NBA Above the Break: Finals, Morey-Ball, Mo Wagner, Doncic, die Mavs und GOAT LeBron

Ole Frerks
06. Juni 201810:59
Die neue Ausgabe Above the Break dreht sich auch um die Finals. getty
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Willkommen zur neuen Ausgabe Above the Break - der SPOX-NBA-Kolumne! Inmitten der Finals leert NBA-Redakteur Ole Frerks sein Postfach und beantwortet die Fragen der Leser. Themen dabei: Die Finals, LeBron James als GOAT, der Draft, die Grenzen von Morey-Ball - und viele mehr!

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@mtozan97: Hättest du den Cavs eine Überraschung zugetraut, wenn sie Spiel 1 gewonnen hätten?

Jein. Ein Cavs-Sieg in Spiel 1 hätte die Chance auf eine lange, spannende Serie mit Sicherheit vergrößert, ultimativ hätte sie aber nichts daran geändert, dass die Warriors das bessere Team sind.

Eigentlich lief in diesem Spiel ja fast alles so, wie Cleveland es sich erträumt hatte: LeBron James war im absoluten God-Mode, Kevin Love lieferte abgesehen vom Dreier mehr als solide ab, die Warriors-Defense war weit unter ihrem gewohnten Niveau und die Cavs-Bank konnte das Duell mit den Dubs sogar fast komplett ausgeglichen gestalten (23:24). Dazu spielte Kevin Durant alles andere als effektiv und Andre Iguodala war gar nicht erst dabei.

Natürlich hätten die Cavs ihren Dreier besser treffen können (nur 10/37 3FG), aber wir können uns wohl darauf einigen, dass dies eine ihrer besten Playoff-Leistungen war, vielleicht sogar die beste, wie LeBron ja selbst sagte. Und trotzdem: Die Warriors hätten dieses Spiel sogar dann noch gewinnen können, wenn George Hill seinen zweiten Freiwurf getroffen hätte, es war ja immer noch Zeit auf der Uhr. Auch wenn J.R. Smith sofort hochgestiegen wäre und getroffen hätte, statt eine der dämlichsten Aktionen der Playoff-Geschichte zu zeigen, wäre der Sieg noch nicht sicher gewesen.

Was ich damit sagen will: Der Spielraum für Fehler ist bei beiden Teams einfach ein komplett anderer. Die Cavaliers müssen fast perfekt spielen, um in dieser Serie Spiele zu gewinnen, den Warriors reicht im Normalfall auch eine "B-Performance". Spiel 2 spiegelte das Kräfteverhältnis in dieser Serie realistischer wider. Golden State ist das bessere Team.

Gleichzeitig will ich aber auch die psychologische Komponente nicht völlig unter den Tisch fallen lassen. Ich bezweifle es zwar, aber vielleicht wären die Dubs tatsächlich ins Grübeln gekommen, wenn sie diese Partie verloren hätten. Es wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen, dass sich dann eine gewisse Dynamik entwickelt und der Top-Favorit auf einmal mit dem Rücken zur Wand steht.

Stattdessen haben die Cavaliers diese Partie auf die bitterste Art verloren und damit psychologisch das genaue Gegenteil kassiert. Die Nachwirkungen waren ihnen in Spiel 2 auch ziemlich eindeutig anzusehen. Ich glaube trotzdem nicht, dass sie sich sweepen lassen, eher tippe ich auf einen Sieg in der kommenden Nacht. Aber ihre beste Chance, die Warriors ins Grübeln zu bringen, haben sie vergeben.

@tjaitjjsch: Ist LeBron mit den diesjährigen Playoffs möglicherweise endgültig zum GOAT aufgestiegen?

Ich habe es ja mittlerweile schon einige Male geschrieben - LeBron ist der GOHT, der Greatest of his Time. So wie es Michael Jordan zu seiner Zeit war, Bird/Magic und Kareem Abdul-Jabbar vor ihm, und davor Bill Russell. Es sind unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Regelwerke, völlig unterschiedliche Ligen und fast schon unterschiedliche Sportarten, über die wir hier reden, deswegen mag ich die "GOAT"-Bezeichnung grundsätzlich nicht.

