Die Sacramento Kings haben sich im Sommer für Marvin Bagley und damit gegen Luka Doncic entschieden. Der junge Kern soll für Begeisterung sorgen - aber es dürfte noch eine Weile dauern, bis eine üble Serie in Kaliforniens Hauptstadt endet.
Sacramento Kings: Die Transaktionen
Auf die ersten Transaktionen hatten die Kings selbst gar keinen Einfluss: Erwartungsgemäß zogen Iman Shumpert (11 Mio. Dollar) und Kosta Koufos (8,7 Mio.) ihre lukrativen Spieler-Optionen und blieben somit bei den Kings, ebenso wie Garrett Temple (8 Mio.), der allerdings im Juli für Deyonta Davis, Rückkehrer Ben McLemore, Cash und einen künftigen Zweitrundenpick nach Memphis geschickt wurde.
Beim Draft konnten sich die Kings dann selbst überlegen, wen sie an 2. Stelle draften wollten, und legten sich früh auf Big Man Marvin Bagley fest - zudem pickten sie an 37 Gary Trent, der allerdings noch am Draft-Abend weiter nach Portland getradet wurde (für Cash und zwei künftige Zweitrundenpicks).
Auch in der Free Agency waren die Kings aktiv. Aus Dallas wurde Yogi Ferrell verpflichtet (2 Jahre, 6,2 Mio.), dazu schnappte Sacramento sich Nemanja Bjelica (3 Jahre, 20,5 Mio.), nachdem dieser kurzfristig den Sixers abgesagt hatte (kurioserweise wie Ferrell in Dallas). Dazu machte Sacramento RFA Zach LaVine ein Angebot, bei dem die Bulls allerdings mitzogen (4 Jahre, 78 Mio.).
Nigel Hayes sowie der im Temple-Trade geholte Davis wurden derweil entlassen. Vince Carter schloss sich als Free Agent den Hawks an, Bruno Caboclo versucht sich ab sofort bei den Rockets.
Sacramento Kings: Die Strategie
Seit zwölf Jahren haben die Kings nicht mehr die Playoffs erreicht und auch für die nächste Saison macht man sich in dieser Hinsicht keine Illusionen. Insofern konzentrierten sie sich stattdessen darauf, noch mehr junges Talent zu akquirieren. Dieses wäre ihnen auch ziemlich viel Geld wert gewesen, wie das sehr hoch angesetzte Angebot für LaVine belegt.
Stattdessen soll nun Bagley gemeinsam mit De'Aaron Fox, Willie Cauley-Stein und Bogdan Bogdanovic, der nach einer Knie-Operation allerdings vier bis sechs Wochen fehlen wird, dafür sorgen, dass in der Hauptstadt Kaliforniens zumindest in einigen Jahren mal wieder Playoff-Basketball zu sehen sein wird. Dabei war die Entscheidung für den Power Forward und nicht etwa für Luka Doncic durchaus kontrovers.
Bagley war am College eine Stat-Maschine und dürfte auch in der NBA schnell auf gute Zahlen kommen, defensiv hat er jedoch sehr viel vermissen lassen. Die Kings sind zudem noch immer ziemlich überbesetzt im Frontcourt - es wird also eine interessante Aufgabe für Coach Dave Joerger, hier alle Beteiligten zufriedenzustellen.
Ferrell und Bjelica bringen beide etwas Erfahrung und Shooting mit, was den Kings zuletzt fehlte und womit sie prinzipiell gut neben den dynamischen Fox passen sollten. McLemore kann auch werfen, ansonsten ist er die NBA-Tauglichkeit bisher schuldig geblieben. Wenn es jedoch bei diesem Anlauf immer noch nicht klappt, ist das kein Drama: Der Vertrag läuft ohnehin aus.
ESPN zufolge wollen die Kings zudem ihren Salary Cap (noch 11 Millionen Dollar) zur Verfügung stellen, um für den kommenden Draft noch an einen Pick zu kommen, da ihr eigener entweder an die Sixers oder an Boston gehen wird. Sacramento wird versuchen, als drittes Team in einen Jimmy-Butler-Trade einzusteigen, einen miesen Vertrag (etwa den von Gorgui Dieng) aufzunehmen und dafür mit einem Pick belohnt zu werden.
