Beide Teams gingen mit den gewohnten Starting Fives in die Partie, Joel Embiid stand den Sixers also trotz Knieproblemen zur Verfügung und kündigte vor der Partie auch an, dass er in dieser Serie mehr spielen wolle als in der Erstrundenserie gegen Brooklyn. Sein Duell gegen Marc Gasol wurde vor der Serie als eins der Schlüssel-Matchups zwischen beiden Teams ausgemacht.
Die ersten Minuten gehörten aber den Raptors-Forwards. Kawhi Leonard erzielte 6 frühe Punkte und nachdem Kyle Lowry Pascal Siakam per Lob in Transition einsetzte, hatte Toronto 9 Punkte in Folge erzielt, Sixers-Coach Brett Brown nahm bei 7:11 seine erste Auszeit. Es half jedoch nichts. Die Raptors spielten sich in einen Rausch und trafen dank ihrer beiden Forwards 13 (!) Würfe in Folge - folglich setzte sich Toronto schnell mit bis zu 14 Punkten ab. Nach Embiids Rückkehr auf den Court konnte Philly bis zum Viertelende immerhin auf 31:39 verkürzen.
Zum Start des zweiten Viertels kamen die Sixers sogar bis auf 1 Punkt ran, da Philly nun etwas leichter an Punkte kam. Mit der Rückkehr von Kawhi ging es aber direkt wieder in die andere Richtung, Toronto ging wieder auf +10 weg und Kawhi hatte schon drei Minuten vor der Pause 25 Punkte, ein persönliches Career High für jede Playoff-Hälfte. Zur Halbzeit waren es 27 (Siakam: 22) und die Raptors führten mit 61:52.
Kawhi Leonard und Pascal Siakam erledigen die Sixers
Nachdem J.J. Redick in Halbzeit eins gar kein Faktor gewesen war, streute der Edel-Shooter für die Sixers zu Beginn von Halbzeit zwei vier Triples ein - innerhalb von nur dreieinhalb Minuten! Eine Minute später kassierte Redick indes ein Technical, nachdem er sich über einen fehlenden Call nach Ellbogen-Einsatz von Danny Green aufregte. Philly kam bis auf 4 ran, doch der nächste 10:0-Run Torontos folgte prompt. In der Folge hielten die Raptors ihre Führung zweistellig, ins letzte Viertel ging es mit 92:81 für Toronto, nachdem die Sixers in den letzten 0,3 Sekunden noch 4 Punkte erzielten, als Simmons ein And-1 nicht komplettierte, dafür aber Embiid den Rebound mitsamt Freiwürfen einsammeln konnte.
Danach kamen die Sixers auch gegen das Bank-Lineup der Raptors nicht näher ran, dann stellte Leonard mit 5 weiteren Punkten auf +18. In der Folge ging Embiid auf die Bank und kehrte auch nicht mehr zurück - die Raptors ließen nichts mehr anbrennen.
Topscorer der Partie war Leonard, der beeindruckend effiziente 45 Zähler (16/23 FG, dazu 11 Rebounds) auflegte und damit ein Career-High in den Playoffs aufstellte, genau wie Siakam (29, 12/15). Bei den Sixers scorte die gesamte Starting Five sowie James Ennis von der Bank zweistellig, Redick war Topscorer mit 17, während Tobias Harris ein Double-Double erzielte (14, dazu 15 Rebounds).
Spiel 2 der Serie findet in der Nacht auf Dienstag ebenfalls in Toronto statt.
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors (2) vs. Philadelphia 76ers (3) 108:95 (BOXSCORE), Serie: 1-0
- Die Offense der Raptors hätte im ersten Viertel kaum besser laufen können, obwohl nicht alle Würfe offen oder einfach waren - aber Siakam und Leonard trafen eben auch mit Hand im Gesicht. Die beiden Forwards erzielten je 17 Punkte im ersten Durchgang (beide 7/9 FG) und damit zusammen mehr Punkte als das gesamte Sixers-Team. Toronto traf in den ersten zwölf Minuten 72,7 Prozent aus dem Feld! Dass Philly nur mit 8 zurücklag, grenzte fast an ein Wunder, aber auch die Sixers trafen schwere Würfe (61,9 Prozent FG).
