Mit den Abgängen von Tony Parker und Manu Ginobili endet eine Ära bei den San Antonio Spurs. Statt Kawhi Leonard soll nun DeMar DeRozan die Zukunft der Franchise prägen - gemeinsam mit einem Trio junger Talente.
San Antonio Spurs: Die Transaktionen
Ein echter Kracher zum Start der Offseason, so etwas gab es bei den Spurs in der jüngeren Vergangenheit gefühlt noch nie. Doch nachdem klar wurde, dass das Verhältnis zwischen Kawhi Leonard und der Franchise nicht mehr zu reparieren war, musste gehandelt werden - und Mitte Juli war das Drama dann endlich vorbei.
Die Spurs fädelten einen Trade mit den Toronto Raptors ein, der Leonard gemeinsam mit Danny Green nach Kanada verfrachtete. Im Gegenzug erhielten die Spurs DeMar DeRozan, Jakob Pöltl und einen Top-20 geschützten 2019er Erstrundenpick.
Anschließend wurde es in gewohnter Spurs-Manier etwas ruhiger. Die Texaner verlängerten die Verträge von Rudy Gay (1 Jahr/10 Millionen Dollar), Davis Bertans (2 Jahre/14,5 Mio.) und Bryn Forbes (2 Jahre/6 Mio.) und holten Marco Belinelli für zwei Jahre und 12 Millionen Dollar zurück an den Alamo.
In Person von Dante Cunningham (1 Jahre/2,5 Mio.) und Quincy Pondexter (1 Jahr/2,2 Mio.) verpflichtete San Antonio zusätzlich zwei Veteranen, die für Tiefe im Kader sorgen sollen. Den Altersdurchschnitt ein wenig senken werden die Rookies Lonnie Walker IV (18. Pick) und Chimezie Metu (46.).
Zudem mussten die Spurs-Fans die tränenreichen Abschiede von Tony Parker und Manu Ginobili verkraften. Letzterer beendete seine Karriere, während Parker künftig für die Charlotte Hornets (2 Jahre/10 Mio.) auflaufen wird. Zudem unterschrieb Restricted Free Agent Kyle Anderson in Memphis einen Vierjahresvertrag für 37,2 Mio. Dollar, den die Spurs nicht matchten.
San Antonio Spurs: Die Strategie
Mit dem Karriereende von Ginobili und dem Abgang von Parker ist die Ära der legendären Big Three um Tim Duncan endgültig Geschichte. Ursprünglich war für diesen Fall ein nahtloser Übergang geplant, die Schlüssel zur Franchise sollten an Leonard weitergereicht werden, damit die Klaue die Spurs in eine neue Erfolgs-Ära führen kann.
Das hat aus offensichtlichen Gründen nicht geklappt. Stattdessen mussten die Verantwortlichen in San Antonio im Sommer eine schwierige Gratwanderung meistern.
Ein kompletter Rebuid kam nicht in Frage, das machten die Spurs in Gesprächen um einen möglichen Kawhi-Trade früh deutlich. Vielmehr soll das Team sowohl kurz- als auch langfristig konkurrenzfähig bleiben und die beeindruckende Serie von 21 Playoff-Teilnahmen in Folge möglichst lange am Leben halten.
Der Deal mit den Raptors legt genau dafür einen soliden Grundstein. Mit Pöltl konnte man sich ein vielversprechendes Talent für die Zukunft sichern. Gleichzeitig macht DeRozan das Team im Vergleich zur Vorsaison definitiv besser und personifiziert den dringend benötigten zweiten Star neben LaMarcus Aldridge.
Außerdem ist DeRozan noch mindestens die nächsten zwei Jahre, in denen er etwa 27,8 Millionen Dollar pro Saison verdient, an das Team gebunden. 2020 kann der 29-Jährige eine Spieleroption für ein weiteres Jahr ziehen. Bis dahin sind die Spurs in Sachen Salary Cap ziemlich eingeschränkt.
