Nach der deftigen 90:112-Pleite in Spiel eins nahm Coach Mike Budenholzer eine Umstellung in der Starting Five vor: Nikola Mirotic startete anstelle von Sterling Brown und sollte vor allem das Scoring verbessern. In der Auftaktpartie trafen die Bucks nur 34,8 Prozent aus dem Feld und 62,5 Prozent von der Linie. Bei den Celtics hingegen sah Brad Stevens keinen Grund für Veränderungen.
Die Verunsicherung war den Bucks anfangs anzumerken: Bereits nach wenigen Sekunden landete ein Pass von Eric Bledsoe im Niemandsland und Jayson Tatum punktete per Dunk in Transition. Die Celtics erwischten den besseren Start und führten nach einem Dreier von Al Horford schnell mit 12:5. Beide Teams leisteten sich jede Menge Ungenauigkeiten und fanden keinen Wurfrhythmus. Nachdem Milwaukee kurzzeitig aufdrehte und durch Dreier von Pat Connaughton und Khris Middleton die Führung übernahm, schalteten die Gäste wieder einen Gang hoch und gingen mit 30:25 in die erste Viertelpause.
Die Intensität blieb auch im zweiten Viertel hoch: Giannis Antetokounmpo weckte mit einem fulminanten Dunk die Halle endgültig auf und die Bucks gingen mit einem 10:0-Lauf wieder in Front, auch weil Kyrie Irving seine ersten sieben Würfe daneben setzte und Middleton bereits bei 15 Punkten stand. Dann erzielte Uncle Drew seine ersten 5 Punkte, das Spiel blieb weiter völlig offen. Die Bucks gingen dank Dreiern von Middleton und George Hill mit einem leichten Vorsprung in die Pause (59:55).
Boston spielt katastrophales 3. Viertel - Bucks siegen deutlich
In der zweiten Hälfte wollte Irving seine bis dahin schwache Leistung vergessen machen. Erst hängte er Bledsoe das Offensiv-Foul an, dann punktete er mit einem starken Drive zum Korb. Die Bucks - vor allem Middleton - blieben jedoch heiß von draußen und erspielten sich eine zweistellige Führung. Einen 7:0-Lauf der Celtics konterte Milwaukee umgehend mit einem imposanten 22:2-Run. Giannis wurde immer dominanter und verbuchte alleine im dritten Viertel 15 Punkte. Boston war völlig von der Rolle und lag vor dem letzten Viertel schon hoffnungslos mit 25 Punkten zurück - 73:98.
Das Spiel war entschieden, im Schlussabschnitt wuchs der Vorsprung bis auf 29 Zähler an, ehe Stevens seine Bank leerte. Zuvor kamen bei den Celtics nur acht Spieler zum Einsatz. Die Reservisten um Brad Wannamaker und Guerschon Yabusele sorgten für Schadensbegrenzung, während für die Starter der Bucks längst Feierabend war. Am Ende siegte der Nummer-Eins-Seed im Osten mit 123:102.
Die Bucks wurden im Scoring von Middleton (28, 10/18 FG) und Antetokounmpo (29, 7/16 FG, 10 Rebounds) angeführt. Auch Bledsoe zeigte nach schwachem Spiel eins ein komplett anderes Gesicht und steuerte 23 Zähler bei. Mirotic kam neben 9 Punkten auf 9 Rebounds und leistete seinen Beitrag dafür, dass das Rebonding-Duell klar an Milwaukee ging (54:45).
Bei den Gästen punkteten lediglich Morris (17), Horford (15) und Jaylen Brown (16) zweistellig. Irving (9, 4/18 FG) und Tatum (5, 2/10 FG) erwischten einen gebrauchten Tag. Als Team traf Boston nur 39,5 Prozent der Würfe. Daniel Theis kam nicht zum Einsatz.
Die wichtigsten Statistiken
Milwaukee Bucks vs. Boston Celtics 123:102 (BOXSCORE), Serie: 1:1
- In Spiel eins war die Offensive der Bucks eine einzige Katastrophe: 90 Punkte, keine 35 Prozent der Field Goals landeten im Korb, in der Zone erzielte Milwaukee nur 26 Punkte. Auch gut herausgespielte Würfe fanden nicht ihr Ziel. Dieses Mal war alles anders: 43,8 Prozent FG, 42,6 Prozent 3FG und 22 Assists bei 39 erfolgreichen Würfen wurden im Statsheet vermerkt.
