Am 22. Juni findet der NBA Draft in Brooklyn statt (Freitag, ab 1 Uhr live auf DAZN). SPOX beleuchtet zu diesem Anlass die hoffnungsvollsten Prospects. Nach den beiden Deutschen Isaac Bonga und Moritz Wagner geht es mit den potenziell besten Flügelspielern des Jahrgangs weiter. Was sind die Stärken und Schwächen von Michael Porter Jr., Mikal Bridges oder Kevin Knox?
Michael Porter Jr. - Stärken und Schwächen
Position: Forward / College: Missouri
Alter: 19,9 / Größe: 2,08 Meter / Spannweite: 2,14 Meter / Gewicht: 97 Kilo
Die Statistiken (pro 40 Minuten) von Michael Porter Jr. 2017/18 (nur 3 Spiele wegen Verletzung)
Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% | 3P% | FT% |
22,6 | 15,1 | 0,8 | 2,3 | 0,8 | 2,3 | 33,3 | 30,0 (3/10) | 77,8 |
Im Idealfall ein Typ wie: Harrison Barnes, Rudy Gay
Stärken:
- Shotmaker, der dank hohem Release aus allen Positionen werfen kann
- Potenziell ein guter, vielseitiger Verteidiger
- Variabel zwischen 3 und sogar 5 einsetzbar
Schwächen:
- Große Fragezeichen um den Rücken
- Keine gute Übersicht mit teils fragwürdiger Wurfauswahl
- Probleme, am Korb abzuschließen
Porter ist der wahrscheinlich beste Scorer dieses Jahrgangs und alles beginnt dabei mit seinem Sprungwurf. Dieser sieht technisch sehr sauber aus, dazu besitzt der Forward schon seit High School-Zeiten NBA-Range. Seinen Wurf setzt Porter dabei vielseitig ein. Ob Pull-Up, Fadeaway oder aus der Bewegung - Porter kann aus allen Situationen den Spalding im Korb unterbringen.
Zudem ist der Missouri-Forward in Transition eine echte Waffe. Durch seine unfassbare Standing Reach (nur fünf Zentimeter weniger als Kevin Durant) fängt Porter jede Menge Lobs, kann aber auch durch sein solides Rebounding in Verbindung mit gutem Ballhandling den Fastbreak selbst einleiten und dann auch abschließen.
Neben seiner Arbeit an den Brettern, die auch noch Luft nach oben hat, verfügt Porter über gute körperliche Voraussetzungen in der Defense. Diese konnte er bisher allerdings nur relativ wenig unter Beweis stellen, weil sie an der High School kaum gefragt waren und er am College gerade einmal drei Spiele absolvierte.
Michael Porter: Wie gesund ist er wirklich?
Dies ist die größte Unbekannte. Wie geht es dem operierten Rücken? Es ist möglich, dass Porter am Draftabend wegen dieser Ungewissheit zurückfallen könnte, nachdem er vor rund einem Jahr noch als No.1-Prospect gehandelt wurde. Seine College-Saison konnte diesen Status nicht rechtfertigen: Die wenigen Minuten, die er spielte, überzeugte Porter nicht, allerdings war er dabei auch nicht vollständig fit.
Es gibt aber auch noch andere Fragezeichen. Ist der erste Schritt des Forwards gut genug? Zu selten attackierte er den Korb und nahm lieber den schweren Sprungwurf mit der Hand im Gesicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Porter (auch wegen seiner schweren Verletzung) den Kontakt ein wenig scheut. Zu leicht lässt er sich aus dem Gleichgewicht bringen, was seine Abschlüsse extrem erschwert. Zudem ist seine Übersicht nicht die beste, oft übersah Porter den freien Mann.
Es ist letztlich schwer einzuschätzen, inwieweit Porter in der NBA Erfolg haben wird. Er kann ein dominanter Scorer werden, der von der 3 bis zur 5 überall einsetzbar ist und dazu solide verteidigt. Auf der anderen Seite stehen große Fragezeichen um seine Gesundheit und seine teils fragwürdigen Entscheidungen, welche aus ihm einen 'Good Stats, Bad Team-Spieler' machen könnten.
