Kawhi Leonard hat mit den Toronto Raptors bei seiner Rückkehr nach San Antonio eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen. Der Forward machte zwar kein schlechtes Spiel, doch die Spurs dominierten über die kompletten 48 Minuten das Geschehen. Vor allem Ex-Raptor DeMar DeRozan zeigte in der ersten Halbzeit eine Gala und legte so den Grundstein für den 125:107-Erfolg der Texaner.
Wie zu erwarten, war die Stimmung in San Antonio bei der Rückkehr von Kawhi Leonard extrem aufgeladen. Die Klaue und auch Danny Green bekamen vor der Partie ein Tribut-Video von den Spurs, mit unterschiedlichen Reaktionen. Green wurde frenetisch bejubelt, Kawhi dagegen leidenschaftlich ausgebuht.
Dies blieb auch über die komplette Spielzeit so, auch wenn es den Verschmähten kaum störte. Seine ersten beiden Würfe saßen, doch ansonsten dominierten früh die Gastgeber, die mit einem 15:5-Run starteten. San Antonio spielte ähnlich effizient wie schon in den vergangenen Wochen und dazu lief DeMar DeRozan im ersten Viertel mit 9 Punkten heiß. Toronto wirkte fahrig, kassierte einen weiteren 2:19-Lauf und konnte sich fast schon glücklich schätzen, dass man nach einem Viertel "nur" mit 19:38 zurücklag.
Ganz langsam fanden sich die Raptors immerhin defensiv und forcierten die ersten Spurs-Turnover, aus denen ein 7:0-Run und der erste eigene verwandelte Dreier für Toronto entstand. Der Rückstand pendelte sich zwischen 15 und 20 Zählern ein, näher kamen die Gäste aber nicht, weil LaMarcus Aldridge und DeRozan (schon 19 Punkte) mal wieder ihre Würfe aus der Mitteldistanz trafen. Zur Pause lagen die Spurs mit 67:51 vorn.
DeMar DeRozan verbucht erstes Triple-Double seiner Karriere
Toronto hatte dann nach der Pause einige sehr offene Dreier (Siakam!), traf aber nichts, was San Antonio wieder mit einem schnellen 12:0-Lauf, abgeschlossen durch zwei Dreier von Bryn Forbes, bestrafte. Den Gästen wollte in dieser Phase nicht mehr viel gelingen, auch weil San Antonio weiter die Zone zum Sperrgebiet erklärte. Die Raptors versuchten zwar einiges, kamen aber einfach nicht mehr in Schlagdistanz. Nach drei Vierteln führten die Gastgeber mit 96:75.
Es schlug noch einmal die Stunde von Forbes, der erst einen weiteren Dreier traf und dann einen Drive abschloss, was den Vorsprung wieder auf 25 Punkte anwachsen ließ. Die Starter kamen zwar noch einmal zurück, doch im Prinzip war die Sache durch. DeRozan schnappte sich noch sein Triple-Double, sein erstes überhaupt in der Karriere, Toronto hisste fünf Minuten vor dem Ende endgültig die weiße Fahne.
Bei den Spurs erzielten alle Starter mindestens 10 Punkte, wobei DeRozan (21, 14 Rebounds, 11 Assists) und Forbes (20, 6/7 Dreier) besonders auffielen. Auch Aldridge (23, 9/13) hatte wie Derrick White (19) einige sehr gute Phasen, dazu steuerte Patty Mills von der Bank kommend 12 Zähler bei. Jakob Pöltl kam gegen sein Ex-Team auf 2 Punkte und 7 Rebounds in 13 Minuten.
Leonard war derweil mit 21 Punkten (8/13 FG) der beste Scorer der Raptors, sechs weitere Akteure landeten in Double Digits. Kyle Lowry fehlte den Kanadiern erneut wegen Rückenbeschwerden.
Die wichtigsten Statistiken
San Antonio Spurs (22-17) vs. Toronto Raptors (28-12) 125:107 (BOXSCORE)
- Was für ein erstes Viertel der Spurs! Es wirkte tatsächlich so, als ob sich das Team dieses Spiel im Kalender rot markiert hätte. Die Texaner überrannten die Raptors in den ersten zwölf Minuten mit einer Wucht, die man so selten in der Regular Season von San Antonio gesehen hatte. 38 Punkte hatte Toronto in einem ersten Abschnitt in dieser Spielzeit noch nie kassiert. Die Spurs erzielten 20 davon in der Zone und 10 im Fastbreak (das war ihr Saisonsschnitt in Transition!). Dazu wurden 13 der 15 Field Goals (23 Versuche) direkt assistiert.
