Milwaukee Bucks: Die Transaktionen
Nach der Entlassung von Jason Kidd in der vergangenen Saison und dem Ende der kurzen Amtszeit von Joe Prunty standen die Bucks zu Beginn der Offseason ohne Head Coach da. Mit Mike Budenholzer sicherten sich die Bucks nach langem Hin und Her dann einen der besten, vielleicht sogar den besten verfügbaren Coach.
Im Draft zogen die Bucks an der 17. Stelle Donte DiVincenzo und holten damit einen dringend benötigten Shooter für die Guard-Positionen. Der College-Champion aus Villanova sammelte bereits Erfahrung als Bankscorer und dürfte wohl auch in Milwaukee mit genau dieser Qualität weiterhelfen.
Der erste Neuzugang in der Free Agency war dann ein alter Bekannter: Ersan Ilyasova, der 2005 von den Bucks gedraftet wurde und mit einer zweijährigen Pause bis 2015 in Wisconsin auflief, kam direkt zu Beginn der Free Agency für 21 Millionen Dollar über die nächsten drei Jahre. Brook Lopez wurde dagegen für ein Jahr verpflichtet, für ihn verwendeten die Bucks die Bi-Annual Exception in Höhe von 3,4 Millionen Dollar.
Die spannendste Personalie in der Bierstadt war Restricted Free Agent Jabari Parker, der nach seinem zweiten Kreuzbandriss zuletzt nur noch Bankspieler war, diese Rolle aber nicht wirklich gerne annahm. Die Bucks ließen den früheren No.2-Pick daher ziehen - als die Bulls Interesse anmeldeten, zogen sie sogar ihr Qualifying Offer zurück, damit Parker in Chicago für zwei Jahre und 40 Millionen Dollar unterschreiben konnte.
Shabazz Muhammad erhielt ebenfalls kein neues Angebot, dafür polsterten die Bucks ihre Bank mit einem weiteren Schützen auf: Pat Connaughton wird für zwei Jahre zum Minimum in Milwaukee unterschreiben. Brandon Jennings, dessen Gehalt für die kommende Saison nicht garantiert ist, wird für den Ex-Blazer vermutlich Platz machen müssen.
Milwaukee Bucks: Die Strategie
Ähnlich wie alle anderen Top-Teams im Osten ist auch bei den Bucks die Strategie eindeutig: Nach dem Wechsel von LeBron James in Richtung LaLa-Land will Milwaukee in das Machtvakuum vorstoßen, auch, um es sich nicht mit Antetokounmpo zu verscherzen.
Verständlich sind deshalb auch die Transaktionen: Horst verpflichtete lieber zwei gute Rollenspieler (Ilyasova, Lopez), als sich auf die ungewissen Leistungen Parkers einzulassen. Bigs, die den Dreier in petto haben und den Ring beschützen können, sind in der modernen NBA ohnehin extrem wichtig. Ilyasova ist zudem auf der Vier als auch auf der Fünf einsetzbar - alles in allem eine nicht günstige, aber gute Investition, zumal beim Türken Jahr 3 nicht garantiert ist. Win Now ist die Devise, die spätestens durch den Trade für Eric Bledsoe in der vergangenen Saison klar wurde.
Auf dem Parkett dürfte die Strategie klar sein. Gebt Giannis den Ball, macht Platz und verteidigt hart. Apropos Defense: Nachdem Kidd mit seiner hyper-aggressiven Trap-Verteidigung scheitete, Milwaukee gestattete dem Gegner haufenweise offene Eckendreier und Korbleger, liegt es an Budenholzer, den Bucks ein besser passendes System einzuimpfen.
Offensiv wird vermutlich der Ball mehr bewegt und deutlich häufiger von draußen abgedrückt, darauf deuten die Deals für Ilyasova und Lopez eindeutig hin. In der vergangenen Saison nahmen die Bucks nur 24,7 Dreier pro Spiel, Platz 25 in der Association. Nichts Neues in der Bierstadt: Die Bucks sind seit Jahren Stammgast auf den untersten fünf Plätzen.
