Die Brooklyn Nets haben zum Auftakt der Playoffs die hochfavorisierten Philadelphia 76ers geschockt und einen 111:102-Auswärtssieg in der Stadt der brüderlichen Liebe eingefahren. Die Sixers hatten keine Antwort auf die schnellen Guards der Nets, während offensiv nur Jimmy Butler mit einem Playoff-Career-High überzeugen konnte.
Lange war der Einsatz von Joel Embiid fraglich, doch kurz vor dem Spiel gaben die Sixers Entwarnung. Der Star-Center konnte im ersten Playoff-Spiel der Saison auflaufen. The Process legte gleich mal gut los und hing Nets-Big Jarrett Allen innerhalb einer Minute zwei Fouls an. Das gab für Philly die Richtung vor, alleine in den ersten zwölf Minuten marschierten die Gastgeber gleich 13-mal an die Linie.
Aber die Nets blieben dran, obwohl D'Angelo Russell (0/6 FG) einen Start zum Vergessen hatte. Umso besser lief es mit Spencer Dinwiddie, der mit den Reservisten das Viertel mit einem 12:0-Run für die Gäste beendete. Die Nets führten plötzlich mit 31:22, Philly schoss gerade einmal 24 Prozent aus dem Feld!
Und das Feuerwerk der Nets ging weiter, die Führung wurde auf 14 Punkte ausgebaut und im Wells Fargo Center brach nach einem Dreier von Caris LeVert ein lautes Pfeifkonzert für die Sixers aus. Die Gäste standen zwischenzeitlich bei 8/12 aus dem Dreierland. Philly brauchte über 16 Minuten, um überhaupt einen zu treffen. Zumindest taute nun Jimmy Butler auf, der mehrfach an die Linie ging und den Rückstand wieder drückte. Embiid war da übrigens nicht auf dem Feld, der Kameruner war da schon wieder in der Kabine, um sich behandeln zu lassen. Butler setzte dann den Schlusspunkt der Halbzeit, als er nach Iso den Dreier mit der Sirene traf. Mr. Buckets stand bereits bei 23 Punkten, Brooklyn führte dennoch mit 62:54.
Brooklyn überrascht in Philadelphia
Mit Momentum kamen die Gastgeber auch aus der Pause. Philly war zwischenzeitlich auf 1 Punkt dran, bevor endlich Russell (14 Zähler im Abschnitt) für die Nets für Entlastung sorgte. Brooklyn überstand so den ersten Ansturm und baute wieder ein kleines Polster auf. Es wurde wieder unruhiger in der Halle und es hagelte laute Buh-Rufe, als der schwache Ben Simmons zwei Freiwürfe vergab. Brooklyn nahm eine 93:82-Führung in den Schlussabschnitt mit.
Die Sixers-Probleme blieben die gleichen. Brooklyn nutzte Drives um zu scoren, während die Gastgeber einfach keine Jumpshots treffen konnten. An ein Comeback war so nicht zu denken, stattdessen spielten die Gäste aus New York ihren Stiefel unbeirrt herunter. Russell besorgte zwei Minuten vor dem Ende den Dagger, als er aus der Mitteldistanz wieder auf 13 Zähler Vorsprung stellte.
Für Brooklyn überzeugten vor allem die Guards, namentlich Dinwiddie (18), LeVert (23) und auch nach einem schwachen Start Russell (26, 10/25 FG). Dazu überzeugte Backup-Center Ed Davis (12, 16 Boards) mit einem starken Double-Double. Für Philly kamen gerade einmal drei Spieler auf eine zweistellige Punktausbeute, nämlich Butler (36, 11/22 FG), Embiid (22, 5/15 FG, 15 Rebounds, 5 Blocks) und Boban Marjanovic (13).
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers vs. Brooklyn Nets 102:111 (BOXSCORE), Serie: 0-1
- Die Sixers waren während der Regular Season das beste Team im ersten Viertel, doch davon war im ersten Playoff-Spiel wenig zu sehen. Philly vergab alle neun Dreier, schoss gerade einmal 24 Prozent aus dem Feld und genehmigte auf der anderen Seite fünf verwandelte Triples. Die Bank der Nets, angeführt von Dinwiddie, zerlegte Philly und machte die fehlende Größe mit Cleverness wieder wett. So genehmigte Brooklyn nur 10 Punkte in der Zone (5/12 FG) und keinen einzigen Zähler in Transition.
