So unglaublich es klingen mag, vor dem Spiel wäre diese Begegnung das Matchup zwischen vier und fünf in der ersten Playoff-Runde. Für diesen Showdown fehlte Kyrie Irving erneut wegen Knieproblemen, Terry Rozier rutschte ins Team, während bei den Sixers alle fit waren. Boston versuchte zunächst, die Pace niedrig zu halten und zwang die Gastgeber in viele Halbfeld-Sets. Dabei gelang Philly recht wenig, weil Ben Simmons und Joel Embiid abgemeldet waren.
Doch auch die Celtics hatten einige Probleme mit ihrem Rhythmus, lediglich Marcus Morris streute einige Jumper ein. Aber gegen Ende des Viertels konnte sich Boston erstmals ein wenig absetzen, da Gordon Hayward (2x) und Daniel Theis von Downtown trafen. Durch einige gute Plays von Embiid verkürzten die Sixers aber zum Viertelende zumindest auf 23:28.
Es folgten einige schwächere Minuten beider Teams, vor allem Bostons Offense war schwer genießbar mit zu vielen schlechten Mitteldistanz-Würfen. Bei Philly streute Backup-Guard T.J. McConnell 7 Zähler ein und bekam zudem für diverse Hustle Plays Standing Ovations. Ähnliches galt auch für Jimmy Butler, der die Partie mit einem furiosen Putback-Dunk wieder ausglich. Ein später 8:2-Run der Celtics brachte Boston aber eine 52:46-Halbzeitführung.
Starker Hayward führt Celtics zum Sieg in Philadelphia
Doch die Celtics präsentierten sich zu Beginn des dritten Viertels wieder ähnlich schwach wie in den vergangenen Spielen. Vorne ging nichts, Philly traf die ersten vier Würfe für einen 9:0-Run in 150 Sekunden. Jayson Tatum sorgte dann zwar mit einem elitären Dunk für ein echtes Highlight, doch die Sixers konnten dank Simmons mehr in Transition scoren. Aber die Celtics fingen sich und nach einem weiteren Hayward-Dreier waren die Gäste plötzlich wieder vorne. Butler verkürzte mit dem Buzzer auf 74:77 per Drive.
Philly konnte nun aber keine Stops generieren, doch hielt Anschluss, weil Embiid mit zwei Triples am Stück traf. Boston hatte in kritischen Momenten aber meist die richtige Antwort. Nachdem Butler zwischenzeitlich wieder ausglich, konterten die Gästen mit Dreiern von Tatum und Terry Rozier. Philly gab aber nicht nach, erst traf Simmons mit Foul, dann legte Embiid per And-1 zur Führung nach (103:102).
Es war ein 7:0-Run der Gastgeber, doch Boston fand Hayward in der Ecke für seinen sechsten Dreier. 40 Sekunden vor dem Ende verlor Embiid dann gegen Horford wieder den Spalding, Marcus Smart dunkte im Gegenzug in Transition (104:108). Die Sixers brauchten einen schnellen Score und Butler lieferte per And-1. Horford (23, 8 Rebounds) und Tatum (20 und 10) gaben sich aber keine Blöße mehr an der Linie und tüteten den Auswärtssieg ein.
Der beste Scorer der Celtics hieß aber Hayward (26), der mit sechs verwandelten Dreiern sein Career High einstellte. Daniel Theis speilte knapp 13 Minuten und steuerte 6 Zähler (2/2 FG), 1 Rebound und 2 Assists bei. Für die Sixers waren Butler (22, 7/12 FG) sowie Embiid (23, 9/22 FG, 14 Rebounds) die fleißigsten Punktesammler, dazu erzielten Simmons und Redick je 16 Punkte.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers (36-21) vs. Boston Celtics (36-21) 109:112
- Die Celtics konnten die gefürchtete Transition der Gastgeber gut eindämmen. Im ersten Viertel blieben die Sixers ohne einzigen Punkt im Fastbreak und auch im zweiten Abschnitt brachte nur Jimmy Butler von Downtown Produktion im Gegenangriff. In 24 Minuten verloren die Celtics nur viermal den Ball, die Sixers generierten daraus gerade einmal zwei Punkte.
- Auch die Dreierlinie hatte Boston einigermaßen gut im Griff. J.J. Redick bekam kaum gute Würfe, nur Embiid wurde einige Male (bewusst) offen stehengelassen. Philly nahm in der ersten Halbzeit nur elf Versuche aus der Distanz und versenkte dabei drei. Boston hatte dagegen in Hayward die heiße Hand, er verwandelte drei seiner vier Versuche, als Team kamen die Celtics auf eine Quote von 43 Prozent (6/14).
- Das blieb auch für den Rest des Spiels so. Wenn Boston unter Druck geriet, antworteten sie zumeist mit einem verwandelten Dreier, meist in Person von Hayward. Als Team traf Boston knapp 45 Prozent aus der Distanz.
- Was Philly am Ende möglicherweise den Sieg kostete, waren die neun vergebenen Freiwürfe. Vor allem die drei Fahrkarten von Butler bei zwei verschiedenen Dreierfouls hätte der Forward sicher gerne vergessen gemacht.
- Den Unterschied machte aber die Bank der Celtics, angeführt von Hayward aus. Zwar setzte Coach Stevens im Prinzip auf nur acht Mann (Brad Wanamaker spielte nur sieben Minuten in der ersten Halbzeit), doch Hayward, Theis und Jaylen Brown kamen auf kombiniert 39 Zähler. Die Sixers-Reservisten erzielten dagegen gerade einmal 22 Punkte.
Der Star des Spiels
Gordon Hayward. Solche Vorstellungen des Forward benötigen die Celtics, wenn es in den Playoffs weit gehen soll. Hayward wirkte deutlich spritziger als in den meisten Spielen der Saison und hatte zudem stets einen guten Touch. Seine Dreier kamen meist zu extrem wichtigen Zeitpunkten, so auch rund zwei Minuten vor Schluss, als Philly nach zwei And-1s scheinbar wieder das Momentum hatte. Ebenfalls erfreulich: Sein Drive wirkte entschlossener und es schien, als würde er nicht vor Kontakt zurückschrecken.
Der Flop des Spiels
Tobias Harris. Nach einem ordentlichen Start tauchte die Neuerwerbung der Sixers in der zweiten Halbzeit komplett ab und konnte nichts mehr beitragen. Gegen Ende verweigerte er auch den offenen Wurf. Verwarf seine sechs Triples und hatte defensiv gegen Morris so seine Probleme. Es wurden 10 Punkte (4/13 FG) und immerhin 8 Rebounds für den Forward in gut 34 Minuten notiert.
Coaching Move des Spiels
Wo würde Coach Brad Stevens Terry Rozier verstecken gegen das große Lineup der Sixers? Die Antwort war etwas überraschend Butler und nicht etwa Redick. Der nutzte seine Länge gegen den kleinen Celtics-Guard oft geschickt aus und war so neben Simmons der effizienteste Scorer. Auch interessant: Boban Marjanovic erhielt alle Backup-Minuten von Embiid, während Jonah Bolden wieder ein DNP kassierte. Gleiches galt auch für Neuzugang James Ennis.