Nicht nur defensiv wirkten die Raptors überfordert, auch offensiv lief nichts zusammen. Es brauchte 10 Versuche und 18 Minuten, ehe Toronto überhaupt mal einen Dreier versenkt hatte. Bis dahin hatten die Spurs aber auch schon eine 20-Punkte-Führung (zwischenzeitlich sogar 26) etabliert. Das Shooting verbesserte sich aber auch im Verlauf des Spiels nicht. Fred VanVleet und Ibaka trafen als einzige Starter überhaupt einen Distanzwurf, insgesamt warf die Starting Five der Raptors 2/20 aus dem Dreierland.
Das Ball Movement der Spurs war mal wieder eine Augenweide und erinnerte in Phasen sogar an die goldenen Zeiten aus dem Meister-Jahr 2014. Im Verlauf des Spiels gab es dann zwar doch mehr und mehr Isolations zu sehen, doch 32 Assists bei 47 Field Goals sind ein mehr als ordentlicher Wert. Des Weiteren leisteten sich die Gastgeber kaum Ballverluste, was auch leichte Punkte für Toronto verhinderte.
Es sollte inzwischen bekannt sein, dass die Spurs den Dreier so wenig wie kaum ein anderes Team benutzen und das war auch an diesem Abend der Fall. 27 Versuche bedeuten statistisch gesehen unteres Mittelfeld der Liga, doch die Texaner versenkten diese mal wieder äußerst effizient (13 Treffer). Das galt aber auch für die komplette Offense: Über 48 Minuten trafen die Spurs 55,3 Prozent ihrer Versuche aus dem Feld.
DeRozan war in der ersten Halbzeit der alles überragende Mann und stand bereits bei 19 Punkten, 10 Rebounds und 5 Assists. Eine solche Statline zur Pause konnte für San Antonio zuletzt Tim Duncan im Jahr 2003 verbuchen.
San Antonio Spurs vs. Toronto Raptors: Die Stimmen zum Spiel
DeMar DeRozan (Spurs): "In diesen Situationen gehe ich auf, für diese Atmosphäre spiele ich Basketball, egal ob daheim oder auswärts. Das hat einfach Spaß gemacht."
Kawhi Leonard (Raptors): "Das war heute defensiv nichts, vor allem in Transition. Sie haben richtig stark gespielt und uns keine Verschnaufpausen gegönnt."
Der Star des Spiels
DeMar DeRozan. Dieser Mann hatte sich einiges gegen sein Ex-Team vorgenommen und spielte wie entfesselt. Aus der Mitteldistanz versenkte der Shooting Guard in der ersten Halbzeit gefühlt jeden Wurf, dazu zog er immer wieder hart in die Zone, wo er entweder den Kontakt suchte oder auch Floater mit höchster Schwierigkeit traf. Nach der Pause kühlte er ein wenig ab, überzeugte dafür aber weiter als Spielmacher und schnappte sich sein erstes Triple-Double in seiner nun zehnten Saison in der NBA.
Der Flop des Spiels
Danny Green. Ein Abend zum Vergessen für den Shooting Guard. Green hatte mit DeRozan alle Hände voll zu tun und konnte den Star der Spurs zu keinem Zeitpunkt stoppen, auch wenn der 3-and-D-Spezialist dabei von seinen Mitspielern ziemlich im Regen stehen gelassen wurde (Help Defense von Ibaka!). Fast noch verheerender war jedoch seine nicht vorhandene Produktion in der Offensive. 0/7 und 6 vergebene Dreier, teils sehr offen, schmerzten Toronto extrem. Es war wahrscheinlich Greens schlechtestes Spiel als Raptor.
Coaching Move des Spiels
In San Antonio wusste man natürlich noch um die Qualitäten von Leonard und entsprechend eng wurde der Raptors-Star bewacht. Vornehmlich kümmerte sich Gay um Kawhi, bekam aber immer wieder ausreichend Hilfe. Die Wege zum Korb wurden von den Bigs der Spurs geschickt zugestellt, teils stellten sich ihm am Ring gleich drei Spieler der Gastgeber in den Weg. So musste Leonard häufig den Ball wieder abgeben oder eben extrem schwere Würfe mit der Hand eines Verteidigers im Gesicht nehmen.