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NBA Finals – Stephen Curry führt die Warriors zum Sieg in Spiel 2: Bully-Ball a la Chef

Der Horror steht Kevin Love gegen Stephen Curry ins Gesicht geschrieben.
© getty

Die Golden State Warriors haben sich Spiel 2 der NBA Finals in überzeugender Manier mit 122:103 gegen die Cleveland Cavaliers gesichert. Die Gäste versuchten zwar vieles, letztendlich hatten sie jedoch kein Mittel gegen die Show des Stephen Curry.

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Es waren diesmal keine Pannen oder Aussetzer nötig, damit sich die Warriors auch Spiel 2 der Finals sichern konnten. Es waren auch nicht die Leistungen der Referees, auch wenn unter anderem Tristan Thompson dies behauptete - es gab natürlich falsche Calls, auch auffällige, aber auf beiden Seiten. Wie üblich. Das Foul-Verhältnis lag bei 25:15 - aus Sicht der Gastgeber. Einer Verschwörung lag dies sicherlich nicht zugrunde.

Die Warriors gewannen Spiel 2, weil sie das bessere Team waren - diesmal spielten sie von Anfang an mit der Intensität, die sie in Spiel 1 erst in der Overtime an den Tag legten. Sie nutzten ihre eigenen Stärken konsequenter aus und hatten mehr Bewegung in ihrer Offense, nicht zuletzt dank der Hereinnahme von JaVale McGee (das ist mal ein X-Faktor in den Finals). Defensiv war es insbesondere bei Kevin Durant ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zum Serienauftakt.

Warriors: Bessere Defense gegen LeBron James

Der Finals-MVP von 2017 investierte wesentlich mehr Energie am eigenen Korb, nahm LeBron James früh auf und ließ ihn so hart für seine Zahlen arbeiten, dass auch Andre Iguodala zufrieden gewesen wäre. Im letzten Viertel übernahm den LeBron-Dienst dann Draymond Green und machte es sogar noch besser.

"LeBron hatte sich in Spiel 1 sehr wohl gefühlt. Heute haben wir es wenigstens geschafft, es ein bisschen ungemütlich für ihn zu machen", sagte Steve Kerr. "Ich meine, man kann nur sein Bestes versuchen und ihn unter Druck setzen. Man weiß, dass er trotzdem 30 Punkte und ein Triple-Double haben wird, weil er einfach so gut ist. Aber wir haben es ihm heute wenigstens schwerer gemacht." Dies stimmte und war natürlich ein ganz wichtiger Schlüssel für den am Ende deutlichen 122:103-Sieg.

Der andere Schlüssel trug insbesondere im letzten Viertel den Namen Stephen Curry. Dass er neun Dreier erzielte und damit einen neuen Finals-Rekord aufstellte, ist das eine, aber wohl noch wichtiger als die absurde Zahl, waren das Timing und bisweilen auch die Art der Würfe, die er traf.

Steve Kerr über Stephen Curry: "Jeden wichtigen Wurf getroffen"

Nach knapp einer Minute im letzten Durchgang traf LeBron einen Dreier, der auf 7 Punkte Rückstand stellte und den Cavs kurz Hoffnung auf ein Comeback machte. Curry antwortete per Dreier, sammelte den nächsten Rebound nach Fehlwurf von Jeff Green ein, ließ Larry Nance zum zweiten Mal ganz alt aussehen - und versenkte den nächsten Longball. Schon waren es wieder 13.

Es folgten noch drei weitere Bomben, darunter ein kurioser Buzzerbeater aus dem Rückwärtsgang gegen Kevin Love und ein 4-Point-Play, ebenfalls gegen Love. Innerhalb weniger Minuten wurde aus einem durchaus offenen Spiel ein Blowout. "Er hat jeden wichtigen Wurf getroffen, wenn wir einen brauchten", lobte Kerr nach dem Spiel und fasste den Spielverlauf damit ziemlich adäquat zusammen.

Insbesondere der Buzzerbeater gegen Love war ein Killer: Die Cavs hatten in dieser Possession eigentlich gut verteidigt und Curry gar die Kontrolle über den Ball verloren, dazu befand er sich meterweit hinter der Dreierlinie. Trotzdem fand er mit dem Wurf nichts als Netz. "Es ist hart. Er trifft solche Dinger. Wenn er den Korb sieht, trifft er normalerweise", gab ein zerknirschter Ty Lue zu Protokoll.

