Die New Orleans Pelicans haben in DeMarcus Cousins und Rajon Rondo gleich zwei wichtige Free Agents verloren, diese Löcher wurden aber einigermaßen gut gestopft. Einige altbekannte Probleme sind dennoch geblieben. Können die Pelicans in der kommenden Saison die starken Leistungen bestätigen?
New Orleans Pelicans: Die Transaktionen
Mit DeMarcus Cousins und Rajon Rondo gingen gleich zwei wichtige Spieler in die Free Agency, beide schlossen sich anderen Teams an. Der weiterhin schwer verletzte Boogie geht nun bei den Golden State Warriors auf Ringjagd, während Rondo mit LeBron James bei den Los Angeles Lakers zusammenspielt.
Im Big Easy fand man aber recht schnell Ersatz. Für Big Julius Randle verwendeten die Pels ihre komplette Mid-Level Exception, für das zweite Jahr hat der Ex-Laker eine Spieleroption in Höhe von 9,1 Millionen Dollar. Elfrid Payton (zuletzt Phoenix Suns) soll dagegen das Loch stopfen, welches Rondo hinterlassen hat. Der Point Guard kassiert 2,7 Mio. Dollar für das kommende Jahr, die Pelicans nutzten dabei Teile der Bi-Annual Exception.
Ansonsten wurden bei den Pelicans nur noch kleinere Moves getätigt. Shooting Guard Ian Clark wurde ein weiteres Jahr für das Minimum (1,76 Mio.) verpflichtet, dazu holten die Pels noch Troy Williams, der sich zuvor bei den New York Knicks empfohlen hatte. Der Forward bekam einen nur in Teilen garantierten Minimum-Vertrag, die Pels halten zudem noch eine Teamoption für das darauffolgende Jahr. Mit Shooting Guard Jordan Crawford wurde dagegen nicht verlängert.
Durch den Trade von Nikola Mirotic hatte New Orleans in diesem Jahr keinen Erstrundenpick, die Bulls zogen anstelle der Pels Chandler Hutchison an Position 22. In Runde zwei nahm die Pelicans dann Tony Carr mit dem 51. Pick. Der Point Guard wird aber vorerst keine Hilfe sein, er unterschrieb einen Vertrag bei Auxilium Pallacanestro Torino in Italien.
New Orleans Pelicans: Die Strategie
Die Pelicans spielten in der vergangenen Saison die beste Spielzeit seit zehn Jahren und erreichten erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte die zweite Playoff-Runde. Cousins konnte im Schlussspurt nicht mehr helfen, da er sich Ende Januar die Achillessehne riss. Ohne den All-Star schien das Team besser zu funktionieren, dennoch sagte General Manager Dell Demps nach dem Aus, dass er Boogie und den zweiten Free Agent Rondo gerne behalten würde.
Dies ist nun nicht geschehen, die zwei potenziellen Starter wurden aber einigermaßen adäquat ersetzt. Vor allem die Personalie Cousins schlug große Wellen, weil beide Seiten unterschiedliche Geschichten erzählten, warum eine Verlängerung letztlich nicht zustande kam. Man darf aber annehmen, dass New Orleans nicht das Risiko eingehen wollte, einem schweren Center mit einem Achillessehnenriss langfristig viel Geld zu zahlen.
Denn: Eine Verlängerung mit Cousins hätte mit großer Sicherheit bedeutet, dass die Franchise in die Luxussteuer abgedriftet wäre, fatal für ein Team, welches in einem der kleinsten Märkte des Landes operiert. Damit erklärt sich auch, dass ausschließlich kurze Verträge ausgehändigt wurden. Nach der Saison 2019/2020 haben nur noch Holiday und Davis ein Arbeitspapier, dann könnte NOLA endlich wieder mehr Flexibilität haben.
Boogie und Rondo wurden quasi eins zu eins mit Randle und Payton ersetzt. Gerade Randle könnte in das schnelle Spiel von Coach Alvin Gentry besser als der teilweise behäbige Cousins passen und mit Anthony Davis und Nikola Mirotic eines der besten Frontcourt-Trios der kompletten NBA bilden. Auch Payton dürfte sich im recht freien Gentry-System besser zurechtfinden als noch bei seinen Stationen in Orlando und Phoenix, auch weil er nun deutlich bessere Mitspieler hat. Im Gegensatz zu Rondo ist er ein besserer Verteidiger und ist auch gefährlicher mit seinem Zug zum Korb. An die Übersicht und Leadership von Rondo kommt aber auch er nicht heran.
