Die Warriors mussten neben DeMarcus Cousins und Kevin Durant auch auf Andre Igoudala verzichten, der sich in Spiel 3 eine Wadenverletzung zugezogen hatte. Für ihn kam Alfonzo McKennie in die Starting Five und zu seinem ersten Playoff-Start überhaupt. Zudem nahm Head Coach Steve Kerr noch Jordan Bell in seine Anfangsformation. Auf Seiten der Blazers konnte Damian Lillard trotz seiner Rippenverletzung spielen.
Es entwickelte sich ein Offensivfeuerwerk mit schwindelerregend hohen Quoten, super Ball-Movement und vielen Dreiern. Nach 4:30 Minuten hatten beide Team jeweils 7 von 9 Würfen im Korb untergebracht. Vor allem Stephen Curry (12) auf Seiten der Warriors und überraschend Blazers-Center Meyers Leonard (14) liefen heiß, das Spiel war völlig ausgeglichen mit vielen Führungswechseln. Mit einem 36:35 ging es ins zweite Viertel.
Dort änderte sich erst mal nichts, auch wenn Kerr die fehlende defensive Intensität seines Teams bemängelte. Es war ein Spiel für Offensiv-Liebhaber, das gegen Ende der ersten Halbzeit zu einem Shootout zwischen Curry und Leonard verkam.
Der Big Man der Blazers konnte nicht mehr daneben werfen, traf in kurzer Abfolge drei Dreier und sorgte zusammen mit Lillard dafür, dass sich Portland erstmals auf 12 Punkte absetzen konnte. Doch Curry machte die letzen 8 Punkte des Viertels und verkürzte auf 65:69 zur Halbzeit.
Warriors holen 17-Punkte-Rückstand auf
Das dritte Viertel hatte sich in den letzten beiden Spielen als Neckbreaker für die Blazers erwiesen, als Golden State Feuer fing und jeweils zweistellige Führungen binnen kurzer Zeit umdrehte. Das gelang dieses Mal nicht, dank eines 8:0-Laufs von C.J. McCollum alleine zog Portland davon. Nach weiteren Punkten von McCollum und Lillard betrug der Vorsprung 17 Punkte, doch die Warriors legten noch mal einen 9:0-Lauf hin und verkürzten mit Ende des dritten Viertels auf 87:95.
Und auch im Schlussviertel knabberten sie Punkt um Punkt des Vorsprungs ab, vor allem dadurch, dass sie defensiv anzogen. 4:34 Minuten vor dem Ende gelang Curry der Ausgleich. Portland wachte auf, hatte durch Evan Turner zwei starke Defensivaktionen und in der Offensive sorgten ein Lillard-Dreier und ein Dunk von Leonard für eine 3-Punkte-Führung, die Thompson mit einem schwierigen Dreier gleich wieder egalisierte.
Anschließend traf Curry per Dreier aus der Ecke, aber beging vorher einen Schrittfehler. Der Korb zählte nicht. Mit 10,7 Sekunden auf der Uhr zog Lillard zum Korb, legte den Ball aber unter Bedrängnis auf den Ring. 0,1 Sekunden verblieben auf der Uhr und so erhielten die Warriors die Chance auf einen Sieg per Tip-In, aber Zach Collins kam vor Green an den Ball. Es ging in die Overtime.
Lillard vergibt Siegchance
Dort blieb es eng, McKinnie brachte die Warriors wieder in Führung und nachdem Turner einen Floater verlegte, erhöhte Green mit einem Clutch-Dreier 39,6 Sekunden vor dem Ende auf 4 Punkte. Lillard verkürzte und Curry verlegte. Dann war es wieder Lillard, der die Chance zum Ausgleich hatte, aber der Star der Blazers wurde dabei von Thompson geblockt. Mit 3,3 Sekunden bekam erneut Lillard den Ball, aber er konnte den schwierigen Dreier aus der Ecke nicht versenken.
Die Warriors gewinnen 119:117 und ziehen mit einem Sweep zum fünften Mal in Serie in die NBA Finals ein. Stephen Curry war mit 37 Punkten, 13 Rebounds und 11 Assists der beste Spieler. Auch Green kam auf ein Triple-Double (18 Punkte, 14 Rebounds, 11 Assists). Bei den Blazers war Leonard mit 30 Punkten bester Werfer. Lillard kam auf 28 Punkte und 12 Assists, McCollum holte 26 Zähler.
