Verständlicherweise sah Jazz-Coach Quin Snyder nach dem Erfolg in Spiel 4 keinen Grund, seine Starting Five bei der Rückkehr nach Houston anzupassen. So durfte erneut Jae Crowder anstelle von Derrick Favors von Beginn an ran, der extrem heiße Start der Rockets ließ sich so jedoch nicht verhindern.
Nach gerade einmal 1:34 Minuten sah sich Snyder zu einer frühen Auszeit gezwungen, nachdem die Hausherren bereits mit 8:0 in Front lagen. Anschließend meldete sich die Defense der Jazz aber spektakulär zurück. Vor allem James Harden (0 Punkte, 0/6 FG im ersten Viertel) wurde gut aus dem Spiel genommen. Offensiv war allerdings auf beiden Seiten wenig zu holen, bis zum Ende des ersten Durchgangs blieb es ausgeglichen (20:20).
Auch im zweiten Abschnitt waren beide Teams meilenweit von einem Offensiv-Feuerwerk entfernt, stattdessen dominierte die Defense. Einen leichten Vorteil hatten zunächst die Jazz, die sich zwischenzeitlich mit 7 Zählern absetzten. Doch in den Schlussminuten der ersten Halbzeit taute Harden endlich ein wenig auf. The Beard führte die Hausherren zu einem 11:1-Lauf (5 Punkte von Harden) und damit zur 46:42-Halbzeitführung.
Ganz ähnlich ging es zum Start in den dritten Abschnitt weiter. Harden hämmerte nach einem weiteren Jazz-Turnover seinen nächsten Dreier durch die Reuse, wenig später machte P.J. Tucker ebenfalls aus der Distanz den nächsten 10:2-Run perfekt. Houston zog bis auf 12 Zähler davon.
Utah Jazz kämpfen sich mit starker Defense zurück
Aufgeben stand für die Jazz in diesem Elimination-Game aber selbstredend nicht zur Debatte. In dieser Phase war es vor allem Royce O'Neale (10 seiner 18 Punkte im dritten Viertel), der die Gäste in der Partie hielt. Bis zum Ende des dritten Abschnitts war die Partie wieder ausgeglichen, nach wenigen Minuten im vierten Viertel übernahmen die Jazz sogar wieder die Führung.
Allzu lang sollte die jedoch nicht anhalten. Chris Paul antwortete aus der Midrange und anschließend per Dreier und brachte die Rockets erneut mit 85:80 gut sieben Minuten vor dem Ende in Front. Doch auch dadurch ließen sich die Jazz nicht aus der Ruhe bringen.
Ein seltener Dreier von Crowder brachte Utah gut drei Minuten vor Schluss wieder auf einen Zähler heran. Kurz darauf leistete sich Ricky Rubio allerdings einen Airball - obwohl er weit offen von Downtown war.
Selbst als Tucker zwei Freiwürfe in Folge daneben setzte, konnten die Jazz dies nicht bestrafen. Stattdessen leisteten sich die Gäste zwei kostspielige Turnover in den Schlussminuten. Harden stahl 40 Sekunden vor dem finalen Buzzer den Ball aus den Händen von Rudy Gobert und brachte den Sieg von der Linie schließlich in trockene Tücher.
James Harden führt die Rockets in die nächste Runde
Harden avancierte trotz seines schwachen Starts zum Topscorer seines Teams (26 Punkte, 10/26 FG, 3/12 Dreier), zusätzlich legte er 6 Rebounds, 6 Assists, 3 Steals und 4 Blocks (!) bei 5 Turnover und den besten Plus/Minus-Wert aller Spieler (+19) auf. Auch Paul (15) oder Clint Capela, der zuletzt noch durch eine Krankheit geschwächt war, an diesem Abend aber 16 Punkte und 10 Bretter auflegte, lieferten gute Auftritte ab. Eric Gordon überzeugt zudem mit starker Defense und 15 Zählern.
Auf der anderen Seite war neben O'Neale noch Rubio mit 17 Zählern bester Punktesammler, gerade Donovan Mitchell (12, 6 Rebounds, 1 Assist, 4/22 FG) erwischte jedoch einen rabenschwarzen Tag. Crowder (15 und 10 Bretter) lieferte immerhin noch ein Double-Double ab, doch am Ende war die Offense der Jazz einfach zu schwach. Utah traf nur 37,2 Prozent aus dem Feld.