Prognose: Top 8-Pick
Mögliche Teams: Kings, Mavs, Grizzlies, Magic
Mikal Bridges - Stärken und Schwächen
Position: Small Forward / College: Villanova
Alter: 21,7 / Größe: 2,01 Meter / Spannweite: 2,19 Meter / Gewicht: 86 Kilo
Die Statistiken (pro 40 Minuten) von Mikal Bridges 2017/18
Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% | 3P% | FT% |
22,0 | 6,6 | 2,4 | 1,9 | 1,3 | 1,7 | 51,4 | 43,5 (104/239) | 85,1 |
Im Idealfall ein Typ wie: Robert Covington, Danny Green
Stärken:
- Starker Verteidiger gegen Guards und Wings
- Guter Schütze aus der Distanz
- Dank Athletik ein guter Wing-Rebounder
Schwächen:
- Wurf teilweise noch zu unkonstant
- Noch zu wenig Masse, um gegen kräftige Gegenspieler zu verteidigen
- Ausbaufähiges Ballhandling
Three-and-D-Spieler sind eine teure Ware in der NBA, das zeigt auch dieser Draft, in dem auf den ersten Blick nur relativ wenige Two-Way-Player zu finden sind. Mikal Bridges ist zumindest mit Abstrichen ein solcher, wobei der zweifache NCAA-Champion zur neuen Saison bereits 22 Jahre alt sein wird. Dafür wissen Teams, was sie von Bridges bekommen werden.
Der Junior ist unglaublich athletisch und bewies über drei Jahre auf dem College, dass er ein mehr als passabler Schütze ist. Von Saison zu Saison nahmen die Quote und auch das Volumen von Downtown zu, während seiner Wildcats-Karriere versenkte er 40 Prozent seiner Versuche. Doch Bridges' Spiel lässt sich nicht nur auf seinen Wurf beschränken. Das Ballhandling ist zwar maximal Durchschnitt, doch durch seinen ausgeprägten Basketball-IQ kann Bridges auch das Pick'n'Roll annehmbar laufen, sowohl als Ballhandler wie auch als Screener.
Was Bridges aber noch wertvoller macht, sind seine Qualitäten in der Defense, wo er seine Athletik hervorragend ausnutzt. Der Swingman kann sowohl Guards als auch Flügelspieler vor sich halten und lässt sich auch im Post trotz fehlender Muskelmasse nicht einfach überpowern. Dazu fällt er kaum auf Pump Fakes hinein und nutzt stattdessen seine große Spannweite, um Würfe zu erschweren.
Mikal Bridges: Ein fast fertiger Spieler?
Die fehlenden PS könnten Bridges bei den Big Boys aber zu schaffen machen. Kann er auch gegen kräftigere Forwards dagegenhalten und ist er dann auch lang genug, um zu contesten? Er wird zum Saisonstart sicherlich ein paar Kilos mehr auf den Rippen haben, doch es könnte weiterhin eine Schwachstelle in seinem Spiel bleiben.
Allgemein wirkt Bridges beinahe wie ein fertiger Spieler, der nicht mehr viel Potenzial hat. Das Ballhandling könnte gegen gute Verteidiger nicht mehr reichen, dazu muss Bridges beweisen, dass er tatsächlich genügend Range in seinem Arsenal hat. Auch auf dem College hatte er immer wieder Phasen, in denen er absolut nichts traf, was auch mit seiner nicht ganz flüssigen Bewegung beim Sprungwurf zu tun hatte.
Dennoch sollte der ältere Bridges im Draft ein sicherer Pick sein und vor allem für Teams mit Ambitionen interessant sein. Die diesjährigen Playoffs haben gezeigt, dass man gar nicht genug variable Flügelspieler haben kann.
Prognose: Top 10-Pick
Mögliche Teams: Sixers, Cavs, Clippers, Knicks, Hornets
Kevin Knox - Stärken und Schwächen
Position: Forward / College: Kentucky
Alter: 18,8 / Größe: 2,06 Meter / Spannweite: 2,12 Meter / Gewicht: 97 Kilo
Die Statistiken (pro 40 Minuten) von Kevin Knox 2017/18
Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% | 3P% | FT% |
19,2 | 6,7 | 1,8 | 1,0 | 0,3 | 2,8 | 44,5 | 34,1 (57/167) | 77,4 |
Im Idealfall ein Typ wie: Kelly Oubre
Stärken:
- Unglaublicher Athlet mit jeder Menge Potenzial
- Großes defensives Potenzial
- Großes offensives Skillset
Schwächen:
- Teils schlechte Wurfauswahl
- Unterdurchschnittlicher Passgeber
- Defensiv häufig nicht fokussiert
Knox ist die Antithese von Mikal Bridges. Während der Villanova-Forward ein geschliffener Spieler ist, kommt Knox noch sehr roh daher. Wer den Kentucky-Flügel nimmt, geht eine große Wette ein, denn Knox deutete viel Potenzial an, muss aber gleichzeitig auch noch ziemlich viel lernen.