Es kann keinen echten Konsens in dieser Diskussion geben, weil sie im Endeffekt von persönlichen Präferenzen abhängt beziehungsweise davon, welchen Argumenten man mehr Beachtung schenken will und welchen weniger. Das ist jedem selbst überlassen - zwar haben sowohl Jordan als auch LeBron ihre "Missionare", die die absolute Wahrheit zu kennen glauben, aber eine komplett objektive "richtige" Entscheidung gibt es nicht.

Was man angesichts der aktuellen Playoffs aber sagen kann: Der Abstand zwischen LeBron und allen anderen aktuellen Spielern in der NBA, insbesondere der designierten "Nr. 2" Durant, ist immer noch ziemlich groß. Deswegen würde es mich auch nicht schockieren, sollte LeBron selbst dann Finals-MVP werden, wenn sein Team verliert, auch wenn das seit Jerry West 1969 niemand mehr geschafft hat.

@kraus_luca: Welch unattraktives spielerisches Armutszeugnis für beide Teams. Kein Plan B. Da sieht man den Nachteil des Morey-Balls, wenn der Dreier nicht fällt. Hast du eine Erklärung? Und kann man mit einem Zocker wie Harden eine Championship gewinnen?

Diese Frage kam nach Spiel 7 der Western Conference Finals auf und ich habe sie mir "aufgehoben". Denn mit dem Armutszeugnis stimme ich nicht überein: Die Rockets hatten einen Plan B, der Chris Paul hieß und der in den Spielen 4 und 5 am Ende vielleicht der wichtigste Faktor dafür war, dass sie diese Spiele gewinnen konnten. Nach seiner Verletzung veränderte sich die Dynamik ihres Spiels gezwungenermaßen und man war wieder in einer ähnlichen Situation wie in der Vorsaison.

Das hieß: Harden und Eric Gordon waren de facto wieder die einzigen Spieler, die mit dem Ball in der Hand etwas kreieren konnten. Das funktionierte in den Spielen 6 und 7 jeweils eine Halbzeit lang gut, dann ging ihnen die Luft aus beziehungsweise dann setzte sich auch die Qualität der Warriors irgendwann durch, weil die Dreier auf Seiten Houstons eben nicht mehr fallen wollten.

Dass sie es mit dem Dreier versucht haben, war meiner Meinung nach aber nicht falsch. Natürlich hätte ich auch gerne in der zweiten Hälfte mehr Zug zum Korb von Harden gesehen, dessen Leistungen am Ende sicherlich nicht fehlerlos waren, aber: Die Rockets haben diese Spielweise ja explizit deshalb verinnerlicht, weil sie ihnen am ehesten eine Chance gegen Golden State gab.

Es wird aufgrund des Salary Caps kaum möglich sein, so viel Talent wie die Warriors anzuhäufen, also versuchten es die Rockets mit Mathematik - und sie hätten es ja beinahe geschafft! Das sollte man nicht einfach unter den Tisch kehren. Die Rockets haben in dieser Saison für mehr Spannung gesorgt, als es vor der Saison irgendjemand für realistisch gehalten hätte. Das verdient Respekt.

Und was den "Zocker" Harden angeht - ja, man kann mit einem solchen Spieler eine Championship gewinnen. Die Rockets wären ohne die CP3-Verletzung sogar ziemlich nah dran gewesen. Vielleicht hätten sie auch mit CP3 die letzten beiden Spiele verloren, aber selbst dann hätte man daraus kein Dogma "gegen Harden" ableiten sollen.

Die Rockets haben ja nicht gegen irgendjemanden verloren, sondern gegen eins der talentiertesten Teams der NBA-Geschichte. Dass es überhaupt so knapp wurde, spricht doch eher für die Championship-Tauglichkeit des Teams als dagegen.

Die Statistiken von James Harden in Regular Season und Playoffs

MinutenPunkteReboundsAssistsTurnoverFG%3FG%
Regular Season35,430,45,48,84,444,936,7
Playoffs36,528,65,26,83,84129,9

@DerHubser: Bleibt CP3 wirklich bei den Rockets?

