Charlotte Hornets: Die Transaktionen
Obwohl sich die projizierte Starting Five nur auf einer Position verändert hat, gehörten die Hornets zu den aktiveren Teams dieses Sommers. Und das fing schon kurz nach dem Ende der Regular Season an: Head Coach Steve Clifford und General Manager Rich Cho wurden vor die Tür gesetzt, dafür kamen der frühere Spurs-Assistant James Borrego sowie der frühere Lakers-Manager Mitch Kupchak.
Kupchak verschwendete dann nicht viel Zeit und beendete das Experiment Dwight Howard nach nur einem Jahr wieder, der Center und Julyan Stone wurden in mehreren Trades letztendlich für den Gegenwert von Bismack Biyombo und zwei Zweitrundenpicks veräußert.
Auch im Rahmen des Drafts sicherte sich Charlotte weitere künftige Second-Rounder, als No.11-Pick Shai Gilgeous-Alexander für No.12-Pick Miles Bridges zu den Clippers getradet wurde. Dazu sicherte sich Charlotte Devonte' Graham und die Rechte an Arnoldas Kulboka, der aber vorerst für Brose Bamberg spielen wird.
In der Free Agency ließ Charlotte Michael Carter-Williams und Treveon Graham ziehen, dafür kam in Tony Parker (2 Jahre, 10 Millionen Dollar) ein großer Name, der wohl auch bei den Hornets als Backup auf der Eins fungieren soll.
Charlotte Hornets: Die Strategie
Die Hornets schleppen so viele Altlasten mit sich herum, dass eine echte Neuausrichtung des Kaders kaum umsetzbar war. Für diese Saison stehen 123,6 Millionen Dollar an Gehältern in ihren Büchern, kommende Saison sind es immer noch 109 Millionen - dabei schreit der Kader, abgesehen von Kemba Walker, förmlich nach Mittelmaß.
Nicht ganz zufällig ist der All-Star auch einer der ganz wenigen Hornets-Spieler mit Trade-Wert, da er im Gegensatz zu Batum, MKG, Williams, Zeller und Biyombo eher unter- als überbezahlt ist. Angesichts seines auslaufenden Vertrages sind die Hornets nun gezwungen, in dieser Saison endgültig zu entscheiden, ob sie ihn länger halten wollen oder ihn vor der Deadline noch traden.
In der Zwischenzeit wurde Howard veräußert, weil er zwar produktiv war, aber nicht wirklich mit dem restlichen Team harmonierte - und weil man ohne sein Gehalt haarscharf der Luxussteuer entgehen konnte. Dafür nahm man in Kauf, dass Biyombo, einem weitaus schwächeren Spieler, auch 2019/20 noch stolze 17 Millionen Dollar zustehen.
Aufgrund des finanziellen Fegefeuers werden sich die Hornets kommende Saison nun primär auf zwei Themen konzentrieren: Die jungen Spieler wie Hernangomez, Bridges und Monk sollen sich entwickeln und zudem soll Borrego damit beginnen, seine Philosophie zu installieren. Parker, der Borrego aus San Antonio gut kennt, wurde explizit geholt, um dem neuen Coach dabei zu helfen.
Beim kompletten restlichen Kader wird sich erst zeigen müssen, wer langfristig Teil der Neuausrichtung sein wird. Es ist gut möglich, dass Charlotte im Lauf der Saison versuchen wird, einige ihrer produktiven Veteranen wie Williams und Batum ins Schaufenster zu stellen.
Der Kader der Charlotte Hornets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kemba Walker | Nicolas Batum | Michael Kidd-Gilchrist | Marvin Williams | Cody Zeller |
Tony Parker | Jeremy Lamb | Miles Bridges | Frank Kaminsky | Willy Hernangomez |
Devonte' Graham | Malik Monk | Dwayne Bacon | Bismack Biyombo | |
J.P. Macura |
Charlotte Hornets: Die Schwachstellen
Das Hauptproblem der Hornets in der vergangenen Saison war die nahezu lächerliche Abhängigkeit von Walker: Mit dem Point Guard auf dem Court war das Net-Rating ordentlich (+3,5), ohne ihn erbärmlich (-7,8). Parker kann dabei auch im hohen Alter von 36 Jahren helfen, weil er ein Spiel noch immer wesentlich besser leiten kann als sein Vorgänger MCW.
