Außerdem erklärte Bonga, wie ihm Moritz Wagner bei der Eingewöhnung in Los Angeles geholfen hat.
SPOX: Herr Bonga, von Koblenz über Frankfurt nach Los Angeles in gut zwei Jahren. Das ist ein verdammt steiler Aufstieg für einen 19-Jährigen. Wie haben Sie diese beiden Jahre erlebt? Haben Sie das schon alles verarbeiten können und was war für Sie das einschneidendste Erlebnis in dieser Zeit?
Isaac Bonga: Das kann ich gar nicht so genau sagen, es ist wirklich viel passiert in diesen beiden Jahren. Wirklich verarbeitet habe ich das noch nicht. Es ist schon cool, jetzt in Los Angeles zu leben und deswegen versuche ich, den Moment zu genießen, weiter Kontakt mit meiner Familie zu halten und gesund zu bleiben.
SPOX: Das klingt sehr bescheiden ...
Bonga: Ich bin wirklich dankbar für alles, was bis jetzt passiert ist, aber ich werde mich darauf sicher nicht ausruhen. Im Gegenteil: ich werde nun viel härter an mir selbst arbeiten, um meine Ziele zu erreichen. Mein Ziel ist ja nicht, einfach nur in der NBA zu sein, sondern einer der besten Spieler in dieser Liga, in der kompletten Welt zu werden.
SPOX: Inzwischen haben Sie auch ihr NBA-Debüt gefeiert, verbringen aber die meiste Zeit in der G-League, welche durchaus ihre Tücken hat. Spieler kämpfen um ihre letzte Chance, gerade Guards versuchen ihre Stats durch viele Würfe zu verbessern und dann sind da noch junge Spieler wie Sie selbst. Wie erleben Sie die Liga, auch im Vergleich zur BBL?
Bonga: Die G-League ist schon eine starke Liga, auch im Vergleich zur BBL. Alles geht hier deutlich schneller, es gibt viele Guards, die verdammt gut sind. Für mich liegt der Fokus aber vor allem darauf, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, um dann den Sprung zu den richtigen Lakers für einen längeren Zeitraum zu schaffen. Das ist natürlich mein Ziel, dass ich irgendwann fester Bestandteil dieser Truppe bin.
SPOX: Ihre Leistungen in der G-League waren auf jeden Fall sehr vielversprechend, vor allem der Dreier fiel in den ersten Wochen überraschend gut. Lag darauf in der Offseason der Fokus?
Bonga: Natürlich, aber ich habe auch in den letzten beiden Jahren viel an meinem Wurf gearbeitet. Im Moment schaue ich, dass ich diese Würfe im Rhythmus in Spielsituationen nehmen kann. Da fällt gerade viel rein und ich hoffe, dass dies auch so bleibt. Aber der Wurf ist natürlich nicht das Einzige, woran ich arbeite. Ich versuche auch mein Ballhandling und meine Pässe zu verbessern. Dass der Wurf so gut fällt, ist toll, aber eigentlich auch eher eine Nebensache.
SPOX: Magic Johnson soll ein großer Fan von Ihnen sein und sich besonders für Sie eingesetzt haben. Gibt er Ihnen weiterhin Ratschläge und was ist das für ein Gefühl, wenn Ihr Idol Ihnen dabei hilft, besser zu werden.
Bonga: Magic meinte zu mir, dass auch an ihm viele Leute gezweifelt haben, vor allem ob er mit seiner Größe als Point Guard spielen könne. So etwas gibt dir einfach ein richtig gutes Gefühl, wenn man das Vertrauen von solchen Legenden ausgesprochen bekommt. Er sagt mir immer wieder, dass dies hier ein Prozess ist und ich hart an mir arbeiten soll. So etwas vermittelt mir dann auch das Gefühl, dass ich es mit harter Arbeit in dieser Liga schaffen kann.
SPOX: Welche Rolle spielt eigentlich inzwischen Rajon Rondo in der Lakers-Organisation? Er war zuletzt häufiger bei Ihren Spielen in der G-League anwesend und coachte fleißig mit. Sehen Sie in ihm einen künftigen Coach?
Bonga: Rondo zählt zu den absoluten Wortführern bei uns. Ob er mal ein Coach wird oder nicht, muss man ihn aber wahrscheinlich selbst fragen. Ich kann für meinen Teil aber sagen, dass er immer aushilft. Ich nehme das auch an und suche häufig seinen Rat. Nach meinem ersten Spiel kam er auch gleich auf mich zu und wollte wissen, wie ich mich gefühlt habe. Wenn ein Veteran sich so verhält, ist es auch leichter, auf ihn zuzugehen und ihn dann mit Fragen zu löchern.
Isaac Bonga: Seine Statistiken in der NBA und der G-League
Liga | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Rebounds | Assists | Steals |
NBA | 6 | 3,6 | 1,0 | 25,0 | 0,0 | 0,7 | 0,7 | 0,5 |
G-League | 18 | 27,6 | 11,8 | 44,2 | 39,0 | 5,8 | 2,6 | 1,1 |
SPOX: Auch LeBron James ließ sich schon einige Male in South Bay blicken. Was war das für ein Gefühl, als Sie täglich mit ihm den Court geteilt haben. Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht? Erzählen Sie mal, wie der vielleicht beste Spieler der Welt so tickt.
Bonga: Er ist neben dem Feld einfach ein sehr lustiger Mensch. Wie Rondo geht er auf einen zu, fragt dich, wie du dich fühlst. Auf dem Feld ist er natürlich immer fleißig, sei es im Spiel oder im Training. Das vergisst man dann auch oft bei seiner Qualität. Er arbeitet genauso hart wie alle anderen, ist immer einer der ersten in der Halle und hilft vor allem den Spielern, die wie ich noch recht neu in der Liga sind. Wenn wir Probleme oder Fragen haben, ist er immer für uns da. Gerade für uns Rookies oder neue Spieler aus dem Ausland ist das enorm wichtig, dass wir so einen Leader haben, der uns zeigt, wie es zu laufen hat.
SPOX: Mit Moritz Wagner spielt auch noch ein zweiter Deutscher bei den Lakers. Konnte er Ihnen bei der Eingewöhnung helfen, da er bereits einige Jahre in den Staaten gelebt hat?
Bonga: Das war wirklich einer der größten Zufälle, die passieren konnten, dass Moritz und ich vom gleichen Team gedraftet wurden und wir jetzt tatsächlich zusammenspielen können. Und klar hilft er mir auch, er ist ja ein Mensch, der jede Menge Energie hat. In den ersten Spielen kam er immer wieder auf mich zu und sagte mir, dass ich Vertrauen in mich selbst haben soll. Es ist einfach wichtig, dass man jemanden wie ihn an seiner Seite hat. Moritz ist einfach ein richtig guter Junge. Wir hängen auch oft in unserer Freizeit miteinander ab, das ist schon toll, wenn man in der Fremde einen Landsmann an seiner Seite hat.
SPOX: Hätte man vor ein paar Jahren gesagt, dass gleich zwei Deutsche für die Lakers spielen würden, wäre das wohl unvorstellbar gewesen. Man kann sagen, dass es mit dem deutschen Basketball bergauf geht, oder?
Bonga: Wenn mir das jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich das wahrscheinlich nicht geglaubt. Wir haben jetzt sieben, acht Jungs in der NBA. Das ist mehr als beachtlich, weswegen ich denke, dass wir eine große Zukunft vor uns haben.