Es gibt eigentlich keinen Grund, daran zu zweifeln. CP3 hat schon öfter betont, dass er happy in Houston ist, zudem hat Daryl Morey nach dem Playoff-Aus betont, dass er "zu 100 Prozent" bleiben wird - dann glaube ich den Herren auch. Offen ist nur, ob die Rockets dem 33-Jährigen wirklich einen Fünfjahresvertrag zum Maximum bieten werden, was ich aber bezweifle. Vermutlich wären drei Jahre Laufzeit realistischer, aber so oder so sieht alles danach aus, als würde CP3 in Houston bleiben.

@cpshimself: Dominieren fitte Kelten den Osten auf Jahre?

Unmöglich vorauszusagen. Die Celtics sind sicherlich eins der Teams im Osten, die langfristig am besten aufgestellt sind, vielleicht stehen sie hier auch an der Spitze. Aber auch bei ihnen gibt es ja Fragezeichen, etwa die Point-Guard-Situation (Smarts Vertrag läuft aus, Rozier und Irving ein Jahr später) und damit einhergehend die Frage, ob man den Kern des Teams dauerhaft zusammenhalten kann.

Zudem wissen wir ja auch einfach noch nicht, wie gut Tatum und Brown mit Hayward harmonieren, um ein weiteres Beispiel zu geben. Auf dem Papier sieht die Zukunft der Celtics ziemlich bombastisch aus, aber das muss sich auch erst einmal auf dem Court bestätigen. Zumal sie ja nicht das einzige Team mit Talent im Osten sind.

Da wären die Sixers zu nennen, oder auch die Bucks, die sich unter Mike Budenholzer in Zukunft wohl ganz anders präsentieren dürften. Nicht zuletzt besteht ja auch immer noch die Möglichkeit, dass LeBron James im Osten bleibt. Da er die Conference ja tatsächlich auf Jahre dominiert hat und sie immer noch dominiert, auch mit Jordan Clarkson im Team, sollten wir es mit der Ernennung eines Thronfolgers noch nicht überstürzen.

@ibbe089: Bleibt PG13 in OKC oder wird er sich in LA niederlassen? Wie sieht es allgemein mit den Lakers nach der Offseason aus? Wie schätzt du den Kader ein für eine Playoff-Teilnahme?

Letzteres ist schwer zu beantworten, solange man Ersteres nicht weiß. Vor Draft und Free Agency sind diese Fragen grundsätzlich sehr spekulativ - ich glaube, dass George OKC verlassen wird und entweder nach L.A. oder nach Philly geht, aber ich weiß es nicht. Ich bin ohnehin der Überzeugung, dass ein großer Teil der Free Agency davon abhängen wird, was LeBron tut, und der lässt sich bei diesem Thema bekanntermaßen nicht in die Karten schauen. Seine Entscheidung wird aber wie schon 2010 und 2014 ziemlich direkt beeinflussen, was andere dicke Fische wie George tun werden.

Um die Lakers allgemein zu bewerten: Mit Ball, Ingram und Kuzma (und Hart) sind sie zumindest schon auf dem richtigen Weg, um bald wieder ein Playoff-Team zu sein. Wie schnell das allerdings gehen wird, hängt einerseits von "fremden" Free Agents ab und andererseits davon, ob sie ihren RFA Julius Randle halten.

Es liegt noch einiges an Arbeit vor ihnen, der Kader wird nächste Saison ja so oder so ziemlich anders aussehen: Fix unter Vertrag stehen für die nächste Saison aktuell nur 8 Spieler, von denen einer Luol Deng heißt. Ich traue es Magic Johnson und Rob Pelinka zu, im Sommer einen oder zwei Stars zu holen, aber bevor wir das sicher wissen, können wir ihre Playoff-Chancen zumindest für das kommende Jahr noch nicht realistisch bewerten. Die mittelfristigen Aussichten gefallen mir aber auch dann, wenn LeBron im Sommer nicht kommen sollte.

