Die Philadelphia 76ers haben die Serie mit den Toronto Raptors ausgeglichen. In Spiel 2 siegten die Sixers dank einer starken Performance von Jimmy Butler mit 94:89 und überstanden so eine weitere Gala von Kawhi Leonard.
Beide Teams vertrauten erneut auf die gleiche Starting Five, wobei Joel Embiid mit einer Grippe wieder lange fraglich war. Philly passte aber die Matchups ein wenig an, Ben Simmons begann defensiv gegen Kawhi Leonard und machte es gegen die Klaue zunächst gut. Es dauerte über fünf Minuten, bevor Leonard seinen ersten Wurf loswurde. Stattdessen gehörten die ersten Minuten den Gästen, Jimmy Butler traf zwei Eckendreier und brachte so eine 8-Punkte-Führung.
Die Raptors-Offense wirkte nicht so flüssig wie in Spiel 1, weil die Sixers Kawhi mehr unter Druck setzen und lieber Marc Gasol vor Entscheidungen stellten. Die Gäste trafen dagegen stark aus der Distanz (4/8 im ersten Viertel) und so führte das Team von Brett Brown mit 26:17 nach zwölf Minuten.
Übergreifend war es zwischenzeitlich ein 8:0-Run, weil die Sixers ihre Starter auf dem Feld hatten und Toronto eben nicht. Doch auch mit ihren besten Spielern war ordentlich Sand im Getriebe, außer einem kurzen Kawhi-Runs funktionierte nichts. Stattdessen bauten die Sixers ihre Führung weiter aus, obwohl Embiid noch ohne Field Goal war. Kyle Lowry initiierte dann einen kleinen Run, doch Butler gelang ein Five-Point-Play, als er beim erfolgreichen Dreier gefoult wurde und Danny Green sich dazu noch ein Techinal abholte. Die Raptors lagen nach einer furchtbaren ersten Halbzeit "nur" mit 38:51 zurück.
Die Raptors machten nach der Pause dann mehr Tempo, Gasol wurde vermehrt im Post gegen Tobias Harris gesucht, was die Sixers zum Doppeln zwang und mehr Räume eröffnete. Der Vorsprung von Philly war fast aufgebraucht, aber die Sixers bekamen wie in Halbzeit eins gute Minuten von Greg Monroe, der im Pick'n'Roll viel Schaden anrichten konnte. Moose musste dann verletzt in die Kabine (Knöchel), dennoch überlebten die Gäste den Ansturm und führten noch mit 69:63 vor dem Schlussabschnitt.
Butler sichert Sixers den Sieg in Toronto
Die Sixers zogen nun wieder ein wenig davon (7:2-Run), als Leonard und Gasol auf der Bank saßen, nach Simmons-Punkten in Transition war die Führung sogar wieder zweistellig. Es schien einfach nicht der Abend der Raptors zu sein, Green vergab einen völlig offenen Wurf aus der Ecke, im Gegenzug scorte Butler Coast-to-Coast per And-1 (70:81). Es brauchte Kawhi und der Superstar lieferte. Nach einem schweren Drei-Punkt-Spiel waren die Raptors wieder auf 5 dran, doch Butler konterte mit einem energischen Drive.
Doch auch Lowry war nun da und versenkte zwei wichtige Dreier, seine ersten beiden der Partie. 46 Sekunden verkürzte Siakam per Putback auf einen Zähler (89:90), doch diesmal war es Embiid, der mit großartiger Fußarbeit Gasol aussteigen ließ und scorte. Wieder bekam dann Green (1/6 Dreier) einen offenen Dreier, doch der Guard konnte die Partie nicht ausgleichen, Harris brachte das Spiel 3,8 Sekunden vor dem Ende von der Linie nach Hause.
Butler (30, 12 im Schlussabschnitt, 11 Rebounds) führte die Sixers bei den Punkten an, während Embiid (12, 2/7 FG, 6 TO) offensiv kaum in Erscheinung trat, was auch für Simmons (6, 7 Rebounds, 5 Assists) galt. Dafür machten James Ennis (13) und Monroe (10) von der Bank kommend gute Partien. Für Toronto scorte lediglich Leonard (35, 13/24 FG) beständig, Siakam (21, 9/25) und Lowry (20, 7/17) brauchten dagegen viele Würfe.
