Auch wenn sich DeMarcus Cousins rechtzeitig fit gemeldet hatte, überraschte Warriors-Coach Steve Kerr mit einer anderen Lösung auf der Center-Position: Jordan Bell erhielt seinen zweiten Start der laufenden Postseason. Bei den Raptors wurde im Vergleich zu den vorigen Spielen nichts verändert.
Die Stimmung in Toronto war bereits Stunden vor Tip-Off mehr als aufgeladen vor dem ersten Finals-Spiel der Franchise-Geschichte. Als Danny Green dann in den Anfangsminuten per Dreier die ersten Finals-Punkte erzielte, gab es endgültig kein Halten mehr in der Scotiabank Arena. Die Raptors ließen sich ein Stück weit davon tragen und holten sich Mitte des ersten Viertels eine 18:11-Führung. Stephen Curry beantwortete dieser prompt mit zwei Dreiern, doch über die letzten 4:37 Minuten des Durchgangs scorte Golden State gar nicht mehr. 25:21 Raptors.
Nun durfte Cousins dann doch sein Comeback geben und gab seinem Team einige gute Minuten. Aufgrund von Fouls auf beiden Seiten wurde die Partie nun dennoch etwas zerfahrener, wobei beide Teams auf enorm hohem Niveau verteidigten. Pascal Siakam und Marc Gasol holten die Offense der Raptors dann wieder aus dem Treibsand heraus. Toronto ging mit einer 59:49-Führung in die Pause.
Pascal Siakam stellt bei Finals-Debüt neues Career High auf
Zum Start des dritten Viertels versuchten die Warriors zunächst einen Run zu starten, leisteten sich dann aber ein paar überflüssige Turnover - die vor allem der bärenstarke Siakam auf der Gegenseite ausnutzte, der im Durchgang 14 Punkte erzielte. Am Ende konnten die Warriors dennoch ein wenig verkürzen, kurz vor dem Viertelende traf dann Patrick McCaw einen ganz wichtigen Dreier mit Ablauf der Shotclock. 88:81 für die Raptors.
Die Dubs verkürzten ohne ihre Starter zunächst bis auf 3, aber Toronto hatte erneut vor allem in Siakam die Antwort und baute den Vorsprung wieder auf 10 aus, nachdem Lowry ein Offensiv-Foul von Cousins annahm. Danach beging der Point Guard aber bei noch acht Minuten auf der Uhr sein fünftes Foul und musste raus, doch im Gegenzug erhöhte Green auf 12 Punkte Führung. In der Folge konnten die Warriors nicht mehr signifikant verkürzen, die Raptors brachten den Sieg beeindruckend souverän über die Zeit. Ein Dreier von Lowry in der letzten Minute räumte die allerletzten Zweifel aus.
Topscorer der Kanadier war am Ende Siakam mit 32 Punkten (14/17 FG), womit er ein neues Playoff-Career High aufstellte, dazu kam der Kameruner auf 7 Rebounds, 5 Assists und 2 Blocks. Leonard lieferte 23, Gasol 20 Punkte, Fred VanVleet glänzte von der Bank mit 15. Bei den Warriors erzielte Curry 34 Punkte, Klay Thompson kam auf 21. Green legte ein Triple-Double auf (10 Punkte, 10 Rebounds, 10 Assists).
Spiel 2 der Serie findet in der Nacht auf Montag ebenfalls in Toronto statt (um 2 Uhr live auf DAZN).
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors vs. Golden State Warriors 118:109 (BOXSCORE), Serie: 1-0
- Die Warriors luden die Raptors zum Dreierwerfen ein und in den ersten Minuten ließen sich diese nicht lange bitten: Sage und schreibe acht der ersten neun versuchten Würfe waren Dreier. Nick Nurse forderte in seiner ersten Auszeit dann etwas mehr Balance und in der Folge sank die Dreier-Rate ein wenig. Natürlich waren die Dreier trotzdem sowohl für die Raptors (13/33) als auch für die Warriors (12/31) sehr wichtig.