@Schnoeh: Wer geht deiner Meinung nach an Nr. 1? Doncic wegen Kokoskov? (Und seinem Talent) Geht Mo Wagner noch in Runde 1? (Mein Tipp: Late 1st)

Dass es meiner Meinung nach Doncic an 1 sein sollte, habe ich letztes Mal ja bereits betont, mittlerweile sieht es allerdings wirklich eher danach aus, als würde Phoenix sich für DeAndre Ayton entscheiden. Und es gibt sogar Gerüchte, dass Doncic noch eine ganze Ecke tiefer fallen könnte ... das würde ich dann wiederum für Irrsinn halten, aber dazu gleich mehr.

Zum Thema Wagner: Vor einigen Wochen hätte ich der Prognose späte erste Runde zugestimmt, mittlerweile bin ich etwas vorsichtiger und tippe auf Anfang oder Mitte der zweiten. Das reflektieren auch die meisten Mock Drafts aus den USA, die ihn bis vor einiger Zeit ja auch noch eine Ecke höher eingeschätzt hätten.

Der Grund dafür ist meiner Meinung nach die aktuelle Postseason beziehungsweise die (defensive) Spielweise, die wir primär bei den besten Teams sehen: Vielseitigkeit ist Trumpf, da ohnehin alles geswitcht wird, fast ausnahmslos. Beinahe jede Possession beginnt mittlerweile damit, dass der Ballhandler einen Pick gestellt bekommt, damit er danach von der Schwachstelle des Gegners verteidigt wird, um dann sein Ding zu machen. Die Rockets spielten so, die Cavs spielen so, selbst die Warriors lassen sich bisweilen dazu verleiten, obwohl sie es eigentlich nicht nötig hätten.

Auch wenn Wagner offensiv ein sehr modernes Skillset hat und vielseitig daherkommt, ist er defensiv jemand, der aufgrund fehlender lateraler Geschwindigkeit ständig attackiert werden würde. Der Trend bei Big Men geht nun aber mehr und mehr zu Spielern, die auch nach dem Switch am Perimeter verteidigen können - deswegen war Clint Capela in diesen Playoffs wertvoller als Rudy Gobert, obwohl dieser in wenigen Wochen den DPOY-Award bekommen dürfte.

Ich rechne trotzdem damit, dass Wagner einen Platz in der NBA finden wird, weil er mit seinen offensiven Fähigkeiten und seiner Erfahrung in Big Games, die er in Michigan sammeln konnte, sicherlich eine gewisse Rolle ausfüllen kann. Aber die letzten Wochen dürften seinem Ranking potenziell eher geschadet haben.

@linglingisking: Sollten es die Mavs, für den Fall, dass ihnen Doncic in die Hände fällt, es nochmal mit Noel versuchen? Oder sich um Boogie bemühen?

Wenn die Mavs an 5. Stelle wirklich die Möglichkeit hätten, Doncic zu bekommen, sollten sie zuallererst auf die Knie fallen und dankbar sein, dass ihnen ein Geschenk des Himmels in den Schoß gefallen ist. Ich wäre schockiert, wenn Doncic tiefer als auf Position 3 fällt, aber man soll das Potenzial für komische Entscheidungen ja nie unterschätzen. Es wäre nicht das erste Mal.

Zu den Mavs: Das Thema Noel dürfte abgehakt sein, selbst wenn er sich auf einmal geläutert geben sollte. Es hat offensichtlich nicht gepasst und wenn ein Spieler auch in einem Contract-Year nicht in der Lage ist, sich permanent professionell zu verhalten und fit zu bleiben, dann ist es unwahrscheinlich, dass er dies danach ändern wird. Das ist zwar bitter für Dallas, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Rick Carlisle noch eine Saison mit Noel zusammenarbeiten will.

Auch Boogie wäre aber nicht der Spieler, um den man sich bemühen sollte. Cousins hat einen Achillessehnenriss hinter sich und niemand kann aktuell sagen, in welchem Zustand er sich zurückmelden wird. Er hat mehrfach betont, dass er auf den Max besteht, auch wenn er diesen ESPN zufolge womöglich nirgendwo bekommen wird. In jedem Fall würde er den Mavs aber fast ihren kompletten finanziellen Spielraum nehmen.

