Warriors-Coach Steve Kerr reagierte mit einer veränderten Starting Five auf die Niederlage in Spiel 5: Statt Andrew Bogut wurde Shaun Livingston ins Starting Lineup hineinbeordert, um mehr Tempo auf den Court zu bekommen. Die Clippers blieben ihrerseits bei ihrem kleinen Lineup mit JaMychal Green auf der Fünf.
In den ersten Minuten erinnerte vieles an Spiel 5. Die Clippers forcierten ihren Weg zum Korb, während die Dubs nur durch Einzelaktionen von Kevin Durant sowie Putbacks von Draymond Green an Punkte kamen - bei 8:13 nahm Kerr seine Auszeit unter lautem Applaus vom Publikum in L.A. Intensität hatte bis dahin nur Green auf den Court gebracht, im Anschluss legten aber auch die restlichen Dubs in der Defense einen Zahn zu, bis ein Dreier von Stephen Curry sie 24:23 erstmals in Führung brachte.
Der brandheiße Durant setzte den Run dann nahtlos fort, nach einem 8:18-Rückstand beendeten die Warriors das Viertel mit einem 27:13-"Lauf", bei dem KD 15 Punkte verzeichnete. Gegen Ende des Viertels musste Curry in die Kabine, um untersucht zu werden. Curry war zuvor Landry Shamet versehentlich auf den Fuß getreten und dabei umgeknickt.
Kevin Durant spielt eine Halbzeit für die Ewigkeit
Im zweiten Viertel blieb es dabei: Die Clippers hatten keine Antwort auf Durant, der einen schwierigen Wurf nach dem anderen traf und immer wieder isoliert wurde. Andere Ideen hatten die Dubs nicht, aber es spielte keine Rolle - der zweimalige Finals-MVP spielte wie von Sinnen. Bis zur Pause bauten die Dubs ihre Führung auf 72:53 aus, Durant verzeichnete 38 (!) der Warriors-Punkte.
Nach der Pause demonstrierten die Clippers wieder ihren Kampfgeist und eröffneten das dritte Viertel mit einem 14:4-Run, auf den Durant mit seinen Dreiern fünf und sechs antwortete. Kerr brachte Iguodala und damit die "Hamptons 5", die schnell wieder auf +18 schaltete. Im Lauf des Viertels übernahmen die Warriors dann endgültig die Kontrolle und bauten die Führung auf 102:78 aus - die Entscheidung war da natürlich eigentlich gefallen.
Das interessierte die Clippers nur nicht. Nach einem 9:1-Run waren es sieben Minuten vor Schluss auf einmal doch nur noch 14 Punkte und die Halle wurde wieder laut, ehe Durant per And-1 antwortete. Einmal waren es noch 13, Green holte sich zudem ein Technical ab, aber näher ließen Curry und Durant die Clippers nicht mehr herankommen. 2:25 Minuten vor dem Ende nahm Doc Rivers seine besten Spieler bei -19 unter Standing Ovations vom Court.
Durant beendete die Partie mit 50 Punkten (15/26 FG, 6/14 3FG, 14/15 FT), seinem zweiten Playoff-Career-High innerhalb von 48 Stunden. Green kam auf ein Triple-Double (16 Punkte, 14 Rebounds und 10 Assists, dazu 4 Blocks), während Curry 24 und Iguodala 15 Punkte einstreuten. Bei den Clippers legte Danilo Gallinari 29 Punkte auf, Shai Gilgeous-Alexander kam auf 22 und Patrick Beverley auf 11, kombiniert mit 14 Rebounds und 7 Assists. Montrezl Harrell erzielte 10 Punkte.
Die Warriors treffen in der zweiten Playoff-Runde nun auf die Houston Rockets. Spiel 1 findet am Sonntagabend um 21.30 Uhr deutscher Zeit in der Oracle Arena statt - das Spektakel gibt es kostenlos im Livestream auf SPOX zu sehen.
Die wichtigsten Statistiken
L.A. Clippers (8) vs. Golden State Warriors (1) 110:129 (BOXSCORE), Serie: 2-4
- Schon in Spiel 5 war Durant mit großem Abstand die beste Offensiv-Option der Warriors. In Spiel 6 setzte sich das nahtlos fort: Nach einem Viertel hatte KD 6/9 Field Goals getroffen, die restlichen Warriors standen bei 9/24 FG. Mitte des zweiten Viertels hatte er mehr Field Goals erzielt (10) als das restliche Team (9). Zum ersten Mal in seiner Karriere knackte er 30 Punkte in einer Playoff-Halbzeit, und das schon nach 15 Minuten Spielzeit. Seine 38 Punkte bedeuteten Platz 2 All-Time, nur Sleepy Floyd hat jemals mehr Punkte in einer Playoff-Halbzeit erzielt (39).
