Es ist soweit: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag trifft Kawhi Leonard erstmals seit seinem Trade im vergangenen Sommer auf die San Antonio Spurs. Vor dem Duell der Texaner gegen die Toronto Raptors geben wir einen Überblick mit den wichtigsten Stimmen und Fakten zum Spiel.
Kawhi Leonard zurück in San Antonio
Eine der interessantesten Fragen des Abends wird sein, wie die Fans im AT&T Center ihren ehemaligen Superstar empfangen werden. Gibt es Pfiffe für Leonard? Oder doch Applaus? Letzteres ist wohl eher unwahrscheinlich, bedenkt man die merkwürdigen Umstände der Trennung zwischen Kawhi und den Texanern.
Vor der Partie war Spurs-Coach Gregg Popovich allerdings bemüht, das Feuer aus der Begegnung zu nehmen. "Es geht weiter im Leben", erklärte Pop angesprochen auf die Kawhi-Saga im vergangenen Jahr. "Wir können nichts, was in der Vergangenheit passiert ist, rückgängig machen. Ich hoffe, dass [die Fans] jedem mit Anstand und Respekt begegnen. So haben wir das immer in der Vergangenheit gemacht."
Auch Patty Mills verlor kein negatives Wort bezüglich der Rückkehr seines ehemaligen Teamkollegen: "Das wird cool sein, Kawhi und natürlich auch Danny [Green] zurück zu haben. Die zwei Jungs haben uns und der Stadt eine Menge bedeutet."
"Ich hoffe, [die Fans] reagieren genauso gut wie wenn jeder andere Ex-Teamkollege, der zurück in die Stadt kommt", erklärte der Australier weiter. "Er war ein großartiger Teamkollege. Er war für mich ein großartiger Freund und er verdient das."
Und was sagt Kawhi Leonard zu seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte? "Das wird lustig", lautete die simple Einschätzung des 27-Jährigen. "Jeder freut sich auf das Spiel. Solche Dinge machen mich auf lange Sicht nur besser, es wird ein gutes Spiel werden."
Doch auch wenn die Spurs-Fans den neuen Raptors-Star ausbuhen sollten, braucht man sich laut Head Coach Nick Nurse keine Sorgen um die Klaue zu machen. "Er ist generell nicht sehr emotional. Er spricht nicht viel auf dem Parkett. Er macht nichts, außer Basketball spielen", sagte der Coach der Kanadier. "Ich kann mir also vorstellen, dass er gut mit der Situation umgehen wird."
DeMar DeRozan trifft erstmals auf sein Ex-Team
Was bei dem ganzen Trubel um die Rückkehr von Kawhi fast ein wenig in den Hintergrund rückt, ist die Tatsache, dass natürlich auch DeMar DeRozan erstmals seit dem Blockbuster-Trade im vergangenen Sommer auf sein Ex-Team trifft.
Es dürfte allseits bekannt sein, dass der 29-Jährige nicht unbedingt begeistert war, Toronto verlassen zu müssen. Das lag unter anderem auch daran, dass er es mit den Raptors nie in die Finals geschafft hat. "Das war eigentlich mein Plan", sagte DeRozan vor dem Duell mit seinem Ex-Team.
"Ich wollte jeden einzelnen Rekord brechen und der erste sein, der allmögliche Dinge erreicht. Aber manchmal bekommst du im Leben eben nicht die Möglichkeit, die Frau zu heiraten, bei der du das Gefühl hattest, sie wäre die Frau deiner Träume. So ist das nun mal."
Den Schmerz des Trades hat der Shooting Guard also offenbar immer noch nicht komplett verdaut. Allerdings: "Ich habe nicht das Gefühl, dass es ein emotionales Spiel für mich wird." Zwar wisse DeRozan noch nicht so ganz, wie er im ersten Spiel gegen sein Ex-Team reagieren werde, doch ihm scheint die Rückkehr nach Toronto im Februar wohl etwas mehr zu bedeuten.
