In gut einer Woche ist die reguläre Saison vorbei - und damit auch die Karriere von Dirk Nowitzki? DAZN und SPOX trafen sich mit Dennis Schröder von den Oklahoma City Thunder, um über das Vermächtnis des besten deutschen Basketballers aller Zeiten zu sprechen. Das womöglich letzte Spiel des Dirksters in der NBA ist in der Nacht vom 10. auf den 11. April ab 2 Uhr live auf DAZN zu sehen.
Außerdem spricht der 25-Jährige vor dem Duell der Thunder gegen die Minnesota Timberwolves (Sonntag, ab 21.30 Uhr auf DAZN und im kostenlosen LIVESTREAM auf SPOX) über das Zusammenspiel mit Russell Westbrook und seine neue Rolle als Vater. Außerdem macht er eine Kampfansage an die Golden State Warriors.
Herr Schröder, beim Spiel der Thunder gegen die Lakers vor wenigen Tagen haben wir eine historische Leistung von Russell Westbrook gesehen, der 20 Punkte, 21 Assists und 20 Rebounds auflegte. Was sagen Sie zu seinem Auftritt?
Dennis Schröder: Wahnsinn. Ich habe es ihm schon in der Kabine gesagt, 20 und 20 zu haben ist alleine schon sehr schwierig und er hat einfach in allen drei Kategorien - Assists, Punkte und Rebounds - 20 bekommen. Das ist Wahnsinn. Das zweite Mal überhaupt in der NBA. Das zeichnet ihn aus als Spieler.
Was können Sie von so einem Typen wie Westbrook lernen?
Schröder: Ich glaube, es gibt keinen, der jedes Spiel noch härter nimmt als er. Immer, wenn er in die Halle kommt, sehe ich ihn nur mit seinen Kopfhörern und er sagt: "Locked In" Ich glaube, das ist eine Sache, die ich von ihm lernen will und die für mich sehr wichtig ist.
Im vergangenen Sommer sind Sie zu einem neuen Team, in eine neue Stadt gekommen. Es gab viele Kritiker, die gesagt haben: Schröder und OKC, Schröder und Westbrook - das funktioniert nicht so richtig. Wie fällt Ihr Fazit bisher aus?
Schröder: Es gibt immer viel Gerede. Die [Thunder] haben mich natürlich vorher angerufen, bevor [der Deal] durchgegangen ist, und meine Rolle hat mir gefallen. Ich wusste, dass ich auf dem Feld stehen werde, wenn es kritisch wird. Dass ich in der zweiten Halbzeit, im vierten Viertel, wenn es darauf ankommt, mit Russell und Paul George auf dem Feld stehen werde. Hier gibt es eine echte Siegermentalität. Jeder will gewinnen, alle, die in der Kabine sind, geben alles füreinander. Das ist die richtige Situation für mich.
Wie ist es für Sie, neben einem dominanten Spieler wie Westbrook zu spielen? Wie war die Umstellung im Vergleich zu den Hawks?
Schröder: Natürlich war es eine riesige Umstellung. Ich muss mich auch jetzt teilweise immer noch daran gewöhnen, vor allem wenn beide auf dem Feld sind. Es ist schon schwierig. Aber wie gesagt, die Situation hier in Oklahoma City ist im Moment die Beste für mich. Jetzt fangen die Playoffs an, darauf will ich mich erst einmal konzentrieren und dann schauen wir, was in der Offseason passiert.
Die Thunder sind nicht gut in die Saison gestartet, das Team hat ein bisschen gebraucht, um sich zu finden. Dann hatten Sie eine Phase, in der Sie richtig gut waren. In den letzten zehn Spiele wackelte das Team dagegen wieder ein bisschen. Wo fehlt es gerade?
Schröder: Wir hatten gestern (vor dem Spiel gegen die Lakers, Anm. d. Red.) ein sehr, sehr gutes Gespräch mit dem Team und den Coaches. Das hat uns auf jeden Fall geholfen. Jetzt wollen wir nur noch nach vorne schauen. Ich glaube, heute haben wir einen sehr guten Schritt nach vorn gemacht. Wir haben als Team zusammengespielt, haben es auch in der Verteidigung sehr, sehr gut gemacht. Wir müssen jetzt jeden Tag an unseren Stärken arbeiten und die müssen wir auch im Spiel umsetzen. Wenn wir das machen, ist es auch egal, gegen wen wir in der ersten Runde spielen. Unsere Gegner sollten Angst haben, auch wenn wir Siebter oder Achter werden.
Worum ging es in diesem Meeting? War die Stimmung schlecht oder was für eine Aussprache gab es?
Schröder: Also die Stimmung ist nie schlecht bei uns. Ich war noch nie in so einem Team, wo sich alle wirklich verstehen. Es kam immer vor, dass einer mit jemandem nicht klarkommt, aber hier gibt es das nicht. Die Organisation ist hier auch sehr, sehr viel besser geführt als in Atlanta in meinem letzten Jahr, das sehr schwierig war. Wir haben nur über alles gesprochen, was im Spiel passieren kann, wie wir am besten scoren. Wir haben einfach ehrlich darüber geredet, was wir machen müssen, um nach vorn zu kommen und eine Championship zu gewinnen.
