Nach den zuletzt katastrophalen Auftritten und einer ernüchternden 1-6-Auftaktbilanz gab es für Washington vor dem Spiel endlich mal wieder eine gute Nachricht: Dwight Howard stand erstmals zur Verfügung und konnte auch direkt sein Debüt in der Starting Five geben. Und tatsächlich zeigte der Big Man seinen Impact bereits in den ersten Minuten - was sich zunächst auch auf sein Team übertrug.
Washington kam dynamischer als zuletzt aus den Startlöchern und traf seine ersten sieben Würfe allesamt, Howard eröffnete das Ganze auch direkt mit einem And-1. Zwar fanden auch die Gäste, die bereits tags zuvor gegen Charlotte spielen mussten, schnell offensiv ihren Rhythmus, der Mann des ersten Viertels war aber Howard: Nach zwölf Minuten stand D12 schon bei 13 Punkten (6/7 FG). Die 35:30-Führung hatten nach einem Jumper von Nerlens Noel kurz vor der Sirene allerdings die Thunder.
Und im Anschluss war der Effekt dann wieder komplett verpufft. Washington verlor offensiv den Rhythmus und gab defensiv ein ähnlich erbärmliches Bild ab wie zuletzt, OKC bekam gerade in Transition jeden Wurf, den es haben wollte. So wuchs der Vorsprung schnell auf 20 Punkte an, kurz vor der Halbzeitpause wurde es noch schlimmer: Mit 79:50 (!) endete die erste Halbzeit und die Gastgeber wussten gar nicht, wie ihnen geschehen war.
Dennis Schröder räumt die letzten Zweifel aus
Nach der Pause zeigten zumindest die Starter Washingtons ein gewisses Aufbäumen und ein Dreier von John Wall brachte OKC-Coach Billy Donovan immerhin dazu, bei 22 Punkten Vorsprung mal wieder eine Auszeit zu nehmen. Kurz vor Ende des Viertels waren es sogar nur noch 19, nachdem es Washington erstmals seit langem schaffte, ein paar Stops aneinanderzureihen. Mit einem sehenswerten Layup und zwei Freiwürfen baute der bis dahin recht unauffällige Dennis Schröder die Führung bis zur Viertelpause aber wieder auf 25 Punkte aus.
Damit waren auch die letzten Zweifel ausgeräumt und im letzten Viertel durften sich dann in erster Linie nur noch die Bankspieler austoben. OKC-Topscorer Russell Westbrook (23 Punkte, 12 Assists) sowie Paul George (17) etwa spielten im Schlussviertel gar nicht mehr. Jerami Grant schraubte sein Punktekonto derweil auf 22 Punkte hoch, Schröder beendete das Spiel mit 16 Punkten (6/11 FG), 6 Rebounds und 5 Assists. Bei den Wizards kam Bradley Beal auf 27 Punkte, Howard auf 20. Wall legte 19 Punkte und 9 Assists auf.
OKC hat nach vier Niederlagen zum Saisonauftakt nun ebensoviele Siege in Serie geholt und ist endgültig zurück in der Spur. Die Wizards hingegen sind vorerst gleichauf mit Cleveland das Schlusslicht der Eastern Conference - und angesichts der Art und Weise, wie sie sich nun erneut präsentierten, könnte es auch für Coach Scott Brooks früher oder später eng werden.
Die wichtigsten Statistiken
Washington Wizards vs. OKC Thunder 111:134 (BOXSCORE)
- Es war gar nicht so leicht, die Qualität der Wizards-Defense insbesondere im zweiten Viertel zu beschreiben - etwas Aufschluss geben immerhin die Quoten: OKC traf in der ersten Hälfte 62,5 Prozent aus dem Feld und 56,3 Prozent von der Dreierlinie, ohne als gutes Shooting-Team bekannt zu sein; es hilft aber eben, wenn jeder Wurf weit offen genommen werden kann. Selbst ein elitärer Shooter wie George wurde bisweilen meterweit offen gelassen.
- Offensiv passte zwar auch bei den Wizards die Quote, allerdings spielten sie nur recht wenige Possessions wirklich sauber zu Ende, weshalb der Schein etwas trügte. Mit allein 12 Ballverlusten in Halbzeit eins schoss sich Washington immer wieder selbst ins Bein - zumal die Transition-Defense dann ihren Namen nicht verdiente. OKC generierte in der ersten Hälfte unfassbare 21 Punkte aus Washingtons Ballverlusten.
- Die Bank der Wizards hat sich zwar nominell verbessert, aber in dieser Partie war davon nicht viel zu sehen. Nach drei Vierteln, bevor die Garbage Time also losging, verlor Washington das Bank-Duell mit 10:31. Kelly Oubre stand nach dieser Zeit bei einem "beeindruckenden" Plus/Minus-Wert von -32.
- Die Wizards haben in der jungen Saison nun schon das dritte Mal weit über 130 Punkte kassiert - 136 setzte es gegen die Clippers, 144 gegen die Warriors, und nun 134 gegen OKC. In der Vorsaison ließ Washington 133 Punkte als gegnerischen Höchstwert zu.
Wizards vs. Thunder: Die Stimmen zum Spiel
Bradley Beal (Wizards): "Ich drücke nicht auf den Panikknopf. Wir verstehen, dass es noch früh ist und nicht perfekt läuft. Wir verstehen, dass die Geduld langsam aufgebraucht ist, auch bei uns. Niemand ist stärker enttäuscht als wir selbst, so viel kann ich definitiv sagen."
Austin Rivers (Wizards) über fehlende Kommunikation in der Defense: "Es könnte etwas mehr als das sein. Ich will dazu nicht zu viel sagen. Sie wissen schon."
Dennis Schröder (Thunder): "Wir haben vor dem Spiel darüber gesprochen und es uns als Ziel gesetzt, von der ersten bis zur letzten Minute die volle Energie zu bringen."
Der Star des Spiels
Russell Westbrook. Der MVP von 2017 hat schon anstrengendere Abende erlebt. Washington ließ ihn überwiegend schalten und walten und Westbrook nutzte seine Freiräume sehr gut - in nur 26 Minuten legte er effiziente 23 Punkte (10/16 FG) auf und leistete sich bei 12 Assists nur 1 Turnover.
Der Flop des Spiels
Die Defense der Wizards. Unmöglich hier einen Spieler hervorzuheben - Washingtons Defense war eine Kollektiv-Katastrophe. Es fehlte an Einsatz und an Abstimmung - teilweise waren sich die Spieler sogar uneins, ob sie über Screens kämpfen oder switchen sollten. Daraus resultierten mehr offene OKC-Würfe, als es in einem NBA-Spiel eigentlich geben darf.
Coaching Move des Spiels
Die Hereinnahme von Howard in die Starting Five zeigte zumindest ansatzweise, wie Washington künftig offensiv auftreten will: Einige Male wurde der Center gut im Pick'n'Roll eingebunden, ein paarmal durfte er auch aufposten - solange die Quote so gut ist wie in diesem Spiel, darf man ihm das ja auch "erlauben". Allerdings nahmen sich die Wizards durch ihre Defense selbst die Siegchance, an der Offense lag es in dieser Partie nur bedingt.