Was für eine kuriose Partie: Obwohl die San Antonio Spurs historisch schwach beginnen, klauen sie den Denver Nuggets am Ende beinahe noch den Sieg. Doch ein toller Wurf von Jamal Murray entscheidet Spiel 7 mit 90:86 und führt Denver damit in die Conference Semifinals - auch, weil die Spurs am Ende anscheinend im Kollektiv den Spielstand vergessen!
Beide Coaches hatten für das entscheidende Spiel alle Akteure zur Verfügung und blieben bei den gewohnten Starting Fives. Auch die Enttäuschung in Spiel 6 brachte Mike Malone also nicht davon ab, auf seinen Gameplan zu vertrauen.
Die ersten fünf Minuten gaben ihm Recht. Getragen vom lauten Publikum im Pepsi Center verteidigten die Nuggets bärenstark und erzwangen schlechte Würfe der Spurs, während Nikola Jokic vorne zauberte und 6 frühe Punkte erzielte - beim Stand von 10:2 nahm Gregg Popovich seine erste Auszeit, doch es wurde danach nicht besser. San Antonios Offense startete fürchterlich, es brauchte über zehn Minuten, bis die Spurs ebenso viele Punkte erzielt hatten. Lediglich Rudy Gay rettete sein Team in diesem Durchgang mit 9 Punkten (23:13 für Denver).
Auch die Nuggets-Offensive produzierte allerdings schwach, weil Denver einfach keine offenen Würfe traf, auch im zweiten Viertel. 7:31 Minuten vor der Pause erzielte Bryn Forbes das zweite Field Goal eines Spurs-Starters (zu diesem Zeitpunkt 2/21 FG!), die Gäste lagen trotzdem bloß mit 11 Punkten hinten. Das Spiel blieb ein unglaubliches Backstein-Festival, einzig Jokic kam einigermaßen konstant an Punkte, absetzen konnte sich Denver aber nie. Zur Pause betrug die Führung 47:34, nachdem Mason Plumlee einen Fehlwurf von Monte Morris kurz vor der Sirene durch die Reuse drückte.
Nuggets überstehen irre Schlussphase dank Jamal Murray
Nach der Pause nahm das Spiel auf beiden Seiten ein wenig an Fahrt auf, gerade Jamal Murray schaltete sich nun mehr ins Geschehen ein. Als dann auch Gary Harris auftaute, ging Denver erstmals mit +17 in Führung, doch erneut war es Gay, der die Spurs irgendwie im Spiel hielt, und auch DeMar DeRozan traf nun erstmals ein paar Würfe. Vor dem letzten Viertel blieb die Tür offen, mit 72:61 für Denver ging es in den Schlussabschnitt.
Hier robbten sich die Spurs weiter langsam heran. Als Gay auf 6 verkürzte, war die Nervosität in der Halle mehr und mehr spürbar, zumal Jokic nichts mehr traf und defensiv permanent im Pick'n'Roll attackiert wurde. 1:16 Minuten vor Schluss ging DeRozan an die Freiwurflinie, traf aber nur einen und verkürzte damit auf 84:88. Bei 52,2 Sekunden dunkte Forbes zum 86:88, doch dann traf Murray auf der Gegenseite einen irren Runner und DeRozan verfehlte, den Rebound schnappte sich Jokic bei noch 25,6 Sekunden auf der Uhr. Die Spurs foulten aber nicht mehr und nahmen sich so selbst die Chance, das Spiel noch zu gewinnen, während Popovich an der Seitenlinie aus allen Wolken fiel.
Die Nuggets erreichten am Ende also trotz allem Gezitter die zweite Runde, wobei Jokic ein Triple-Double auflegte (21 Punkte, 15 Rebounds, 10 Assists, 9/26 FG) und Murray 23 Punkte erzielte. Bei den Spurs kam Gay auf 21 Punkte, DeRozan (7/21 FG) und Forbes erzielten jeweils 19. Aldridge beendete die Partie mit einem Double-Double (16 und 11 Rebounds), Jakob Pöltl kam in 18 Minuten auf 2 Punkte und 8 Rebounds.