- KD hat 133 Playoff-Spiele absolviert, aber nie mehr Punkte geholt als in Spiel 5 (45) und nun 6 (50) in dieser Serie! Back-to-Back 45-Punkte-Spiele in den Playoffs sind selten. In den letzten 35 Jahren hatten dies nur Michael Jordan, Kobe Bryant und (vergangene Saison) Russell Westbrook geschafft. Nun hat sich KD dem Trio angeschlossen.
- Defensiv gab der ebenfalls überragende Green gemeinsam mit Thompson und auch dem zehn Jahre jünger wirkenden Iguodala den Ton an. Bisweilen verteidigten die Dubs intensiv wie zu besten Zeiten, beispielsweise zu Beginn des dritten Viertels, als sie back-to-back Shotclock-Violations der Clippers provozierten, indem sie jede Rotation perfekt liefen und enormen Druck auf den Ball ausübten. Insgesamt forcierten die Dubs 14 Clippers-Turnover, die den Gastgebern - in Kombination mit Durants Brillanz - das Genick brachen, zumal Golden State 23 Punkte daraus generierte.
- Dass die Clippers lange einigermaßen im Spiel blieben, lag ausschließlich an der Starting Five, insbesondere Gallinari. Von der sonst so überragenden Bank war dagegen fast nichts zu sehen. 12 Punkte in Halbzeit eins waren definitiv zu wenig, allerdings konzentrierten sich die Dubs auch sehr viel stärker auf Williams und Harrell (siehe unten). Dank Iguodala ging das Bank-Duell nur mit 31:28 an die Clippers, so eng sollte diese Angelegenheit nie und nimmer ablaufen.
Clippers vs. Warriors: Die Stimmen zum Spiel
Steve Kerr (Head Coach Warriors) über Durant: "Das war eine der besten Leistungen, die ich jemals gesehen habe. Und ich habe ein paar ziemlich gute Leistungen gesehen. Er ist die ultimative Waffe, weil es keine Defense für ihn gibt."
Doc Rivers (Head Coach Clippers): "Ich bin unheimlich stolz auf dieses Team ... das waren die Boston Celtics der Saison 2007/08, aber ohne Kevin Garnett, Ray Allen, Paul Pierce und Rajon Rondo. Sie haben mit genauso viel Herz gespielt."
Der Star des Spiels
Kevin Durant. Siehe oben. Wenn man KD irgendetwas vorwerfen möchte, dann vielleicht, dass er in Halbzeit zwei nicht auf weitere Scoring-Rekorde gegangen ist - sie wären wohl möglich gewesen. Stattdessen traf Durant die richtigen Entscheidungen und spielte ab, wenn er gedoppelt oder getrippelt wurde. So kamen dann alle anderen Warriors an ihre Punkte. Eine All-Time Performance!
Der Flop des Spiels
Lou Williams. Der Sixth Man wurde für seine Leistungen in dieser Saison zurecht oft hervorgehoben, im wichtigsten Spiel der Saison ging Sweet Lou aber die Puste aus. Gegen den verstärkten Druck der Warriors konnte sich Williams überhaupt nicht mehr behaupten und traf insgesamt nur drei seiner 21 Würfe. Auch war er nicht in die Lage, Harrell und die anderen Bankspieler wie gewohnt gut einzusetzen.
Coaching Move des Spiels
Die Hereinnahme von Livingston in die Starting Five mag etwas überrascht haben, da der Guard in der Serie bisher kaum ein Faktor war und Iguodala ja schon oft als Notfall-Starter in den wichtigsten Situationen reingeholt wurde. Es war aber auch eine Reaktion auf die Spielweise der Clippers: Iguodala (und Kevon Looney) wurden von Kerr quasi als Antwort auf Williams und Harrell eingewechselt. Das gesamte Team versuchte alles, um das so gefährliche Pick'n'Roll der beiden Clippers-Reservisten einzuschränken, teilweise mit vier Verteidigern. Das war der Schlüssel - beide waren überhaupt kein Faktor in dieser Partie.