- Mit der Zeit normalisierten sich die Quoten etwas. Toronto blieb effektiver, die Sixers hatten aber die Trumpfkarte Offensiv-Rebounds: Da sich Philly viele zweite Chancen erarbeite (13 Offensiv-Rebounds), nahmen die Gäste insgesamt 89 Würfe, während die Raptors nur auf 79 kamen. Das Rebound-Duell ging generell deutlich an Philadelphia (47:40).
- Obwohl die Raptors bei einigen Possessions herausragend verteidigten, offenbarten sie auch einige Schwächen: Beispielsweise ließen sie Simmons auch nach eigenen Korberfolgen manchmal in Semi-Transition durchkommen, dazu verloren sie Redick Anfang des dritten Viertels einige Male aus den Augen. Durch die vielen Turnover (14) nahm sich Philly allerdings selbst immer wieder die Chance, in Führung zu gehen.
- Die Schlagzeilen gehörten Leonard und Siakam, auch Lowry und Gasol zeigten allerdings perfekte "Lowry und Gasol"-Spiele: Kaum auffällig im Boxscore, aber unheimlich wichtig auf dem Platz. Lowry (+25) nahm mehrere Charges an und hielt die Offense auch in den Minuten ohne Kawhi am Laufen, Gasol spielte defensiv nahezu perfekt. Nicht aus Zufall hatte der Spanier den höchsten Plus/Minus-Wert aller Spieler (+29).
Raptors vs. Sixers: Die Stimmen zum Spiel
Kyle Lowry (Raptors): "Kawhi war einfach in the zone. Er hätte wahrscheinlich sogar noch mehr Punkte machen können, aber er hat auch darauf geachtet, uns anderen ein paar Würfe aufzulegen."
J.J. Redick (76ers) über Leonard: "Er ist ein spektakulärer Spieler. Er ist einer der besten der Liga, wenn es darum geht, seinen eigenen Wurf zu kreieren und schwere Würfe zu treffen. Wir müssen offensichtlich herausfinden, wie wir mit ihm und Siakam umgehen können."
Der Star des Spiels
Kawhi Leonard. Für genau diese Situationen haben die Raptors die Klaue die gesamte Saison über seine Load managen lassen. Defensiv wie offensiv sah Leonard in dieser Partie mit großem Abstand wie der beste Spieler der Serie aus. Auf seine physische Stärke gepaart mit dem Wurf und der Fußarbeit hatten die Sixers keine Antwort, gerade Butler wirkte hilflos. Dass sie es kaum mit Double-Teams versuchten, um Kawhi mehr zum Passer zu machen, überraschte allerdings auch ein wenig.
Der Flop des Spiels
Joel Embiid. Der Kameruner war kein Totalausfall oder dergleichen, die Minuten mit ihm waren für Philly sogar leicht positiv (+4). Aber: Die Sixers brauchen viel mehr von Embiid, wenn sie diese Serie gewinnen wollen, auch wenn das Knie immer noch wehtut. Gerade Gasol verteidigte den All-Star herausragend, aber auch gegen Ibaka konnte er nicht richtig dominieren (insgesamt 16 Punkte, 5/18 FG). Und defensiv nutzten die Raptors seinen Unwillen, gegen Shooter rauszukommen, einige Male effektiv aus.
Coaching Move des Spiels
Nick Nurse blieb bei seiner gewöhnlichen Rotation und ließ Lowry und Siakam sowie drei Bankspieler auf dem Court, er matchte also nicht die Minuten von Gasol und Embiid. Dieser hatte dadurch zwar klare Größenvorteile gegen Ibaka, trotzdem war ersichtlich, was Nurse erreichen wollte: Mit dem kleinen Lineup sollte mehr gerannt werden, um Embiid müde zu machen. Das gelang recht gut, Embiid konnte die hohe Pace nur rund drei Minuten mitgehen, bevor er auf die Bank musste. Gegen einen komplett fitten Embiid käme man wohl nicht mit diesen Lineups durch, aber so war es zumindest einen Versuch wert, und Embiid bekam trotzdem nicht viele Post-Touches - es wird interessant zu sehen, welche Rolle Ibaka im weiteren Lauf der Serie spielen wird.