Der Kader der Sacramento Kings
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
De'Aaron Fox | Bogdan Bogdanovic | Justin Jackson | Zach Randolph | Willie Cauley-Stein |
Yogi Ferrell | Buddy Hield | Jamel Artis* | Marvin Bagley III | Kosta Koufos |
Frank Mason III | Ben McLemore | Nemanja Bjelica | Harry Giles | |
Iman Shumpert | Skal Labissiere |
*=Camp Invite
Sacramento Kings: Die Schwachstellen
Die Kings sind auf dem Flügel weiterhin dünn besetzt, abgesehen von Justin Jackson gibt es keinen nominellen Small Forward im Kader und weder Bogdanovic, noch McLemore oder Buddy Hield haben bisher bewiesen, dass sie auf NBA-Niveau Dreier verteidigen können. Shumpert konnte das mal, spielt in den Planungen der Kings aber (zurecht) keine große Rolle mehr.
Überall im Kader klaffen Lücken - letzte Saison hatte Sacramento das zweitschlechteste Offensiv-Rating (103,7) und das drittschlechteste Defensiv-Rating (111,1). Auch das spricht für fehlende Ausgewogenheit. Auf den großen Positionen stehen sich diverse unerfahrene Talente und der letztjährige Topscorer Zach Randolph gegenseitig auf den Füßen, im Backcourt fehlte vieles.
Zumindest die Offense dürfte indes besser werden. Fox hat bereits gute Ansätze gezeigt und dürfte in Jahr zwei etwas ruhiger werden, dazu bringt Bagley offensiv ebenfalls gute Qualitäten ein und dürfte beim Rebound helfen, wo Sacramento zuletzt Rang 28 belegte. Es fehlt trotzdem weiterhin an Shooting im Kader, letztes Jahr schossen nur zwei Teams seltener von Downtown als die Kings.
Sacramento Kings: Der Hoffnungsträger
Fox und Bagley sind hier natürlich zu nennen, auch Bogdanovic nach seiner starken Rookie-Saison. Das vielleicht interessanteste Talent im Kader ist jedoch Harry Giles, wenn der Big Man die starken Eindrücke aus der Summer League bestätigen kann. Was natürlich ein großes Wenn ist, nachdem Giles seine komplette Rookie-Saison aussetzen musste.
Der letztjährige No.20-Pick hat allerdings fast grenzenloses Potenzial und galt vor seinen Verletzungsproblemen mal als potenzieller Nr.1-Pick, Jayson Tatum von den Celtics etwa bestätigte über den Sommer, dass ein fitter Giles der "mit Abstand" beste Spieler seines Jahrgangs war. Mittlerweile hat er indes Kreuzbandrisse in beiden Knien, einen Meniskusriss sowie einen Innenbandriss hinter sich.
Die Kings gaben ihm daher die komplette letzte Saison, um seine Knie zu stärken und stabilisieren. Es gibt keine Garantien dafür, dass sie nun halten, die Eindrücke aus Las Vegas und Sacramento waren jedoch vielversprechend. Mit etwas Glück könnte auch Giles zum Teil einer positiveren Zukunft in Sacramento werden.
Sacramento Kings: Das Fazit
Letztendlich hängt viel davon ab, wie sich Bagley gerade im Vergleich zu Doncic schlagen wird. Die Kings haben mittlerweile einige aufregende Talente beisammen, ob und wie diese jedoch jemals zusammenpassen werden, ist unklar. Lineups mit Fox, Cauley-Stein und Bagley etwa werden vorerst immer Spacing-Probleme haben, wenngleich Fox und Bagley hier zumindest über Ansätze verfügen.
Die restlichen Aktivitäten des Sommers sprechen nicht zwingend für eine klare Linie. Beim LaVine-Angebot hatte Sacramento womöglich sogar Glück, dass Chicago mitzog, warum McLemore für Sacramento noch einmal interessant sein soll, ist fraglich. Wenn man via Butler-Trade noch an einen Pick kommt, würde das die Note noch etwas verbessern.
Trotz allem dürften die Kings kommende Saison zumindest etwas ansehnlicher spielen, dafür sorgen die Talente. Mit viel mehr Siegen als in der letzten Saison (27) ist allerdings nicht zu rechnen, auch wenn diesmal der Anreiz zum Tanken fehlt.
Die Note: 4+