Die Transaktionen der Utah Jazz
Beschaulich ging es in der Offseason am Salzsee zu. Der Fokus lag auf den eigenen Free Agents, die alle gehalten werden konnten. Power Forward Derrick Favors unterschrieb für zwei weitere Jahre und 37,6 Millionen Dollar und war die wichtigste Personalie des Sommers für Utah.
Auch mit Restricted Free Agent Dante Exum wurde recht schnell eine Einigung erzielt. Der australische Guard bleibt den Jazz drei weitere Spielzeiten für insgesamt 33 Millionen erhalten. Free Agent Raul Neto läuft ebenfalls in der kommenden Spielzeit wieder für die Jazz auf: Der Brasilianer kassiert in den kommenden zwei Jahren je 2,1 Millionen, wobei das zweite Vertragsjahr nicht garantiert ist.
Der ehemalige Two-Way-Player Georges Niang bekam zudem einen echten Vertrag über drei Jahre (insgesamt 4,9 Mio.), allerdings ist dem Forward nur das erste Jahr seines Vertrags sicher. Im Draft pickten die Jazz an Position 21 und zogen Ex-Dukie Grayson Allen, der die vollen vier Jahre auf dem College verbrachte und mit fast 23 Jahren Utah ab sofort helfen könnte. Zweitrundenpick Vincent Edwards wurde dagegen am Draftabend an die Houston Rockets für 1,5 Millionen weitergereicht.
Auf der Seite der Abgänge steht vor allem Jonas Jerebko, den die Jazz entließen. Der Forward schloss sich wenig später den Golden State Warriors an. Ebenfalls entlassen wurde Spielmacher David Stockton, der sich in der vergangenen Saison einen Vertrag erkämpft hatte.
Die Strategie der Utah Jazz
Im Mormonen-Staat wird auf Kontinuität gesetzt und dies ist vollkommen nachvollziehbar. Nach einem schwachen Start in der vergangenen Spielzeit entwickelten sich die Jazz nach dem Comeback von Center Rudy Gobert zu einem der besten Teams der Liga und schockten in den Playoffs in der ersten Runde die Oklahoma City Thunder.
Das Erreichen der zweiten Runde gegen Houston darf als Achtungserfolg gewertet werden, nachdem im Sommer zuvor Gordon Hayward der kleinen Franchise den Rücken kehrte. Die Ausrichtung änderte sich auch ohne Hayward nicht. Die Jazz kommen über das Kollektiv sowie knackige Defense rund um Anker und Defensive Player of the Year Gobert.
Dass Salt Lake City keine prominente Adresse für Free Agents ist, weiß sowieso jeder der Verantwortlichen in Utah. So verwundert es nicht, dass gerade Favors nun ein wenig überbezahlt ist, was man in Utah aber gerne in Kauf nimmt.
Statt großer Namen wird weiterhin auf die Ausbildung der eigenen Spieler gesetzt. Als Paradebeispiel darf da Joe Ingles genannt werden, der vor seinem Engagement in Utah keine Chance in der NBA bekam. Auch der Ex-Ludwigsburger Royce O'Neale ist ein weiteres Beispiel für die gute Arbeit, die in SLC geleistet wird.
Die Säulen des Teams sind ohnehin noch langfristig gebunden. Alle Starter mit Ausnahme von Ricky Rubio stehen noch mindestens bis 2020 unter Vertrag, meist auch zu exzellenten und teamfreundlichen Konditionen. So hat Utah im kommenden Sommer ausreichend finanziellen Spielraum, um - wenn gewünscht - Rubio zu halten. Stand jetzt stehen rund 24 Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung.
Der Kader der Utah Jazz
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Ricky Rubio | Donovan Mitchell | Joe Ingles | Derrick Favors | Rudy Gobert |
Dante Exum | Alec Buks | Royce O'Neale | Jae Crowder | Ekpe Udoh |
Raul Neto | Grayson Allen | Thabo Sefolosha | Georges Niang | Tony Bradley |
Isaac Haas |
Die Schwachstellen der Utah Jazz
Die Jazz waren auf dem höchsten Niveau zu abhängig von Rookie-Sensation Mitchell. Das deckten die abgekochten Rockets in der zweiten Runde gnadenlos auf. Natürlich fehlte mit Rubio in dieser Serie ein wichtiger Baustein, dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es an Spielern mangelt, die ihren eigenen Abschluss regelmäßig selbst kreieren können.
