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NBA - Utah Jazz nach holprigem Saisonstart: Willkommen zurück im Mittelmaß

Von Lennart Gens
Die Utah Jazz haben von ihren ersten 17 Saisonspielen lediglich acht gewonnen.
© getty

Die Utah Jazz galten nach dem Einzug in die Conference-Semifinals für viele Experten als eines der Top-Teams im Westen. In der laufenden Saison konnten sie diesen Ansprüchen jedoch noch nicht gerecht werden und gewannen bisher nicht einmal die Hälfte ihrer Spiele (8-9). Die Gründe dafür sind vielfältig - und geben den Jazz-Fans allen Anlass zur Sorge.

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"Es gab einen Punkt in diesem Spiel, an dem wir aufgehört haben, uns zu wehren." Diese Worte hört man in der NBA nicht allzu selten. Gerade wenn ein Comeback aussichtslos erscheint und die Garbage-Time eingeläutet wird, gleicht die Intensität einiger Teams der eines Freizeit-Spiels im Park.

Dass diese Worte jedoch von Quin Snyder stammen, wirkt verblüffend. Ausgerechnet die Jazz, denen fast alles verziehen wird, solange sie ihr Herz auf dem Parkett lassen, hatten sich bei der 50-Punkte-Niederlage gegen die Mavericks aufgegeben.

Zu diesem Zeitpunkt der Saison sind Niederlagen natürlich noch zu verschmerzen, vor allem weil die Jazz fast schon traditionell ein wenig Anlaufzeit brauchen. Die Art und Weise ließ allerdings aufhorchen, zumal es kein Einzelfall war - auch gegen die Pacers ohne Victor Oladipo gab sich Utah fast schon kampflos geschlagen.

Utah Jazz: Auch im Vorjahr gab es Startprobleme

Auch im vergangenen Jahr startete das Team vom Salzsee alles andere als berauschend in die Saison, stand Mitte November sogar bei 7-11 und erreichte nur aufgrund einer Leistungsexplosion vor dem All-Star-Break den fünften Platz im Westen.

Damals hatten die Jazz jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen. Beispielsweise mussten unter anderem Donovan Mitchell und Thabo Sefelosha als Neuzugänge integriert werden, zudem machten Rudy Gobert in der ersten Saisonhälfte immer wieder Knieprobleme zu schaffen. Im Lauf der Saison gab es den Trade mit Cleveland, in dem Rodney Hood abgegeben und Jae Crowder aufgenommen wurde. Man musste sich neu finden und abstimmen in der ersten Saison ohne den vorherigen Franchise Player Gordon Hayward.

All diese Ausreden gibt es in diesem Jahr nicht. Der Kader wurde in der Offseason kaum verändert und bis auf Raul Neto ist kein Spieler verletzt oder angeschlagen. Und dennoch sind die Jazz aktuell kaum wiederzuerkennen. Vor allem die Defensive - im letzten Jahr eine der besten der Liga - ist kein Erfolgsgarant mehr.

Die Utah Jazz haben Probleme mit den neuen Regeln

"Wir müssen wieder als Team verteidigen", weiß auch Ricky Rubio und begründet Platz 15 im Defensiv-Rating vor allem mit fehlender Kommunikation. "Momentan verteidigen wir zu eigensinnig und reden zu wenig. Ich weiß, dass wir es besser können, das müssen wir jetzt nur noch über 48 Minuten zeigen."

Neben der eigenen Leistung seien allerdings auch die angepassten Regeln der NBA ein Grund für die abhanden gekommene Defensivstärke. Um das "Freedom of Movement" zu sichern, dürfen Spieler ohne Ball am Perimeter nicht mehr so hart angegangen werden. Utah macht dies zu schaffen.

"Wir wollen als Team körperlich verteidigen und das gegnerische Tempo stoppen. Mit den neuen Regeln ist das deutlich schwerer, weil es den Guards leichter fällt, die Screens zu nutzen und Fouls zu ziehen", beschwert sich auch der amtierende Defensive Player of the Year Rudy Gobert. Coach Snyder wolle diese Neuerung zwar nicht als Ausrede gelten lassen, gab aber zu, dass sich die Spieler noch daran gewöhnen müssen.