Dabei konnte Knox seine athletischen Vorzüge unter Coach John Calipari gar nicht so oft zeigen. Über die Hälfte seiner Abschlüsse waren Spotups oder in Transition, was zeigt, dass er zumeist nicht der Go-to-Guy war. Seine Stärken hat Knox im Pick'n'Roll als zusätzlicher Ballhandler, woraus er durch Pullups oder Drives scoren kann.
Auch mit Cuts und wenn man ihn um Blöcke schickt, kann der Flügelspieler seine athletischen Vorzüge und solide Fußarbeit zeigen. Gleiches gilt auch für die Verteidigung, wo alles dafür spricht, dass aus Knox ein äußerst variabler Defender wird, der auf so ziemlich jeden Gegenspieler geswitcht werden kann.
Kevin Knox: Es fehlt noch einiges
Vieles davon ist allerdings Stand jetzt Theorie und ein Blick in die milchige Glaskugel. Auf dem College fiel die Unerfahrenheit deutlich auf. Das zeigte sich in teils schlechten Entscheidungen und auch miesen Würfen, wenn er zu schnell den Abschluss suchte. So nahm er zu viele Mitteldistanzwürfe, anstatt den Ring zu attackieren oder den freien Mitspieler zu suchen.
Allgemein ist sein Passspiel noch sehr unterdurchschnittlich. Auf gerade einmal 53 Assists kamen in Kentucky gleich 85 Turnover. Dies lag teilweise auch an fehlender Konzentration, die er auch in der Defense bisweilen vermissen ließ.
Zu selten nutzte Knox seine körperlichen Vorteile und wirkte abwesend und unbeteiligt. Es ist zudem schwer vorstellbar, dass Knox in der NBA den Vierer geben kann, dafür ist sein Rebounding viel zu schwach. Ohnehin benötigt Knox deutlich mehr Muskelmasse, um gegen die besseren Flügelspieler der Liga zu bestehen.
Prognose: Top 10-Pick
Mögliche Teams: Bulls, Knicks, Cavs
Miles Bridges - Stärken und Schwächen
Position: Forward / College: Michigan State
Alter: 20,2 / Größe: 2,01 Meter / Spannweite: 2,11 Meter / Gewicht: 104 Kilo
Die Statistiken (pro 40 Minuten) von Miles Bridges 2017/18
Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% | 3P% | FT% |
21,8 | 8,9 | 3,4 | 0,8 | 1,0 | 2,5 | 45,7 | 36,4 (71/195) | 85,3 |
Im Idealfall ein Typ wie: Jeff Green
Stärken:
- Glue Guy, der von allem ein bisschen kann
- Guter Rebounder für seine Länge
- Guter Spot Up-Shooter
Schwächen:
- Keine Go-to-Moves
- Anfällig für Turnover
- Große Schwankungen in der Defense
Etwas überraschend kam Miles Bridges für seine Sophomore-Saison noch einmal zurück an die Uni - einen großen Schritt nach vorne machte der Wing aber nicht, stattdessen stagnierte er.
Die große Stärke des Forwards ist das Abschließen in direkter Korbnähe, auch wenn er dort noch zu selten den Kontakt sucht. Stattdessen ist Bridges ein schlauer Spieler, der häufig den richtigen Moment für den Cut wählt.
Allgemein passt der Ex-Spartan gut in die Schublade eines echten Glue Guys. Es sticht keine Stärke hervor, stattdessen macht er von allem ein bisschen und hilft dem Team, wo er kann. Bridges ist trotz nicht optimaler Größe für einen Wing ein guter Rebounder, weswegen er auch in Phasen den Stretch-Vierer geben kann. Aus der Distanz traf er in seinen zwei Jahren bei Michigan State 37,5 Prozent von draußen, teilweise auch mit NBA-Range.
Miles Bridges: Ein wertvoller Sidekick?
