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@mtozan97: Hättest du den Cavs eine Überraschung zugetraut, wenn sie Spiel 1 gewonnen hätten?
Jein. Ein Cavs-Sieg in Spiel 1 hätte die Chance auf eine lange, spannende Serie mit Sicherheit vergrößert, ultimativ hätte sie aber nichts daran geändert, dass die Warriors das bessere Team sind.
Eigentlich lief in diesem Spiel ja fast alles so, wie Cleveland es sich erträumt hatte: LeBron James war im absoluten God-Mode, Kevin Love lieferte abgesehen vom Dreier mehr als solide ab, die Warriors-Defense war weit unter ihrem gewohnten Niveau und die Cavs-Bank konnte das Duell mit den Dubs sogar fast komplett ausgeglichen gestalten (23:24). Dazu spielte Kevin Durant alles andere als effektiv und Andre Iguodala war gar nicht erst dabei.
Natürlich hätten die Cavs ihren Dreier besser treffen können (nur 10/37 3FG), aber wir können uns wohl darauf einigen, dass dies eine ihrer besten Playoff-Leistungen war, vielleicht sogar die beste, wie LeBron ja selbst sagte. Und trotzdem: Die Warriors hätten dieses Spiel sogar dann noch gewinnen können, wenn George Hill seinen zweiten Freiwurf getroffen hätte, es war ja immer noch Zeit auf der Uhr. Auch wenn J.R. Smith sofort hochgestiegen wäre und getroffen hätte, statt eine der dämlichsten Aktionen der Playoff-Geschichte zu zeigen, wäre der Sieg noch nicht sicher gewesen.
Was ich damit sagen will: Der Spielraum für Fehler ist bei beiden Teams einfach ein komplett anderer. Die Cavaliers müssen fast perfekt spielen, um in dieser Serie Spiele zu gewinnen, den Warriors reicht im Normalfall auch eine "B-Performance". Spiel 2 spiegelte das Kräfteverhältnis in dieser Serie realistischer wider. Golden State ist das bessere Team.
Gleichzeitig will ich aber auch die psychologische Komponente nicht völlig unter den Tisch fallen lassen. Ich bezweifle es zwar, aber vielleicht wären die Dubs tatsächlich ins Grübeln gekommen, wenn sie diese Partie verloren hätten. Es wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen, dass sich dann eine gewisse Dynamik entwickelt und der Top-Favorit auf einmal mit dem Rücken zur Wand steht.
Stattdessen haben die Cavaliers diese Partie auf die bitterste Art verloren und damit psychologisch das genaue Gegenteil kassiert. Die Nachwirkungen waren ihnen in Spiel 2 auch ziemlich eindeutig anzusehen. Ich glaube trotzdem nicht, dass sie sich sweepen lassen, eher tippe ich auf einen Sieg in der kommenden Nacht. Aber ihre beste Chance, die Warriors ins Grübeln zu bringen, haben sie vergeben.
@tjaitjjsch: Ist LeBron mit den diesjährigen Playoffs möglicherweise endgültig zum GOAT aufgestiegen?
Ich habe es ja mittlerweile schon einige Male geschrieben - LeBron ist der GOHT, der Greatest of his Time. So wie es Michael Jordan zu seiner Zeit war, Bird/Magic und Kareem Abdul-Jabbar vor ihm, und davor Bill Russell. Es sind unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Regelwerke, völlig unterschiedliche Ligen und fast schon unterschiedliche Sportarten, über die wir hier reden, deswegen mag ich die "GOAT"-Bezeichnung grundsätzlich nicht.
Es kann keinen echten Konsens in dieser Diskussion geben, weil sie im Endeffekt von persönlichen Präferenzen abhängt beziehungsweise davon, welchen Argumenten man mehr Beachtung schenken will und welchen weniger. Das ist jedem selbst überlassen - zwar haben sowohl Jordan als auch LeBron ihre "Missionare", die die absolute Wahrheit zu kennen glauben, aber eine komplett objektive "richtige" Entscheidung gibt es nicht.
