Mit dem Rücken zur Wand blieben die Jazz bei ihrer Strategie aus Game 3, Jae Crowder startete also erneut statt Derrick Favors auf Power Forward, um mehr Geschwindigkeit und Shooting auf den Court zu bekommen. Die Rockets blieben erwartungsgemäß ebenfalls unverändert bei dem Versuch, die Serie bei der ersten Gelegenheit zu beenden.
Zunächst machte Utah den etwas besseren Eindruck, wobei Crowder 12 (!) der ersten 14 Punkte erzielte, allerdings waren auch die Rockets-Schützen gut drauf - nach sechs Minuten hatten beide Teams schon jeweils vier Dreier erzielt. Im Anschluss forcierte die Jazz-Defense jedoch mehrere Rockets-Turnover, bei noch 4:38 Minuten auf der Uhr hatte Utah seine bisher höchste Führung in der gesamten Serie (26:16). Diese wuchs bis auf 14 Punkte an, weil nun Ricky Rubio immer wieder erfolgreich den Korb attackierte. Als der Spanier auf die Bank ging, kühlte sein Team aber sofort merklich ab, während Chris Paul auf der anderen Seite die Kontrolle übernahm - nach einem Viertel hieß es 32:24 für die Jazz.
Dieser Vorsprung blieb bestehen, weil Utahs Offense zwar nicht ganz so heiß blieb, die Defense dafür aber elitär war - Houston kam nur durch Einzelaktionen an Punkte und konnte zunächst kaum einen Rhythmus etablieren. Erst kurz vor der Pause legten die Gäste dank Harden einen kleinen Run hin, dennoch ging es mit 53:47 für die Jazz in die Halbzeit.
Donovan Mitchell rettet die Jazz im letzten Viertel
Nach der Pause wurden die Jazz vom immer schwächer werdenden Shooting recht schnell eingeholt. Nachdem Utah mit 1/7 FG eröffnete, holte Harden an der Freiwurflinie erstmals seit den Anfangsminuten wieder die Führung für Houston zurück. Während Gobert sein viertes Foul kassierte, schossen Harden und Eric Gordon nun alle Lichter aus und waren kaum noch zu bremsen, allerdings trat auch Donovan Mitchell erstmals konsequent als Scorer auf. Nach einem wilden CP3-Layup vor der Sirene ging es mit 79:76 für Houston ins letzte Viertel.
Mit der Saison auf des Messers Schneide schlugen die Jazz nun noch einmal zurück und eroberten dank Mitchell und Rubio die Führung zurück. Back-to-Back-Dreier von Mitchell brachten Utah neun Minuten vor Schluss sogar mit 11 in Front. Und diesmal konnten sie die Führung behaupten. Wann immer Houston etwas Momentum generieren wollte, schlug Mitchell fast sofort wieder zurück - 19 seiner 31 Punkte erzielte der 22-Jährige im letzten Viertel!
Mitchell legte dabei im letzten Viertel wesentlich mehr Punkte auf als Houston (12) und beendete das Spiel als Topscorer, zudem scorten bei Utah Crowder (23) und Rubio (18, dazu 11 Assists) auffällig. Favors (12 Punkte, 11 Rebounds) und O'Neale (11 und 11) lieferten von der Bank jeweils Double-Doubles ab. Bei den Rockets kam Harden auf 30 Punkte und 8 Turnover, Paul lieferte 23 und Gordon 16 Punkte ab.
Die Jazz konnten somit die Eliminierung verhindern. Spiel 5 der Serie findet in der Nacht auf Donnerstag in Houston statt.
Die wichtigsten Statistiken
Utah Jazz (5) vs. Houston Rockets (4) 107:91 (BOXSCORE), Serie: 1-3
- Vor der Partie hatte Jazz-Coach Quin Snyder betont, dass sein Team sich in der Serie die richtigen Würfe erarbeitet, diese aber eben nicht getroffen habe. Auch in Spiel 4 spielte Utah offene Würfe heraus, der Unterschied war jedoch, dass sie diesmal zunächst saßen. Die vier Dreier in der Anfangsphase eröffneten wiederum Räume speziell für Rubio, der mit seiner Penetration hauptverantwortlich für die 14 Zonenpunkte der Jazz im ersten Viertel war. Mit der Herrlichkeit von Downtown war es danach aber schnell wieder vorbei: Nachdem die Jazz vier der ersten sechs Dreier trafen, waren es danach nur noch 7 von 29.
