In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch treffen die Oklahoma City Thunder auf die Los Angeles Lakers (ab 2 Uhr live auf DAZN - hier geht's zum kostenlosen Probemonat).
Vor dem All-Star Break sah die Lage in Oklahoma City ziemlich gut aus. Die Thunder belegten den dritten Platz im Westen und waren beim All-Star Game mit Paul George und Russell Westbrook vertreten, PG-13 war zu diesem Zeitpunkt Anwärter auf den MVP- und den DPOY-Award. Eins der Hauptargumente: OKC hatte nach 57 Spielen die drittbeste Defense der NBA vorzuweisen.
Fast direkt nach der Pause wendete sich das Blatt jedoch. Gegen Utah wurde noch gewonnen, dann gab es zwei Niederlagen in Serie gegen Sacramento und Denver, wobei letztere besonders schmerzte. Nicht nur deshalb, weil die Nuggets ein direkter Konkurrent um den Heimvorteil waren - sondern auch, weil sich George dabei an der Schulter verletzte.
Die Probleme, die der Forward seither mit sich herumschleppt, sind sicherlich nicht der einzige, aber doch ein wichtiger Grund, warum massiv Sand ins Getriebe der Thunder geraten ist. Seit dem All-Star Break hat OKC bloß sieben von 20 Spielen gewonnen, das Net-Rating ist klar negativ (-3,0) und der Heimvorteil ist komplett außer Reichweite. Was genau ist hier eigentlich schief gelaufen?
Paul George: Beide Schultern machen Ärger
Die Probleme von George wurden oben bereits genannt. Vor dem All-Star Break spielte PG-13 den besten und effizientesten Basketball seiner Karriere, seither sind die Zahlen aber fast alle eingebrochen. Gerade das deutlich schwächere Shooting schadet, hat OKC doch sonst kaum verlässliche Floor-Spacer. Die Thunder waren vor der Unterbrechung mittelmäßig (Platz 13: 35,2 Prozent), seither belegen sie Platz 27 (32,8 Prozent).
Die Statistiken von Paul George
Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Net-Rating | |
Vor dem All-Star Break | 56 | 28,7 | 45,3 | 40,6 | 10,4 |
Nach dem All-Star Break | 17 | 26,5 | 39,8 | 33,1 | 0,0 |
Natürlich ist das nicht das einzige Problem bei George. Es fehlt ein Stück weit an Explosion, dazu haben die verschiedenen Schulterverletzungen (eine an der rechten, eine an der linken Schulter) seine Wurfbewegung etwas beeinträchtigt und verlangsamt. "Solange nichts gebrochen ist, werde ich spielen", spielte PG-13 die Verletzung dennoch herunter.
Auch wenn er am Wochenende sagte, dass er von nun an keine Probleme mehr haben sollte, solange seine Schulter keinen Schlag abbekommt, erscheint es klar, dass er nicht mit 100 Prozent in die Postseason gehen wird. Auch seine vermeintliche MVP-Kandidatur ist durch diesen Umstand frühzeitig beendet worden.
OKC: Alle Topscorer sind ineffizient
OKC hat das Problem, dass auch der wichtigste Scorer derzeit ineffizient ist, womit man das nun für die Top 3 des Teams sagen kann. Russell Westbrooks Quoten gingen in letzter Zeit sogar etwas hoch, sind aber trotzdem immer noch ziemlich schlecht (42,7 Prozent FG, 28,8 Prozent 3FG). Bei Dennis Schröder (41,1 Prozent FG, 33,5 Prozent 3FG) sieht es ähnlich aus, auch wenn der Sixth Man im Gegensatz zu Russ immerhin seine Freiwürfe trifft.
Dennoch - die Thunder sind in hohem Maße davon abhängig, dass ihre besten Spieler Würfe für sich selbst und andere erarbeiten, sie spielen nicht den kreativsten Offensiv-Basketball und passen den Ball seltener als alle anderen Teams. Das ist nicht schlimm (Houston spielt die zweitwenigsten Pässe und hat eine historische Offense), es verlangt aber, dass Spieler ihre Alleingänge hochprozentig abschließen können.
Das schaffen momentan weder die Stars noch die Rollenspieler, weshalb seit dem All-Star Break nur New York und New Orleans noch schlechter in der Offense auftreten als die Thunder. Die Verpflichtung von Markieff Morris hat in dieser Hinsicht auch nicht geholfen, bisher enttäuscht der Forward auf ganzer Linie. Es kommt immer wieder zu Phasen, in denen OKC minutenlang kaum an Punkte kommt und in eine Grube fällt.
Paul George: Derzeitige Spiele nur "Feintuning"
Dieses Problem besteht schon länger, allerdings konnten die Thunder sich einerseits durch die Explosivität ihrer drei Shot-Creator und andererseits ihrer bärenstarken Defense in nahezu jedem Spiel zurückkämpfen. Auch am eigenen Korb ist OKC aber schon seit der Jahreswende deutlich schwächer geworden. Zwar immer noch klar überdurchschnittlich, aber nicht mehr auf dem "beste Defense der Liga"-Niveau der ersten Saisonmonate.
Es fehlt vor allem an Konstanz, was zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht ungewöhnlich ist. Nur könnte den Thunder leicht ein böses Erwachen drohen. Die Playoffs sind sicher, die einstmals gute Ausgangsposition hat OKC aber mittlerweile verspielt.
"Wir treffen in letzter Zeit nicht so gut", sagte George nach der doch ziemlich peinlichen Niederlage gegen die Mavericks am Sonntag. "Aber im Endeffekt spielen wir über den 10. April hinaus. Diese Spiele sind nur fürs Feintuning. Wir schauen gar nicht auf Matchups. Egal, gegen wen es geht, es wird ein Kampf werden."
OKC: Erstrunden-Matchup mit den Warriors?
Ein kurzer Kampf, wenn es so weitergeht. Gegen die aktuell zweitplatzierten Nuggets hat OKC in der Regular Season alle vier Spiele verloren, und trotzdem würde man wohl lieber gegen Denver antreten als gegen die Warriors, momentan die andere realistische Möglichkeit. Klar ist aber, dass OKC gegen beide Teams derzeit der Underdog wäre.
Etwas bizarr, wenn man bedenkt, dass vor wenigen Wochen noch OKC als eins der wenigen Teams genannt wurde, das in dieser Saison einen zufriedenen Eindruck macht und scheinbar gern zusammenspielt. Nun wirken die Thunder eher wie die Celtics des Westens, um Zach Lowe zu zitieren. Ein Lob ist das definitiv nicht.
"Das machen wir im Locker Room unter uns aus", antwortete George nach dem Dallas-Spiel auf die Frage, wie derzeit die Stimmung im Team sei. Knapp zwei Wochen bleiben den Thunder noch, um sich wieder zu fangen.