Spurs vs. Raptors: Ein Top-Duell in der NBA
Doch kommen wir nun zum Sportlichen, denn auch in dieser Hinsicht ist Spurs vs. Raptors ein echter Kracher. In den vergangenen Wochen hat San Antonio einen beeindruckenden Lauf hingelegt, zehn der vergangenen 13 Spielen wurden gewonnen. Nach dem durchwachsenen Saisonstart haben sich die Spurs damit wieder auf einen Playoff-Platz (7) im hart umkämpften Westen durchgeschlagen.
Noch besser läuft es 2018/19 bei den Kanadiern. Toronto liegt mit 28 Siegen (bei 11 Niederlagen) auf dem zweiten Platz der Eastern Conference und haben die meisten Erfolge in der gesamten Association auf dem Konto. Zuletzt gelang den Raptors 5 Siege in den vergangenen 7 Partien, und das obwohl Kyle Lowry (Rücken) und Jonas Valanciunas (gebrochener Daumen) einige dieser Partien verpassten. Auch gegen die Spurs werden die beiden nicht zur Verfügung stehen.
Kawhi Leonard in absoluter Top-Form
Die Klaue kommt mit viel Rückenwind in das Duell mit den Spurs, immerhin zauberte Leonard zuletzt gegen die Jazz ein neues Career-High aufs Parkett. Der Forward führte sein Team mit 45 Punkten (16/22 FG) zum Sieg gegen Utah und bestätigte damit seine derzeit spektakuläre Form.
In insgesamt elf Spielen hat Kawhi in der aktuellen Spielzeit nun mindestens 30 Zähler aufgelegt, zuletzt sogar in drei der vergangenen fünf Partien. In dieser Phase legte er durchschnittlich 32 Punkte und 7 Rebounds bei einer bärenstarken Quote von 52,5 Prozent aus dem Feld auf. "Es ist schön, dass wir live und in Person Zeuge davon sein dürfen", freut sich auch Coach Nurse.
Angesprochen auf Leonards Performance gegen die Jazz kam der 51-Jährige gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: "Er war phänomenal. Ich habe in gewisser Weise auf eine solche Nacht gewartet, in der er alles trifft." Liefert Kawhi gegen die Spurs direkt das nächste Feuerwerk ab?
Offense der San Antonio Spurs kommt ins Rollen
Ein Hauptgrund für den aktuellen Erfolg der Spurs ist die Offense. In den vergangenen zehn Spielen legte das Team von Head Coach Gregg Popovich ein Offensiv-Rating von 117,2 auf - das mit Abstand beste in der gesamten NBA über diesen Zeitraum.
Das System der Spurs scheint zwar etwas altmodisch, am Erfolg ändert das aber ganz offensichtlich herzlich wenig. San Antonio spielt mit einer relativ geringen Pace, nimmt die wenigsten Dreier in der Liga (24,4 Versuche pro Spiel), hat dafür aber die beste Quote von Downtown vorzuweisen (39,7 Prozent).
Außerdem sind die Spurs eine Macht aus der Midrange. Die Texaner drücken am häufigsten aus der Mitteldistanz ab (24,8 Versuche pro Partie) und treffen dabei immerhin gute 41,9 Prozent dieser Versuche (sechstbester Wert in der NBA) - LaMarcus Aldridge und DeRozan machen es möglich.
Spurs vs. Raptors: Bereitet das Popcorn vor!
Sowohl sportlich als auch emotional gesehen verspricht das Duell der Spurs gegen die Raptors also eine Menge. "Das wird definitiv kein Spiel wie jedes andere", versprach Aldridge in Hinblick auf die Kawhi-Rückkehr nach San Antonio. "Gebt mir ein bisschen Popcorn, ich will es unbedingt anschauen. Aber ich werde wohl spielen müssen." Letzteres gilt aber wohl für die wenigsten unter uns. Von daher: Popcorn raus, zurücklehnen und genießen!