NBA: Der Trade von Trevor Ariza aus Sicht der Suns, Wizards und Grizzlies

Robert Arndt
17. Dezember 201810:32
Trevor Ariza wurde wohl nach Washington getradetgetty
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Es ist dann tatsächlich noch passiert. Die Phoenix Suns werden Trevor Ariza zu den Washington Wizards traden - im zweiten Anlauf, nachdem ein Drei-Team-Trade mit den Memphis Grizzlies aufgrund eines Kommunikationsproblems geplatzt war. Was bedeutet dieser Trade nun für die einzelnen Parteien?

Was ist passiert und was sind die Parameter des Deals?

Dass Trevor Ariza nicht mehr lange Mitglied der Phoenix Suns sein würde, war über Wochen bekannt. Die Frage war lediglich, wohin es den Small Forward treiben würde. Den Los Angeles Lakers oder auch den Houston Rockets wurde Interesse nachgesagt, nun ist es etwas überraschend Washington geworden - ein weiteres Team, für das der Veteran schon einmal spielte.

Dabei war ein Trade bereits am Freitagabend scheinbar in trockenen Tüchern. Es handelte sich um einen Drei-Team-Trade, in dem auch Memphis involviert war. Dabei wäre Ariza nach Washington gegangen, während die Wizards Austin Rivers nach Phoenix und Kelly Oubre Jr. zu den Grizzlies geschickt hätten. Phoenix hätte zudem Wayne Selden sowie MarShon Brooks erhalten, angeblich kommunizierten die Wizards aber in Richtung Phoenix, dass es sich um Dillon Brooks handeln würde.

Als die Suns erfuhren, dass sie den "falschen" Brooks bekommen würden, cancelte die Franchise aus der Wüste noch den Trade, da Memphis keinerlei Anstalten machte, Dillon Brooks in den Deal zu involvieren.

Die Parameter des gescheiterten Drei-Team-Trades mit Memphis

Wizards hätten erhalten: Trevor Ariza, Second Rounder 2019 (Suns), Second Rounder 20210 (Grizzlies).

Grizzlies hätten erhalten: Kelly Oubre Jr.

Suns hätten erhalten: Austin Rivers, Wayne Selden, Brooks (Dillon oder MarShon, je nach Perspektive)

Keine 24 Stunden später zogen die Suns und die Wizards den Deal dann aber doch noch ohne die Grizzlies als dritte Partei durch. Das Paket blieb dabei fast gleich, lediglich sind Picks nun nicht mehr involviert.

Die Parameter des erfolgreichen Trades zwischen Phoenix und Washington

Wizards erhalten: Trevor Ariza

Suns erhalten: Austin Rivers, Kelly Oubre Jr.

Der Ariza-Trade aus der Suns-Perspektive

Wer sich im Sommer wunderte, warum die Suns Ariza für 15 Millionen Dollar und ein Jahr im Sommer aus Houston holten, haben spätestens jetzt die Antwort. Entweder wäre Ariza ein wichtiger Baustein für eine mögliche Playoff-Teilnahme gewesen oder aber eben ein Trade-Chip spätestens im Februar.

Die Playoffs waren wohl schon im Sommer nur ein Wunschtraum und mit einer Bilanz von 6-24 hat mittlerweile jeder realisiert, dass es erneut in die Lottery gehen wird. So wollten die Suns Ariza laut Adrian Wojnarowski (ESPN) eigentlich dazu benutzen, um den dringend benötigten Spielmacher und ein weiteres Draft-Asset zu bekommen.

Wie sich nun herausgestellt hat, hat Phoenix keines dieser Ziele erreicht, dennoch ist es für die Suns nicht der schlechteste Deal. Auf den ersten Blick haben die Suns einen weiteren Flügelspieler bekommen, wovon es in Arizona nur so wimmelt. T.J. Warren, Rookie Mikal Bridges und auch Sophomore Josh Jackson kämpfen schon jetzt hart um Spielzeit auf dem Flügel, nun kommt auch noch Oubre dazu, um den Konkurrenzkampf weiter zu verschärfen.

Möglich ist aber auch, dass Phoenix Oubre gar nicht bis zum Saisonende behalten will und stattdessen weiter versucht, den noch immer eminent wichtigen Point Guard zu bekommen. Laut CBA darf Phoenix Oubre bis zur Trade Deadline im Februar erneut traden, jedoch nur einzeln und nicht im Paket mit einem anderen Spieler. Das ist bei gerade einmal 3,2 Millionen Dollar Gehalt nicht unbedingt einfach, aber beileibe nicht unmöglich.

