Detroit Pistons: Die Transaktionen
Um Motor City war es in dieser Offseason ziemlich ruhig, was jedoch nicht sonderlich verwundert. Mit dem Blockbuster-Trade, der Blake Griffin kurz vor Ende der letztjährigen Trade Deadline nach Detroit brachte, verbaute man sich den ohnehin schon ausgelasteten Salary Cap zusätzlich. Dementsprechend war an die Verpflichtung von größeren Free Agents gar nicht erst zu denken.
Dennoch fädelten die Pistons einige im Rahmen ihrer Möglichkeiten clevere Deals ein. Mit Glenn Robinson III kam ein solider 3-and-D-Spieler auf der Drei, Jose Calderon und Zaza Pachulia sind solide Backups mit reichlich Playoff-Erfahrung zum Veteranen-Minimum. Für zwei zukünftige Secound-Rounder kam per Trade in der Draft Night Khyri Thomas (No. 38) von den Sixers, dazu schnappte man sich mit dem eigenen Pick Bruce Brown (No. 42).
Nicht mehr beim Team sind dagegen Anthony Tolliver (1 Jahr, 5,8 Mio., Minnesota) und James Ennis (2 Jahre, 3,5 Mio., Houston), die sich ambitionierteren Teams anschlossen. Der erfahrene Spielmacher Jameer Nelson bekam keinen neuen Vertrag, Eric Moreland und Dwight Buycks wurden entlassen.
Die fraglos größte Veränderung ereignete sich jedoch im Front Office. Nach dem erneuten Verpassen der Playoffs hatte Owner Tom Gores genug und entließ Head Coach und Team-Präsident Stan Van Gundy nach vier Spielzeiten. Mit Dwane Casey übernahm der amtierende Coach of the Year den Posten als Head Coach, die Personal-Entscheidungen traf im Sommer GM Jeff Bower.
Detroit Pistons: Die Strategie
Mit dem Abgang von SVG wird sich bei den Pistons auch strategisch einiges ändern. Man muss kein großer Prophet sein, um die Worte von Casey richtig zu deuten. "Wir sind nicht in der Entwicklung, wir sind nicht zwei oder drei Jahre weg", sagte der neue Pistons-Coach ESPN. "Wir wollen jetzt siegen."
Hier muss aber die Frage nach der Definition gestellt werden. Mit den besten Teams im Osten wird sich Detroit nicht messen können, dennoch sind die Playoffs für das Team aus MoTown eigentlich Pflicht. Mit Reggie Jackson, Griffin und Andre Drummond hat man eine eigene (abgeschwächte) Version der Big Three im Kader, abgerundet von durchaus ordentlichen Rollenspielern wie Reggie Bullock oder Stanley Johnson.
Casey gilt als defensiv-orientierter Coach, der Spieler bevorzugt, die vollen Einsatz zeigen. Mit dem Kader hat er dafür schon einmal ordentliche Voraussetzungen. Von der Eins bis zur Fünf hat Detroit fähige Verteidiger (Abstriche bei Griffin), auch wenn diese meist noch zu vielen Schwankungen unterliegen. Letztes Jahr rangierten die Pistons aber immerhin auf Platz elf beim Defensiv-Rating, unter Casey könnte sich dieser Wert noch einmal verbessern.
In der Offensive wird (und muss) Griffin das absolute Zentrum der Offensive sein. Casey stellt sich den einstigen All-Star in einer neuen Rolle als zentrale Passstation vor. "Mein Ziel ist es, aus ihm den besten Passing Power Forward der Liga zu machen, was er schaffen kann", sagte der 63-Jährige SB Nation. Bereits in der letzten Saison legte Griffin 6,2 Assists pro Spiel für die Pistons auf.
Bedienen soll Griffin dabei vor allem die Flügelspieler am Perimeter, die vermehrt eingesetzt werden sollen. "Wir müssen mehr Dreier nehmen", kündigte Casey bei ESPN zudem an. Die Pistons hatten letztes Jahr die drittbeste Dreierquote der gesamten Liga, lagen aber nur auf Platz 16 bei den Versuchen. Mit Bullock haben sie dazu den zweitbesten Scharfschützen (44,5 Prozent Dreier) der abgelaufenen Saison in ihren Reihen, dem nächstes Jahr vielleicht noch etwas mehr Würfe winken dürften.
