NBA Playoffs: Milwaukee Bucks holen packendes Spiel 1 gegen Toronto Raptors dank Brook Lopez

Ole Frerks
16. Mai 201907:14
Brook Lopez zeigte in Spiel 1 das beste Playoff-Spiel seiner Karriere.getty
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In einem hochklassigen Spiel 1 der Eastern Conference Finals haben die Milwaukee Bucks gegen die Toronto Raptors gewonnen. Beim 108:100 war ausnahmsweise nicht Giannis Antetokounmpo der Sieggarant bei den Bucks.

Was für ein Start in die Eastern Conference Finals! Die beiden besten Teams der Regular Season begegneten sich auf Augenhöhe und lieferten sich einen packenden Krimi. Am Ende sicherte sich Milwaukee den Sieg und damit die 1-0-Führung in der Serie.

Viel besser hätte die Partie aus Sicht der Raptors dabei kaum beginnen können. Obwohl Giannis Antetokounmpo 6 frühe Punkte erzielte und nach einem Block gegen Pascal Siakam das Fiserv Forum noch mehr anstachelte, übernahm Toronto schnell die Kontrolle: Kyle Lowry versenkte zwei Dreier, dann wurde auch die Defense immer stärker. Zwischenzeitlich legten die Raptors im Viertel einen 16:0-Run hin, nach zwölf Minuten stand es 34:23 für die Gäste.

Vor allem in Person von Brook Lopez fingen sich die Bucks im Anschluss aber wieder, nach einem Jumper von Khris Middleton betrug der Rückstand nur noch 3 Punkte. Mit den Startern auf dem Court hatte Toronto dann jedoch wieder Vorteile, nun schaltete sich Kawhi Leonard vermehrt ein. Toronto nahm eine 59:51-Führung mit in die Halbzeit.

NBA Playoffs: Brook Lopez kontert Show von Kyle Lowry

Zum Start der zweiten Hälfte zeigte der zuvor punktlose Eric Bledsoe erste Lebenszeichen und führte Milwaukee prompt per Layup auf 2 Punkte ran, Nick Nurse nahm die Auszeit, nachdem Toronto 8 Transition-Punkte in Folge kassiert hatte. Die Bucks wirkten nun aggressiver, doch erneut konterten Lowry und Leonard. Das Spiel drohte mehrfach zu kippen, doch Kawhi arbeitete sich zu 14 Punkten im dritten Viertel. 83:76 für die Raptors nach einem Buzzerbeater von Siakam.

Nach zwölf Fahrkarten in Folge vom Perimeter trafen die Bucks ihre ersten beiden Triples im letzten Durchgang, prompt übernahmen sie erstmals seit dem ersten Viertel wieder die Führung. Ein Transition-Dunk von Malcolm Brogdon zum 96:91 ließ die Halle kochen. Doch Lowry war nicht zu bremsen: 14 Punkte erzielte der Point Guard in den ersten acht Minuten des Viertels und glich zum 98:98 aus. Nach Dunk und Dreier von Lopez stand es dennoch 1:55 Minuten vor Schluss wieder 104:100 für Milwaukee.

Nun übernahm abermals die Defense. Lopez klaute Leonard den Ball, im nächsten Angriff verfehlten die Raptors zwei Dreierversuche und nach Freiwürfen waren es 8 Punkte Unterschied - und die Partie war gelaufen. Topscorer Milwaukees war am Ende Lopez mit Playoff-Career High 29 Punkten und 11 Rebounds, Antetokounmpo kam auf 24 und 14. Raptors-Topscorer war Leonard mit 31 Zählern, allerdings nur noch 2 im letzten Viertel. Lowry lieferte 30 Zähler.

Spiel 2 der Serie findet in der Nacht auf Samstag ebenfalls in Milwaukee statt (ab 2.30 Uhr live auf DAZN).

