Die Minnesota Timberwolves haben sich in den vergangenen Wochen einer Runderneuerung unterzogen und zeigen sich dank Robert Covington vor allem defensiv stark verbessert. In der Nacht von Montag auf Dienstag steht die Generalprobe gegen den amtierenden Champion aus Golden State an (4.30 Uhr auf DAZN). Gelingt den Wolves die Reifeprüfung?
Gut einen Monat ist es nun her, dass die Minnesota Timberwolves ihre sieben Sachen packten und zu einem 5-Spiele-Roadtrip gen Westen aufbrachen, im Gepäck eine generelle sportliche Frustration und ein Haufen privater Probleme. Fünf Spiele und fünf Niederlagen später landeten die Wolves mit einer Bilanz von 4-9, dem schlechtesten Defensiv-Rating der Liga (113,9) und einem Haufen Übergepäck wieder in Minneapolis.
Zu diesem Zeitpunkt war allen Beteiligten klar, dass sich etwas ändern musste. Kurzerhand stieß Owner Glen Taylor mit Jimmy Butler (endlich) die größte Last, aber auch den besten Spieler des Teams nach Philadelphia ab. Im Gegenzug kamen "nur" Robert Covington und Dario Saric nach Minnesota, wofür die Verantwortlichen im hohen Norden vielerorts belächelt wurden.
Dass mit ihnen eine sportliche 180-Grad-Wende innerhalb des Teams erfolgen sollte, hielt zu diesem Zeitpunkt wohl niemand für möglich. Eine gewisse Addition durch Subtraktion schien anhand der giftigen Atmosphäre mit Butler zwar möglich, aber was nun passierte?
Minnesota Timberwolves: Heilsbringer Robert Covington
Seit dem Trade haben die Wolves starke acht ihrer zwölf Spiele gewonnen und sich damit still und heimlich zu einer ausgeglichenen Bilanz (13-13) in der gnadenlosen Western Conference gemausert. Der Hauptfaktor für diese Entwicklung ist die von Grund auf erneuerte Defensive der Timberwolves, die im Kollektiv alles vom Korb weghält, was nicht die eigenen Farben trägt.
Defensive und Minnesota? Richtig gelesen. Die Timberwolves spielen Defense - und dazu noch richtig gute. Die drittbeste der Liga, um genau zu sein (Defensive-Rating von 99,7). Die Wolves halten ihre Gegner bei einer Feldwurfquote von 42,8 Prozent (Nummer 1 (!) in der Association) und erlauben auch in der Zone die wenigsten Punkte überhaupt (42,4). Darüber hinaus stellen sie die drittbeste Transition-Defense der Liga und ergattern die fünftmeisten Steals. Wie kann das möglich sein?
Der Grund dafür ist eigentlich relativ simpel und hört auf den Namen Robert Covington. Der Forward ist seit Jahren einer der besten Verteidiger der Liga, erfährt aber jetzt erst seine endgültige Wertschätzung. Das zeigt sich nicht nur ob der Energie auf dem Platz, sondern drückt sich auch in Zahlen aus. RoCo führt alle Spieler im Defensive Real Plus-Minus-Rating von ESPN an (+4,42). Zum Vergleich: Der Abstand zwischen Covington und dem nächstbesten Small Forward oder Shooting Guard in diesem Ranking (Paul George, +2,30) ist gleich dem Abstand zwischen dem zweiten und dem 52. Platz (Treveon Graham, +0,18).
Dem nicht genug, ist Convington in den Kategorien Steals (2,3) und Deflections (3,9) die Nimmer eins der Liga (ironischerweise jeweils vor Jimmy Bulter auf der 2) sowie die Nummer 17 in Blocks, wodurch er Spieler wie Antetokounmpo und Ibaka mal eben hinter sich lässt. Seine Gegenspieler werfen unglaubliche 9,8 Prozent schlechter, wenn sie von ihm verteidigt werden. Wenn er diese Zahlen beibehalten kann, ist er definitiv einer der Hauptanwärter für die Auszeichnung zum Defensive Player of the Year, auch wenn, das gilt natürlich auch für DRPM, individuelle Defense nicht einwandfrei in Zahlen messbar ist.
