Die neue NBA-Saison ist eröffnet! Die Boston Celtics haben ihr Auftaktspiel gegen die Philadelphia 76ers mit 105:87 gewonnen. Dabei gaben mit Gordon Hayward, Kyrie Irving und Daniel Theis gleich drei Spieler ihr Comeback - der beste Mann war jedoch ein Zweitjahresprofi.
Die beiden Atlantic Division-Rivalen eröffneten die 73. NBA-Saison wie erwartet: Bei den Celtics ließ Brad Stevens zunächst Kyrie Irving, Jaylen Brown, Jayson Tatum, Gordon Hayward und Al Horford aufs Parkett, die Sixers eröffneten mit Ben Simmons, Markelle Fultz, Robert Covington, Dario Saric und Joel Embiid.
In den ersten Minuten des Spiels war die Anspannung spürbar - auf beiden Seiten war zunächst nur die Defense akzeptabel, offensiv agierten die Teams wild und überhastet. Für Tatum allerdings galt das nicht, der jüngste Celtic war schnell auf Betriebstemperatur und erzielte 9 der ersten 11 Punkte seines Teams. Tatum brachte einen 15:3-Run für sein Team auf den Weg, am Ende des Durchgangs stand es dennoch 21:21, da Boston über die letzten Minuten wieder den Faden verlor und einen 0:7-Run kassierte.
Im zweiten Viertel machte erstmals Hayward mit zwei getroffenen Jumpern auf sich aufmerksam, Marcus Smart netzte von draußen und bescherte Boston einen 7:0-Lauf. Es blieb jedoch erneut nicht bei diesem Höhenflug, weil vor allem Simmons nun stärker wurde und in Transition nicht zu stoppen war. Nach einem späten Tatum-Jumper ging Boston dennoch mit 47:42 in die Halbzeitpause.
Daniel Theis gibt Comeback in der zweiten Hälfte
Beide Teams eröffneten die zweite Hälfte dann wie angekündigt mit neuer Besetzung und wieder erwischte Boston den besseren Start, nach einem Baynes-Dreier gingen die Celtics mit 11 in Führung. Da Marcus Morris allein in diesem Durchgang auf 8 Punkte kam, hielt Boston diese Führung bis zum Schlussviertel (77:66) - und dort wuchs diese schnell auf 15, dann sogar 17 Punkte an. Wieder bäumte sich Philly auf, konnte aber nur auf 9 Zähler verkürzen - dann traf erst Tatum per Bank-Shot über Embiid und Rozier per Dreier, bei knapp drei Minuten vor Schluss und +14 die Entscheidung.
Topscorer Bostons war am Ende Tatum mit 23 Punkten (9/17 FG) und 9 Rebounds, Morris kam auf 16 und 10, dazu punkteten Brown (12) und Rozier (11) zweistellig. Hayward kam bei seinem Comeback auf 10 Punkte (4/12 FG), Irving kam auf 7 (2/14), verteilte aber immerhin 7 Assists. Daniel Theis wurde im dritten Viertel erstmals eingewechselt, spielte allerdings nur 4:08 Minuten (1 Rebound).
Bei den Sixers kamen Embiid (23 Punkte, 10 Rebounds) und Simmons (19 und 14, dazu 8 Assists) auf Double-Doubles. Redick erzielte von der Bank kommend 16 Punkte. Fultz kam auf 5 Punkte (2/7 FG).
Celtics vs. 76ers: Die Highlights im Video!
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers 105:87 (BOXSCORE)
- Durch ihre Transaktionen im Sommer sowie die "Beförderung" von Fultz haben die Sixers Spacing geopfert. Tatsächlich fehlte es Philly sehr an Platz: Covington nahm im ersten Viertel zwar zwei Dreier, verfehlte aber deutlich (ein Airball) und wurde von den Celtics nicht gerade ehrfürchtig verteidigt. Die Hereinnahme von Redick verschaffte etwas (theoretischen) Platz, allerdings müssen gerade RoCo und Saric von draußen etwas mehr Gefahr ausstrahlen. Philly kam nur auf 5/26 Triples (Boston: 11/37).
