten keinen glaubwürdigen Herausforderer hervorbrachte. Die Cavs 2017 waren ein legitimer Contender, das waren die Cavs 2018 aber nicht. Deswegen waren die Finals eher ein Epilog und nicht der Hauptteil dieser Postseason, was sicherlich nicht ideal war.

Zerstört ist die Liga deswegen aber nicht - auch wenn die Warriors das sicherlich gerne erreichen würden, zumindest ihr Besitzer Joe Lacob, doch das schafft niemand. Es wird diverse Teams geben, die bei den Rockets ganz genau zugesehen haben und ihrem Beispiel folgen, also all-in gehen. Deswegen dürfte die kommende Offseason so interessant werden.