Der Kader der San Antonio Spurs
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Dejounte Murray | DeMar DeRozan | Marco Belinelli | LaMarcus Aldridge | Pau Gasol |
Patty Mills | Bryn Forbes | Rudy Gay | Davis Bertans | Jakob Pöltl |
Derrick White | Lonnie Walker IV | Quincy Pondexter | Chimezie Metu | |
Dante Cunningham |
San Antonio Spurs: Die Schwachstellen
27,5 Jahre! Das ist der Altersdurchschnitt des 15-Mann-Kaders, mit dem San Antonio voraussichtlich in die kommende Spielzeit gehen wird. Damit liegen die Texaner in dieser Hinsicht auf den hinteren Plätzen der Association. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen.
Die größten Limitierungen des Kaders finden sich dementsprechend in Sachen Athletik. Einer in der Vorsaison bestenfalls durchschnittlichen Offense (Off.-Rating von 105,5, damit Platz 17 in der NBA) wird dies nicht unbedingt helfen.
Apropos Offense. Die vermisste 2017/18 jegliche Feuerkraft von Downtown. Nur 35,2 Prozent aller Versuche jenseits der Dreierlinie fanden den Weg durch die Reuse, der fünftschlechteste Wert der Liga.
DeRozan stellt nicht unbedingt die Ideallösung für dieses Problem dar, vielmehr könnte er das Spacing-Problem mit seinem Midrange-Game nur noch vergrößern, zumal Green und Ginobili jahrelang zu den wichtigsten Spurs-Schützen gehörten. Hier hofft San Antonio auf die Veteranen um Belinelli oder auch auf Bertans.
San Antonio Spurs: Der Hoffnungsträger
Die Hoffnung der Spurs ruht auf einem Trio junger Talente. Dejounte Murray überzeugte in seiner zweiten Saison mit stetiger Verbesserung, übernahm den Job als Starting Point Guard und wurde sogar ins dritte All-Defensive-Team gewählt. Pöltl soll 2018/19 einen ähnlichen Schritt machen und sich im Spurs-System irgendwann vielleicht sogar zu einem Star entwickeln.
Und dann wäre da noch Walker. Der 19-Jährige wird von vielen Experten bereits jetzt als der Steal des Drafts bezeichnet. Den Spurs soll er langfristig mit seiner Athletik und der Fähigkeit, sich seinen eigenen Wurf zu kreieren, eine neue Scoring-Option bieten. Allerdings wird er in seiner Rookie-Saison noch Zeit brauchen.
Die wird der Erstrundenpick auch sicherlich bekommen. Der Fokus der Offense liegt zunächst ohne Frage auf DeRozan und Aldridge. Dieses Tandem wird die klare Nummer eins im Team von Coach Pop sein, von den beiden Stars hängt schließlich auch der kurzfristige Erfolg der Franchise ab.
San Antonio Spurs: Das Fazit
Die heikle Situation um Kawhi haben die Spurs den Umständen entsprechend gut gelöst und das Beste für sich herausgeholt. Mit DeRozan bleibt San Antonio auch 2018/19 im schwierigen Westen relevant, die neu verpflichteten beziehungsweise gehaltenen Veteranen sorgen für einen tiefen Kader - auch wenn einige Fragezeichen nicht beseitigt werden konnten.
Gleichzeitig haben die Texaner ihre eigene Zukunft nicht einfach achtlos weggeschmissen, sondern mit einem guten Draft und Pöltl als Bonus des Leonard-Deals weiter in diese investiert. Das Front Office der Spurs hat also einen insgesamt recht erfolgreichen Sommer hinter sich, wenn man bedenkt, in was für eine schwierige Situation Kawhi sie gebracht hat. Jetzt liegt es an DeRozan und Aldridge, eine neue Spurs-Ära prägen.
Die Note: 2