Und dann fragt sich: Wie weit würde Cousins, selbst wenn fit, diese Mavs bringen? In die Nähe von Platz 8 im Westen? Wenn überhaupt? Meiner Meinung nach ist es das nicht wert, zumal Boogie mit bald 28 Jahren ja um einiges älter ist als Dennis Smith und der nächste Rookie, potenziell Doncic. Ich wiederhole mich da zwar, aber ich würde den Mavericks erneut eher zur Geduld raten.

Zumal die Ausgangslage dafür absolut ordentlich ist. Im Sommer 2019 läuft der fette Vertrag von Wesley Matthews aus, dazu könnten Harrison Barnes und Dwight Powell aus ihren Deals aussteigen. Dann wäre wirklich Geld vorhanden - und wer weiß: Vielleicht haben Smith und [Doncic] bis dahin ja so viel gezeigt, dass ein oder zwei Free Agents wirklich gerne nach Dallas wollen. Aktuell wäre das nur der Fall, wenn man sie entsprechend überbezahlt.

@AustrianCitizen: Die "Team-freundlichsten" Verträge und wie diese zustande gekommen sind.

Eine komplette Liste würde hier den Rahmen sprengen, also gehen wir mal nach Kategorien vor: Die besten Verträge sind gemäß des CBA natürlich Rookie-Verträge, da sie einerseits moderat sind und andererseits komplett vom Team (mit Optionen) kontrolliert werden. Aufgrund der Restricted Free Agency hat man als Team bis zu neun Jahre lang die Kontrolle über einen (in der ersten Runde gepickten) Star-Spieler, bevor dieser erstmals ein "echter" Free Agent sein kann. Das ist nicht zu überbieten.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Maximalverträge - auch diese sind aber team-freundlich, zumindest bei den echten Superstars. Ein Stephen Curry oder LeBron würde auf einem offenen Markt viel mehr Geld verdienen können. Da es aber eben Maximalverträge gibt, ist jemand wie LeBron mit 33 Millionen Dollar Gehalt sogar unterbezahlt, da wesentlich schlechtere Spieler als er genau so viel oder mehr Geld verdienen können.

LeBron ist indes ein Sonderfall - seine 1+1-Verträge garantierten ihm die komplette Kontrolle über seine Situation und sind damit in anderer Hinsicht nicht team-freundlich. Gut möglich, dass dieses Modell in den nächsten Jahren bei den Superstars mehr und mehr zur Norm werden wird.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es dann immer auch noch eine Gruppe von Veteranen, die die sportliche Situation für wichtiger halten als die finanzielle und sich insofern lieber hungrigen Teams anschließen als solchen, die ihnen einfach nur das meiste Geld bieten. In dieser Saison war ein extremes Beispiel dafür Luc Mbah a Moute, der bei den Rockets nur 1,5 Millionen Dollar verdiente, oder auch P.J. Tucker und Trevor Ariza mit jeweils rund 7,5 Mio. Bei den Celtics war Aron Baynes spielerisch wertvoller als die 4,3 Mio., die er verdiente, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Idealerweise finden sich solche Deals bei fast allen Teams.

Richtige Ausnahmen sind hingegen Verträge wie der von Curry, bevor dieser im Sommer 2017 seinen aktuellen Supermax-Vertrag unterzeichnete. Aufgrund seiner bis dahin anhaltenden Knöchelprobleme konnten die Warriors ihn 2013 für vier Jahre und 44 Millionen Dollar halten, was damals übrigens auch kritisiert wurde.

Infolge des Deals hat er dann zwei MVPs gewonnen - und dann ermöglichte es der Vertrag auch noch, dass die Warriors Kevin Durant ebenfalls holen konnten. Mehr "Value" geht nicht, aber diese Situation war auch nahezu einmalig in der Geschichte. Bei den Warriors verdienen indes auch Klay Thompson und Draymond Green keine Maximalgehälter, was der Franchise natürlich ebenfalls sehr in die Karten spielt.

