Die Philadelphia 76ers haben dank eines historischen dritten Viertels die Serie mit den Brooklyn Nets ausgeglichen und einen 145:123-Erfolg eingefahren. 51 Punkte erzielten die Gastgeber dabei alleine im dritten Viertel, was den in der ersten Halbzeit erneut tapferen Nets das Genick brach.
In Spiel 1 hagelte es noch Pfiffe für Ben Simmons, zu Beginn der zweiten Partie sahen die Fans einen deutlich aggressiveren Australier, der schon nach fünf Minuten 7 Punkte auf dem Konto hatte und auch D'Angelo Russell hautnah checkte, teils zu nah, wie ein Four-Point-Play des Nets-Guard zeigte. Kollege Spencer Dinwiddie machte es Russell nach und so hatten die Nets den ersten Ansturm einigermaßen überlebt (24:21).
Die Sixers liefen in dieser Phase viel über Boban Marjanovic, der acht schnelle Punkte einstreute. Joel Embiid, der weiterhin nicht wirklich fit wirkte, blieb im ersten Viertel ohne Wurfversuch, dennoch führten die Gastgeber mit 34:28. Was die Nets auch in der Folge im Spiel hielt, waren vor allem die Dreier, in Ringnähe ging dagegen wenig. Da Brooklyn aber Philly nicht stoppen konnte, blieben die Gäste trotzdem das komplette Viertel hinten.
Aufregung gab es dann 35 Sekunden vor der Halbzeit, als Embiid bei einem Spin-Move Jarrett Allen den Ellenbogen mit voller Wucht ins Gesicht rammte. Der Sixers-Center hatte Glück, dass er dabei mit einem Flagrant-1 davon kam und nicht etwa ejected wurde. So ging es mit 65:64 in die Halbzeit, obwohl die Sixers zwischenzeitlich mit 13 Zählern in Front lagen.
51 Punkte im Viertel! Sixers stellen Playoff-Rekord ein
Einer wollte dies im Alleingang korrigieren und das war Embiid, der die ersten sieben Punkte der zweiten Halbzeit verbuchte. Es sollte nur der Anfang sein, in nur vier Minuten legten die Sixers einen 21:2-Lauf hin, erst dann erholten sich die Gäste ein wenig. Nets-Coach Atkinson verzichtete nun wieder auf einen echten Center, was zumindest der Offense half.
Es fehlten aber die Stops, Philly traf sogar nun Dreier, weswegen das Spiel im Prinzip schon vor dem Schlussabschnitt entschieden war und Philly bereits satte 116 Punkte erzielt hatte. Durch einen späten Dunk von Mike Scott war das ein 51-Punkte-Viertel (Einstellung Playoff-Rekord) für die Gastgeber, die Führung war auf 29 Zähler angewachsen.
So wurden die Starter schnell herausgenommen und es gab eine ausgedehnte Garbage Time. Philadelphia stellte zudem noch einen weiteren Playoff-Rekord auf, 145 Punkte hatte Philly nicht einmal zu Zeiten von Wilt Chamberlain erzielt. Bei den Sixers hatten schon zuvor sechs Spieler eine zweistellige Punktausbeute verbucht, darunter Embiid (23, 8/12 FG, 10 Rebounds), Simmons (18, 10 Rebounds, 12 Assists) oder Tobias Harris (19). Für Brooklyn war Dinwiddie (19) der beste Scorer, während Russell (16, 6/16 FG) nach gutem Start enorm abbaute.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers (3) vs. Brooklyn Nets (6) 145:123 (BOXSCORE), Serie: 1-1
- Die Sixers spielten vor allem offensiv eine richtig starke erste Halbzeit und zauberten ein Offensiv-Rating von 133 auf den Court - und dennoch führten die Gastgeber nur mit einem Punkt. Das lag daran, weil die Nets die Lichter aus der Distanz ausschossen und schon nach 24 Minuten 10 Dreier bei 23 Versuchen versenkt hatten. Zum Vergleich: In Spiel eins nahm Brooklyn im kompletten Spiel gerade einmal 26 Distanzwürfe. Nach der Pause lief aber nichts mehr zusammen, im dritten Viertel blieben die Gäste ohne verwandelten Dreier bei sechs Versuchen.