Die wichtigsten Statistiken

Milwaukee Bucks vs. Toronto Raptors 108:100 (BOXSCORE), Serie: 1-0

  • So aggressiv kannte man die - restlichen - Raptors gar nicht! Im Gegensatz zu Teilen der Philly-Serie musste nicht Kawhi allein die Offensiv-Last schultern, stattdessen feuerte sein Team aus allen Rohren und war vor allem von draußen sehr effektiv. 6/13 Dreiern fanden im ersten Viertel ihr Ziel, während bei den Bucks nur 3/15 durch die Reuse fielen. In der Folge pendelte sich die Quote zwar ein, Toronto blieb aber recht effektiv aus der Distanz (15/42) - während Milwaukee über weite Strecken fürchterlich traf (11/44), bevor es im letzten Viertel besser wurde.
  • Dort zeigte sich dann ein ganz anderes Bild: Lowry war der einzige (!) Raptor, der im letzten Viertel ein Field Goal erzielte. Das restliche Team setzte alle 15 Versuche auf den Ring oder noch weiter daneben.
  • Nur Denver hat in diesen Playoffs im Schnitt mehr Zonenpunkte erzielt als Milwaukee (49,1) und auch in dieser Partie hatten die Bucks hier klare Vorteile, obwohl die Raptors es recht gut schafften, andere Bucks außer Giannis zum Scoren zu zwingen (Lopez, Brogdon und auch Bledsoe sind eben auch nicht schlecht darin). Am Ende kamen die Bucks auf 44 Points in the Paint (Toronto: 26).
  • Die Schwäche der Raptors beim Defensiv-Rebound ist bekannt und auch die Bucks nutzten dies konsequent aus. 15 Offensiv-Rebounds sowie 12 Raptors-Turnover führten dazu, dass Milwaukee trotz lediglich knapp 40 Prozent aus dem Feld genug Offense generieren konnte.
  • Die Referees ließen das Spiel in der ersten Hälfte laufen und erlaubten den Raptors damit eine physische Defense gegen Antetokounmpo, die trotzdem ohne Fouls auskam, nachdem er gegen Boston noch massiven Schaden an der Linie angerichtet hatte. Diesmal hatte Giannis zur Pause noch keinen Freiwurf genommen, als Team nahmen die Bucks bloß vier Freebies (Toronto: 7). Im dritten Viertel änderte sich das prompt, hier ging allein Antetokounmpo zehnmal an die Linie. Am Ende waren die Freiwürfe dann doch wieder ein wichtiger Teil der Bucks-Offense (27:20 Freiwürfe).
Giannis Antetokounmpo steigt gegen die Toronto Raptors zum Wurf hoch.getty

Bucks vs. Raptors: Die Stimmen zum Spiel

Eric Bledsoe (Bucks): "Ich habe keinen Zweifel daran, dass es nach einem so schwachen Spiel von uns nur bergauf gehen kann."

Kyle Lowry (Raptors): "Individuelles gibt mir überhaupt nichts, ich will einfach nur gewinnen. Dafür tue ich alles. Wir müssen rausfinden, wie wir so ein Spiel besser beenden können."

Der Star des Spiels

Brook Lopez. Überragende Partie des Centers, der zeigte, dass er keineswegs nur noch ein reiner Shooter ist - Lopez arbeitete stark am (offensiven) Brett, packte teilweise Giannis-artige Drives aus und beschützte Ring und Zone effektiv, auch gegen Leonard. Zudem traf er im letzten Viertel mehrere Dagger und holte den wohl spielentscheidenden Stop gegen Leonard. Viel mehr geht nicht.

Der Flop des Spiels

Marc Gasol. Defensiv war der Spanier vor allem in der ersten Hälfte wertvoll, gerade in der Help-Defense. Doch mit zunehmendem Verlauf des Spiels wurde Lopez immer stärker, Gasol hatte zudem keinerlei Fortune aus dem Feld - dabei nahm er fast ausschließlich weit offene Würfe (2/11 FG, 2/7 Dreier). Mit etwas mehr Treffsicherheit hätten die Raptors dieses Spiel wohl gewonnen.

Coaching Move des Spiels

Die Defense gegen Giannis ist in jeder Serie gegen Milwaukee entscheidend, und Toronto zeigte hier zunächst seine Klasse. Individuell versuchten sich vor allem Siakam und Ibaka gegen Giannis, es ging jedoch natürlich um den Teamverbund: Ähnlich wie Boston in Spiel 1 machten die Raptors zunächst effektiv die Zone dicht. Giannis kam nur in Transition zum Korb durch, im Halbfeld musste er zumeist rauspassen oder den Dreier nehmen, der ihm bereitwillig gegeben wurde. So zwang man die Shooter der Bucks dazu, die Punkte zu machen, ohne diese komplett blank zu lassen - die Rotationen saßen gerade angesichts des Kraftakts gegen Philly beeindruckend sicher. Nach der Pause attackierten die Bucks jedoch konsequenter und vor allem schneller, sodass die Defense nicht mehr ganz so gut funktionierte. Dies lag aber nicht primär an Giannis.