Immerhin zeigte Utah im Spiel gegen Boston deutliche Verbesserungen am eigenen Korb und hielt die Celtics bei nur 86 Punkten. Man wollte es gerne als Fingerzeig in die richtige Richtung werten, doch schon im nächsten Spiel offenbarten sich wieder große Probleme. Auch beim wichtigsten Mann in der Offensive.

Donovan Mitchell: Der Überraschungsfaktor ist weg

Donovan Mitchell erlebte mit 28 Punkten einen guten Abend in Boston, dennoch stottert auch beim Fast-ROTY bislang der Motor. Seine totalen Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr zwar beinahe identisch, gerade in Sachen Effizienz muss sich Mitchell allerdings deutlich steigern, wenn er die Jazz zumindest wieder in die Playoffs führen möchte.

Einer der Hauptgründe für die abhanden gekommene Effizienz ist sicherlich der fehlende Überraschungsfaktor. Jedes Team konzentriert sich in der Verteidigung voll und ganz auf Mitchell, der es bislang noch nicht schafft, diesen Fokus zu seinem Vorteil zu nutzen, um für seine Mitspieler zu kreieren. Stattdessen versucht er es zu oft mit dem Kopf durch die Wand.

Beleg dafür war nicht zuletzt Mitchells Statline bei der 107:113-Niederlage gegen die 76ers. Seinen null Assists standen ganze 35 Wurfversuche gegenüber - was ihm selbst ein wenig peinlich war. "Null Assists - das bin ich nicht, so spiele ich nicht. Ich weiß dass ich weiter aggressiv sein muss, aber gleichzeitig muss ich klüger spielen", fand er nach dem Spiel immerhin die richtigen Worte - und ließ gegen Boston mit sechs Vorlagen Taten folgen. Gegen Indiana wiederum waren es dann in 32 Minuten 7 Punkte und 1 Assist.

Die Statistiken von Donovan Mitchell

SaisonSpielePunkteReboundsAssistsFG%3FG%FT%Minuten
RS 17/187920,53,73,743,734,080,533,4
PO 17/181124,45,94,242,031,390,737,4
RS 18/191520,72,63,941,229,078,833,8

Sind die Utah Jazz doch nur Mittelmaß?

Was kann also von Utah in der restlichen Saison noch erwartet werden? Aktuell befindet sich das Team im bitteren Mittelmaß. Neben den ungewohnten Schwächen in der Defensive kommt auch die Offensive noch nicht ins Rollen. Platz 22 im Offensive Rating kommt unter anderem durch magere 32,8 Prozent von jenseits der Dreierlinie zustande - vor solchen Zahlen zittert keine Defensive der Liga.

"Wir werden nicht jeden Wurf treffen, das kann man nicht steuern", bat Snyder jedoch um Geduld. Der Fokus müsse stattdessen zuerst auf der eigenen Defensive liegen, die Punkte am anderen Ende kämen dann von ganz alleine.

Kommt Ricky Rubio raus aus dem Slump?

Angesichts der hohen individuellen Defensiv-Klasse a la Gobert, Ingles oder Crowder dürfte sich die Defensive im Laufe der Saison wieder stabilisieren. Offensiv benötigt es neben Mitchell allerdings mindestens ein oder zwei weitere verlässliche Scoring-Optionen - auch um eben diesem wieder mehr Freiraum zu bieten.

Ein Kandidat wäre da sicherlich Ricky Rubio, der bisher verheerende Wurfquoten auflegt (38,2 Prozent FG, 33,3 Prozent 3FG). Der Spanier zeigte sich allerdings auch gegen Boston deutlich verbessert und war gegen Indiana mit 28 Punkten mit Abstand Utahs bester Mann an einem gebrauchten Tag.

Wenn Rubio dies konservieren kann und sich die Jazz wieder mehr auf ihre Stärken besinnen, muss im Westen weiterhin mit ihnen gerechnet werden, trotz Stolperstart. Die Initialzündung muss aber am anderen Ende des Courts erfolgen. Verteidigt das Team nicht mindestens wie eine Top-10-Defense, wird es auch die Offensive weiterhin schwer haben und Utah bleibt dort, wo sie momentan stehen: Im Mittelmaß.

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