- Curry traf dabei im ersten Viertel alle drei Warriors-Dreier. Darunter war auch sein 100. Finals-Dreier - diese Marke hat vor dem zweimaligen MVP noch kein NBA-Spieler getoppt.
- Golden State musste unheimlich hart für seine Punkte arbeiten, die Halfcourt-Defense der Raptors war sensationell. Offene Würfe gab es nahezu ausschließlich nach Offensiv-Rebounds. Abgesehen von den Freiwürfen (29/31) waren Broken Plays und 2nd Chance Points Golden States einzige effektive Offensiv-Optionen.
- Auffällig dabei: Toronto erlaubte fast nichts in Korbnähe. Die Warriors erzielten in der ersten Hälfte lediglich mickrige 12 Punkte in der Zone, 32 insgesamt. Da waren die Raptors schon um einiges besser (40). Auch bei den Fastbreak-Punkten waren die Raptors im Vorteil (24:17).
- Bei Toronto zeigte sich ein in den Playoffs ungewohntes Bild: Leonard fand offensiv in der ersten Hälfte kaum statt (8 Punkte, 2/7 FG), auch Lowry (4, 1/5) fiel nicht als Scorer auf. Dafür lieferte ansonsten der gesamte Supporting Cast ab. Speziell Gasol, Siakam und VanVleet spielten groß auf, aber auch Green meldete sich nach seiner Horror-Serie gegen die Bucks endlich zurück.
Raptors vs. Warriors: Die Stimmen zum Spiel
Pascal Siakam (Raptors) über seinen im Oktober 2014 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Vater, dem er den Sieg gewidmet hat: "Ich mache das alles für meinen Vater. Die Leute sagen mir immer: 'Wir wissen, dass er stolz auf dich ist.' Ich würde das gerne von ihm hören. Das wäre wirklich cool. Ich habe eine größere Bestimmung. Ich spiele für etwas, das größer ist als Basketball."
Draymond Green (Warriors) über Pascal Siakam: "Man muss den Hut vor ihm ziehen. Das musste man schon vor diesem Spiel. Wir müssen ihn in dieser Serie kaltstellen und das liegt bei mir."
Der Star des Spiels
Pascal Siakam. Viel besser kann ein Finals-Debüt wohl nicht verlaufen. Siakam setzte sich mehrfach im 1-gegen-1 gegen Green durch und bestrafte konsequent jedes Aushelfen. In der zweiten Hälfte traf er unglaubliche elf Würfe am Stück, teilweise mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad. Starke Defense spielte er dazu auch noch. Das war eine 1+ vom Kameruner.
Der Flop des Spiels
Die Warriors-Center. Cousins zeigte im zweiten Viertel einige nette Aktionen und vor allem gutes Playmaking, zu Beginn des vierten Viertels hingegen tat er sich deutlich schwerer. Bell hatte grundsätzlich keinerlei Impact und schadete in Lineups mit limitierten Scoring-Optionen. Kevon Looney hinterließ noch den mit Abstand besten Eindruck - allerdings verlor das gesamte Center-Batallion das Duell mit Gasol und auch Ibaka deutlich.
Coaching Move des Spiels
Die Warriors hatten sich offensichtlich vorgenommen, den Ball aus den Händen von Leonard zu forcieren. Fast in jedem Angriff kamen Double-Teams, die seine primären Verteidiger unterstützen sollten. Leonard wurde dadurch tatsächlich mehr denn je in dieser Postseason abgemeldet - allerdings ergaben sich zwangsweise Lücken und Möglichkeiten für die anderen Raptors. Teilweise wurde auch mal nicht sauber rotiert, wodurch dann beispielsweise Gasol und Siakam unheimlich offene Würfe bekamen. Beide bestraften dies konstanter als in vielen Spielen der bisherigen Playoffs.