Der Kader der New Orleans Pelicans
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Elfrid Payton | Jrue Holiday | E'Twaun Moore | Nikola Mirotic | Anthony Davis |
Ian Clark | DeAndre Liggins | Darius Miller | Julius Randle | Emeka Okafor |
Frank Jackson | Trevon Bluiett | Solomon Hill | Alexis Ajinca | |
Cheick Diallo |
New Orleans Pelicans: Die Schwachstellen
Die Schwächen der Pels bleiben im Prinzip die gleichen. Vor allem auf dem Flügel ist das Team weiterhin so dünn besetzt, dass E'Twaun Moore, eigentlich ein klassischer Guard, dort aushelfen muss. Das Drei-Guard-Lineup funktionierte zwar überraschend gut, doch gerade hinter Moore kommt wieder recht wenig.
Darius Miller wird seine gute Saison auf den Forward-Positionen bestätigen müssen, dazu ist noch ungewiss, wie Solomon Hill seine schwere Verletzung, die ihn fast die komplette vergangene Saison gekostet hat, verkraften wird.
Verletzungen waren ohnehin stets ein Thema in New Orleans. Davis, Holiday, Frank Jackson, Emeka Okafor oder Alexis Ajinca waren in ihrer Karriere alle schon einmal mehr oder weniger schwer verletzt. Wollen die Pels eine erfolgreiche Saison spielen, brauchen sie viel Glück mit der Gesundheit der Spieler, vor allem wenn man die dünne Personaldecke bedenkt.
Gleichzeitig wird viel vom Impact Paytons abhängen. Die große Stärke Rondos war es, den Rhythmus zu diktieren und die Mitspieler in ihren Lieblings-Positionen zu bedienen. Ob der Ex-Suns-Spieler dazu auch nur annähernd in der Lage ist, wird eine der essentiellen Fragen der Saison sein.
New Orleans Pelicans: Der Hoffnungsträger
Payton hin, Payton her. Die fleischgewordene Hoffnung im Big Easy trägt weiterhin eine Monobraue und hört auf den Namen Anthony Davis. Nach der Verletzung von Boogie hievte er beinahe im Alleingang die Pelicans zum zweiten Mal in seiner Karriere in die Playoffs und bewies auch dort, dass er zurecht auf Platz drei in der MVP-Wahl landete.
Die Braue steuert mit 25 Jahren endgültig seiner Prime entgegen und wird auch in der kommenden Spielzeit Fabelstatistiken mit 28 Punkten, 11 Rebounds und über 2 Blocks pro Spiel auflegen. Zuletzt kündigte Davis an, dass er vermehrt an seinem Dreier und an seinen Passfähigkeiten in der Offseason arbeiten werde. Die Frage bleibt, wie viel Hilfe er bekommt und wie zufrieden Davis mit der Entwicklung des Teams ist.
AD sprach sich immer wieder für einen Verbleib von Cousins in New Orleans aus. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft, was man auch daran sah, dass Davis im All-Star Game mit dem Trikot seines verletzten Kumpels auflief.
Die Uhr tickt unaufhaltsam in Louisiana, Davis' Vertrag läuft noch bis 2021, was bedeutet, dass die Pels noch zwei Jahre Zeit haben, ihrem Superstar ein wettbewerbsfähiges Team an die Seite zu stellen, um ein Contender zu sein. Je länger das dauert, desto mehr Trade-Gerüchte werden wie Pilze aus dem Boden sprießen.
New Orleans Pelicans: Das Fazit
In New Orleans wurde das Beste aus der Situation gemacht. Hätte man Cousins und Rondo gehalten, hätten die Pels nun eine gigantische Payroll und keinerlei Garantie, dass das Team zu mehr als der zweiten Runde im Stande wäre. So arbeitet man Louisiana mit den bekannten Eckpfeilern weiter und hat zumindest ab 2020 ein gewisses Maß an finanziellem Spielraum.
Die Abgänge wurden stattdessen einigermaßen gut kompensiert, was die Pels im Westen weiter konkurrenzfähig halten wird. Die Schwachstellen aus der vergangenen Saison wurden dagegen nicht weiter angegangen, es gelang also nicht, die dringend benötigte Hilfe auf dem Flügel anzuschaffen.
Auf dem Papier ist dieses Team schwächer einzuschätzen als im Vorjahr, doch schon nach der Boogie-Verletzung glaubten nur wenige noch an den Einzug in die Playoffs. Vielleicht gilt auch diesmal: 'Weniger ist oft mehr.'
Note: 3