Portland Trail Blazers: Die Transaktionen
Die wichtigste Personalie des Sommers in Rip City war die Verlängerung von Center Jusuf Nurkic. Diese lief überraschend schnell und reibungslos ab, der Bosnier bleibt für weitere vier Jahre und insgesamt 48 Millionen im Nordwesten.
Nicht gehalten wurden dagegen Shabazz Napier und Pat Connaughton. Beide Guards waren Restricted Free Agents, doch Portland zog in beiden Fällen die Qualifying Offer zurück. Unrestricted schlossen die beiden sich Brooklyn bzw. Milwaukee zum Minimum für zwei Jahre an.
Als Ersatz holten die Blazers Shooter Nik Stauskas aus Brooklyn zum Minimum. Für Seth Curry, der in Dallas die komplette Saison wegen einer Knieverletzung verpasste, verwendete Portland Teile der Taxpayer Mid-Level Exception (2,8 Mio.). Ebenfalls neu dabei sind Erstrundenpick Anfernee Simons (#24), der kein Spiel auf dem College absolvierte und Dukes Spielmacher sowie Zweitrundenpick (#39) Gary Trent Jr., für den die Blazers zwei Zweitrundenpicks (2019, 2021) und ein wenig Cash nach Sacramento tradeten.
Zu guter Letzt sorgte der Abgang von Big Ed Davis für Wirbel, der als guter Freund von Damian Lillard galt. Entsprechend enttäuscht zeigte sich der Franchisespieler. Letztlich boten die Nets wohl einfach mehr Geld, indem sie Davis für ein Jahr die Room Exception in Höhe von 4,45 Millionen Dollar gaben. Georgios Papagiannis, der während der vergangenen Saison geholt wurde, erhielt dagegen seine Papiere. Der griechische Center spielt nun wieder in seiner Heimat für Panathinaikos.
Portland Trail Blazers: Die Strategie
Der Kern sollte zusammengehalten werden und das wurde mit der Nurkic-Verlängerung geschafft, wobei der Bosnier langfristig einen sehr teamfreundlichen Deal unterschrieb. Dazu stand Shooting bei den Blazers ganz weit oben auf der Agenda und die Neuzugänge verkörpern alle diese Eigenschaft.
Sowohl Stauskas (40,0 Prozent Dreier) als auch Curry (42,5 Prozent 2016/17) und Rookie Trent (40,2 Prozent auf dem College) wissen, wie man Distanzwürfe im Korb unterbringt, und bringen damit etwas dringend benötigte Firepower. In den Playoffs fielen die Blazers gegen die New Orleans Pelicans in der ersten Runde fürchterlich auf die Nase, weil der Wurf einfach nicht da war. Nur C.J. McCollum und Al-Farouq Aminu trafen dabei besser als der Liga-Durchschnitt von 36 Prozent.
Allgemein sind die Blazers einen Tick jünger geworden. Es ist müßig zu spekulieren, ob Portland die verfügbaren Veteranen einfach nicht angeln konnte, oder ob der Plan tatsächlich war, jüngeren Spielern das Vertrauen zu schenken. So ist man nun davon abhängig, dass Zach Collins oder Wade Baldwin beständig in der Rotation sind und dem Team helfen können. Der Nebeneffekt ist, dass Portland so ein wenig Geld gespart hat, auch wenn die Franchise weiterhin mit 12,5 Millionen Dollar über der Luxussteuergrenze rangiert.
Der Kader der Portland Trail Blazers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Damian Lillard | C.J. McCollum | Maurice Harkless | Al-Farouq Aminu | Jusuf Nurkic |
Wade Baldwin IV | Seth Curry | Evan Turner | Caleb Swanigan | Zach Collins |
Anfernee Simons | Nik Stauskas | Jake Layman | Meyers Leonard | |
Gary Trent Jr. |
Portland Trail Blazers: Die Schwachstellen
Die Starting Five der Blazers liest sich einmal mehr sehr gut, doch dahinter klaffen weiter einige bedrohliche Löcher, es fehlt an Balance im Roster. Die Forward-Positionen sind erneut sehr dünn besetzt, aus dem Trio Harkless, Turner und Aminu darf sich auf keinen Fall jemand verletzen. Große Gefahr aus der Distanz strahlt von ihnen allerdings nur Harkless beständig aus, Aminu und vor allem Turner dürfen als streaky eingestuft werden.