Was man angesichts der aktuellen Playoffs aber sagen kann: Der Abstand zwischen LeBron und allen anderen aktuellen Spielern in der NBA, insbesondere der designierten "Nr. 2" Durant, ist immer noch ziemlich groß. Deswegen würde es mich auch nicht schockieren, sollte LeBron selbst dann Finals-MVP werden, wenn sein Team verliert, auch wenn das seit Jerry West 1969 niemand mehr geschafft hat.
@kraus_luca: Welch unattraktives spielerisches Armutszeugnis für beide Teams. Kein Plan B. Da sieht man den Nachteil des Morey-Balls, wenn der Dreier nicht fällt. Hast du eine Erklärung? Und kann man mit einem Zocker wie Harden eine Championship gewinnen?
Diese Frage kam nach Spiel 7 der Western Conference Finals auf und ich habe sie mir "aufgehoben". Denn mit dem Armutszeugnis stimme ich nicht überein: Die Rockets hatten einen Plan B, der Chris Paul hieß und der in den Spielen 4 und 5 am Ende vielleicht der wichtigste Faktor dafür war, dass sie diese Spiele gewinnen konnten. Nach seiner Verletzung veränderte sich die Dynamik ihres Spiels gezwungenermaßen und man war wieder in einer ähnlichen Situation wie in der Vorsaison.
Das hieß: Harden und Eric Gordon waren de facto wieder die einzigen Spieler, die mit dem Ball in der Hand etwas kreieren konnten. Das funktionierte in den Spielen 6 und 7 jeweils eine Halbzeit lang gut, dann ging ihnen die Luft aus beziehungsweise dann setzte sich auch die Qualität der Warriors irgendwann durch, weil die Dreier auf Seiten Houstons eben nicht mehr fallen wollten.
Dass sie es mit dem Dreier versucht haben, war meiner Meinung nach aber nicht falsch. Natürlich hätte ich auch gerne in der zweiten Hälfte mehr Zug zum Korb von Harden gesehen, dessen Leistungen am Ende sicherlich nicht fehlerlos waren, aber: Die Rockets haben diese Spielweise ja explizit deshalb verinnerlicht, weil sie ihnen am ehesten eine Chance gegen Golden State gab.
Es wird aufgrund des Salary Caps kaum möglich sein, so viel Talent wie die Warriors anzuhäufen, also versuchten es die Rockets mit Mathematik - und sie hätten es ja beinahe geschafft! Das sollte man nicht einfach unter den Tisch kehren. Die Rockets haben in dieser Saison für mehr Spannung gesorgt, als es vor der Saison irgendjemand für realistisch gehalten hätte. Das verdient Respekt.
Und was den "Zocker" Harden angeht - ja, man kann mit einem solchen Spieler eine Championship gewinnen. Die Rockets wären ohne die CP3-Verletzung sogar ziemlich nah dran gewesen. Vielleicht hätten sie auch mit CP3 die letzten beiden Spiele verloren, aber selbst dann hätte man daraus kein Dogma "gegen Harden" ableiten sollen.
Die Rockets haben ja nicht gegen irgendjemanden verloren, sondern gegen eins der talentiertesten Teams der NBA-Geschichte. Dass es überhaupt so knapp wurde, spricht doch eher für die Championship-Tauglichkeit des Teams als dagegen.
Die Statistiken von James Harden in Regular Season und Playoffs
Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Turnover | FG% | 3FG% | |
Regular Season | 35,4 | 30,4 | 5,4 | 8,8 | 4,4 | 44,9 | 36,7 |
Playoffs | 36,5 | 28,6 | 5,2 | 6,8 | 3,8 | 41 | 29,9 |
@DerHubser: Bleibt CP3 wirklich bei den Rockets?
