Mario Hezonja hat sich nach drei schweren Jahren in Orlando den New York Knicks, seinem Lieblingsteam aus Kindheitstagen, angeschlossen. Der Kroate zeigte sich zum Ende seiner Magic-Zeit stark verbessert und will nun im Big Apple endgültig den Vorschuss-Lorbeeren gerecht werden.
Es war ein ruhiger Sommer im Big Apple, Ernüchterung hatte sich bei den Knicks breitgemacht. Spätestens nach dem Kreuzbandriss von Kristaps Porzingis war klar, dass die Franchise aus Manhattan wenig mit den Playoffs zu tun haben wird. Die Augen richten sich somit schon früh auf die Free Agency 2019, wenn mindestens ein großer Fisch an Land gezogen werden soll.
Entsprechend verteilten die Knicks im Sommer nur kurze Verträge über ein Jahr. Die interessanteste Personalie dürfte dabei Mario Hezonja sein. 2015 träumte der damals angepriesene kroatische Kobe Bryant, dass die Knicks ihn ziehen würden. Es sollte aber bei einem Traum bleiben, da der damalige Präsident Phil Jackson lieber Porzingis haben wollte, Hezonja landete einen Pick später in Orlando.
Mit drei Jahren Verspätung ist der Kroate nun doch ein Knickerbocker. Stolz postete Hezonja dazu ein Foto aus seiner Jugend mit Knicks-Hoodie.
Magic-Coaches konnten mit Hezonja nichts anfangen
Doch in diesen drei Jahren hat sich vieles verändert. Den Vorschuss-Lorbeeren konnte Super-Mario bisher nicht gerecht werden. In einem schwachen Orlando-Team konnte sich der beste Youngster der ACB aus dem Jahr 2014 nie wirklich durchsetzen. Die Kritikpunkte an seinem Spiel blieben die gleichen - eine schlechte Wurfauswahl und teils nicht-existente Defense.
Auch die Einstellung soll nicht immer die beste gewesen sein, schon in Europa wurde dem Kroaten eine gewisse Arroganz nachgesagt. "Leo Messi sollte kommen, um mich zu sehen", sagte Hezonja einst auf die Frage, ob er denn öfter mal bei den Fußballern des FC Barcelona vorbeigeschaut hätte.
In Orlando kam dann auch noch hinzu, dass er auf Coaches der alten Schule traf. Vor allem Scott Skiles gilt als Defensiv-Fanatiker und harter Hund und konnte so nur wenig mit Hezonja anfangen, weswegen dieser die meiste Zeit auf der Bank schmoren musste. Auch Nachfolger Frank Vogel ging es zunächst ähnlich, bevor er aber in der vergangenen Saison endlich eine Verwendung für Hezonja fand, auch wenn es da schon fast zu spät war.
Hezonja: Small-Ball-Vier als Nische
Die Magic hatten da bereits auf die Team-Option im vierten Jahr in Höhe von 5,2 Millionen Dollar verzichtet, was Hezonja im Sommer zum Unrestricted Free Agent machte. Laut ESPN hatten Anfang November 2017 beide Parteien kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit. Dort war aber auch noch nicht abzusehen, dass Vogel doch eine Nische für den Kroaten finden würde.
Hezonja spielte nun vermehrt auf den Forward-Positionen, häufig auch als Vierer. "Das könnte in der modernen NBA seine beste Position sein", erklärte Vogel diese Maßnahme. Im dezimierten Magic-Team wurde aus dem Kroaten eine Konstante, der neben Bismack Biyombo und D.J. Augustin als einziger Magic-Akteur alle Spiele im Kalenderjahr 2018 absolvierte.
12,1 Punkte verbuchte der Kroate in diesem Zeitraum im Schnitt, auch die Dreierquote war in den letzten Saison-Monaten mit knapp über 35 Prozent zumindest ordentlich. Wenn man dazu bedenkt, dass seine Point Guards in dieser Phase Augustin und Shelvin Mack hießen, besteht durchaus noch Hoffnung auf Besserung.
Mario Hezonja: Statistiken bei den Orlando Magic
Saison | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Rebounds | Assists |
2015/16 | 79 | 17,9 | 6,1 | 43,3 | 34,9 | 2,2 | 1,4 |
2016/17 | 65 | 14,8 | 4,9 | 35,5 | 29,9 | 2,2 | 1,0 |
2017/18 | 75 | 22,1 | 9,6 | 44,2 | 33,7 | 3,7 | 1,4 |
Hezonja: Im Schaufenster des Mekkas
Daran glauben auch die Knicks, bei denen mit Scott Perry ein Mann die Fäden zieht (zusammen mit Präsident Steve Mills), der Hezonja einst in Orlando draftete. "Er hat schon angedeutet, dass er ein guter Spieler in der NBA sein", zeigte sich Perry bei der Vorstellung des Kroaten optimistisch. "Er hatte in Orlando Höhen und Tiefen, aber wir denken, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet."
Die Knicks gehen mit dieser Verpflichtung auch nur ein geringes Risiko ein. 6,5 Millionen Dollar der Mid-Level Exception verwendete das Team aus Manhattan für den inzwischen 23-Jährigen, im kommenden Sommer könnte das Experiment auch schon wieder Geschichte sein.
Die Vertragsstruktur hat jedoch auch Nachteile, die Knicks besitzen keine Bird-Rechte. Wenn Hezonja also überzeugt, wartet auf ihn ein Zahltag, der möglicherweise nicht von den Knicks kommen wird.
Hezonja: Knicks nur ein Zwischenschritt?
Sollte tatsächlich ein Star kommen und den Cap belasten, könnte man Hezonja nur 120 Prozent der 6,3 Millionen zur Verlängerung bieten. Sollte der Kroate also überzeugen, dürfte er woanders ein besseres Angebot bekommen. Diese Logik widerspricht sich ein wenig mit dem, was Mills und Perry in der Offseason immer wieder predigten.
"Wir wollen unser Team organisch wachsen lassen und um unsere jungen Spieler aufbauen", erklärte Mills zuletzt. "Natürlich haben wir 2019 Cap Space, aber wir haben nie gesagt, dass dies ein Ziel von uns ist. Es ist lediglich ein Nebeneffekt, der durch unsere Gehaltsstruktur entstanden ist." So kann man es auch artikulieren, den New Yorker Medien ist das natürlich egal. Sie werfen seit Monaten munter Namen wie Jimmy Butler, Kyrie Irving oder auch Kevin Durant in die Verlosung.
Im kommenden Jahr heißen die Akteure auf dem Court aber Frank Ntilikina, Kevin Knox, Tim Hardaway, Enes Kanter und auch Hezonja. Im MSG wird es nur wenig Druck geben, die Youngster dürfen sich empfehlen und auch für Hezonja sollten genügend Würfe abfallen, zumindest solange Porzingis weiter an seinem Comeback arbeitet.
Knicks: Der neue Michael Beasley?
Es könnte somit eine kleine Win-Win-Situation für beide Seiten werden. Hezonja ist ein durchaus aufregender Spieler, der auch bei den Fans in Orlando beliebt war. Tiefe Dreier, Highlight-Plays in Transition oder auch spektakuläre Dunks stehen bei ihm auf der Tagesordnung, ein gewisses Charisma (hallo, Messi!) bringt er ebenfalls mit.
Es würde also nicht verwundern, wenn die Knicks-Fan ihn - ähnlich wie vergangenes Jahr Michael Beasley - ins Herz schließen. Irgendwie müssen die Knickerbockers ja auch die kommende Saison überbrücken. Und vielleicht haben sie dabei sogar ein bisschen Spaß.