Der Sommer der Oklahoma City Thunder kann im Großen und Ganzen als voller Erfolg bezeichnet werden. Da ist an allererster Stelle die Vertragsverlängerung von Paul George zu nennen, dicht gefolgt vom Melo-Trade, mit dem General Manager Sam Presti Dennis Schröder von den Atlanta Hawks loseiste. Auch die Unterschrift von Nerlens Noel unter einem aus Team-Sicht risikoarmen Deal (2 Jahre/3,7 Millionen Dollar) ist zumindest interessant.
Eine Offseason voller guter Nachrichten? Das klingt zu schön, um wahr zu sein - und ist es offenbar auch. Die Thunder selbst grätschten am späten Mittwochnachmittag mit einem Schocker in die Euphorie der Fans: Russell Westbrook wurde operiert!
In einer offiziellen Pressemitteilung gab das Team bekannt, dass sich ihr Superstar einer Arthroskopie am rechten Knie unterzogen hat. Zu dieser Entscheidung kamen die OKC-Verantwortlichen in Abstimmung mit Westbrook und seinem Agenten, nachdem bei RW0 am vergangenen Wochenende eine Entzündung im Knie festgestellt wurde.
Royce Young von ESPN berichtet, dass es sich bei der Operation um einen präventiven Eingriff handelte, um eventuellen größeren Schäden vorzubeugen. Das Team sei, so Young, nicht besorgt, dass sich Westbrooks Probleme lange in die Saison hineinziehen werden.
Mindestens vier Wochen Pause für Russell Westbrook
Noch vor gut einer Woche kursierten Videos im Internet, die zeigten, wie Westbrook bei einem Pick-Up-Game quicklebendig durch die Halle hüpfte. So etwas werden die Thunder-Fans für mindestens die nächsten vier Wochen jedoch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Anschließend soll Westbrooks Knie neu evaluiert werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass der 29-Jährige mit Problemen am rechten Knie zu kämpfen hat. Seine Krankenakte geht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals zog sich der Point Guard bei einer Kollision mit Patrick Beverley einen Meniskusriss zu. Innerhalb von nur einem Jahr musste er drei Mal unters Messer - und kam in beeindruckender Verfassung von der Verletzung zurück.
Die Statistiken von Russell Westbrook seit seinem Meniskusriss
Saison | Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists |
2013/14 | 46 | 30,7 | 21,8 | 5,7 | 6,9 |
2014/15 | 67 | 34,4 | 28,1 | 7,3 | 8,6 |
2015/16 | 80 | 34,4 | 23,5 | 7,8 | 10,4 |
2016/17 | 81 | 34,6 | 31,6 | 10,7 | 10,4 |
2017/18 | 80 | 36,4 | 25,4 | 10,1 | 10,3 |
Immerhin hatte Westbrook seitdem keine weiteren Beschwerden mit dem betroffenen Knie oder zumindest ist nichts davon an die Öffentlichkeit gelangt. Dennoch sind Knieprobleme aller Art - und ganz besonders solche, die mehrfache Operationen erfordern - keine Kleinigkeit für einen Spieler, der im November 30 Jahre alt wird.
Die Tatsache, dass Westbrooks Spiel enorm auf seiner Athletik beruht, macht die Umstände nicht unbedingt besser. Mit durchschnittlich 19,2 Drives pro Spiel attackierte Westbrook in der vergangenen Saison mit Abstand am häufigsten den Korb - sein Jumper, vor allem aus der Distanz, war dagegen weiterhin wacklig (nur 29,8 Prozent von Downtown).
Zweifelsohne wird die Athletik früher oder später schwinden. Sollten zusätzlich anhaltende Kniebeschwerden dazukommen, könnte sich Westbrooks Vertrag, der dem Thunder-Star in den kommenden fünf Jahren etwa 205 Millionen Dollar einbringen wird, im schlimmsten Fall zu einem echten Problem für die Franchise entwickeln.
Oklahoma City Thunder erwarten keine Komplikationen bei Westbrook
In näherer Zukunft sollte sich der Impact der erneuten Knieoperation allerdings erst einmal in Grenzen halten. Die Verantwortlichen in OKC gehen davon aus, dass Westbrook in auskuriertem Zustand genau da anknüpfen wird, wo er vergangene Saison aufgehört hat.
Wann genau Russ wieder auf dem Parkett zu sehen sein wird, steht jedoch noch in den Sternen. Die Preseason wird er definitiv verpassen, ob er zum Saisonstart am 17. Oktober gegen die Golden State Warriors fit sein wird, muss sich erst noch zeigen. Gut möglich, dass Westbrook seinem Team in den ersten Partien der regulären Saison aber noch fehlen wird.
Dennis Schröder könnte für Russell Westbrook starten
Für Dennis Schröder würde das bedeuten, dass er als Starter in die Bresche springen muss. Mit George, Steven Adams, Jerami Grant und eben jenem Schröder haben die Thundern durchaus einige potente Spieler im Kader, die den ein oder anderen Sieg auch ohne Westbrook einfahren können.
Der Deutsche kam in der vergangenen Saison durchschnittlich auf 19,4 Punkte sowie 6,2 Assists pro Partie. In Anbetracht der Tatsache, dass ihn in Oklahoma City ein deutlich besseres Team umgibt als noch in Atlanta, wäre es nicht verwunderlich, sollte Schröder diese oder sogar noch bessere Statistiken auch als Starter im Thunder-Trikot auflegen.
Unbestritten ist aber dennoch, dass auf lange Sicht der Erfolg der Thunder in erster Linie vom Leistungsvermögen von Westbrook abhängt. Ohne ihren Superstar in Topform wird ein tiefer Playoff-Run nur schwer möglich sein.
In Oklahoma City bleibt den Verantwortlichen also nichts anderes übrig als zu hoffen, dass sie mit ihrer eigenen Prognose Recht behalten.