Für die Nuggets geht es nun in den Conference Semifinals gegen die Portland Trail Blazers weiter. Spiel 1 der Serie findet in der Nacht auf Dienstag ebenfalls in Denver statt.
Die wichtigsten Statistiken
Denver Nuggets (2) vs. San Antonio Spurs (7) 90:86 (BOXSCORE), Serie: 4-3
- Das erste Viertel war wahrlich kein Leckerbissen. Während die Spurs gegen die starke Defense der Nuggets vorerst gar kein Mittel hatten (5/24 FG), erspielten sich die Nuggets eigentlich gute Würfe, trafen diese aber auch nicht hochprozentig (8/23 FG). Teilweise war ihnen die Game 7-Nervosität anzusehen, als sie fünf bisweilen komplett unnötige Turnover fabrizierten. Nach den gezeigten Leistungen war es eigentlich ein Witz, dass San Antonio nach einem Viertel nur mit 10 Zählern hinten lag. Dies zog sich aber über die gesamte Partie.
- Abgesehen vom starken Gay hatten die Spurs offensiv zunächst genau ein Mittel: Sie gingen regelmäßig an die Freiwurflinie, und sie nutzten ihre Chancen (13/13 FT in Halbzeit eins). Aus dem Feld trafen sie 22,7 Prozent, von der Dreierlinie 10 Prozent. Immerhin knackten sie zehn Field Goals in der ersten Hälfte, gerade so. Im dritten Viertel machten sie es dann viel besser (11 Field Goals, 52,4 Prozent FG), trotzdem blieben die Gesamt-Quoten ziemlich verheerend (36,5 aus dem Feld, 26,1 von der Dreierlinie).
- Auch die Nuggets produzierten jede Menge Backsteine, gerade vom Perimeter (2/20 3FG!). Im Gegensatz zu den Spurs stimmte bei ihnen aber das ganze Spiel über der Einsatz, was sich beispielsweise bei der Rebound-Überlegenheit zeigte (53:45). Zudem forcierten sie mehr den Weg zum Korb und erzielten 56:44 Zonenpunkte, während San Antonio viel zu lange immer wieder aus der Mitteldistanz draufhielt, dabei aber keinen Erfolg hatte. Insgesamt gewann Denver also verdient, obwohl der Sieg mitnichten souverän war.
Der Star des Spiels
Jamal Murray. Da Jokic das erste Triple-Double in einem Game 7 seit LeBron James (Finals 2016) auflegte, könnte man auch ihn hier aufzählen, tatsächlich spielte der Serbe aber eine ziemlich schwache zweite Hälfte und wurde von Aldridge abgemeldet (und auf der anderen Seite permanent attackiert). Dafür war Murray zur Stelle, der in Halbzeit eins noch sehr unauffällig agiert hatte, in der Schlussphase aber die wichtigsten Würfe versenkte.
Der Flop des Spiels
Fehlwürfe, Turnover, sämtliche Fehler - alles möglich. Dass aber ALLE Spurs es in den letzten Sekunden versäumten, die Uhr per Foul anzuhalten, ist vollkommen unentschuldbar und unverständlich. Es war laut in der Halle, sodass man vielleicht Anweisungen von der Seitenlinie nicht hören konnte, aber den Spielstand und die Uhr sollte jeder Spieler auf dem Schirm haben. Kurios, dass ausgerechnet das erfahrene Team sich so einen unfassbaren Schnitzer erlaubte.
Coaching Move des Spiels
Nachdem Aldridge die Nuggets in Spiel 6 noch so frustriert hatte, wollte Malone den Big Man dieses Mal unter jeden Umständen kaltstellen. Aus diesem Grund ignorierten die Nuggets sowohl White als auch DeRozan am Perimeter komplett, wenn sie nicht den Ball hatten, um LMA jederzeit doppeln zu können. Popovich reagierte ganz früh im dritten Viertel mit der doppelten Einwechslung von Gay und Mills, um Aldridge mehr Platz zu verschaffen. In der Folge löste sich die Verstopfung in der Offense endlich ein wenig.