Mitchell war die Ausnahme, dazu zeigte auch Ingles Ansätze, doch der Australier hat eben auch klare athletische Defizite, die er immerhin zumeist mit einem extrem hohen Basketball-IQ überdecken kann. Einer, der dabei Abhilfe schaffen soll, ist Exum. Der Guard hat seine schweren Verletzungen hinter sich gelassen und in Utah setzt man weiter große Hoffnungen in den No.5-Pick von 2014, das zeigt auch seine Vertragsverlängerung.
Durch seine Schnelligkeit ist sein Drive schwer zu stoppen, so kommt die Jazz-Offensive mit vielen Kick-Outs und anschließender Ballbewegung erst so richtig ins Rollen. Aber: Es mangelt weiterhin an echten Scharfschützen. Ingles ist zwar vielleicht der beste Eckenschütze der Liga, danach wird es jedoch dunkel. Mit Jerebko verließ ein 40-Prozent-Schütze das Team, die restlichen wichtigen Rotationsspieler kratzten gerade einmal an 35 Prozent.
Der Hoffnungsträger der Utah Jazz
Das gilt übrigens auch für Donovan Mitchell, der nur 34 Prozent seiner Dreier traf. Dennoch ist der Guard innerhalb von einem Jahr zum Gesicht der Franchise geworden. Seine erfrischend offene Art kommt bei den Fans an, genauso wie seine unbekümmerte, furchtlose Spielweise. Wider Erwarten steigerte er seine Leistungen noch einmal in den Playoffs - ganz zum Leidwesen der Thunder. Mitchell wurde so mit durchschnittlich 20,5 Punkten der erste Rookie seit Carmelo Anthony 2004, der sein Team in Scoring anführte,
Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung Mitchells bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, dafür ist der ehemalige No.13-Pick zu ehrgeizig. "Dieser Sommer ist keine Ehrenrunde für mich. Meine Saison war großartig, aber ich weiß, dass ich weiter hart an mir arbeiten muss", kündigte Mitchell nur wenige Tage nach dem Playoff-Aus an.
Das wird man bei den Jazz gerne zur Kenntnis genommen haben. Und trotz all der Arbeit: Mitchell war omnipräsent. Der Shooting Guard war beim Draft und freute sich für seinen alten College-Buddie Allen, bei der Summer League saß er stets Courtside. Dazu tourte Spida durch China, um NBA2k online zu promoten, weil er im Reich der Mitte das Cover ziert.
Nun gilt auch in der realen Welt zu zeigen, dass Mitchell über Jahre ein Star und der vielleicht populärste Spieler aller Zeiten werden kann, der das Jazz-Trikot übergestreift hat.
Utah Jazz: Das Fazit
Die Ziele der Offseason wurden mit den neuen Verträgen für Favors und Exum erfüllt, auch wenn sie eventuell eine Ecke zu viel gezahlt haben. Ansonsten zehren die Jazz weiterhin von der im Nachhinein starken Offseason der Vorjahres (trotz Hayward-Abgang). Die Franchise-Pfeiler sind mit Mitchell und Gobert da und identifizieren sich offensichtlich voll und ganz mit dem Team.
Warum die Jazz Jerebko als Spieler für die Tiefe nicht hielten, ist zwar nicht wirklich nachvollziehbar, großen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg sollte der Schwede aber nicht haben. Die Jazz dürften auch im kommenden Jahr einen potenziellen Stolperstein für Contender oder andere ambitionierte Teams darstellen.
Und wer weiß: Sollte Mitchell tatsächlich die nächste Stufe seiner Entwicklung zünden und spielt Gobert diesmal die Saison verletzungsfrei durch, könnte im Idealfall auch der Platz direkt hinter den Warriors im Bereich des Möglichen liegen.
Die Note: 2-