Oubre ist mit seinen 23 Jahren indes noch lange kein fertiger Spieler, sondern auch in seinem vierten Jahr in der Liga noch gewissermaßen roh. Wenn er überraschen kann, könnte sich Phoenix vielleicht doch überlegen, den Swingman zu halten, vor allem wenn man (wie erwartet) auf dem Free Agent-Markt im Sommer 2019 leer ausgeht. Gerade defensiv hat der werdende Restricted Free Agent offensichtliche Qualitäten, die einem jungen, irgendwann wieder ambitionierten Team gut zu Gesicht stehen könnten.

Und dann ist da noch Rivers, der zumindest ein Combo Guard ist und zumindest in Teilen den Spielaufbau übernehmen kann. Eine Dauerlösung als Playmaker ist er aber natürlich nicht. Vor allem in Washington enttäuschte der Sohn von Clippers-Coach Doc Rivers auf ganzer Linie und spielt die schlechteste Saison seit vier Jahren. 7,2 Punkte und unter 40 Prozent aus dem Feld bei gerade einmal 2 Assists pro Partie sind wahrlich kein Ruhmesblatt.

Es ist schwer vorstellbar, dass der Guard in den langfristigen Planungen der Suns eine Rolle spielen wird, zumal er ähnlich wie Franchise Player Devin Booker primär auf den eigenen Abschluss fokussiert ist. Vielmehr scheint Rivers mit seinen 12,65 Millionen Dollar an Gehalt nur ein Füller im Trade gewesen zu sein. Wie bei allen anderen Beteiligten in diesem Deal läuft auch sein Vertrag im Sommer aus, der Combo Guard wird im kommenden Jahr wahrscheinlich nicht mehr das Jersey der Suns tragen.

Der Ariza-Trade aus der Wizards-Perspektive

Was wiederum wollen die Wizards mit Ariza? Nach wochenlangen Gerüchte um mögliche Trades von John Wall und Bradley Beal scheint man in der Hauptstadt doch noch einmal die Kräfte bündeln zu wollen. Im Prinzip ist es ein typischer Wizards-Trade mit klar sichtbarer Handschrift von GM Ernie Grunfeld, was man übrigens nicht als Kompliment missverstehen sollte.

Ariza ist dabei kein Unbekannter, schließlich spielte der Forward bereits zwei Saisons in D.C. und soll damals vor allem auf Wall ein guter Einfluss gewesen sein. Ariza soll nun dabei helfen, dass in Washington nach Wochen voller Negativ-Schlagzeilen wieder ein wenig Ruhe einkehrt und man wieder zu einem professionellen Playoff-Team wird.

Das ist die kurzfristige Denke, die in D.C. nun schon seit vielen Jahren vorherrscht. Dass man nun für den 33-jährigen Ariza tradete und dafür den mit Oubre vielleicht wertvollsten Trade-Chip (nach Beal) verspielte, ist sonst kaum zu erklären.

Klar ist aber auch: Oubre wird im Sommer RFA und durch die vollgestopften Bücher der Wizards wäre man wohl noch tiefer in die Luxussteuer abgedriftet. Durch den Ariza-Trade senken die Wizards laut Bobby Marks (ESPN) ihre Luxussteuer-Rechnung von 9,6 auf 8,3 Millionen Dollar, wenn auch nur vorübergehend, da die Hauptstädter durch den Deal nur noch 13 Spieler im Kader haben, 14 müssen es aber mindestens sein.

Vielleicht hätte Washington auch einfach noch geduldiger warten sollen, dann wäre eventuell mehr für Oubre herausgesprungen. Auch in einem möglichen All-Star-Trade mit Wall oder Beal wäre der Forward sicher eine nette Zugabe gewesen.

Immerhin: Ohne Frage ist Ariza für diese Saison eine klare Verbesserung im Vergleich zu Oubre, da braucht man gar nicht tief im Zahlensalat stochern. Ariza ist über seine Karriere ein 35-Prozent-Schütze aus der Distanz, bei Oubre ist der Wurf eine Work-in-Progress.

