Nach 24 Punkten Rückstand haben die Washington Wizards ihr Spiel gegen die L.A. Clippers noch drehen können, zufrieden ist in der Hauptstadt dennoch niemand. Die Toronto Raptors und die Portland Trail Blazers durften derweil knappe Favoriten-Siege feiern.
Orlando Magic (9-9) - Toronto Raptors (14-4) 91:93 (BOXSCORE)
Ganz so mühsam hatten sich die Raptors diesen Gastauftritt wohl nicht vorgestellt, schon gar nicht nach dem ersten Viertel, als sie bereits mit 12 Punkten führten und ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden schienen. Doch die Magic wurden in der Folge immer besser und legten vor allem defensiv einen Zahn zu. Als sie im dritten Viertel dann auch noch offensiv richtig stark wurden (38 Punkte im Durchgang), gingen sie danach sogar mit einer 2-Punkte-Führung ins Schlussviertel. Es kam also auf die Schlussphase an - und auch diese hatte es in sich.
Die Raptors verpassten es, sich abzusetzen, das Pendel schwang hin und her. 2,3 Sekunden vor Schluss leistete sich dann Danny Green einen folgenschweren Fehler, als er Evan Fournier nicht checken konnte und dieser per Dunk den Ausgleich erzielte. Doch die Wiedergutmachung ließ nicht lange auf sich warten: Coach Nick Nurse malte in der folgenden Auszeit ein Play ausgerechnet für Green auf, dieser fing den Einwurf von Kyle Lowry und versenkte 0,5 Sekunden vor Schluss den spielentscheidenden Jumper aus der Mitteldistanz. Orlando hatte keine Auszeit mehr, ein Verzweiflungswurf von Nikola Vucevic übers ganze Feld verfehlte sein Ziel.
"Die meisten Coaches würden da niemandem vertrauen, der gerade zuvor so einen Fehler gemacht hat, aber Nick vertraut uns allen zu 100 Prozent", zeigte sich Green (13 Punkte) dankbar. "Er ermutigt uns und erlaubt es uns, trotz Fehlern weiterzumachen. Es war schön, diesen Wurf zu treffen, nachdem ich das ganze Spiel über einiges verfehlt hatte."
Gerade von Downtown hatten die Raptors in der Tat kein Wurfglück (9/34 3FG), was allerdings auch mit der guten Magic-Defense zu tun hatte. Topscorer der Gäste war noch Kawhi Leonard mit 18 Punkten, Pascal Siakam kam auf 15 und Serge Ibaka auf 14 Zähler. Bei den Magic glänzte Fournier (27 Punkte), Vucevic kam auf 14 und 18 Rebounds, Aaron Gordon erzielte 16 Punkte.
Washington Wizards (6-11) - Los Angeles Clippers (11-6) 125:118 (BOXSCORE)
Die Meldungen zuletzt aus Washington zeichneten kein gutes Bild von den Wizards, das ganze Team soll per Trade zu haben sein. Als die Hauptstädter dann im Lauf des zweiten Viertels bereits mit 24 Punkten ins Hintertreffen gerieten, konnte man ahnen, woran das liegt - nichts passte zusammen, nichts wollte gelingen. Statt erneut komplett auseinander zu fallen, rissen sich die Wizards diesmal aber am Riemen und drehten das Spiel am Ende sogar noch. Letztendlich feierten sie damit den wohl größten Sieg der bisher so verkorksten Saison.
Vor allem John Wall (30 Punkte) und Bradley Beal (27) zeigten dabei ihre nach wie vor vorhandene Klasse und führten ihr Team mit je 10 Punkten im letzten Viertel zum Sieg. Wall war zuletzt noch vom Team mit einer Geldstrafe belegt worden, nachdem er in einer Trainingseinheit seinen Coach Scott Brooks wüst beleidigt haben soll. "Es ist passiert. Wir haben darüber gesprochen und blicken nach vorne", merkte Brooks nach dem Spiel an. "Ich bin nicht hier, um irgendjemandem etwas aufs Brot zu schmieren."
Das war auch nicht nötig. Die Gäste ärgerten sich am Ende über eine vergebene Chance, sie hatten im Lauf des zweiten Viertels viel zu sehr den Fuß vom Gas genommen und konnten das furiose Comeback Washingtons danach nicht mehr stoppen. "Wir müssen immer noch viel reparieren", sagte Beal dennoch. "Ich bin immer noch nicht zufrieden. Und ich weiß, dass keiner bei uns damit zufrieden ist, wo wir gerade stehen."