Die Serie wandert nun nach Philadelphia, wenn die Sixers in der Nacht auf Freitag (2 Uhr, live auf DAZN) die Raptors für Spiel 3 empfangen.
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers 89:94 (BOXSCORE), Serie: 1-1
- Leonard und Siakam hatten in Spiel 1 schon nach zwölf Minuten je 17 Punkte verbucht, in Spiel 2 erzielte das komplette Raptors-Team gerade einmal 17 Punkte im ersten Viertel. Toronto traf nur einen von acht Dreiern und insgesamt gerade einmal 29 Prozent aus dem Feld.
- Es war ohnehin eine gebrauchte erste Halbzeit für die Gastgeber. 38 Zähler, nur 32,6 Prozent aus dem Feld, dazu 3/15 aus dem Dreierland. Toronto wirkte von den Anpassungen der Sixers überrumpelt und hatte keine Antworten. Problematisch war vor allem, dass der Touch völlig fehlte. So trafen die Raptors nur 3 ihrer 21 Würfe außerhalb der Zone in der ersten Halbzeit. Ebenfalls interessant: In Spiel 1 trafen die Raptors in Halbzeit eins 11 ihrer 19 Würfe aus der Mitteldistanz, diesmal verfehlten die gerade einmal 6 Versuche allesamt ihr Ziel.
- Die Sixers trafen dagegen in der ersten Halbzeit die Hälfte ihrer 16 Dreier, um dann im dritten Viertel komplett kalt zu bleiben. Elf Versuche nahmen die Gäste in diesem Abschnitt von Downtown, elfmal klatschte der Wurf auf den Ring. Am Ende waren es magere 28 Prozent aus dem Dreierland (10/35).
- Ein weiteres Sixers-Problem und der Grund, warum das Spiel nicht schon zur Pause entschieden war, waren die zahlreichen Ballverluste der Sixers. Schon zur Halbzeit waren 13 Turnover im Boxscore notiert, am Ende waren es 20. So konnten die schwächelnden Raptors immerhin etwas Offensive kreieren. Toronto verbuchte 24 Punkte aus Ballverlusten, die Sixers schafften gerade einmal 3 aus 12 Raptors-Ballverlusten.
Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers: Die Stimmen zum Spiel
Kyle Lowry (Raptors): "Wir werden uns das Tape ansehen und sehen, was wir besser machen und wie wir anders spielen können. Man darf einfach nicht so eine erste Halbzeit hinlegen."
Jimmy Butler (Sixers): "Wir haben das Spiel durch unsere Defense gewonnen. Sie hat unsere Offense diktiert. So sind wir ein großartiges Team."
Der Star des Spiels
Jimmy Butler. Dafür haben die Sixers ihn geholt. Als Leonard im vierten Viertel Feuer fing, nahm der Flügel der Gäste die Herausforderung an und lieferte sich ein packendes Scoring-Duell mit der Klaue. Ob Drive oder Dreier, es funktionierte nach einem schwachen dritten Viertel fast alles bei Butler. Ebenfalls wichtig: seine Defense gegen Lowry, der außer ein paar lichten Momenten nur wenig Einfluss nahm.
Der Flop des Spiels
Serge Ibaka. Ganz schwacher Auftritt vom Backup-Center. Das fing schon damit an, dass Ibaka tatsächlich gleich mehrfach auf den Pump Fake des angeschlagenen Embiid hereinfiel und damit den Sixers-Big unnötig an die Freiwurflinie schickte. Auch offensiv war Ibaka ein echtes Minus, selbst leichte Abschlüsse in Ringnähe fielen nicht. Unverständlich war dabei auch, dass Coach Nick Nurse seine Rotation nicht anpasste und ausschließlich Gasol in den Embiid-Minuten spielen ließ.
Coaching Move des Spiels
Die Sixers mussten nach Spiel 1 etwas verändern und Coach Brown ließ sich tatsächlich etwas einfallen. Simmons checkte diesmal recht erfolgreich Leonard und Embiid wurde bei Siakam stationiert. Siakam war mit einer frühen Ausnahme bei Embiid abgemeldet. Der Center konnte zumeist in der Zone parken, während Siakam mit seinen Drives nicht zur Entfaltung kam und viele schwierige Würfe nehmen musste. Toronto reagierte nach der Pause und ließ mehr über Gasol im Post laufen, der das Mismatch mit Harris hatte. Philly schickte Double Teams, das brachte die Offense der Raptors ins Laufen.