Auch defensiv wird Ariza den Wizards mit seiner Vielseitigkeit und Erfahrung sicherlich helfen, zumal er überdies ein solider Rebounder ist und es Washington ermöglichen wird, vermehrt auf kleinere Lineups mit Ariza und Otto Porter zu setzen. In der Kabine dürfte Ariza mit seinen 15 Jahren Erfahrung eine stabilisierende Präsenz darstellen - wenn denn das Kind nicht bereits in den Brunnen gefallen ist.

Dennoch: Ariza ist 33 Jahre alt und kann im Sommer ohne Gegenwert wieder weg sein. Sollte er tatsächlich noch einmal einen Ring gewinnen wollen, dann ist er in Washington in den nächsten Jahren definitiv an der falschen Adresse.

So nett es also ist, dass mit Ariza ein Veteran geholt wurde, so wenig Signifikanz hat der Deal für die Zeit nach dem Sommer 2019. Die Wizards werden in dieser Eastern Conference mit gleich fünf starken Teams (Toronto, Milwaukee, Boston, Philadelphia, Indiana) wenig bis nichts zu melden haben.

Es könnte ein letzter Verzweiflungsmove von Grunfeld gewesen sein, um die Saison und auch seinen Posten zu retten. Bleiben die Wizards trotzdem mies, hätten sie im Sommer immerhin eine Personalie weniger, mit der sie sich bei einem potenziellen Neuaufbau befassen müssten.

Was wollten die Grizzlies erreichen?

In Memphis war man nach dem geplatzten Deal ordentlich angefressen, wie die Aussagen von General Manager Chris Wallace gut belegen. Die Franchise will weiterhin alles aus der Ära Mike Conley/Marc Gasol herauspressen und dieser Trade hätte den Grizzlies extrem helfen können. Memphis will in die Playoffs und dort auch eine zumindest respektable Rolle spielen.

Zwei große Schwachstellen dürften die Grizzlies in dieser Saison ausgemacht haben. Das teils desaströse Rebounding (Platz 27 in der Rebound-Rate) und die mehr als ausbaufähige Bank. Mit Ausnahme von Omri Casspi, der sogar das beste Net-Rating (+8,3) aller Memphis-Spieler besitzt, haben alle Grizzlies-Reservisten einen negativen Wert.

Oubre agierte schon bei den Wizards als Energiebündel von der Bank und hätte in Memphis durchaus gut reinpassen können: Der Swingman ist für seine Position lang und athletisch und defensiv variabel, was im Grizzlies-System ohnehin gern gesehen wird. Und trotz des wackligen Wurfs strahlt er offensiv zumindest mehr Gefahr aus als beispielsweise Kyle Anderson, eine gewisse Upside ist zudem immer noch vorhanden. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Memphis längerfristig mit ihm geplant hätte, wenn auch nicht zu jedem Preis.

Eine andere Sache offenbarte der geplatzte Deal auch: Die Grizzlies setzen weiterhin große Stücke in Dillon Brooks. Der spielte vergangene Saison eine starke Rookie-Saison und war während dieses desaströsen Jahres einer der wenigen Lichtblicke in Memphis.

In dieser Spielzeit konnte der Sophomore dies allerdings noch nicht wirklich bestätigen, auch weil er inzwischen nicht mehr startet, sondern von der Bank kommt. Derzeit ist Brooks überdies mit einem zweifachen Innenbandriss außer Gefecht gesetzt, in Memphis rechnet man Ende des Monats mit seiner Rückkehr.

Man darf die Entscheidung der Grizzlies, Dillon Brooks nicht zu opfern, dennoch in Frage stellen, da Oubre in dieser Saison mehr geholfen hätte. Hätte man (wie geplant) beide bekommen und stattdessen MarShon Brooks abgegeben, hätte man sogar von einem Coup seitens der Grizzlies sprechen können, da letztlich beide gut zu Grit&Grind passen.

Der Knackpunkt war wohl aber auch die Art und Weise, wie Phoenix und Washington gehandelt haben. General Manager Chris Wallace deutete an, dass man im Normalfall wohl noch verhandlungsbereit gewesen wäre, unter den Umständen aber keine Vertrauensbasis mehr gegeben war. Das ist auch verständlich. Kein GM kann sich gut damit fühlen, zwei Spieler über ihren fixen Trade zu informieren, nur um danach einen Rückzieher machen zu müssen.

Dass Wallace aber proaktiv handeln und sein Team besser machen wollte, ist natürlich legitim. Memphis braucht wohl noch Hilfe, um sich im Westen auch dauerhaft behaupten zu können.