Neben den beiden Guards sorgte auf Wizards-Seite vor allem Jeff Green mit 20 Punkten von der Bank für den Sieg, während Austin Rivers im Duell gegen sein Ex-Team (und seinen Vater Doc) mit 2 Punkten blass blieb. Bei den Gästen legte derweil Tobias Harris mit 29 Punkten ein Season-High auf, Montrezl Harrell kam auf 20 und Lou Williams sowie Shai Gilgeous-Alexander auf je 17 Punkte.
Miami Heat (6-11) - Brooklyn Nets (8-10) 92:104 (BOXSCORE)
Dwyane Wade kehrte nach seiner kurzen Elternzeit erstmals wieder zurück zu seinem Team, aber auch er konnte Miamis Probleme nicht fixen: Die Heat lieferten gegen Brooklyn offensiv erneut eine über weite Strecken fürchterliche Leistung ab. 13 Punkte erzielte Miami im ersten Viertel, 15 im letzten - so gewinnt man in der NBA kaum Spiele, wenn man defensiv nicht wie ein Hybrid der Bad Boy Pistons und der '96er Bulls auftritt. Mit schrecklichen Quoten von 36 Prozent aus dem Feld und 21,9 Prozent von der Dreierlinie kassierte Miami bereits seine fünfte Heimniederlage in Folge.
"Wir glauben immer noch an uns", sagte Hassan Whiteside zwar, der mit 21 Punkten und 23 Rebounds individuell beeindruckte. Gerade die Offense im vierten Viertel gab dazu aber wenig Anlass. Die Heat trafen dabei keinen ihrer sieben Dreier und insgesamt bloß 4/19 aus dem Feld, wobei sie auch die verletzten Goran Dragic und Tyler Johnson schmerzlich vermissten. Die Nets wiederum verließen sich ohne den verletzten Caris LeVert auf ihr Kollektiv sowie auf die Defense.
Auch Brooklyn traf nicht gut aus dem Feld (43,2 Prozent FG, 25,8 Prozent 3FG), aber es reichte: Sechs Spieler punkteten zweistellig, wobei D'Angelo Russell mit 20 Punkten der beste Punktesammler war. Jarrett Allen kam auf 13 Punkte und 14 Rebounds. Der Schlüssel war jedoch die Arbeit am eigenen Korb: "Ich denke, wir haben das ganze Spiel über sehr gut verteidigt", lobte daher auch Coach Kenny Atkinson. "Ich weiß, dass es nicht schön anzusehen war."
New York Knicks (4-14) - Portland Trail Blazers (12-5) 114:118 (BOXSCORE)
Hartes Stück Arbeit für die Blazers. Die Knicks verkauften sich deutlich besser als erwartet, was vor allem an Tim Hardaway Jr. (32 Punkte) lag. Der Guard war es auch, der sich in der Schlussphase mit Damian Lillard (29) duellierte und sein Team mit Freiwürfen 33,1 Sekunden vor Schluss noch einmal auf 2 Punkte heranbrachte. Doch es sollte am Ende wieder nicht reichen für die New Yorker, die bereits ihre sechste Niederlage in Folge einstecken mussten. Ausnahmsweise lag dies aber nicht an Lillard, sondern am "Villain" höchstpersönlich - an Evan Turner.
Die Blazers ließen im letzten Play die Uhr sauber runterlaufen und den Dagger sollte und wollte dann eigentlich Lillard besorgen. Sein Wurf aus der Mitteldistanz verfehlte dann, aber Turner war zur Stelle und legte den Offensiv-Rebound zur Entscheidung rein. "Das war großartig", lobte Coach Terry Stotts. "Sie haben Damian bei seinem Wurf sehr gut verteidigt. Das war dann eine starke Aktion, wenn man sieht, wie viele Spieler dort unten um den Ball gekämpft haben."
Dank Turner (10) konnten die Blazers den Start ihres Auswärtstrips also erfolgreich gestalten - die nächsten beiden Spiele finden dann gegen die Bucks und gegen die Warriors statt, zwei eigentlich natürlich wesentlich stärkere Gegner. "Das wird ein guter Test für uns, auswärts gegen zwei der besten Teams der Liga", blickte Lillard voraus. Er konnte sich durchaus zuversichtlich zeigen: Derzeit steht Portland auf Platz 1 der Western Conference. Gegen New York hatten erneut auch C.J. McCollum (31 Punkte) und Jusuf Nurkic (13 und 11 Rebounds) viel damit zu tun.
Bei den Knicks fielen neben Hardaway vor allem Trey Burke (19 Punkte), Emmanuel Mudiay (16) und Noah Vonleh (14 und 14) auf, auf ein Erfolgserlebnis wartet das Team von David Fizdale aber weiterhin vergeblich. "Ich habe schon einige Niederlagenserien erlebt. Das wichtigste ist, jetzt nicht auseinander zu fallen. Wir müssen zusammenbleiben und kämpfen", sagte Enes Kanter. "Wir suchen keine Entschuldigungen."