Die wichtigsten Statistiken
Portland Trail Blazers vs. Golden State Warriors 117:119 OT (BOXSCORE), Serie: 0-4
- Jordan Bell ist bereits der fünfte Center, den Head Coach Steve Kerr auf der Fünf starten ließ. Zuvor kamen bereits DeMarcus Cousins, Andrew Bogut, Draymond Green und Damian Jones dort zum Einsatz. Kevon Looney, der in der Serie bislang die meisten Minuten auf der großen Position erhielt, kam dagegen immer von der Bank.
- In der ersten Halbzeit hatten beide Teams unglaublich hohe Quoten. Teilweise lag die Trefferquote aus dem Feld jenseits der 70 Prozent. Der Ball lief sehr gut durch beide Reihen, aber die defensive Intensität war auch nicht vorhanden. Kerr sprach nach dem ersten Viertel von einem "Regular Season Game". Das änderte sich dann im dritten Viertel, sodass die Quoten dann auch wieder in normalen Sphären waren. Am Ende trafen die Warriors 46,5 Prozent aus dem Feld und die Blazers 48 Prozent.
- Was für ein verrücktes Spiel von Meyers Leonard. Der Center hatte schon zur Halbzeit mit 25 Punkten ein neues persönliches Career High aufgestellt und das nicht für die NBA, sondern auch fürs College. Fünf seiner sechs Dreier fanden in den ersten 24 Minuten das Ziel, 10/12 traf er aus dem Feld. Am Ende hatte er 30 Zähler (12/16 FGs, 5/8 3er) auf dem Konto.
- Curry verwarf im vierten Viertel erstmals seit den Finals 2015 wieder einen Freiwurf im Schlussviertel oder der Overtime in den Playoffs. Zuvor verwandelte er in der Zeitspanne 81 Freiwürfe in Folge.
- Green und Curry sind die ersten beiden Teamkollegen in der Playoff-Geschichte, denen im selben Spiel ein Triple-Double gelang.
- Die Warriors sind das erste Team seit den Celtics zwischen 1957 und 1966, die fünf Mal in Serie die Finals erreichen. Dabei lagen sie in der Serie gegen die Blazers mehr Minuten zurück (101) als in Führung (83). Zudem holten sie drei Spiele in Folge einen Rückstand von jeweils mindestens 15 Punkten auf. Das gelang keinem Team in den letzten 20 Jahren in den Playoffs.
Portland Trail Blazers vs. Golden State Warriors: Die Stimmen
Stephen Curry (Warriors) über die Aufholjagd: "Wir waren schon in der Situation. Wir haben alles gesehen und haben alle Erfahrung, die ihr euch vorstellen könnt. Darauf haben wir uns verlassen."
Der Star des Spiels
Stephen Curry. Es wurde bereits viel geschrieben, dass Curry ohne Durant wie ausgewechselt spielt. Der ehemalige MVP steht wieder mehr in der Verantwortung und wird dieser gerecht. Gegen Portland legte er sein fünftes Spiel in Serie mit mindestens 30 Punkten hin. Curry hatte immer eine Antwort, wenn diese gebraucht wurde. Am Ende stand er bei 37 Punkten (11/25 FG, 7/16 3er), 13 Rebounds und 11 Assists.
Der Flop des Spiels
Die Bank der Blazers. Mit Rodney Hood, Seth Curry und Enes Kanter besitzen die Blazers eigentlich eine tiefe Second Unit, die vor allem offensiv für Entlastung sorgen soll. Das gelang in Spiel 4 allerdings keinem der drei. Zusammen erzielten sie gerade einmal 14 Punkte.
Coaching Move des Spiels
Kerr hatte vor dem Spiel seine Big-Man-Rotation verändert. Er nahm Bell für Jones in die Startformation und hatte so einen agileren Spieler auf dem Feld. Bell durfte mit 14 Minuten auch länger ran als die Starting Center zuvor und nutzte dies für immerhin 7 Punkte. Auch Andrew Bogut, der zuletzt sehr wenig Minuten kam, spielte immerhin neun Minuten und verbrachte diese defensiv damit, die Kreise von Kanter einzudämmen. Ein bärenstarkes Spiel lieferte wieder einmal Looney ab. Der Center kam bislang immer von der Bank, durfte aber auch jedes Mal das Gros an Minuten aller Center spielen. In 29 Minuten gelangen ihm 12 Punkte und 14 Rebounds.