Probleme hat Bridges noch, wenn er sich seinen eigenen Wurf kreieren muss. Er ist dazu durchaus in der Lage, doch seine Ballhandling-Skills könnten auf dem allerhöchsten Niveau nicht genügen. Schon am College war er anfällig für Ballverluste, auch wenn er diese im zweiten Jahr ein wenig zurückschrauben konnte.
Gleichzeitig händigte Bridges auch ein paar Assists mehr aus, seine Übersicht, vor allem unter Druck, ist jedoch weiter wenig berauschend. Allgemein trifft Bridges noch zu oft schlechte Entscheidungen und nimmt zu viele schlechte Würfe aus der Mitteldistanz, da er seine Gegenspieler durch fehlende Moves kaum im direkten Duell schlagen kann.
Wer in diesem Draft einen Go-to-Guy sucht, der ist bei Miles Bridges an der falschen Adresse. Als Rollenspieler wird er aber seinen Platz in der Liga finden. Wenn sein Ballhandling sich verbessert und er so auch als sekundärer Ballhandler auftreten kann, dürfte Bridges ein wertvoller Sidekick werden.
Prognose: Lottery Pick
Mögliche Teams: Hornets, Clippers, Nuggets, Sixers
Zhaire Smith - Stärken und Schwächen
Position: Small Forward / College: Texas Tech
Alter: 18,9 / Größe: 1,96 Meter / Spannweite: 2,08 Meter / Gewicht: 88 Kilo
Die Statistiken (pro 40 Minuten) von Zhaire Smith 2017/18
Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% | 3P% | FT% |
15,9 | 7,0 | 2,5 | 1,6 | 1,6 | 1,6 | 55,6 | 43,5 (18/40) | 71,7 |
Im Idealfall ein Typ wie: O.G. Anunoby, P.J. Tucker
Stärken:
- Vielseitiger Verteidiger
- Guter Rebounder für seine Größe
- Hoher Basketball-IQ
Schwächen:
- Release sehr langsam
- Ballhandling
- Zu klein für einen Forward
Als Smith im vergangenen Jahr von der High School aufs College wechselte, hatten nur Wenige den etwas zu klein geratenen Forward auf der Rechnung. Mit Texas Tech erreichte Smith dann jedoch das Elite Eight und ebnete für sich den Weg zu einem potenziellen Lottery Pick. Seine Größennachteile macht der gebürtige Texaner mit Athletik und jeder Menge Einsatz wieder wett.
Kleine Guards hielt er fast problemlos vor sich und auch in der NBA sollte er deutlich mehr als nur eine Slalomstange sein. Auch größere Gegenspieler kann Smith durch seinen guten Körperschwerpunkt vor sich halten und lässt sich trotz fehlender Größe nicht herumschubsen. Dank seiner immensen Sprungkraft ist Smith auch für seine Bigs an den Brettern eine enorme Hilfe.
Offensiv beschränkt sich Smith auf das, was er kann, und was dem Team hilft. Er läuft harte Cuts, fängt Lobs, ist ein solider Passgeber und kann zudem ein effektiver Screener sein. Potenziell ist er zudem aus der Distanz gefährlich, auch wenn seine 45 Prozent Trefferquote aus nur 1,1 Würfen pro Spiel resultieren.
Zhaire Smith: Der Wurf ist ein Fragezeichen
Grund dafür ist auch, dass sein Release sehr langsam daherkommt und technisch ohnehin überall steht, nur nicht im Lehrbuch. So beschränkt sich Smith' Spiel auf vereinzelte Dreier und Abschlüsse in direkter Ringnähe. Das Ballhandling ist kaum ausgeprägt, weswegen sich der ehemalige Red Raiders-Spieler zu keiner Zeit seinen eigenen Wurf kreieren kann.
Interessant wird auch sein, wie er in der NBA eingesetzt wird. Im Prinzip ist Smith ein Forward im Körper eines Guards, der im College zumeist auf der Vier eingesetzt wurde. Das dürfte in der NBA ausgeschlossen sein.
Es ist aber davon auszugehen, dass Smith seine Nische finden wird. Gerade Playoff-Anwärter dürften großes Interesse am Defensiv-Spezialisten haben, der mit seiner Leidenschaft und Energie ein Team auch einmal mitreißen kann.
Prognose: 12-16
Mögliche Teams: Clippers, Nuggets, Wizards, Suns