- Abgesehen von den Punkten in unmittelbarer Korbnähe verlagerten die Bucks ihr Spiel in typischer Rockets-Manier nahezu komplett an den Perimeter. 12 der 20 Wurfversuche im ersten Viertel feuerte Milwaukee aus der Distanz ab, mit 47 Versuchen und 20 Treffern pulverisierten die Bucks beide Playoff-Franchise-Rekorde.
- Auch wenn von Beginn an nicht alles gelang: Den Willen konnte man keinem Team absprechen. Aggressiv wurde der Weg in die Zone gesucht, um von der Freiwurflinie an Punkte zu kommen. Bereits nach zwölf Minuten waren es kombiniert 19 Freebies, in der Folge verringerte sich die Anzahl jedoch deutlich. Am Ende gingen die Celtics 27 Mal (88,9 Prozent) an die Linie, die Bucks 31 Mal (80,6 Prozent).
- Das dritte Viertel der Celtics ist nur mit einem Wort zu beschreiben: grausam. Die Gäste wurden mit 38:19 ausgescort, in den letzten sieben Minuten des Abschnittes blieb Boston ohne einen einzigen Punkt. Die Celtics leisteten sich acht Turnover und trafen nur 35 Prozent aus dem Feld. Ganz anders sah es bei den Bucks aus: 57,1 Prozent aus dem Feld und 66,7 Prozent aus der Distanz lauten die Fabelzahlen.
- Ein Großes Plus der Hausherren waren die Punkte im Fastbreak: Nach Fehlwürfen der Celtics - und von diesen gab es einige - schalteten die Bucks schnell um und erwischten die Defense der Gäste oftmals ungeordnet. 23:11 lautet in dieser Kategorie der Vorteil von Milwaukee.
Milwaukee Bucks vs. Boston Celtics: Die Stimmen zum Spiel
Giannis Antetokounmpo (Bucks): "Wir spielen immer hart und mit vollem Einsatz, aber im dritten Viertel haben wir dann auch unsere Würfe getroffen und den Ball gut bewegt. Dann hat es klick gemacht. In Spiel eins wurde uns der Hintern versohlt, heute haben wir eine Reaktion gezeigt."
Brad Stevens (Celtics): "Wir waren auf beiden Seiten des Feldes nicht gut. Sie haben einige Anpassungen vorgenommen. Jeder wusste, dass sich Spiel eins nicht einfach so wiederholen wird. Sie waren dominant und haben defensiv eine große Variabilität gezeigt."
Der Star des Spiels
Khris Middleton. Hier könnte wie so oft auch Antetokounmpo stehen. Middleton aber hielt Milwaukee in einer ausgeglichenen ersten Halbzeit im Spiel und war stets zur Stelle, wenn Punkte gebraucht wurden. Mit sieben erfolgreichen Dreiern stellte der Wing einen persönlichen Playoff-Bestwert auf und benötigte hierfür nur zehn Versuche.
Der Flop des Spiels
Kyrie Irving. So schnell kann es gehen: Nach 26 Punkten in Spiel eins wollte Uncle Drew rein gar nichts gelingen. Am Korb ließ Irving einfache Punkte liegen und ging kein einziges Mal an die Freiwurflinie. Für seine 9 Punkte benötigte er 18 (!) Würfe. Auch schwach: Jayson Tatum.
Coaching Move des Spiels
Mit der Aufstellung von Mirotic veränderte Mike Budenholzer zumindest teilweise die Dynamik des Spiels: Der Spanier stand fast immer gemeisam mit Horford auf dem Parkett, um durch seine zusätzliche Shooting Power - auch wenn der Dreier bei Mirotic nicht fiel - die Zone für Giannis zu öffnen. Tatsächlich wurde der Greek Freak seltener gedoppelt. Aber dennoch: Keine Taktik der Welt kann dafür sorgen, dass die Bucks ihre offenen Würfe versenken. Dies gelang ihnen in Spiel zwei hervorragend.