Damit ist die Saison der Jazz vorbei. Utah gebührt Respekt für einen harten Kampf gegen die Rockets, Houston zieht dennoch nach fünf Spielen in die zweite Runde ein und trifft dort auf den Sieger aus dem Duell zwischen den Golden State Warriors und den L.A. Clippers (Stand: 3-2).
Die wichtigsten Statistiken
Houston Rockets (4) vs. Utah Jazz (5) 100:93 (BOXSCORE), Serie: 4-1
- Defense lautete das große Stichwort in der ersten Halbzeit. Das führte dazu, dass die Partie für Offensiv-Puristen alles andere als schön anzuschauen war. Utah traf in den ersten 24 Minuten magere 31,8 Prozent aus dem Feld und hatte 7 Turnover auf dem Konto. Houston leistete sich sogar 9 Ballverluste, knackte aber immerhin knapp die 40-Prozent-Marke (16/40 FG).
- Vor allem die Jazz dürften sich in der Halbzeitpause geärgert haben, dass sie ihre bärenstarke Defense gegen Harden und Co. auf der anderen Seite nicht besser ausnutzen konnten. Neben den Turnover war dabei vor allem das Shooting (wieder einmal) ein Problem. Utah ließ teilweise auch gute, weil relativ offene, Möglichkeiten aus der Distanz liegen (4/17 Dreier).
- Und die Jazz sollten über die 48 Minuten nie wirklich in ihren Rhythmus von Downtown finden. Am Ende hatten die Gäste 9 Treffer bei 38 Versuchen aus dem Dreierland und damit eine schwache Quote von 23,7 Prozent auf dem Konto. Die Rockets versenkten immerhin 13 ihrer 37 Dreier (35,1 Prozent).
- Die Freiwürfe von James Harden, besser gesagt die schiere Anzahl derer, ist bei Gegnern und Fans gefürchtet. Doch in Spiel 5 kam der Bärtige nicht wie gewohnt an die Linie. Die Präsenz von Gobert zwang Harden zu zahlreichen Floatern oder Kick-Outs, anstatt dass er den Ring attackierte. So stand er nach etwa 37 Minuten erstmals an der Charity Stripe, beide Versuche landeten allerdings nur am Ring (insgesamt 3/5 FT).
Houston Rockets vs. Utah Jazz: Die Stimmen
James Harden (Rockets): "Wir haben nicht so viele Würfe getroffen, wie wir wollten. Aber in den letzten paar Spielen haben wir uns auf unsere Defense verlassen."
Chris Paul (Rockets): "Wir wollten nicht nach Utah zurück. Wir wollten heute unser Business erledigen. Es ist immer schwierig, ein Team zu schlagen und sie aus den Playoffs zu werfen."
Quin Snyder (Jazz-Coach): "Sie sind so intelligent, dass sie immer eine Schwachstelle in deiner Defense finden."
Der Star des Spiels
James Harden. Der Start (1/11 FG) war alles andere als vielversprechend, doch Harden ließ sich davon nicht verunsichern. Er machte defensiv einen guten Job und lieferte offensiv in den wichtigen Situationen die richtigen Plays. In der Schlussminute sicherte er seinem Team an beiden Enden des Courts den Sieg. Auch CP3 und Capela waren stark.
Der Flop des Spiels
Donovan Mitchell. Passend zu seiner Leistung landete auch sein Dreier 30 Sekunden vor dem Ende, der das Spiel nochmal hätte spannend machen können, nur am Ring. Von Downtown war für Spida an diesem Abend ohnehin nichts zu holen (0/9 Dreier). Insgesamt setzte er 18 seiner 22 Wurfversuche daneben, zusätzlich hatte er 5 Ballverluste auf dem Konto. Gegen Eric Gordon sah er nur selten Land.
Coaching Move des Spiels
Die defensive Strategie der Jazz gegen Harden dürfte mittlerweile bekannt sein. Auch in Spiel 5 wichen die Gäste nicht davon ab. Utah schaffte es sehr gut, Harden auf seine rechte Seite zu drängen, mit der lauernden Gefahr eines Rudy Gobert unter dem Ring entschied sich The Beard oftmals zu Floatern, die gerade zu Beginn selten erfolgreich, waren oder Pässen. Bei letzterer Option hatte die gute Help-Defense der Jazz jedoch oft die Hände dazwischen. Dadurch kam allein Harden auf 5 Ballverluste, Houston hatte insgesamt 17. Am Ende reichte aber auch die hervorragende Defense nicht.