NBA Offseason - die Memphis Grizzlies: Wenn die Knochen halten ...

Ole Frerks
20. August 201810:24
Mike Conley und Marc Gasol sollen die Memphis Grizzlies zurück in die Playoffs führen.getty
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Die Memphis Grizzlies haben im Sommer den potenziell besten Spieler des Jahrgangs gedraftet und einen Swingman von den San Antonio Spurs verpflichtet. Der wichtigste Neuzugang allerdings ist mit Mike Conley ein Rekonvaleszent.

Memphis Grizzlies: Die Transaktionen

Die Grizzlies hatten im Sommer zuallererst die Frage zu klären, was sie auf ihrem Trainerposten machen würden - und schon Anfang Mai entschied man sich für Kontinuität: J.B. Bickerstaff, der das Team bereits in der vergangenen Saison interimsweise betreut hatte, wurde zum Head Coach gemacht, obwohl unter ihm nur 15 von 63 Spielen gewonnen werden konnten.

Im Anschluss richtete sich der Fokus auf den Draft. An Position 4 sicherte sich Memphis Big Man-Talent Jaren Jackson, an 32. Stelle kam mit Jevon Carter noch ein defensivstarker Point Guard hinzu. Beide haben ihre Rookie-Verträge mittlerweile auch unterzeichnet.

In der Free Agency fiel dann vor allem das Offer Sheet auf, das Memphis für Kyle "Slow-Mo" Anderson von den Spurs abgab: 37,2 Millionen Dollar über vier Jahre ist der Swingman den Grizzlies wert, da wollte San Antonio nicht mitgehen. Anderson wird damit den nach Indiana abgewanderten Tyreke Evans ersetzen.

Dazu füllten die Grizzlies ihren Kader mit Omri Casspi, Shelvin Mack (je 1 Jahr zum Minimum) sowie Dakari Johnson (via Trade aus Orlando) und Garrett Temple (via Trade aus Sacramento) auf, wobei ihnen Temple Deyonta Davis, Ben McLemore, Cash und einen 2021er Zweitrundenpick wert war. Dazu verließen Jarell Martin und Myke Henry das Team.

Memphis Grizzlies: Die Strategie

Grizzlies-Besitzer Robert Pera äußerte am Anfang der Offseason, dass er keinen Grund dafür sieht, warum das Team nächstes Jahr nicht 50 Siege holen könnte. Das mag ziemlich überzogen wirken, erklärt aber die Aktivitäten der Grizzlies im Sommer: Obwohl letzte Saison bloß 22 Siege gelangen, operierte man eher wie ein Team, das nächstes Jahr wieder in die Playoffs einziehen wird, als eines, das neu aufbaut.

Die Grizzlies bauen darauf, dass Rückkehrer Mike Conley, der letztes Jahr nur zwölf Spiele machen konnte, im Zusammenspiel mit Marc Gasol schnell wieder an die vorigen Jahre anknüpfen und der Fixpunkt einer funktionierenden Offense sein kann. Dazu wurde das Team mit Veteranen wie Temple, Mack und Casspi "bodenständig" ergänzt, nachdem Memphis in der Vorsaison bisweilen kaum eine Starting Five mit echten NBA-Spielern füllen konnte.

Auch im Draft konzentrierte man sich auf Spieler, die direkt weiterhelfen können. Jackson ist zwar blutjung, aber defensiv bereits sehr weit entwickelt und vielseitig, sodass er schnell eine große Rolle für Memphis spielen könnte. Carter wiederum gehört zu den älteren Spielern seines Draft-Jahrgangs und soll, im Idealfall, schnell als primärer Backup von Conley fungieren.

Die interessanteste Rochade fand derweil auf dem Flügel statt. Evans war vergangene Saison Memphis' Topscorer, nun bemühte man sich gar nicht darum, ihn zu halten - stattdessen holte man sich in Anderson einen deutlich besseren Verteidiger, der offensiv aber nicht im Geringsten an Evans herankommt. Die Hoffnung ist, dass der Ex-Spur den Grizzlies einen Teil der alten Grit'n'Grind-Mentalität zurückbringen kann.