- War die erste Halbzeit offensiv stark, war das dritte Viertel fast schon magisch. 51 Punkte stellten einen uralten Playoff-Rekord ein. Die Sixers trafen 72 Prozent aus dem Feld, vier ihrer sechs Dreier und auch satte elf Freiwürfe. 24 Punkte wurden in der Zone erzielt, 10 Zähler kamen nach 5 Offensiv-Rebounds. Das alles ergab ein unglaubliches Offensiv-Rating von 196,2!
- Die Bedenken wegen der Bank der Sixers sind sicherlich immer noch berechtigt, aber alle vier eingesetzten Reservisten (Garbage Time ausgenommen), konnten zum Sieg etwas beisteuern. Auffällig war vor allem Marjanovic, der mit 16 Punkten und 8 Rebounds mal wieder ordentlich das Stat Sheet füllte. Aber auch Mike Scott (15, 3/5 Dreier) oder James Ennis (6) konnten liefern.
- Was sich ebenfalls nicht änderte, war die deutliche Überlegenheit Philadelphias unter dem Brett. Schon zur Pause hatten die Gastgeber wieder 10 Offensiv-Rebounds eingesammelt, daraus jedoch nur 9 Zähler generiert. Das änderte sich auch nach dem Wechsel nicht, die Sixers dominierten über 48 Minuten an den Brettern und gewannen das Rebound-Duell absolut deutlich mit 49:32.
Philadelphia 76ers vs. Brooklyn Nets: Die Stimmen zum Spiel
Ben Simmons (Sixers): "Ich habe einfach versucht, mein Spiel zu spielen. Ich liebe es, in dieser Stadt zu spielen."
Joel Embiid (Sixers) über den Ellenbogen gegen Allen (lachend): "Ich habe ihn ziemlich übel erwischt, dafür entschuldige ich mich."
Kenny Atkinson (Head Coach Nets): "Wir müssen das Positive sehen. Wir gehen jetzt mit 1-1 zurück nach Brooklyn. Wenn uns das jemand vor der Serie gesagt hätte, wären alle zufrieden gewesen."
Der Star des Spiels
Ben Simmons. Das war mal genau die richtige Antwort des Point Guards auf die Buhrufe in Spiel eins. Der Aussie spielte wie ausgewechselt und gab mit seinem aggressiven Start schnell die Marschrichtung vor. Simmons suchte viel entschlossener den Weg zum Korb, zögerte nie und übwerpowerte nun endlich seine Gegenspieler. Dazu war auch wieder seine Defense ein Faktor, indem er mit seiner Länge Russell das Leben verdammt schwer machte, vor allem wenn D-Lo nicht Dinwiddie als zweiten Ballhandler an seiner Seite hatte.
Der Flop des Spiels
Jarrett Allen. Schon in Spiel eins war der Center der schwächste Spieler der Nets und das setzte sich auch in Spiel zwei fort. Der Sophomore war an beiden Enden des Feldes schlichtweg überfordert, weswegen der Ausfall von Jared Dudley noch schwerer wog, der mit seiner Cleverness Embiid sowie Marjanovic aus dem Konzept bringen konnte. Allen brachte dagegen keinen Ringschutz, war gegen Embiid überfordert und konnte auch seine Qualitäten als Help Defender nie ausspielen.
Coaching Move des Spiels
Sixers-Coach Brett Brown nahm nach dem Fiasko in Spiel eins einige Veränderungen an seinen Rotationen vor. So flogen T.J. McConnell und Jonathon Simmons komplett raus, auch weil mit James Ennis ein Verletzter wieder zurückkehrte. Und Ennis hatte trotz Minutenlimit (12) seinen Einfluss, da er Caris LeVerts Drives unterbinden konnte, die Philly im ersten Duell noch so weh taten. Auch Jonah Bolden sah diesmal früh Spielzeit, als Brown zu Beginn des zweiten Viertels auf ein ultragroßes Lineup mit Simmons, Butler, Harris, Embiid und eben Bolden setzte.