- Auf der anderen Seite zeigte Gobert defensiv seine ganze Klasse. Bei gefühlt jedem Durchstecker-Versuch auf Capela bekam der Franzose eine Hand an den Ball, in Ringnähe trafen die Rockets kaum einen Wurf. Viele der 15 Rockets-Turnover kamen zustande, weil die Rockets aus Respekt vor Gobert Notpässe spielen mussten, die von den hochkonzentrierten Wings wie Crowder abgefangen oder abgefälscht wurden. Auch die "Floater-Lobs" in Richtung Capela waren in dieser Partie keine Waffe.
- Das Plus an Aggressivität bei den Jazz zeigte sich auch bei den Freiwürfen - die Jazz gingen in Halbzeit eins 18-mal an die Freiwurflinie, womit sie über ihre eigentlich schwachen Quoten (42,5 Prozent FG, 26,7 Prozent 3FG) hinwegtäuschen konnten. Die Rockets wiederum lebten in Halbzeit eins fast nur von der guten Dreierquote (9/21 3FG), aus dem Zweipunkteland ging wenig (6/21). An diesem Bild sollte sich nicht viel ändern, auch wenn die Rockets zumindest bei den Freiwürfen beinahe mit Utah gleichziehen konnten (24:26 Freiwürfe).
- Eigentlich sprach letztendlich fast alles für einen Sieg der Jazz, die in diversen Kategorien die Nase vorn hatten. In einer zentralen jedoch nicht: Houston traf lange unheimlich gut von draußen, bis sich das Blatt im letzten Viertel wendete und sie ihre letzten 14 (!) Dreier in Folge daneben setzten. Zuvor war der Dreier das größte Plus und hätte beinahe gereicht (insgesamt 17/46 3FG).
Utah Jazz vs. Houston Rockets: Die Stimmen zum Spiel
Donovan Mitchell (Jazz): "Es kann nicht immer alles perfekt laufen, aber es bedeutet mir die Welt, Mitspieler zu haben, die einem bei allen Aufs und Abs den Rücken stärken."
James Harden (Rockets): "Wir wollten es heute beenden und hatten ein paar gute Gelegenheiten, aber sie haben die richtigen Plays gemacht, und wir im letzten Viertel nicht mehr. Wir bekommen die Möglichkeit, nach Hause zu fahren und es vor unseren Fans besser zu machen."
Der Star des Spiels
Donovan Mitchell. Über beinahe drei Viertel schien der eher passive Sophomore auf dem Weg zum Flop des Spiels zu sein, doch in der Schlussphase riss Mitchell die Partei auf beeindruckende Weise an sich. Beeindruckend, wie furchtlos er das Duell annahm und die Rockets am Ende fast im Alleingang erledigte! Dazu: Auch wenn sein Boxscore das nicht reflektierte, spielte Gobert defensiv eine nahezu perfekte Partie.
Der Flop des Spiels
Clint Capela. Der Schweizer war in dieser Partie zu keinem Zeitpunkt in der Lage, die Jazz vom offensiven Brett fernzuhalten (16 Boards) und wirkte körperlich immer wieder unterlegen. Vorne nicht mit dem gewohnt guten Timing und überhaupt kein Faktor (1/6 FG). Auch die Bank, die insgesamt jämmerliche 5 Punkte produzierte, lässt sich hier sicherlich hervorheben.
Coaching Move des Spiels
Eigentlich veränderten die Jazz ihr Schema gegen Harden nicht wahnsinnig stark, sie setzten es aber viel besser und konsequenter um als in den vorigen Partien. Die verschiedenen Bewacher machten fast immer konsequent die linke Seite zu (vor allem O'Neale machte dies großartig) und Hilfe kam fast immer, mit wenigen Ausnahmen wurden dann aber auch die folgenden Rotationen richtig umgesetzt, sodass Houston gerade im letzten Viertel kaum noch an gute Würfe kam. Gobert und auch Favors blieben derweil fast immer in Ringnähe und "warteten" auf den MVP, ohne diesmal aber Lobs an Capela preiszugeben. Harden konnte gegen diese Defense zwar scoren, als Passgeber trat er aber viel weniger in Erscheinung als zuletzt.