- Die Sixers-Offense blieb schwer genießbar. Dass Philly zur Pause nur mit 8 Punkten hinten war, lag vornehmlich an der guten Arbeit am offensiven Brett (13 Offensiv-Rebounds, 18 Second Chance Points) und den zahlreichen Freiwürfen. 25 Freebies hatten die Sixers nach 24 Minuten bereits genommen, 23 davon kamen von Embiid und Butler.
- Shooting war für die Sixers die ganze Saison ein großes Fragezeichen. Es war ein Backstein-Festival, was Philadelphia ablieferte. Es dauerte über 16 Minuten, ehe Mike Scott mal den ersten Distanzwurf versenkte. Wer nun dachte, dass es sich normalisieren würde, war schief gewickelt. Am Ende hatten die Gastgeber gerade einmal drei Dreier versenkt, dafür brauchte es aber auch 25 Versuche (12 Prozent!).
- Die Nets waren dagegen einfach überall grundsolide. Stark war natürlich die Dreierquote der Gäste (11/26, 42 Prozent), außerdem leistete sich die Atkinson-Truppe gerade einmal 11 Ballverluste.
- Butler ist erst der vierte Sixer, der in den vergangenen 25 Jahren mindestens 30 Punkte in den Playoffs erzielte. Die anderen Namen waren Allen Iverson, Andre Miller und Joel Embiid.
Philadelphia 76ers vs. Brooklyn Nets: Die Stimmen zum Spiel
Brett Brown (Head Coach Sixers) über Joel Embiid: "Joel wollte unbedingt spielen. Man hat ihm angemerkt, dass er eine Weile raus war, dennoch war er ziemlich dominant."
Der Star des Spiels
Caris LeVert. Nach seiner Verletzung hatte der Guard immer wieder Höhen und Tiefen, diesmal war es eine kleine Gala, die LeVert in limitierter Zeit hinlegte. Philly hatte für die Explosivität des Guards keine Antwort, sodass LeVert nach Belieben in die Zone ziehen konnte. Dort zeigte er einige extrem kreative Abschlüsse und kam letztlich auf starke 23 Punkte in gerade einmal 23 Minuten.
Der Flop des Spiels
J.J. Redick. Der Shooting Guard war überhaupt kein Faktor für die Gastgeber. Brooklyn verstand es hervorragend, den besten Schützen der Sixers immer wieder zu jagen und genehmigte Redick (5, 2/7 FG) keinen einzigen offenen Wurf. Auch das gefürchtete Hand-Off mit Embiid war nie gefährlich, weil die Nets es aggressiv unterbanden - vor allem dank guter Hilfe und aufgrund der fehlenden Schützen bei Philly. Im Angriff attackierte Brooklyn den Veteran immer wieder geschickt, Redick hatte gegen die dynamischen Dinwiddie und LeVert überhaupt keine Chance. Das unterschied ihn auch vom ebenfalls schwachen Ben Simmons, der immerhin defensiv voll auf der Höhe war.
Coaching Move des Spiels
Jarrett Allen hatte bei den Nets früh Foulprobleme, sodass Nets-Coach Kenny Atkinson Ed Davis mehr als vielleicht gewollt spielen lassen musste. Interessant war dann aber, dass Brooklyn zwischenzeitlich sogar Forward Jared Dudley auf die Fünf gegen Boban Marjanovic stellte. Das funktionierte nach einiger Zeit sogar, sodass Sixers-Coach Brown den Serben rausnahm und selbst kleiner mit Mike Scott auf Center spielte. In dieser Phase im zweiten Viertel konnten sich die Gastgeber bei Butler (18 Zähler im zweiten Viertel) bedanken, dass die Partie zu diesem Zeitpunkt nicht bereits zu Gunsten von Brooklyn entschieden war.