Es gibt eigentlich keinen Grund, daran zu zweifeln. CP3 hat schon öfter betont, dass er happy in Houston ist, zudem hat Daryl Morey nach dem Playoff-Aus betont, dass er "zu 100 Prozent" bleiben wird - dann glaube ich den Herren auch. Offen ist nur, ob die Rockets dem 33-Jährigen wirklich einen Fünfjahresvertrag zum Maximum bieten werden, was ich aber bezweifle. Vermutlich wären drei Jahre Laufzeit realistischer, aber so oder so sieht alles danach aus, als würde CP3 in Houston bleiben.
@cpshimself: Dominieren fitte Kelten den Osten auf Jahre?
Unmöglich vorauszusagen. Die Celtics sind sicherlich eins der Teams im Osten, die langfristig am besten aufgestellt sind, vielleicht stehen sie hier auch an der Spitze. Aber auch bei ihnen gibt es ja Fragezeichen, etwa die Point-Guard-Situation (Smarts Vertrag läuft aus, Rozier und Irving ein Jahr später) und damit einhergehend die Frage, ob man den Kern des Teams dauerhaft zusammenhalten kann.
Zudem wissen wir ja auch einfach noch nicht, wie gut Tatum und Brown mit Hayward harmonieren, um ein weiteres Beispiel zu geben. Auf dem Papier sieht die Zukunft der Celtics ziemlich bombastisch aus, aber das muss sich auch erst einmal auf dem Court bestätigen. Zumal sie ja nicht das einzige Team mit Talent im Osten sind.
Da wären die Sixers zu nennen, oder auch die Bucks, die sich unter Mike Budenholzer in Zukunft wohl ganz anders präsentieren dürften. Nicht zuletzt besteht ja auch immer noch die Möglichkeit, dass LeBron James im Osten bleibt. Da er die Conference ja tatsächlich auf Jahre dominiert hat und sie immer noch dominiert, auch mit Jordan Clarkson im Team, sollten wir es mit der Ernennung eines Thronfolgers noch nicht überstürzen.
@ibbe089: Bleibt PG13 in OKC oder wird er sich in LA niederlassen? Wie sieht es allgemein mit den Lakers nach der Offseason aus? Wie schätzt du den Kader ein für eine Playoff-Teilnahme?
Letzteres ist schwer zu beantworten, solange man Ersteres nicht weiß. Vor Draft und Free Agency sind diese Fragen grundsätzlich sehr spekulativ - ich glaube, dass George OKC verlassen wird und entweder nach L.A. oder nach Philly geht, aber ich weiß es nicht. Ich bin ohnehin der Überzeugung, dass ein großer Teil der Free Agency davon abhängen wird, was LeBron tut, und der lässt sich bei diesem Thema bekanntermaßen nicht in die Karten schauen. Seine Entscheidung wird aber wie schon 2010 und 2014 ziemlich direkt beeinflussen, was andere dicke Fische wie George tun werden.
Um die Lakers allgemein zu bewerten: Mit Ball, Ingram und Kuzma (und Hart) sind sie zumindest schon auf dem richtigen Weg, um bald wieder ein Playoff-Team zu sein. Wie schnell das allerdings gehen wird, hängt einerseits von "fremden" Free Agents ab und andererseits davon, ob sie ihren RFA Julius Randle halten.
Es liegt noch einiges an Arbeit vor ihnen, der Kader wird nächste Saison ja so oder so ziemlich anders aussehen: Fix unter Vertrag stehen für die nächste Saison aktuell nur 8 Spieler, von denen einer Luol Deng heißt. Ich traue es Magic Johnson und Rob Pelinka zu, im Sommer einen oder zwei Stars zu holen, aber bevor wir das sicher wissen, können wir ihre Playoff-Chancen zumindest für das kommende Jahr noch nicht realistisch bewerten. Die mittelfristigen Aussichten gefallen mir aber auch dann, wenn LeBron im Sommer nicht kommen sollte.