Der Kader der Detroit Pistons
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Reggie Jackson | Reggie Bullock | Stanley Johnson | Blake Griffin | Andre Drummond |
Ish Smith | Luke Kennard | Glenn Robinson III | Jon Leuer | Zaza Pachulia |
Jose Calderon | Langston Galloway | Khyri Thomas | Henry Ellenson | |
Bruce Brown |
Detroit Pistons: Die Schwachstellen
Die ganz große Schwachstelle (und nebenbei auch die Erklärung für die wenigen Dreierversuche) der Pistons ist das fehlende Spacing. Keinem Team kann man das Fürchten lehren, wenn Griffin (34,8 Prozent aus der Distanz), Jackson (30,0) oder Johnson (28,6) hinter der Dreierlinie auftauchen.
Umso schlimmer ist es, dass in der potenziellen Starting Five in Bullock nur ein überdurchschnittlicher Schütze steht. Wenn sich die genannten Akteure nicht signifikant steigern oder Casey sein Starting Lineup anpasst, könnte Pistons-Basketball im kommenden Jahr (erneut) schwer verdauliche Kost werden.
Weitere große Schwachstellen sind die Tiefe und die fehlende Balance. Der Backcourt wirkt ein wenig überladen, mit Calderon, Smith, Kennard und Galloway hat man viele fähige Rollenspieler. Im Frontcourt wird es dagegen mau. Hinter Griffin und Drummond bleiben viele Fragezeichen. Pachulia ist alt, Leuer fehlte die komplette Saison und Ellenson konnte noch nicht beweisen, dass er ein produktiver NBA-Spieler sein kann.
So dürfte es darauf hinauslaufen, dass Casey die Minuten von Drummond und Griffin auf Center staffelt und häufiger Small Ball spielen wird. Dass Griffin eine dicke Krankenakte hat, könnte die Pistons dabei in große Not bringen.
Detroit Pistons: Die Hoffnungsträger
Hier ist natürlich auch an allererster Stelle Griffin zu nennen. Für den ehemaligen Shooting-Star ist es endlich an der Zeit zu beweisen, dass er ein Franchise-Player sein kann. Er ist der größte Pistons-Star seit Chauncey Billups und muss diesem Ruf nun auch gerecht werden. Der fünfmalige All-Star ist jetzt 29 und damit voll in seiner Prime. Wenn er funktioniert (und gesund bleibt), kann auch das Team funktionieren.
Apropos gesund: Auch Jackson steht im Fokus. Der Point Guard verpasste aufgrund von Verletzungen in den letzten beiden Spielzeiten insgesamt 67 Partien, die der Franchise wohl am Ende auch zweimal die Playoffs kosteten. Allerdings war der Spielmacher unter SVG auch nie unumstritten. Jackson muss noch beweisen, dass er eine konstant gute Saison spielen kann.
Detroit Pistons: Das Fazit
Für die Pistons ist die kommende Saison wegweisend. Der Cap Space ist bis zur Saison 2020/21 hoffnungslos ausgelastet, junge, aufstrebende Stars sind Mangelware. Sollten die Siege ausbleiben, könnten die nächsten Jahre in Michigans Metropole ungemütlich werden.
Um das zu verhindern, hat man in der Offseason mit der Verpflichtung von Casey eine wichtige Personalie an Land gezogen. Der bisherige Raptors-Coach hat in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, dass er in der Lage dazu ist, seine Spieler und Teams kontinuierlich besser zu machen.
Sollten die Pistons ihr Spacing-Problem beheben und die Starting Five eingespielt und verletzungsfrei durch die Saison kommen, kann man die Playoffs wohl einplanen, was allerdings zu einem großen Teil auch am schwachen Osten liegt. Und selbst bis dahin ist es ein weiter Weg.
Die Note: 3-