Auf den Guard-Positionen gibt es dagegen Schützen im Überfluss, dafür aber auch weiter ziemlich gravierende Probleme in der Defense. Vor allem der Abgang von Napier könnte schmerzen, wenn Baldwin, Simons oder Trent Jr. nicht einigermaßen einschlagen. Zumindest sorgten die Leistungen der jungen Wilden in der Summer League, welche die Blazers erstmals gewannen, für etwas Zuversicht.
Vieles basiert auf der Hoffnung des Potenzials, auch bei den Bigs. Collins zeigte in seiner Rookie-Saison einige lichte Momente, auch in den Playoffs, spielte aber häufig auf der Vier neben Davis. Dieser war mit seiner Stärke unter dem Brett ein essentieller Grund dafür, dass Portland das beste Resultat in der Regular Season seit 2000 einfuhr.
Collins ist dagegen mehr ein Skill-Spieler, dem es noch an Masse fehlt, um dauerhaft den Nurkic-Backup zu mimen. 2017/18 war Portland noch ein Top-5-Team unter dem Korb, es würde nicht überraschen, wenn die Blazers in dieser Disziplin in der kommenden Spielzeit maximal Durchschnitt sein werden.
Portland Trail Blazers: Der Hoffnungsträger
Lillard betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass sein Team Verstärkung, vor allem was die Tiefe angeht, braucht. In diesem Sommer hat er sie wieder nicht bekommen, auch weil finanziell einfach Mittel fehlten. Es verwunderte daher nicht, dass Trade-Gerüchte aufkamen, sodass die Blazers sich sogar genötigt fühlten, ein Statement zu veröffentlichen. Darin stellte GM Neil Olshey noch einmal klar, dass Lillard weiter ein Blazer sein wird.
Mit gutem Grund: Portland braucht wieder einen Lillard, der wie in der zweiten Hälfte grandios aufspielte, im MVP-Voting sogar Vierter und ins All-NBA First Team gewählt wurde. Mit 28 Jahren steht der Guard in der Blüte seiner Karriere und wird die vergangene Saison noch einmal bestätigen wollen.
"Die Free Agency kann ich nicht kontrollieren", sagte Lillard über die Offseason der Blazers. "Was ich aber kontrollieren kann, ist, wie ich mich selbst verbessern kann und dieses Team in der kommenden Saison anführen werde." Das wird auch bitter nötig sein, sonst könnte es eine enttäuschende Spielzeit in Rip City werden.
Portland Trail Blazers: Das Fazit
Das Hauptziel der Offseason wurde mit der Nurkic-Verlängerung erreicht, wobei der Bosnier nicht wie befürchtet überbezahlt wurde. Das ist eine wichtige Tatsache für die Blazers, die ansonsten jede Menge schlechte Verträge mitschleppen, wie die für Turner (noch 2 Jahre, 36,5 Mio.) oder Leonard (noch 2 Jahre, 21,8 Mio.) gut belegen.
Warum allerdings Rotationsspieler wie Napier, Davis oder Connaughton ohne große Bemühungen abgegeben wurden, bleibt ein Rätsel, auch weil auf der anderen Seite mit Curry und Stauskas keine Spieler kamen, bei denen die Franchisespieler Purzelbäume schlagen. Die besten Neuzugänge des Teams könnten so tatsächlich die Gedrafteten sein.
Im umkämpften Westen könnte Stillstand jedoch verheerende Folgen haben. Dabei darf man sich auch nicht von Rang drei aus der vergangenen Saison blenden lassen, der Vorsprung auf Platz neun (Denver) betrug gerade einmal drei Siege.
Die Wiederholung des Heimvorteils in den Playoffs dürfte eine Herkules-Aufgabe werden, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass es mit jeder Menge anderen Teams ein Hauen und Stechen um die letzten Postseason-Plätze geben wird. Dies ist aber eigentlich nicht der Anspruch dieses ehrgeizigen Teams.
Note: 3-