Der Kader der Memphis Grizzlies

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Mike ConleyWayne SeldenKyle AndersonJaMychal GreenMarc Gasol
Shelvin MackGarrett TempleDillon BrooksJaren JacksonIvan Rabb
Jevon CarterMarShon BrooksOmri CasspiYuta WatanabeDakari Johnson
Andrew HarrisonKobi SimmonsChandler Parsons

Memphis Grizzlies: Die Schwachstellen

Schon irgendwie unterhaltsam: Seit vielen Jahren fehlt es den Grizzlies auf dem Flügel an Shooting, auch letzte Saison rangierte man hier wieder auf Platz 25 bei der Quote (nun gut - letzte Saison war fast alles schlecht). Was machte man also? Einen der besten Shooter in Evans (knapp 40 Prozent) ersetzte man durch Anderson, einen notorischen Nicht-Schützen (33 Prozent bei 0,8 Versuchen letztes Jahr).

Immerhin bleiben sich die Grizzlies treu, wobei Temple, Jackson, Casspi, Carter und mit Abstrichen Mack alle zumindest über einen ordentlichen Wurf verfügen. Jackson könnte zudem auch dabei helfen, die eklatante Rebound-Schwäche (kein Team war hier letzte Saison schlechter) ein Stück weit abzulegen.

Das größte Problem der Grizzlies ist indes unverändert geblieben. Ihre Hoffnungen hängen an den nicht unbedingt stabilen Knochen von Conley und Gasol, der nun auch immerhin schon 33 Jahre alt ist. Conley ist dabei derjenige, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, das Hirn des Teams - wenn er erneut länger ausfällt, kann es leicht wieder in die falsche Richtung gehen.

Memphis Grizzlies: Der Hoffnungsträger

Kurzfristig ist hier auf jeden Fall Conley zu nennen. Mit Fersenproblemen verpasste der Point Guard fast die komplette letzte Spielzeit, nun soll er aber wieder komplett fit sein - und das wäre für die Ambitionen der Grizzlies Gold wert. Man vergisst das leicht, weil der Westen hier so stark besetzt ist, aber Conley ist einer der intelligentesten Point Guards der Liga und sein Zusammenspiel mit Gasol seit Jahren eine Augenweide.

Die Grizzlies haben nur dann eine Chance, um die Playoffs mitzuspielen, wenn Conley wieder ansatzweise seine Form von 2016/17 (20,5 Punkte, 6,3 Assists) erreicht, und selbst dann wird es schwer. Langfristig wiederum ist Jackson derjenige, der in einigen Jahren das Gesicht der Franchise sein könnte und sollte.

Offensiv haben andere Spieler seines Jahrgangs vielleicht mehr Potenzial, einen kompletteren Big Man als ihn findet man aber nur schwerlich - idealerweise lernt er viel von Gasol und übernimmt früher oder später dessen Rolle. Vorerst sollten beide aufgrund der Vielseitigkeit und Gasols Passfähigkeiten aber auch recht gut auf dem Court kompatibel sein.

Memphis Grizzlies: Das Fazit

Man kann die Ausrichtung der Grizzlies in Frage stellen und ihnen den Rebuild nahelegen - aber die Ausrichtung, die sie sich gesucht haben beziehungsweise die vom Besitzer verlangt wurde, haben sie in diesem Sommer recht gut umgesetzt.

Alle Neuverpflichtungen sind einigermaßen sinnvoll, wenngleich für Anderson zu viel bezahlt wurde - sonst hätten die Spurs ihn aber auch nicht ziehen lassen. Jackson wiederum hat eine gewisse Chance, der beste Spieler seines Jahrgangs zu sein, an diesem Pick gibt es also überhaupt nichts auszusetzen.

Ein recht großer Abzug jedoch: Zur Trade Deadline hatte sich Memphis geweigert, Evans für Picks abzugeben, jetzt ließ man ihn (laut Aussage seines Bruders) ohne Angebot oder auch nur ein Gespräch ziehen - das zeugt nicht von einer klaren Linie. Zumal Evans beim übergeordneten Ziel sicherlich geholfen hätte.

Dennoch: Wenn die Knochen halten, könnte Memphis tatsächlich um die Playoffs mitspielen. Das wäre nach 22 Siegen im Vorjahr trotz allem bemerkenswert.

Die Note: 2-