Minnesota Timberwolves: Der Teamspirit ist zurück
Der 27-Jährige hat die marode Defensive der Wolves unter seine Fittiche genommen und einmal komplett auf Hochglanz poliert. Und das Beste daran: Der Rest des Teams macht auch mit! Vor dem Trade hatten die Timberwolves in der Defensive im Grunde nur Jimmy Butler, der eher nach Lust und Laune verteidigte. Vielen seiner Mitspieler fehlte wiederum grundsätzlich Energie und Engagement, sodass das schlechteste Defensive Rating der Liga (113,9) nur die logische Konsequenz war.
"Es ist ein großer Unterschied", bestätigte Andrew Wiggins glücklich, der genau wie Karl-Anthony Towns und Co. endlich aus seiner defensiven Lethargie erwacht zu sein scheint. "Es fühlt sich so an, als wäre jetzt alles in Stein gemeißelt. Wir wissen, was wir tun müssen, um zu gewinnen, und wir spielen defensiv anders. Wir sind viel aktiver, wir reden miteinander. Jeder setzt sich ein und spielt aggressiver."
Solche positiven Worte von Wiggins wären zu Butler-Zeiten undenkbar gewesen. Zu groß war der Schatten, den der viermalige All-Star über seine Co-Stars warf. Doch seit dem Trade ist vieles anders. Die Fröhlichkeit hat in Minnesota wieder Einzug erhalten. "Ich kann sehen, dass die Jungs eine andere Denkweise haben", erkannte sogar RoCo. "Jeder ist glücklich. Jeder macht seinen Job und fühlt sich wohl und das spiegelt sich auf dem Court wieder."
Timberwolves mit Covington: Mehr Schein als Sein?
Dass damit natürlich auf einmal nicht alle Sorgen in Minny verflogen sind, zeigte beispielsweise die jüngste Niederlage gegen die Trail Blazers. Die Wolves mussten ohne den angeschlagenen Covington antreten und verfielen vor allem gegen Ende wieder in die defensiven Züge der letzten zwei Saisons. Switches funktionierten nicht, Close-Outs waren oft zu zaghaft und allgemein mangelte es an der nötigen Härte. Es scheint, als wäre die Wolves sehr abhängig von ihrem Defensivspezialisten.
Hinzu kommt, dass für die junge Truppe der wahre Beweistest noch bevorsteht. Acht Siege in zwölf Partien ist auf den ersten Blick eine starke Zahl, jedoch lohnt sich in diesem Fall ein Blick hinter die Fassade. Die Wolves spielten zehnmal in der heimischen Arena, dazu in einem Zeitraum von 23 Tagen, der nur ein einziges Back-to-Back beinhaltete.
Und auch die Gegner waren, gelinde gesagt, nicht die Creme de la Creme. Abgesehen von dem Triumph über Portland Mitte November sammelten die Wolves ihre Siege nur gegen Teams, die keine positive Bilanz aufwiesen, darunter Tanking-Größen wie die Cavs und Bulls (allerdings immerhin auch die Rockets, Hornets und Pelicans).
Aktuell sind die Wolves wieder auf einem kleinen Roadtrip durch den wilden Westen. Der Schedule erinnert an die Höllenfahrt von vor vier Wochen, die Vorzeichen sind jedoch ganz andere. In der Nacht auf Dienstag wartet der amtierende Champion aus Golden State (4.30 Uhr live auf DAZN), ehe es gegen die stürmischen Kings geht. Jetzt gilt es zu zeigen, dass die positiven Veränderungen der letzten Wochen mehr als nur Schein sind und man in Minnesota tatsächlich wieder glücklich sein - und nach vorne schauen - kann.