Der Kader der Miluwakee Bucks
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Eric Bledsoe | Malcolm Brogdon | Khris Middleton | Giannis Antetokounmpo | John Henson |
Matthew Dellavedova | Donte DiVincenzo | Sterling Brown | Ersan Ilyasova | Brook Lopez |
Pat Connaughton | Tony Snell | D.J. Wilson | Thon Maker |
Milwaukee Bucks: Die Schwachstellen
Im November vergangenen Jahres tradeten die Bucks für Bledsoe. Bei den Suns brachte er, wenn er spielen durfte, gute Leistungen aufs Parkett und auch in der Bierstadt lieferte er in der regulären Saison solide Leistungen. In den Playoffs folgte dann aber der Einbruch: Bledsoe legte schwache 13,6 Punkte, 3,7 Assists, 3,6 Rebounds bei einer Trefferquote von 44 Prozent aus dem Feld auf, im Duell mit Scary Terry Rozier von den Celtics sah er einige Male nicht wirklich gut aus. Zuvor galt er als Langzeitlösung für die Bucks, inzwischen ist sein Name gar in einigen Trade-Gerüchten zu lesen.
Auf den großen Positionen wurde zwar aufgerüstet, doch gerade Lopez auf der Fünf könnte zu einem späteren Zeitpunkt der Saison Kopfschmerzen bereiten, wenn switchende Bigs eigentlich das Nonplusultra sind. Auf dem Papier hat Milwaukee zwar jede Menge große Jungs, ob aber auch nur einer in den Playoffs großen Einfluss nehmen kann, muss sich erst noch zeigen.
Ein weiteres großes Problem in Milwaukee ist der nicht vorhandende Capspace. Für die nächste Saison hat Milwaukee bereits 80 Millionen Dollar auf der Gehaltsliste, wenn Khris Middleton seine Spieleroption in Höhe von 13 Millionen Dollar nicht zieht. Dies wird er wohl nicht tun, da er auf dem freien Markt deutlich mehr herausholen kann. Auch die Verträge von Malcolm Brogdon und Bledsoe laufen 2019 aus. Will man das Team dann zusammenhalten, müsste man also tief in den Luxussteuer-Bereich vordringen - es sei denn, man kann die Großverdiener Dellavedova und/oder Henson vorher loswerden.
Milwaukee Bucks: Der Hoffnungsträger
Giannis, wer sonst? Die Ankunft von Budenholzer dürfte enorm helfen, doch das Team kommt nach wie vor nur so weit, wie der Greek Freak es tragen kann. In diesem Jahr hat er dafür aufgrund der neuen Shooter deutlich mehr Platz als vorher. Der Grieche dürfte daher einer der heißen Kandidaten auf den MVP-Award sein, wenn die Bucks tatsächlich in der Spitzengruppe im Osten mitmischen.
Ein weiterer Hoffnungsträger, weil jung und mit jeder Menge Potenzial ausgestattet, ist Thon Maker. Nach einer Saison, in welcher er sich nicht wie erhofft entwickelte, sorgte er immerhin in den Playoffs mit fulminanten Blocks für Furore und setzte kleine Ausrufezeichen. Mit seinem Skill-Set könnte er als Stretch-Big perfekt zu Giannis passen, dazu müsste er sich aber nun erst einmal gegen die größer gewordene Konkurrenz behaupten.
Milwaukee Bucks: Das Fazit
Den wahrscheinlich bestmöglichen Coach geholt, Schützen akquiriert, die Unbekannte in Person von Parker abgegeben. So könnte man die Offseason der Bucks zusammenfassen. Die Neuzugänge, inklusive Budenholzer, sind zweifelsohne eine Verstärkung und passend.
Horst hat die richtigen Entscheidungen getroffen, um seinem Superstar das bestmögliche Team an die Seite zu stellen, wobei man eben auch bedenken muss, dass der finanzielle Spielraum sehr begrenzt war. Nach der Entlassung von Kidd, der für Antetokounmpo einen Ziehvater und Mentor darstellte, war diese Offseason enorm wichtig, um dem Griechen zu zeigen, dass man ihn so gut wie möglich unterstützen will.
Richtig viel Arbeit wartet auf Horst und die Bucks allerdings im kommenden Sommer, wenn mit Bledsoe, Brogdon und Middleton - wie erwähnt - drei Leistungsträger Free Agent werden.
Note: 2