- Im Halbfeld führte das zu Problemen. Da Boston weder Simmons noch Fultz am Perimeter ernst nahm, hatten diese gegen sortierte Defense Schwierigkeiten, ihre Teammates in Szene zu setzen, und so produzierte Philly allein im ersten Viertel 6 Turnover. Sie bekamen das mit der Zeit etwas besser in den Griff, weil Simmons ab dem zweiten Viertel noch mehr das schnelle Spiel forcierte. Aber vor allem Embiid hatte mit der hochaufmerksamen Celtics-Defense wie schon in den Playoffs große Probleme und spielte einige Katastrophenpässe (insgesamt 16 Turnover).
- Richtig gefährlich war Philly, wenn es schnell ging - und das lag vor allem an Simmons. Seine Schnelligkeit gepaart mit der Physis und Spielübersicht war erneut beeindruckend. Dank dem Australier kam Philly auf 16 Fastbreak-Punkte und auf 50 in der Zone, ihre stärksten Bereiche.
- Auch bei den Celtics funktionierte längst nicht alles, wobei das nicht zwingend daran lag, dass es keine guten Wurfmöglichkeiten gegeben hätte, gerade in Transition setzte Boston auch einige Korbleger daneben. Und Irving erwischte einen gebrauchten Abend. In der ersten Hälfte blieb Kyrie mit 0/8 FG sogar ohne Punkt, erst nach der Pause kam er nach und nach ins Spiel. Hier zeigte sich allerdings die Tiefe der Celtics.
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers: Die Stimmen zum Spiel
Jayson Tatum (Celtics): "Das Einzigartige bei uns ist, dass unser bester Spieler heute keinen Wurf getroffen hat und wir trotzdem mit 20 gewinnen konnten."
Joel Embiid (76ers): "Das ist keine Rivalität. Ich kenne unsere genaue Bilanz gegen sie nicht, aber sie muss ziemlich schlecht sein. Sie treten uns immer in den Arsch."
Der Star des Spiels: Jayson Tatum
Mag sein, dass Tatum in einem nun wieder fitten Celtics-Team etwas weniger Möglichkeiten bekommt - aber wenn er diese so effektiv nutzt, wird das seinen Zahlen nicht schaden. Mehr noch als in den Playoffs strahlte Tatum zu jeder Zeit das Selbstvertrauen aus, sich einen Wurf erarbeiten zu können, sein Handling ist über den Sommer (womöglich auch durch die Arbeit mit Kobe Bryant) noch besser geworden. Beeindruckend souveräne und starke Vorstellung des 20-Jährigen.
Der Flop des Spiels: Robert Covington
Es war nicht das Spiel des Swingmans, der in Phillys Starting Five nun (zusammen mit Saric) für Spacing sorgen soll. Er traf immerhin zwei seiner sieben Dreier, agierte aber oft fast schon ängstlich, obwohl ihm Boston recht viel Platz ließ. Immerhin defensiv mit einer guten Vorstellung. Auch die teils haarsträubenden Embiid-Ballverluste gehören hier überdies erwähnt.
Coaching Move des Spiels
Beide Coaches sind mit ihrer endgültigen Rotation für die kommende Saison noch nicht fertig, Philly auch allein schon deshalb, weil mit Wilson Chandler ein wichtiger Neuzugang noch ausfällt. Aber auch Boston werkelt noch: Hayward hat aktuell ein Minutenlimit, weshalb ihn Brad Stevens zwar starten lässt, aber die zweite Hälfte mit Baynes eröffnet - Hayward soll so die Möglichkeit bekommen, Crunchtime zu spielen, ohne sein Limit zu überschreiten. Und gegen Philly hat der Move noch den schönen Mehrwert, dass Baynes körperlich das mit Abstand beste Matchup gegen Embiid ist und den Kameruner einigermaßen effektiv alleine verteidigen kann.