Die Championship geht auch in diesem Jahr wahrscheinlich nur über die Warriors, die aktuell auf Platz eins im Westen liegen. Sie stehen derzeit auf Platz acht. Wie wichtig ist es, noch Rang sieben zu erreichen?
Schröder: Wie gesagt, keiner aus der Kabine hat Angst, gegen die Warriors zu spielen. Wir haben sie auch öfters schon geschlagen. Um eine Meisterschaft zu gewinnen, musst du so oder so gegen die Besten gewinnen. Im Endeffekt ist es also egal, ob wir jetzt gegen sie spielen müssen oder in der zweiten Runde oder in den Western Conference Finals. Wenn wir sie jetzt bekommen, dann ist das natürlich auch gut.
LeBron James ist zum ersten Mal seit der Saison 2004/05 nicht in den Playoffs. Wer sind aus Ihrer Sicht die Favoriten und wer füllt dieses Machtvakuum nach LeBron im Osten aus?
Schröder: Natürlich war LeBron in den letzten Jahren der beste Spieler der Welt, darüber brauchen wir gar nicht zu sprechen. Er hat sein Ding gemacht und sehr, sehr viele Teams, die eigentlich kein Potenzial hatten, in die Finals zu kommen, doch in die Finals gebracht. Deswegen ist er einer der besten Spieler, die jemals Basketball gespielt haben. Dass er jetzt nicht in den Playoffs ist, tut natürlich weh, auch für ihn persönlich. Aber das ist eine Chance für andere, einen Titel zu holen. Ich will aber nicht sagen, wer Favorit ist und wer nicht. Ich glaube, schon die erste Runde im Westen wird sehr, sehr stark. Da werden sich ein paar erschrecken. Ob es ein Siebter ist, der gegen den Zweiten gewinnt oder der Sechste gegen den Dritten. Das wird sehr schwierig.
Es gab eine ganz interessante Phase rund um die Trade Deadline, in der die Gerüchteküche um LeBron und die Lakers tagtäglich brodelte. Wie haben Sie das als Außenstehender gesehen?
Schröder: Eigentlich will ich mich dazu gar nicht äußern, aber was ich sagen kann ist, dass man das von der Seite von New Orleans auf jeden Fall nicht so macht. Das hat der Teamchemie der Lakers natürlich ein bisschen geschadet. Ich glaube nicht, dass du das einfach so machen solltest. Das war ein schlechter Businessmove. [Die Lakers] haben sehr spezielle Spieler, die sehr viel Potenzial haben, haben den besten Spieler der Welt. Ich mache mir keine Sorgen um die Franchise.
Bei den Lakers sind zwei Deutsche mit dabei, Moritz Wagner steht immerhin 9,8 Minuten pro Partie auf dem Parkett und durfte zuletzt einige Mal starten. Wie sehen Sie ihn?
Schröder: Er ist ein junger Spieler, er redet sehr viel. Ich habe gehört von Leuten bei den Lakers, mit denen ich sehr gut bin, dass er ein harter Arbeiter ist, dass er besser werden will und selbstbewusst ist. Das brauchst du natürlich in der Liga. Ich hoffe, dass er weiter so macht, weiter trainiert, dass er besser wird und jedes Jahr einen Schritt nach vorn macht.
An anderer Stelle tritt wahrscheinlich bald ein ganz Großer zurück: Dirk Nowitzki. Bitte fassen Sie seine Karriere in zwei, drei Worten zusammen, wenn das möglich ist.
Schröder: Wahnsinn. Was er gemacht hat, ist unglaublich. Er hat den deutschen Basketball natürlich komplett verändert und auch den Basketball in der NBA verändert. Er ist einer der besten Vierer, die je gespielt haben. Dass er aus Würzburg nach Dallas gekommen ist, 20 Jahre in der NBA auf dem höchsten Niveau gespielt und auch die Meisterschaft gewonnen hat, das ist Wahnsinn. Es ist traurig, dass er wahrscheinlich abtritt. Natürlich verstehen wir ihn auch. Aber ich glaube, er hat noch ein Jahr in sich. Ich hoffe, dass er sich noch einmal zusammenreißt und noch eine Saison durchmacht.
Sie sind vor Kurzem Vater geworden, wie ist die Rolle für Sie?
Schröder: Das ist das beste Gefühl, das ich je gehabt habe. Basketball und Arbeit sind natürlich wichtig, aber ein Kind zu bekommen, das ist das Wahre. So ein Gefühl hatte ich noch nie in meinem Leben. Auch wenn du schlecht gespielt hast, du kommst nach Hause und siehst das Baby - das ist Wahnsinn. Ich bin gesegnet, dass ich so ein wundervolles Kind habe und eine Frau, die alles für mich macht, und eine Familie, die hinter mir steht. Mir geht es auf jeden Fall gut.
Sie haben jetzt ein Kind, kommt damit automatisch das Gefühl: 'Ich will jetzt ankommen und auch lange in Oklahoma City bleiben'?
Schröder: Wie gesagt, die Situation jetzt gerade ist sehr, sehr gut. Natürlich will ich irgendwann wieder ein Starter werden, das weiß auch jeder hier in der Organisation. Aber aktuell passt die Situation, deswegen mache ich mir jetzt auch keine Sorgen. Die Playoffs fangen bald an, da muss ich fokussiert bleiben und abliefern. Alles andere wird dann entschieden. Aber gerade ist das die beste Situation für mich.