Abgesehen davon verloren die Hornets viele enge Spiele, weil Teams sich in der Schlussphase ausschließlich auf Walker konzentrieren mussten, es fehlte einfach an anderen Optionen. Vom Net-Rating her war Charlotte ein durch und durch mittelmäßiges Team (0,0!), im Normalfall wären damit eigentlich mehr Siege zu erwarten gewesen als 36. In der Crunchtime jedoch war Charlotte ein fürchterliches Team mit einem Net-Rating von -13,4 in den letzten fünf Minuten enger Spiele.
Dabei sei angemerkt, dass mit Zeller, einem wichtigen Katalysten der Offense und Defense, ein wichtiger Spieler nur in 33 Spielen zur Verfügung stand - der Center dürfte Charlotte in der kommenden Saison wieder mehr helfen. Auch er ändert aber nichts daran, dass es vorerst keine wirklich dynamischen Offensiv-Optionen abgesehen von Walker gibt.
Charlotte beschäftigt weiterhin ziemlich viele Spezialisten: Parker, Lamb und Monk beispielsweise sind aktuell fast reine Offensivspieler, MKG und Biyombo dagegen offensiv äußert limitiert. Auch Borrego wird seine Schwierigkeiten damit haben, aus diesem Mix funktionierende Lineups zu basteln.
Charlotte Hornets: Der Hoffnungsträger
Auch wenn beide in der kommenden Saison wohl nicht zu den wichtigsten Hornets-Spielern gehören werden, sind Malik Monk und Miles Bridges zweifelsohne die derzeit wichtigsten Figuren für die Zukunft des Teams. Der Rookie gilt dabei körperlich wie spielerisch als ziemlich "NBA-ready" und dürfte, idealerweise, relativ schnell viele Minuten bekommen und vielleicht sogar MKG aus der Starting Five verdrängen.
Bei Monk verhält sich das Ganze etwas komplizierter. Der letztjährige Rookie galt im Rahmen des Drafts noch als Steal, die Debüt-Saison allerdings war ein ziemliches Desaster (6,7 Punkte, 36 Prozent FG). Monk ist allerdings noch immer erst 20 Jahre alt und sollte von den Hornets noch lange nicht aufgegeben werden.
Der Wurf ist potenziell elitär und zum Ende der Saison hin war durchaus auch eine große Steigerung bei ihm zu sehen. Die Hoffnung lautet, dass Monk diesen Trend fortsetzt und mittelfristig mindestens zu einem guten Scorer heranreift. Die Anlagen dafür sind nach wie vor vorhanden.
Charlotte Hornets: Das Fazit
Es wäre für Kupchak nicht möglich gewesen, in diesem Sommer Berge zu bewegen. Den Draft hat er allem Anschein nach solide gemeistert, Bridges könnte sich an 12 gar als Steal herausstellen. Die Verpflichtungen von Parker und Graham kann man ebenfalls rechtfertigen, wenngleich für Parker relativ offensichtlich überbezahlt wurde.
Dass Howard abgegeben wurde, ist ebenfalls okay und war wohl nötig - sich dafür allerdings noch ein Extra-Jahr Biyombo ans Bein zu binden, war alles andere als ein Gewinn. Charlotte steckt ganz tief drin im Sumpf und dieser Deal hat mehr oder weniger garantiert, dass sich daran auch nächstes Jahr nichts ändern wird. Es ist nach wie vor unklar, wo genau Michael Jordan mit dieser Franchise hin will und wie das erreicht werden soll.
Es ist durchaus möglich, dass Charlotte kommende Saison mit Ach und Krach die Playoffs erreicht, was allerdings mehr über den Osten aussagen würde als über die Hornets. Mit Walker sind sie definitiv zu gut, um richtig hohe Lottery-Picks zu bekommen, aber auch zu schlecht, um wirklich oben anzugreifen. Mittelfristig kann man ihnen nur wünschen, dass Monk und Bridges zu guten Spielern heranreifen - ob Walker bis dahin dann noch Teil der Hornets ist, wird sich indes erst zeigen müssen.
Die Note: 4