23.5 Sekunden reichen nicht

"Wir haben 23,5 Sekunden sehr gute Defense gespielt und dann dreht er sich um und trifft einen Zauberwurf", sagte Love, kopfschüttelnd. Vergleichbar hatten die Cavaliers auch bereits auf dem Court reagiert. Aber wer sollte es ihnen verübeln? Wenn Curry in der Oracle Arena heiß läuft, wirkt es, als hätten die Warriors sechs Spieler auf dem Court.

An den Tagen, an denen er solche Würfe trifft, sind die Dubs eigentlich unschlagbar. Die Cavs wissen dies nach nunmehr drei Duellen in den Finals natürlich - aber es scheint aktuell so, als wolle sie Curry noch einmal mit Nachdruck daran erinnern.

Curry wird als Schwachstelle der Warriors ausgemacht

Eigentlich sollte Curry nicht mehr viel zu beweisen haben. Der Mann ist zweifacher MVP und zweifacher Champion, er war der beste Spieler des Teams mit den meisten Regular Season-Siegen der NBA-Geschichte. Er ist auf dem besten Weg, sämtliche Dreier-Rekorde nicht nur zu überbieten, sondern zu pulverisieren. Er ist der beste Shooter, den die Liga je gesehen hat. Letzteres stellt auch kaum noch jemand in Frage.

Wenn bei Curry etwas in Frage gestellt wird, sind das eher andere Dinge. Die Toughness und die Defense beispielsweise. Jedes Team versucht mittlerweile, das Rezept der Cavaliers aus den Finals 2016 gegen ihn zu replizieren: Curry wird physisch hart verteidigt, egal von wem, und defensiv permanent nach dem Switch attackiert.

In den Conference Finals bestand die Offense der Rockets zum großen Teil daraus, Curry defensiv ins Eins-gegen-Eins gegen James Harden zu zwingen, nun verfolgen die Cavs mit LeBron auch wieder eine ähnliche Strategie. Der wichtigste Spieler der Warriors (sorry, KD) soll somit gleichzeitig zu ihrer Schwachstelle gemacht werden.

Stephen Curry über Konfrontation mit Perkins: "Keine große Sache"

Curry nimmt diese Herausforderung indes noch mehr als in den letzten Jahren an und schreckt auch vor keiner Konfrontation zurück. Mit James lieferte er sich noch in der Overtime von Spiel 1 ein kleines Wortgefecht, diesmal war es am Ende des dritten Viertels der fleischgewordene finstere Blick namens Kendrick Perkins, mit dem Curry einige Worte wechselte.

"Es ist okay, wenn es ein bisschen hitzig wird. Das war keine große Sache", meinte er im Anschluss zwar, die Auseinandersetzung schien ihn aber durchaus anzustacheln, das letzte Viertel war wesentlich besser (5/8 FG, 5/5 Dreier) als die vorigen drei (6/18). Grundsätzlich scheint Curry mit dem Vorurteil aufräumen zu wollen, man könne ihn herumschubsen. Es wirkt fast schon persönlich.

Mit seinen Dreiern schubste Curry die Cavs in dieser Partie gewissermaßen selbst herum. "Man sieht es definitiv in ihren Gesichtern, wenn er einige dieser Würfe trifft", sagte Green. "Es war ein Dagger nach dem anderen. Sie spielen großartige Defense, dann geht er hoch und trifft einen Dreier in dein Gesicht. Das hat einen Effekt auf das andere Team."

Warriors: Am besten mit Curry am Steuer

Aus den Cavs wich nach und nach der Wille, während der Effekt bei den Warriors logischerweise ein ganz anderer war. Dabei zeigte sich auch wieder, dass dieses Team dann am besten und explosivsten ist, wenn die Offense über Curry läuft und KD vermehrt als Off-Ball-Waffe deluxe eingesetzt wird.

Natürlich überdreht Curry bisweilen, aber Golden State ist eben genau dann am besten, wenn Curry seiner Kreativität freien Lauf lässt und sich selbst, sein Team und seine Arena mit Würfen, die eigentlich nur er nehmen und treffen darf, immer weiter hochschaukelt. Und den Gegner immer weiter demoralisiert.

"Solche Würfe zu treffen, ist das, was er tut", sagte James zwar. "Deswegen sollte man davon nicht überrascht oder gar eingeschüchtert sein. Nimm' den Ball raus, geh' nach vorne und versuch', deine nächste Aktion sauber durchzuspielen." Das ist allerdings leichter gesagt als getan.

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