Als Faustregel dürfte man noch nennen: Langfristige (!) Verträge aus dem Sommer 2016 sind üblicherweise das genaue Gegenteil von teamfreundlich. Dieser Sommer hat ohnehin die Gehaltsstruktur diverser Teams nachhaltig beschädigt.

@DerHubser: Der Klassiker halt: Wo geht LeBron hin?

Das wüssten wir alle gern!

@Drueuen: War es rückblickend betrachtet ein Fehler vom Cavs FO, nicht für DeAndre Jordan getradet zu haben? Man sieht in den Finals deutlich, dass TT und Nance keine Shotblocker sind und der Brooklyn Pick ist auch "nur" an 8. gelandet.

Die Gegenfrage, die sich mir hier stellt: Wäre denn ein Shotblocker das, was die Cavs aktuell am dringendsten benötigen? Ich denke nicht - ich habe es ja oben beim Thema Wagner schon angerissen: Vielseitigkeit und vor allem Switch-Fähigkeit ist momentan das höchste Gut in den Playoffs. Wir haben gesehen, wie CP3 und Harden in der zweiten Runde Gobert regelmäßig dafür bestraften, dass er nicht richtig aus der Zone "herauskam" - der Wert eines klassischen Rim-Protectors sinkt massiv, wenn er nicht in der Lage ist, auch am Perimeter nach dem Switch zu übernehmen. Jordan ist darin zwar etwas besser als Gobert, seine "Erfolgsbilanz" in den letzten Jahren gegen die Warriors ist aber auch eher übersichtlich.

Zumal DJ kein Spieler ist, der auf der Gegenseite so gut ist, dass der Gegner vor ihm Angst haben muss. Er ist ein sehr guter Roll-Man und in der Hinsicht sicher auch wertvoll, aber er hat weder Wurf noch irgendwelche nennenswerten Post-Moves. Sollte er mal ein paar Lobs am Stück verwerten, würden sich die Dubs zudem auch nicht scheuen, ihn zu hacken, das haben wir in diesen Playoffs und in den letzten Jahren schon oft gesehen. Auf dem höchsten Niveau sind Schwachstellen wie Jordans Freiwürfe um einiges schwerer zu kaschieren, weil sie eben gezielter attackiert werden als in der Regular Season.

DJ wäre daher für mich nicht die Antwort gewesen. Cleveland bräuchte aktuell in erster Linie Two-Way-Wings (wie Jae Crowder oder Rodney Hood an ihren besten Tagen ...) und einen zweiten Spieler, der sich selbst Würfe kreieren kann. George Hill hatte zwar schon einige gute Spiele in diesen Playoffs, auch an seinen besten Tagen ist er aber natürlich keine dynamische Option a la Kyrie Irving, was uns zurück zum Hauptproblem führt: Der primäre "Fehler" wurde im Sommer mit dem Irving-Trade begangen, auch wenn es damals nicht danach aussah. Alles, was das Front Office dann zur Deadline versuchen konnte, war Schadensbegrenzung.

Jetzt, wo wir wissen, dass Cleveland aus Brooklyn bloß den Nr.8-Pick bekommen wird, lässt es sich leichter sagen, dass man diesen für einen weiteren Wing hätte traden sollen, aber die Tatsache ist ja, dass dieser Pick fast die komplette "Absicherung" dafür sein sollte, falls James Cleveland verlässt.

Dadurch, dass LeBron sich stets bedeckt gehalten hat, hat das Front Office es gescheut, richtig "all-in" zu gehen, was wohl verständlich ist: Hätte man den Pick für "schnelle Hilfe" getradet und dieser wäre bei der Lottery auf einmal unter die ersten drei gefallen, wäre das Cavs-FO wieder aus ganz anderen Gründen zur Lachnummer geworden. Bei allen Lobliedern auf James' beeindruckende Leistungen sollte man nicht vergessen: Er hat schon auch selbst seinen Anteil daran, dass der Kader der Cavs so aussieht, wie er aussieht.